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Regiment
(engl.: Regiment; franz.: Régiment; russ.: Полк)
Allgemein versteht man unter einem Regiment die größte taktische Formation einer militärischen Einheit, die hierarchisch zwischen dem Bataillon bzw. der Abteilung und der Brigade eingeordnet wird. Der Begriff Regiment (lat.: regimentum; die Herrschaft, die Regierung; regimen; lenken, leiten; franz.: régime; streng genormte Regierungsform) stand anfänglich für die alleinige Befehlsgewalt eines obersten Feld-Hauptmanns (siehe
Oberst) über die von ihm geworbenen
Söldner. Mit dem eigentlichen Kommando wurde jedoch ein vom Oberst berufener, militärisch qualifizierter Stellvertreter betraut, der die zu dieser Zeit mehr als Titel verstandene Bezeichnung
Oberstleutnant trug. Als militärische Einheit bildete sich das Regiment infolge der zunehmenden Unterteilung eines
Heeres in kleinere und damit beweglichere Formationen heraus.
Wurde bspw. der deutsche
Schlacht-Haufen von mindestens zehn bis maximal achtzehn (in Ausnahmen auch bis zu sechsundzwanzig)
Fähnlein gebildet, die als Teil-Formationen in Stärke und Gliederung zwar noch keinen Direktiven unterworfen waren, als Einheit jedoch dem Befehl eines Feld-Hauptmanns unterstanden, so sind die ersten Regimenter vielmehr als Zusammenschluss mehrerer Fähnlein unter einem gemeinsamen "Regime" zu verstehen.
Mit dem Ende der klassischen feudalen
Ritter-Heere und dem zur Mitte des 16. Jahrhunderts beginnenden Übergang zum Absolutismus bzw. vom Krieg als Handwerk (der zeitweiligen oder dauerhaften
Verdingung als Söldner) zum Krieg als geschäftliche Unternehmung (der kommerziellen Vermietung ganzer Einheiten geworbener oder gepresster
Soldaten an eine kriegführende Partei durch den
Inhaber eines Regiments) wurde die Bezeichnung Regiment in Verbindung mit dem Namen des jeweiligen Obersten als
Chef eines Regiments auf die entsprechende Einheit übertragen. Bis zur Einführung von Nummerierungen ab dem 19. Jahrhundert führten Regimenter aber auch Provinzial-, Städte- oder Fürsten-Namen. Und obwohl der Begriff anfänglich mehr für eine administrativ geführte Wirtschaftseinheit (siehe
Kompanie-Wirtschaft) stand, wurde das Regiment während des Dreißigjährigen Krieges und mit dem anschließenden Aufkommen der
"Stehenden Heere" gegen Ende des 17. Jahrhunderts europaweit übliche Organisationsform taktischer Einheiten verschiedenster Truppen-Teile und hier gegebener Truppen- und
Waffen-Gattungen.
Charakteristisches Merkmal eines Regiments ist neben der Zugehörigkeit zu einer Waffen-Gattung und einer größtenteils einheitlichen
Uniformierung,
Bewaffnung und Ausrüstung eine ausgeprägte militärische
Tradition, wie bspw. die Präsentation von
Wappen und
Feldzeichen, heraldischer Farben und Symbole samt individuellem
Wahlspruch (siehe dazu ausführlich
Heraldik), eigener Aufnahme-,
Vereidigungs- und Entlassungsrituale, und die Verwendung regimentseigener Marsch-Musik. In der Regel wird die Tradition über Generationen durch das
Offizierscorps eines Regiments gewahrt.
Waren im Infanterie-Regiment des 17. Jahrhunderts noch mehrheitlich
Pikeniere und
Hellebardiere vertreten, so wurde das
Infanterie-Regiment des 18. Jahrhunderts – bedingt durch die zunehmende Verbreitung der
Feuer-Waffen - beinahe ausschließlich aus
Musketieren gebildet, die bald von
Grenadieren und
Füsilieren,
Jägern,
Voltigeuren und
Schützen ergänzt wurden. Auch die noch im Mittelalter von den Rittern gestellte
Reiterei brachte im Verlauf des Übergangs zur organisierten
Kavallerie immer speziellere Waffen-Gattungen hervor, deren individuelle Bezeichnungen entweder auf die nationale Herkunft (bspw. "Bosniaken") -, auf einen gesellschaftlichen Stand (bspw. "Towarzysz") -, eine regional-typische Bewaffnung, Ausrüstung oder Uniformierung (bspw.
