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Kompendium der Waffenkunde - reussische Waffen (Portal) |
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preussische WaffenAls Land-Streitkraft verfügte die brandenburgisch-preussische Armee in der gesamten Dauer ihres Bestehens über sämtliche klassisch-historischen Truppen-Gattungen der damaligen Zeit. Die einzelnen Waffen-Gattungen wurden je nach den aktuellen Novitäten verbündeter oder gegnerischer Territorial-Streitkräfte errichtet oder benannt bzw. aus- oder umgerüstet. Als Kriegs- und Gebrauchs- bzw. Ordonnanz-Waffen waren somit sämtliche Arten von zeittypischen Waffen verbreitet. Dazu gehörten... ... bei den Artillerie-Waffen: ... bei den Explosions-Waffen: ... bei den Blank-Waffen:
... bei den Schuss-Waffen:
... siehe dazu ausführlich WIKIPEDIA ... als Empfehlung "preussenweb" ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
preussische Waffen (Montage); |
preussische WaffenSchnell-Navigation ■ Arten, Typen und Modelle (Übersicht) EinleitungMit dem "Rezess des churmärkischen Landtages" vom 21. Juli 1641 bewilligten die märkischen Stände ihrem Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620 – 1688, später auch "Der Große Kurfürst" genannt) einen einmaligen Etat von einhundertfünfzig-tausend Talern, der die anfallenden Werbungs- und Ausrüstungs-Kosten für die Errichtung eines landeseigenen Defensions-Heeres von rund dreitausend Mann abdecken sollte. Diese Soldaten, alles in allem etwa zweitausend Infanteristen, zweihundert Leib-Gardisten zu Pferd und ein Regiment Leib-Gardisten zu Fuß, die sämtlich aus dem Kontingent der unter kaiserlichen Befehl stehenden brandenburgischen Regimenter übernommen wurden, bildeten den Kern und damit den Beginn eines "Stehenden Heeres" in Brandenburg-Preussen (siehe dazu preussische Armee). Verteilt über die Festungen von Spandau, Peitz und ab 1636 auch Oderberg, sowie Driesen (heute Drezdenko, Polen) und Küstrin (heute Kostrzyn, Polen; siehe dazu preussische Festungen) und verstärkt durch Einheiten der Miliz sollte diese Streitmacht das kleine Fürstentum vor marodierenden Landsknechten, vagabundierenden Banden und weiteren Verheerungen des bald dreißig Jahre währenden Krieges schützen. Angesichts der schwedischen Revisions-Bestrebungen im Ergebnis des Westfälischen Friedens (siehe dazu WIKIPEDIA), insbesondere den wiederholten Einfällen in die neu gewonnenen pommerschen Besitzungen und den Aktivitäten an der polnischen, russischen und vor allem deutschen Ostsee-Küste, bewilligte der Landtag am 26. Juli 1653 noch einmal fünfhundertdreißig-tausend Taler, die für die Errichtung, Bewaffnung und (halbwegs einheitlicher) Uniformierung einer Armee von rund fünfundzwanzig-tausend Soldaten sämtlicher Truppen- und Waffen-Gattungen der Zeit Verwendung finden sollten. Noch im 17. Jahrhundert war es im Kriegs-Fall allgemein üblich, bereits bestehende Söldner-Einheiten anzumieten oder s.g. Obristen mit der Werbung bzw. Errichtung einer Einheit zu betrauen. Dafür wurde dem Obristen als Inhaber eines Regiments entweder ein kalkuliertes Budget zur Verfügung gestellt oder der Obrist trat samt der ihm unterstehenden Einheit mit dem Vertrauen in den Dienst einer Partei, dass ihm die entstandenen und laufenden Kosten für den Unterhalt seiner Truppe gewinn-bringend ersetzt werden. Bewaffnet wurden die einfachen Söldner in der Regel aus den Beständen der Rüst-Kammer (siehe dazu Arsenal) eines Kriegs-Herren. Die allgemein als minderwertig oder veraltet beschriebenen Waffen wurden jedoch bei nächster Gelegenheit durch Beute-Stücke ersetzt (eine Methode, zu der auch viele Offiziere und adelige Gardisten gezwungen waren, mussten diese doch ihre Bewaffnung aus eigenen Mitteln begleichen, wofür sie jedoch gleich den Doppel-Söldnern eine deutlich höhere Besoldung empfingen). Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte die Mehrheit der ersten brandenburgischen Soldaten zur Mitte des 17. Jahrhunderts noch weitestgehend uneinheitlich uniformiert und vor allem bewaffnet gewesen sein. Und obwohl mit der s.g. Kompanie- bzw. Eskadrons-Wirtschaft, die parallel mit der europa-weiten Errichtung Stehender Heeren aufkam, ein (vergleichsweiser) organisations-technischer Fortschritt in der Heeres-Verwaltung eingeleitet werden konnte, stand das kleine Fürstentum von Brandenburg samt dem Herzogtum Preussen vor einem grundsätzlichen Problem: Zur Gründung einer eigenen, zeitgemäßen effektiv produzierenden Rüstungs-Industrie (siehe dazu WIKIPEDIA) verfügte der aufstrebende Klein-Staat, der aufgrund gegebener Boden-Verhältnisse auch als "Streusand-Büchse" verspottet wurde, weder über eigene Eisen-Erz- noch über Stein-Kohle-Lagerstätten. Und obwohl Kurfürst Joachim Friedrich (1546 – 1608) die Neumark über Jahre hinweg nach Metall-Vorkommen durchgraben ließ, förderte die Suche nur einige Stücke von s.g. Rasen-Eisen ans Tageslicht, das qualitativ nicht einmal für den Guss von Kanonen-Kugeln geeignet war. Die Armee war auf Importe angewiesen, die nicht nur teuer waren, sondern das Land auch angreifbar machten, denn die Handels-Beziehungen (und Handels–Routen) waren wiederum abhängig von der jeweiligen politischen Gunst oder Parteilichkeit der benachbarten Staaten, mit denen Brandenburg diverse Streitigkeiten auszufechten hatte. Seit dem 15. Jahrhundert wurden beinahe sämtliche Geschütz-Rohre für die Artillerie aus Sachsen, Schweden oder den Niederlanden importiert, Feuer-Waffen, wie Musketen oder Pistolen, kamen größtenteils aus den Manufakturen in Lüttich und Suhl, Blank-Waffen wurden mehrheitlich aus den Klingen-Schmieden in Solingen bezogen. Selbst Blei und Schieß-Pulver (bzw. die dafür nötigen Komponenten) mussten aus dem Harz eingeführt werden. Qualitativ und quantitativ kann die Bewaffnung der brandenburgisch-preussischen Armee in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens somit nur als ein – im wahrsten Sinne "regelrechtes" - Durcheinander unterschiedlichster Typen, Modelle und Kaliber bewertet werden, das sich von den Arsenalen in den Festungen über die Depots der Regimenter bis hinunter auf die Ebene der Kompanien erstreckte. Bemühungen, vorhandene Bestände durch Tausch oder Umbau auch nur halbwegs zu vereinheitlichen, waren aus vielerlei Gründen schwer zu realisieren: Die kommandierenden Offiziere orderten Waffen aller Art nach recht vagen Vorgaben, einzig nach Bedarf und somit in verhältnismäßig geringer Auflage, wobei nur im seltensten Fall fabrik-neue Stücke zur Bestellung kamen. Mit der Beschaffung wurden gewerbliche Zwischen-Händler beauftragt, die sich auf die Ausrüstung der Armee spezialisiert hatten. Diese wiederum sammelten die Aufträge ihrer Einzel-Kunden, konnten somit größere Bestell-Margen anfragen, für die sie von den Manufakturen Mengen-Rabatte oder ähnliche vorteilhafte Konditionen erhielten. Ihren "Schnitt" machten diese Kaufleute mit der Handels-Spanne, die zwischen dem vom Auftrag-Geber gemäß der Kompanie-Wirtschaft fest kalkulierten Einzel-Preis bzw. dem zur Verfügung gestellten Etat und dem beim Ankauf der Stücke "en gros" gewährten Preis-Nachlass auszuhandeln war. Auch kauften die Händler bereits ausgemusterte Stücke auf, um diese dann wieder in Teilen oder Gänze anderen Einheiten weiterzuverkaufen. Ansässige Uhrmacher oder regiments-eigene Schlosser verbauten abgenutzte, minderwertige oder einfach die Ersatz-Teile, die gerade vorrätig waren. Im Ergebnis konnte eine Einheit somit zwar die etat-mäßige Anzahl ihrer vorgeschriebenen Waffen präsentieren, diverse Quellen belegen jedoch, dass die Soldaten im Rahmen von Musterungen oder Appellen bspw. Musketen vorwiesen, bei denen sich die Lade-Stöcke nicht in die Läufe einführen ließen, andere zeigten Stücke ohne Schlösser. Auch waren viele Gewehr-Läufe, die in der Regel billig, dazu häufig nachlässig -, unter Verwendung minderwertigen Materials und somit für die täglichen Beanspruchungen unzulänglich gefertigt worden waren, durch die Benutzung der um 1730 eingeführten eisernen Lade-Stöcke, durch das Exerzieren oder einfach durch das ständige Putzen nicht mehr funktionssicher, geschweige denn überhaupt gebrauchsfähig... ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
preussische Waffen |
OffiziereTraditionell und gemäß ihres Standes trugen die Offiziere der Infanterie als persönliche Waffe den Degen (ab 1713 zunehmend reglementierte Infanterie-Offiziers-Degen, kurz IOD). Dazu im Dienst zu Fuß anfänglich die Hellebarde oder Partisane, ab dem Jahr 1713 das Sponton, das im Jahr 1799 zwar als Ordonnanz-Waffe ausgemustert -, jedoch noch bis 1806 bei Paraden oder vor der Front als Status-Symbol präsentiert wurde. Infanterie-Offiziere zu Pferd verfügten dazu über zwei Pistolen, die in Halftern unter den Schabrunken steckten. Offiziere der Kavallerie trugen dazu je nach Waffen-Gattung den schweren Reiter-Degen, den Pallasch oder den Säbel, zum Kleinen oder außer Dienst als s.g. Interims-Waffe den Stich-Degen. Nach 1806 trugen berittene Offiziere grundsätzlich den Säbel (hier der s.g. Schlepp-Säbel), der auch Standard-Bewaffnung von Offizieren der leichten Infanterie, der Artillerie und des Trains wurde (hier häufig der s.g. Bügel- oder Löwenkopf-Säbel). Dagegen die Offiziere der Ingenieure und der Pioniere sowie sämtlicher rückwärtigen Dienste ausschließlich den Degen. ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