Ulan bzw. "Oğlan") oder einen bestimmten
Pferde-Typ (bspw.
Chevau-Legers) zurückzuführen sind, letztendlich jedoch alle den klassischen
Lanzen-Reitern angehören. Aus den
Panzer-Reitern der Antike entwickelten sich die Ritter des Mittelalters, aus denen die
Kürassiere hervorgingen. Und mit der Verbreitung der Feuer-Waffen entstanden europaweit
Arkebusier-Reiter und
Dragoner ,
Husaren, Jäger- und
Karabiniers, die alle den berittenen Schützen zuzuordnen sind. Auch die
Artillerie wurde alsbald in leichte und schwere, Festungs-, Belagerungs- und Feld-Regimenter zu Fuß oder zu Pferd unterteilt. Mit den Armeen des 20. Jahrhunderts kamen eine Vielzahl neuer Truppen- und Waffen-Gattungen samt
Spezial-Einheiten und
rückwärtigen Diensten auf, die ebenfalls in Regimentern organisiert wurden.
Die personelle Stärke und Gliederung eines Regiments ist nach wie vor schwankend. Unter der Führung eines Befehlshabers in der
Dienst-Stellung Regimentskommandeur – meist ein
Stabsoffizier im
Rang eines Oberstleutnants oder Oberst - bewegt sich die Mannschaftsstärke je nach Waffen-Gattung zwischen fünfhundert und dreitausend Soldaten. In der Regel untergliedert sich ein Regiment in operative Teil-Einheiten. So besteht das Infanterie-Regiment aus einem
Stab mit Stabs- und Verwaltungsoffizieren, häufig einer unterstützenden
Stabskompanie mit vielfältigem Aufgabengebiet, mindestens zwei -, allgemein drei -, in Ausnahmen auch bis zu sechs Feld-Bataillonen sowie
Sanitäts- und
Versorgungs-,
Ausbildungs- bzw.
Ersatz-Einheiten. Das Kavallerie-Regiment gliedert sich in vier bis fünf -, in Ausnahmen auch in acht bis zehn Eskadronen bzw. Schwadronen, die sich in vielen europäischen Armeen wiederum in zwei Kompanien teilten. Ein Artillerie-Regiment gliedert sich in mindestens zwei bis maximal sechs Abteilungen zu jeweils drei bis vier
Batterien. Als
Regiments-Artillerie waren einzelne Einheiten jedoch direkt einem Infanterie-Regiment unterstellt. Das älteste - und gegenwärtig (Stand 2015) noch immer bestehende - Regiment der europäischen Militär-Geschichte ist die im Jahr 1521 errichtete
"Svea Livgardet" der
schwedischen Armee.
In der
preussischen Armee wurde die Struktur eines Infanterie-Regiments erstmals von König Friedrich Wilhelm I. mit
A.K.O. vom 26. Februar 1713 dauerhaft auf zwei Bataillons zu je fünf Kompanien mit einer Stärke von rund 1.390 Soldaten festgesetzt. Im Jahr 1888 umfasste das Infanterie-Regiment etatmäßig 2.364 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften. Per A.K.O. vom 1. März 1720 wurde die Struktur der ab 1666 errichteten "Reuter-Regimenter" (mit Ausnahme der Dragoner als berittene Infanterie) geregelt: Das Regiment unterteilte sich von nun an in fünf Eskadronen zu je zwei Kompanien und zählte 728 Mann mit 742 Pferden prima plana.