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UnteroffiziereDie Unteroffiziere der Linien- und Garde-Infanterie führten anfänglich Hellebarden, die wohl um 1713 ( Musketiere) und 1718 ( Grenadiere) von der reglementierten (bzw. später bezeichnet als) "Partisane alter Art" mit einer Gesamt-Länge von beinahe siebeneinhalb Berliner Fuß (siehe dazu Maße und Einheiten) ersetzt wurde. Um 1755 wurde die Partisane "neuer Art" mit einer Gesamt-Länge von knapp zehn Berliner Fuß eingeführt; die Vorgänger-Modelle wurden an die ab dem Jahr 1723 aufgestellten Füsiliere abgeben. Mit diesen als Kurz-Gewehr bezeichneten Stangen-Waffen war es dem Unteroffizier möglich, mindestens drei bis vier Rotten erfassen und nach vorn drängen zu können. Auch ragten die Modelle von 1755 – gefällt hinter der 1689 eingeführten Aufstellung einer Linie zu drei Gliedern - noch gut einen Meter über Front eines Pelotons hinaus. Höhepunkt der preussischen Unteroffiziers-Piken war der um 1756 eingeführte Spieß für Feldwebel der Grenadier-Kompanien, der mit einer Gesamt-Länge von rund 13 Berliner Fuß nicht nur namensgebend für die waffen-führenden Unteroffiziere wurde (siehe Spieß), sondern vor allem mehr richtungs-weisenden als kampf-technischen Wert gehabt haben dürfte. Mit A.K.O. vom 23. Oktober 1787 wurde für die Unteroffiziere der Füsiliere das s.g. "Schützen-Gewehr" befohlen, das etwas kürzer und damit leichter als die zu diesem Zeit-Punkt in der Truppe geführten Musketen vom modifizierten "Modell 1740/80" gearbeitet war und über einen gezogenen Lauf verfügte. Nach 1806 wurden sämtliche Stangen-Waffen in den Depots eingelagert bzw. nur noch von den Flügel- und Fahnen-Unteroffizieren im Rahmen von Paraden geführt. Für den Feldzug von 1813 wurden sämtlichen Infanterie-Unteroffizieren Büchsen bzw. Schützen-Gewehre samt zugehörigen Seiten- oder Unter-Gewehren befohlen. Mit großer Wahrscheinlichkeit dürften hier jedoch mehrheitlich die jeweiligen Musketen-Modelle geführt worden sein, die auch an die Mannschaften verausgabt waren, genügten doch die wenigen vorhandenen gezogenen Gewehre kaum zur Bewaffnung von Jägern, Schützen und den Karabiniers der preussischen Kavallerie. Als Seiten-Waffe trugen Unteroffiziere der Infanterie in der Regel das jeweilige Modell der Mannschaften mit schwarz-weißer bzw. schwarz-silberner Troddel am Faust-Riemen. Die Feldwebel der Garde wurden ab 1741 mit dem Offiziers-Portepee ausgezeichnet, das ab 1789 von allen Feldwebeln angelegt wurde. Ab 1822 war es den Feldwebeln gestattet, "... an Stelle der bisherigen Seitengewehre eben solche Degen, Pallasche und Säbel tragen können, wie sie die Offiziere ihrer Waffen führen..." (wobei diese jedoch auf eigene Kosten anzuschaffen waren). Unteroffiziere der Kavallerie waren bis auf wenige Ausnahmen gleich den ihnen unterstehenden Mannschaften bewaffnet. ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
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InfanterieHaupt-Streitkraft der kurfürstlich-brandenburgischen (ab 1701 königlich–preussischen) Armee war die Infanterie, deren Angehörige in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges noch recht individuell und damit uneinheitlich bewaffnet waren (siehe dazu Waffen der Landsknechte). Als Haupt-Bewaffnung führten diese Söldner (wie beinahe sämtliche einfachen "Lanzer" dieser Zeit) mehrheitlich die leicht zu handhabenden, schnell herzustellenden und somit kosten-günstigen Stangen-Waffen. Diese "Spieß-Knechte" bildeten die Waffen-Gattungen der Hellebardiere und Pikeniere, die neben dem klassisch vorgetragenen Angriff bzw. der Verteidigung auch die Aufgabe hatten, die Schützen, die mit den sich relativ schnell verbreitenden Arten von Hand-Feuer-Waffen bewaffnet waren (siehe dazu ausführlich Arkebuse bzw. Muskete), mit ihren Piken und Spießen vor überraschenden Attacken der Kavallerie zu decken. Und standen zur Mitte des 17. Jahrhunderts noch zwei Pikeniere einem Musketier zur Seite, hatte sich dieses Verhältnis zum Ende des 17. Jahrhunderts