In der
französischen Armee waren Struktur und Stärke von Infanterie- und Kavallerie-Regimentern erstmals im Jahr 1678 geregelt worden: Ein Regiment zu Fuß (außer den
Schweizer-Garden) gliederte sich in zwölf Kompanien Musketiere zu je fünfundvierzig Mann und einer Kompanie Grenadiere zu siebenunddreißig Mann (insgesamt etwa sechshundert Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften); ein Regiment zu Pferd bestand aus vier Eskadronen zu jeweils 4 Kompanien, jede Kompanie zählte einundvierzig Mann.
Die
russische Armee war unter Zar Peter I. (1672 - 1725; siehe dazu WIKIPEDIA) erstmals im Jahr 1711 reformiert worden: Hier bildeten acht Musketier- und ein Grenadier-Regiment eine
Division. Jedes Infanterie-Regiment (außer den
Garden) zu zwei Bataillonen zu je zwei Kompanien, die alle hundertdreiundachtzig Mann zählten. Das Reiter-Regiment teilte sich bis 1757 in vier Eskadronen zu je zwei Kompanien, jede Kompanie einundfünfzig Mann.
Die
britische Armee wurde erstmals 1644 im Rahmen der
"New Model Army" unter dem Lord-Protektor
Oliver Cromwells strukturiert. Ein Regiment zu Fuß bestand hier aus zehn gemischten Kompanien Musketiere und Pikeniere. Sieben – von je einem Captain kommandierten – Kompanien zählten rund hundert Soldaten, die Colonels-, Lieutenant Colonels- und Majors-Company umfassten zweihundert -, hundertsechzig – bzw. hundertvierzig Soldaten. Im Feld noch eine
Elite-Kompanie, die aus
Freiwilligen gebildet wurde und aufgrund der gefährlichen
Kommando-Einsätze die treffende Bezeichnung
"Forlorn Hope-Company" erhielt. Das Kavallerie-Regiment bestand aus sechs Schwadronen zu je zwei
"Troops" zu ebenfalls hundert Soldaten.
Mit der fortschreitenden Entwicklung des militärischen
Geräts, der Einführung neuer Waffen und immer modernerer Technologien entstanden ab 1900 diverse neuartige Truppen- und Waffen-Gattungen, wobei zunehmend Einheiten umgewandelt wurden, deren militärischer Einsatz sich erübrigt hatte bzw. zunehmend fragwürdig wurde. Bspw. wurden in allen europäischen Armeen Regimenter der Kavallerie in Einheiten der aufkommenden
Panzer- oder
Luftwaffe umgewandelt. Bei der Luftwaffe ist das
Flieger-Geschwader mit Geschwader-Stab, technische Truppen und drei bis vier Flieger-Gruppen mit siebenundzwanzig bis sechsunddreißig
Flugzeugen kräfte-mäßig mit einem Regiment vergleichbar. Bei der
Marine bzw. den Kriegsflotten deckt das Regiment in etwa die
Besatzung von bis zu vier
Linien- oder Großkampf-Schiffen oder die Mannschaft eines Geschwaders großer Schiffe.
Die Errichtung eines Regiments erfolgte in der Regel durch
Werbung von Freiwilligen, der Zwangsverpflichtung sogenannter "Landeskinder" oder der Zwangsrekrutierung hauptsächlich von Ausländern. Mit der Werbung wurde ein adeliger
Vasall eines
Kriegsherren beauftragt, der zu diesem Zweck ein "Patent" und entsprechende "Werbe- bzw. Hand-Gelder" erhielt. Mit dem Übergang von den Söldner-Heeren des 18. Jahrhunderts zu den nationalen Volks- oder Bürger-Armeen während der
Koalitionskriege und da in Folge der Einführung einer allgemeinen
Wehrpflicht (in Frankreich 1793, in Preussen ab 1813) kam es zur Aufstellung der bis dahin größten Massen-Heere der Militär-Geschichte. Verfügte die neupreussische Armee im Jahr 1812 gemäß der
Pariser Konvention vom 08.August 1808 über 42.000 Mann in 12 Infanterie- und 19 Kavallerie-Regimentern, so überraschte die Armee mit der