bereits umgekehrt. Mit der Einführung des s.g. Spund- bzw. dem ab 1732 reglementierten Tüllen- oder Dillen-Bajonetts (siehe dazu Bajonett) und der zunehmend industriellen Fertigung der Muskete verloren die Stangen-Waffen weitestgehend an Bedeutung (bzw. wurden von Offizieren und Unteroffizieren nur noch als richtungs-weisendes Status-Symbol geführt). So trugen die brandenburgischen Musketiere bereits im Jahr 1656 eine "sechs Fuß lange Gabel-Röhre". Ende des 17. Jahrhunderts bzw. mit dem Aufkommen der "Stehenden Heere" waren die meisten Soldaten der brandenburgischen Infanterie bereits mit Musketen bewaffnet, wobei als erstes die bestehenden Grenadier-Garden als Elite-Truppen bzw. bald auch die per Reskript vom 24. April 1681 in jeder Musketier-Kompanie zu stellenden sechs "Granadirer" (Grenadiere) und die Dragoner, die als schnell-bewegliche Infanterie eingesetzt wurden, ab dem Jahr 1672 mit Stein-Schloss-Musketen (siehe dazu Schloss-Systeme) ausgerüstet wurden. Mit diesen s.g. "Bajonett-Flinten" dürften spätestens bis zum Jahr 1700 auch sämtliche - nunmehr offiziell - als Musketiere bezeichneten Schützen der schweren Infanterie bewaffnet worden sein, wohingegen preussische Infanterie-Regimenter, die ab 1723 errichtet und von Beginn an mit Steinschloss-Musketen bewaffnet wurden, die Bezeichnung "Füsiliere" bekamen (nach dem französischen Begriff "Fusil" für glatt-läufige Vorderlader-Flinten, was wiederum von der englischen Bezeichnung "Flintlock-Gun" abgeleitet wurde.). Nach gegenwärtigen Quellen wurde im Jahr 1697 für jeden Grenadier die Zahl von fünfzehn Hand- oder Lunten-Bomben zu zwei Pfund befohlen (siehe dazu Hand-Granaten), die der Mann in der "großen Tasche zur rechten Hand" mitzuführen hatte; "eine kleine Tasche linker Hand mit Blech gefuttert dient als Luntenverberger". Als erstes eigenes bzw. vollständig in der "Königlichen Preussischen Gewehrfabrique" gefertigtes Musketen-Modell ist hier das "Gewehr Lütticher Art" von 1723 zu nennen, das nach den Originalen der noch in Lüttich produzierten Serie vom "Modell 1713" hergestellt wurde. Bereits 1726 folgte das etwas kürzere "Dragoner-Gewehr"; 1731 das noch kürzere "Kürassier-Gewehr". Besonders populär wurde die um 1740 eingeführte "Kuhfuß"-Muskete, deren robuste Schaft-Gestaltung auf die erheblichen Beanspruchungen im Rahmen des von König Friedrich II. (1712 – 1786; besser bekannt als "Der Große") vehement favorisierten Bajonett-Angriffs ausgelegt war. Mit dem Aufkommen der ultra-leichten Infanterie, wie dem im Jahr 1740 aus professionellen Forst-Bediensteten provisorisch -, ab dem Jahr 1744 dann regulär formierten Jäger-Corps, fanden auch leichtere Hand-Feuer-Waffen mit gezogenen Läufen militärische Verwendung, die bis dahin im persönlichen Gebrauch waren bzw. den Status einer Dienst-Waffe hatten. Diese weitaus präziseren Jagd-Gewehre werden im deutschen Sprach-Raum noch heute als "Büchsen" bezeichnet. Im preussischen Truppen-Dienst wurden Büchsen-Schützen erstmals im Rahmen des s.g. "Oberrheinischen Feldzuges" im Jahr 1674 und in Abwehr des "Schweden-Einfalls" im Winter 1674/75 eingesetzt: Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620 – 1688, später auch "Der Große Kurfürst" genannt) teilte jeder Infanterie-Kompanie eine nicht weiter bezifferte Zahl von Büchsen-Schützen bzw. Jägern zu, die die Aufgabe hatten, mit ihren persönlichen Waffen vorzugsweise auf feindliche Offiziere zu schießen. Während der Belagerung von Bonn im Jahr 1689 hatte eine eigens errichtete Jäger-Kompanie von hundertdreiundvierzig Mann die Order, die Bedienungen der Artillerie mit gezielten Schüssen ihrer Büchsen zu decken. Als erste in serieller Kleinst-Auflage (von annehmbar einigen wenigen hundert Stück) gefertigte Bau-Reihe ist hier die Jäger-Büchse vom "Modell 1755" zu nennen, der im Jahr 1796 die (bzw. später bezeichnet als) "Alte Corps-Büchse" folgte. Die ab 1808 in Garde- und Linien-Infanterie errichteten Bataillone der Jäger- und Schützen wurden ab 1810 mit der "Neuen Corps-Büchse" samt aufpflanzbaren "Hirschfänger" bewaffnet. Mit den beiden letzteren Schuss-Waffen rüsteten sich auch bevorzugt die ab 1813 gebildeten Einheiten der "Freiwilligen Jäger" aus, die ihre gesamte Ausrüstung, Bewaffnung und Uniformierung aus eigenen Mitteln zu finanzieren hatten. Und erhielten die ab dem Jahr 1787 für das aufgelöste Gefecht (siehe dazu Tirailleur-Gefecht) errichteten Bataillone der Linien-Füsiliere das neue, kürzere und somit wiederum leichtere "Füsilier-Gewehr Modell 1787" samt dem ebenfalls neuen "Faschinen-Messer Modell 1787", wurde der (u.a.) per A.K.O. vom 17. Februar 1787 befohlene Trupp "Scharf-Schützen" (auch Karabiner-Gefreite genannt), der unter dem Kommando eines Unteroffiziers in jeder bestehenden Grenadier- und Musketier-Kompanie in einer Stärke von zehn -, bei den Füsilier-Kompanien von zwanzig besonders treffsicheren Infanteristen aufzustellen war, mit dem "Schützen-Gewehr M/1787" bewaffnet, das per A.K.O. vom 23. Oktober 1787 erst sämtliche Füsilier-Unteroffiziere erhielten, später dann auch an alle Unteroffiziere der Infanterie ausgegeben werden sollte (daher in einigen Quellen auch "Unteroffiziers-Gewehr" genannt). Höhe-Punkt der Vorderlader war die modifizierte Muskete vom "Modell 1809/39 UM", die auf das Perkussions-Schloss umgerüstet wurde. Insgeheim lief zu dieser Zeit bereits die Produktion eines s.g. "Leichten Perkussions-Gewehrs" an, das im Rahmen der Revolution von 1848 als erstes von den aufständischen Berlinern geführt wurde, die die erbeuteten Waffen aufgrund der vollkommen neuen Verschluss-Konstruktion (siehe dazu Verschluss-Systeme) kurioser-weise beinahe ausschließlich als Prügel verwendeten, wussten doch die revoltierenden Untertanen mit der revolutionären Lade-Technik nicht umzugehen. Kurz darauf wurde das Gewehr unter der seriellen Benennung "Modell 1841" an die Füsiliere der Garde ausgegeben, wo es bald darauf – nun auch offiziell als "Zündnadel-Gewehr" bezeichnet - europa-weite Beachtung fand und den Beginn der modernen Hinterlader und den darauf folgenden Mehrladern einleitete. Mit dem Mehrlade- bzw. Repetier-Gewehr "Modell Mauser 71/84" bzw. dem bald folgenden "Modell 88" erfolgte dann der Übergang zum modernen Armee-Gewehr. Als Seiten-Waffe bei Musketieren und Grenadieren der Kurz- oder Mannschafts-Säbel in den Versionen "Modell 1715", "Modell 1715/44/87" und "Modell 1809/16"; die in den Jahren nach den Befreiungs-Kriegen beinahe sämtlich an Einheiten der Landwehr abgegeben und durch Beute-Stücke oder "Plagiate" des französischen "Briquet-Säbels" unter der Bezeichnung "Modell 1818" ersetzt wurden. Füsiliere erhielten ab dem Jahr 1787 das leichtere "Faschinen-Messer". Die Einführung des "Faschinen-Messers Modell 1852" für die Infanterie, das als erstes die Füsiliere der Garde erhielten, leitete die schritt-weise Abschaffung der Kurz-Säbel ein, die im infanteristischen Zwei-Kampf in den Kriegen des 18. Und 19. Jahrhunderts bis auf wenige Ausnahmen kaum Verwendung gefunden hatten und in der militär-wissenschaftlichen Betrachtung mehr als "Symbol mannhafter Wehr" beurteilt wurden (so galt bspw. die "Demontage" von Säbel-Troddel und/oder Säbel als eine Form der militärischen Bestrafung von Mannschaften). Vorhandene Säbel gingen in die Depots, an Landwehr und Gendarmerie, oder wurden zum "Modell 1864 U/M" umgearbeitet. Klassisches Seiten-Gewehr war das Bajonett, das mit dem "Modell 1728" erstmals aus preussischer Fertigung kam und in der reglementierten Form ab 1732 auch beim Laden und Feuern am Gewehr belassen werden konnte. Dass die preussischen Bajonette vom "Modell 1809" bis einschließlich zum "Modell 1862" (dem letzten Dillen-Bajonett) grundsätzlich ohne Scheide und damit ausschließlich am Gewehr aufgepflanzt geführt wurden, hatten die Garde- und Linien-Infanteristen einer Direktive des preussischen Militär-Reformers Gerhard J.D.W. von Scharnhorst (1755 – 1813, siehe dazu WIKIPEDIA sowie auch preussische Heeres-Reform) zu verdanken, der die Stücke aus Kosten-Gründen einfach abgeschafft hatte (mit Ausnahme der Landwehr, hingegen wurden die ab dem Jahr 1809 verausgabten Bajonette bei der regulären Truppe relativ häufig in erbeuteten Bajonett-Scheiden bzw. Koppel-Schuhen getragen, womit derartig "praktische" Stücke beinahe wieder zur Standard-Ausrüstung gerechnet werden könnten, was wiederum begründet, dass Bajonett-Scheiden häufig auch in Abbildungen namhafter Uniform-Kundler Erwähnung finden). Mit dem Seiten-Gewehr vom "Modell 1860", das auch "Hau-Bajonett" bezeichnet wurde und wiederum zuerst an die Füsiliere der Garde ausgegeben wurde, erfolgte dann der schritt-weise Übergang zum s.g. Kampf- oder Mehrzweck-Messer. ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