Mobilisierung im Jahr 1813 mit rund 225.000 Mann Infanterie und etwa 30.000 Kavalleristen. Im Jahr 1815 umfasste die preussische Infanterie zwei Garde-Regimenter, zwei Grenadier-Regimenter und sechsunddreißig Linien-Infanterie-Regimenter - die Kavallerie zählte vier Garde- und zweiunddreißig Linien-Kavallerie-Regimenter. Möglich wurde diese Vermehrung durch das
"Krümper-System", das die
Rekruten sofort nach der Ausbildung wieder in den Zivil-Stand entließ, hier jedoch in Reserve-Einheiten erfasste, die bis zur Mobilmachung nur auf dem Papier bestanden. Auch die Freiwilligen-Formationen der
Befreiungskriege wurden nach 1814 als reguläre Regimenter in die
neupreussische Armee eingereiht. Eine vergleichbare Praxis führte die
Reichswehr nach 1919 ein: Hier übernahmen einzelne Kompanien die Tradition ihrer aufgelösten Stamm-Regimenter, bildeten weiterhin Rekruten aus, die anschließend in den
Frei-Corps, in paramilitärischen Reservisten-Einheiten oder Kampf-Organisationen der NSDAP dienten. Ab 1935 und hier mit dem Gesetz zur "Wiedererlangung der Wehr-Hoheit" wurden viele alte Regimenter wiedererrichtet, in die neu formierte
Wehrmacht eingereiht und hier auf die Person des "Führers" vereidigt.
In moderne Armeen bilden Bataillone häufig die Stämme für Regimenter, die nur im Fall einer Mobilisierung aufgestellt werden. So sollten bspw. die
Unteroffiziersschulen der NVA in ihrer Struktur Basis für eine Reihe neuer Divisionen bilden, die im Fall einer Mobilmachung errichtet worden wären.
... siehe dazu übersichtlich: Truppen-Teile
... siehe dazu ausführlich WIKIPEDIA
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Taktisches Zeichen:
Beispiel Regimentsgeschichte: Alexander Carl v. der Oelsnitz Geschichte des Kgl.-Preussischen Ersten Infanterie-Regiments seit seiner Stiftung im Jahre 1619 bis zur Gegenwart (Berlin 1855 & 1904)
 Uniformen 1619 bis 1740
 Uniformen 1740 bis 1797
 Uniformen 1797 bis 1840
 Uniformen 1840 bis 1861
 Uniformen 1861 bis 1888
 Fahnen von 1619 bis 1835
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ROT |
Rotte
(engl.: Rout oder Pair; franz.: Equipe de feu; russ.: Пара)
Kleinster organisatorischer Teil einer Einheit (siehe Einheiten und Verbände) ist die Rotte, die – aus der jeweils befohlenen Aufstellung herausgelöst – auch als Trupp bezeichnet wird.
Die allgemein übliche Antrete-Ordnung militärischer Einheiten ab der Stärke eines Zuges ist in der Regel die "Linie zu drei Gliedern" (siehe dazu
Linear-Taktik), zu deren Bildung im Ideal-Fall Trupps von jeweils drei hintereinander stehenden
Soldaten solange neben-einander aufgereiht werden, bis im Ergebnis eine lineare Formation gebildet wurde. Jeder dieser Dreier-Trupps wird dabei als Rotte bezeichnet. Durch eine 90-Grad-Wendung (auch halbe Wende genannt; siehe dazu bsph.
Preussisches Exerzier-Reglement) und damit der Herstellung der
Marsch-Ordnung stehen nunmehr drei Soldaten nebeneinander, die ebenfalls als Rotte bezeichnet werden.
Rotten, die weniger als drei Männer zählen, werden als "blinde Rotten" bezeichnet - Rotten, die sich aus den
Unteroffizieren einer Einheit ergeben, werden naheliegend als "Unteroffiziers-Rotten" bezeichnet. Hingegen bilden die
Offiziere oder der
Fahnen-Träger samt seinen beiden Fahnen-Begleitern niemals eine Rotte.
Kavalleristen, die innerhalb einer Marsch-Formation nebeneinander reiten, werden als "Abmärsche" bezeichnet.
... siehe dazu übersichtlich: Truppen-Teile
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 Rotten in der Aufstellung volle Rotte (oben rot) blinde Rotte (unten blau)
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