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KavallerieSchon im Jahr 1632 hatte Kurfürst Georg Wilhelm (1595 – 1640) in Königsberg eine Reiter-Formation errichtet, die ihn als "Trabanten-Garde" zur Wahl des polnischen Königs nach Warschau eskortierte. Im Stil der Zeit waren diese Leib-Gardisten mit Helm, zwei-teiligem Kürass, Arm- und Bein-Schienen beinahe vollständig gepanzert (siehe dazu Schutz-Waffen), zählten somit zu den Kürassieren, die als direkte Nachfolger der mittelalterlichen Ritter die älteste Waffen-Gattung der früh-modernen Kavallerie bildeten. Bewaffnet waren diese "Reuter" mit dem Pallasch, einem schweren Reiter- oder Kürassier-Degen, die Offiziere führten häufig den langen Reiter-Degen oder ein Rapier. Dazu die Mannschaften die Arkebuse mit Rad-Schloss (siehe dazu Schloss-Systeme) und ein Paar überlanger und entsprechend schwerer Pistolen; im Dreißigjährigen Krieg zunehmend Haupt-Waffe der Kürassiere. Da die Fertigung der in vielen Teilen beweglichen Rüstung außerordentlich teuer -, dem entgegen die Beweglichkeit der Reiter im Gefecht sehr eingeschränkt war, wurden mehr und mehr Komponenten des Panzerung abgelegt bzw. gegen leichtere Stücke gewechselt (bsph. genannt sein hier der lederne, später aus groben Stoff gefertigte Koller oder der mit eisernem Kreuz versehenen Hut bzw. das Kaskett (siehe dazu militärische Kopf-Bedeckungen). Im Ergebnis etablierte sich eine leichtere Waffen-Gattung, die zwar gleich den Kürassieren bewaffnet -, doch wesentlich billiger im Unterhalt -, mobiler im Einsatz und somit flexibler in der Verwendung war: Die s.g. "Arkebusier-Reiter" wurden in die Heere sämtlicher Parteien des Dreißigjährigen Krieges eingereiht, die ihre Stellung jedoch noch während des Dreißigjährigen Krieges wieder an die Dragoner abtreten mussten. Diese - als berittene Infanterie bereits in den spanischen Niederlanden eingesetzte und in Frankreich regulär bestehende - Waffen-Gattung wurde mit der Ziel-Stellung errichtet, auch die mit der schweren Muskete bewaffneten Musketiere deutlich schneller bewegen zu können. So führte die brandenburgische Reiterei bereits im Jahr 1656 s.g. "Bandelier-Rohre" und zwei Pistolen. Und waren die drei brandenburgisch-preussischen Dragoner-Regimenter, die im Zweiten Nordischen Krieg (siehe dazu WIKIPEDIA) zum Einsatz kamen, noch mit Lunten-Schloss-Musketen, kurzen Piken (s.g. Saufedern) und Stoß-Degen bewaffnet, wurden diese Einheiten ab dem Jahr 1672 zusammen mit den Grenadieren komplett mit s.g. "Bajonett-Flinten" ausgerüstet. Die anfänglich schweren, langen und somit unhandlichen Hand-Feuer-Waffen erwiesen sich jedoch weder für den Transport noch für die Verwendung zu Pferd als geeignet. Aus diesem Grund wurde schließlich im Jahr 1726 in der "Königlich-Preussischen Gewehrfabrique" auf der Basis des ersten vollständig in der Brandenburg gefertigten Musketen-Modells, das als "Gewehr Lütticher Art" bekannt wurde, eine kürzere Version für die Kavallerie entwickelt. Dieses "Dragoner-Gewehr" war der erste Karabiner der preussischen Kavallerie, dem bereits 1731 das noch kürzere "Kürassier-Gewehr" folgte. König Friedrich II. (1712 – 1786; besser bekannt als "Der Große"), war von der Kavallerie seines Vaters, König Friedrich Wilhelm I. (1688 – 1740, besser bekannt als der "Soldaten-König"), anfänglich wenig überzeugt. Per A.K.O. vom 17. März 1742 befahl er den Offizieren seiner Kürassier-, Dragoner- und Husaren-Regimenter: "Die Kommandeurs der Eskadrons sollen dafür responsable (verantwortlich) sein, dass kein Reiter oder Dragoner während der Bataille weder den Karabiner noch die Pistole gebraucht, sondern dass solche nur mit dem Degen in der Faust agieren." Theoretisch waren damit sämtliche Feuer-Waffen in der preussischen Kavallerie ausgemustert, praktisch hatte jedoch gerade das 1723 errichtete "Husaren-Corps", das als ultra-leichte Kavallerie neben Wach- und Streifen-Dienste und der Aufklärung und Verfolgung vor allem schnelle Attacken mit dem Säbel führen sollte, sich im Vorposten- und Plänkler-Gefecht des ersten Kriegs um Schlesien im Jahr 1741 in der Art bewiesen, dass es noch im selben Jahr mit der langen und kurzen Version eines neuen "Husaren-Karabiners" ausgestattet wurde und als erste Waffen-Gattung der Kavallerie die neue "Kavallerie-Pistole Modell 1742" erhielt (aus diesem Grund auch "Husaren-Pistole" genannt). Mit der Instruktion vom 11. Mai 1763 erließ der König dann jedoch die Order, dass "... die Reuter sich angewöhnen, im Trab und Galopp mit Karabiner und Pistolen akkurat und nach dem Ziele zu schießen". Und in seinen am 18. November 1787 erschienen "Kriegsartikeln" (das militärische Testament Friedrichs II.) hatte der König verfügt, dass für das Flankieren bzw. für das Plänkler-Gefecht auch in jeder Dragoner- und Husaren-Eskadron zwölf -, bei den Kürassieren zehn Kavalleristen zu "Scharf-Schützen" (auch Karabiner-Gefreite genannt) auszubilden und mit gezogenen Karabinern zu bewaffnen sein (womit diese "Karabiniers" mit großer Wahrscheinlichkeit die Lang-Version der Kavallerie- und Husaren-Büchse vom "Modell 1787" getragen haben dürften). Nach gegenwärtigen Quellen erhielten im Jahr 1702 in der preussischen Kavallerie erstmals die Unteroffiziere des Regiments "Gens d`armes" (auch Gensdarmes; 1806 Kürassier-Regiment Nr. 10) Büchsen als reguläre Feuer-Waffe. Mit der Perkussions-Pistole vom "Modell 1850" sollte dann auch die Kavallerie eine zeit-gemäße Faust-Feuer-Waffe erhalten. Diese Pistole galt jedoch von Beginn als veraltet, stand sie doch im offensichtlichen Widerspruch zu den bereits in Amerika und Frankreich weit verbreiteten Revolvern und des im eigenen Land produzierten Zündnadel-Gewehrs. Per A.K.O. vom 13. November 1851 wurde die Ausgabe der Pistole an die Kavallerie befohlenen, wobei die hiermit verbundenen Modalitäten nicht nur innerhalb der Truppe auf erhebliches Unverständnis stießen: So erhielten Mannschaften und Unteroffiziere der Kürassiere und Ulanen anstelle des bislang geführten Pistolen-Paares vom "Modell 1823" nur noch ein neues Stück; die Karabiner vom "Modell 1821 U/M" waren ersatzlos abzugeben. Die Dragoner behielten zwar ihre Karabiner, hatten jedoch sämtliche Pistolen ersatzlos abzugeben. Neue Stücke wurden nur noch an Unteroffiziere und Trompeter ausgegeben. Größten Protest äußerten die Husaren, die – bis auf die Trompeter – erst sämtliche Pistolen -, im Jahr 1854 dann auch noch die Karabiner ersatzlos abzugeben hatten, wobei Mannschaften und Unteroffiziere dann jedoch die neue Pistole erhielten, die aufgrund ihrer Zuverlässigkeit, Schuss-Leistung und Treff-Sicherheit nach allgemeiner Beurteilung noch nicht einmal die Bezeichnung "Waffe" verdient hatte. Die Proteste hatten Erfolg: Im Jahr 1855 erfolgte bei Dragonern und Husaren die testweise Einführung des gezogenen "Zündnadel-Karabiners", der mit A.K.O. vom 9. April 1857 und hier als verbessertes "Modell 1857" bis zur Ablösung durch die Karabiner-Version des "Modells Mauser 71" offizielle Ordonnanz-Waffe der preussischen Kavallerie wurde. Klassische Seiten-Waffe der Kavallerie waren Hieb und Stich-Waffen wie Degen, Rapier oder Pallasch, die überwiegend aus Solingen eingeführt wurden. Mit der Inbetriebnahme der "Potsdamer Manufaktur" im Jahr 1722 und der bald folgenden "Spandauer Fabrique" im Jahr 1723 erhielten mit großer Wahrscheinlichkeit erstmals die neu formierten Husaren eine serielle Fertigung von Säbeln nach "Ungarischer Art" aus heimischer Produktion. Ihnen folgten die Offiziere, die das "Husaren-Offiziers-Modell 1730" erhielten. Die Kürassiere bekamen den Pallasch vom "Modell 1732"; die Dragoner wurden mit Stich-Degen vom "Modell 1734" bewaffnet. Wurden sämtliche der vorgenannten Stücke bis 1806 mehrfach modifiziert, war die s.g. neupreussische Kavallerie infolge der napoleonischen Besatzung erneut auf Importe bzw. Beute-Stücke angewiesen, die – wiederum modifiziert bzw. kopiert - bis weit nach 1870 getragen wurden. Bsph. genannt sein hier der Kürassier-Pallasch vom "Modell 1817", der überwiegend den französischen Kürassieren abgenommen worden war und wohl bis zur Einführung des Kürassier-Säbels "Modell 1876" als Ordonannz-Stück diente, oder der s.g. "Blücher-Säbel Modell 1811", der aus England geliefert wurde und nach 1849 u.a. an die Reitende Artillerie abgegeben wurde. Im Jahr 1740 wurde in der preussischen Kavallerie die Lanze (schon in der Antike die klassische Haupt-Bewaffnung der Reiterei) wiederentdeckt: Zwar wurde das in diesem Jahr errichtete Ulanen-Regiment infolge einer missglückten Lanzen-Attacke bereits im folgenden Jahr wieder aufgelöst, doch führte der Übertritt einer Einheit polnisch-sächsischer "Bosniaken" im Jahr 1745, die mit der überlangen Stangen-Waffe traditionell und somit professionell zu attackieren wussten, zum Beginn der Waffen-Gattung der preussischen Ulanen, die erst durch die hauptsächlich durch polnische Land-Adelige gebildeten "Towarczys" -, dann infolge der Begeisterung für die russischen Kosaken im Rahmen der Befreiungskriege von 1813 besonders populär wurden. Und erhielten die Ulanen erst im Jahr 1884 einen Karabiner (mit großer Wahrscheinlichkeit den Zündnadel-Karabiner vom "Modell 1857"), wurden dagegen im Jahr 1890 sämtliche Kavallerie-Regimenter des Kaiserlich Deutschen Heeres mit der einhundertsechsundzwanzig Zoll langen Stahl-Rohr-Lanze (siehe dazu Maße und Einheiten) ausgerüstet, die überwiegend in der Gewehr-Fabrik von Danzig (heute Gdańsk; Polen) gefertigt wurde. Noch im Jahr 1914 rückten die preussischen Ulanen mit der fast dreihundertdreißig Zentimeter langen Stangen-Waffe vom "Modell 1893" an die Front. ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
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ArtillerieNach gegenwärtigen Quellen verfügte Brandenburg erstmals unter der Regentschaft des Kurfürsten Friedrich I. (1371 – 1440) über eine vierundzwanzig-pfündige Kanone, zu deren Bedienung eine etat-mäßige Mannschaft von einundvierzig Mann (!) "bestallt" (dauerhaft angestellt) wurde. Traditionell wurden Geschütze zu dieser Zeit noch nicht von Söldnern bzw. Soldaten bedient, sondern vom zivilen Stadt-Bürgertum. Im Kriegs- bzw. Verteidigungs-Fall traten Büchsenmacher- und Feuerwerker-Meister samt ihren Gesellen und Knechten auf die Stadt-Wälle und dort als Bedienung an das stadt-eigene Geschütz. Unter dem Kommando eines gewählten "Büchsen-Meisters" und zusammen mit Rad- und Zimmer-Meistern und dem bald entstehenden Gewerk der Lafetten-Bauer, die zusammen und aufgrund ihres handwerklichen Könnens mit dem Bau bzw. der Wartung, Reparatur und Instand-Setzung der Geschütze beauftragt waren, bildete sich eine neue Zunft, die im deutschen Sprach-Raum anfänglich als "Arcelarei" bezeichnet -, europaweit ab dem 17. Jahrhundert unter dem Begriff Artillerie bekannt wurde. Gemäß der uralten Heeres-Folge bzw. den vereinbarten Pflichten im Rahmen der Landes-Defension hatten die Städte im Kriegs-Fall eine bestimmte Anzahl ihrer Geschütze samt Bedienung, Munition und Gerätschaft, Transport-Wagen und zugehöriger Bespannung dem jeweils herrschenden Regenten zu überlassen, der diese Stücke seinem Feld-Heer unterstellte. Art und Anzahl der Geschütze wurden dabei nach den Bedürfnissen -, vor allem aber nach vorhandenem Gerät mit einem Kriegs-Rat abgestimmt. Da diese Beratungen im seltensten Fall zu einem beiderseits zufrieden-stellenden Ergebnis kamen, plante Kurfürst Johann von der Neumark (1513 – 1571; siehe dazu WIKIPEDIA) erstmals die Aufstellung einer bis ins Detail kalkulierten eigenen Feld-Artillerie-Einheit von sechsunddreißig Geschützen aller möglichen Kaliber samt Munition, einem umfangreichen Fuhr-Park mit über zweihundert Wagen und mehr als eintausend Pferden. Tatsächlich angeschafft wurden laut einer im Jahr 1560 durchgeführten Inventur fünfundzwanzig Geschütze samt einer gehörigen Menge an Munition und einer kleinen aber erfahrenen Stamm-Mannschaft. Ähnlich dem geltenden Zunft-Rechts waren die hoch-spezialisierten -, noch immer zivilen, vom Truppen-Dienst befreiten und offiziell bald als Kanoniere und Bombardiere bezeichneten Artilleristen samt ihren "Konstablern", Knechten und "Handlangern" in einer strengen Hierarchie organisiert, die mit der Eingliederung in die reguläre Armee bestehen blieb, was wiederum begründet, dass in der im Jahr 1611 von Kurfürst Johann Sigismund (1572 – 1620) in der Festung Spandau errichteten "technischen" Stamm-Kompanie von einhundertzweiunddreißig Artilleristen, Mineuren und Pionieren erstmals auch Bürgerliche ein herrschaftliches Offiziers-Patent erhielten (eine Praxis, die in der brandenburgisch-preussischen Armee bis zur Abschaffung des Adels beibehalten wurde). Und verfügte das im Jahr 1676 von Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620 – 1688, später auch "Der Große Kurfürst" genannt) errichtete "Kurfürstliche Artillerie-Korps" anfänglich über insgesamt sechzig vierundzwanzig-, zwölf-, sechs- und drei-pfündige Kanonen, fünf Haubitzen und fünf Mörser, dazu einige Petarden, konnte der Kurfürst schon zwei Jahre später über zweihundert - mehrheitlich eigene - Geschütze gegen die Schweden ins Feld bringen, wobei hier (nach gegenwärtiger Quelle) erstmals der Infanterie leichte drei- und sechs-pfündige "Regiments-Stücke" beigegeben waren. Mit der organisatorischen Einteilung in eine Bombardier- und vier Kanonier-Kompanien im Jahr 1682 erfolgte nach gegenwärtigen Quellen eine erstmalige Strukturierung und Gliederung der nunmehr regulären brandenburgischen und bald preussischen Artillerie (wobei der Chef des "Kurfürstlichen Artillerie-Korps" stets der jeweilige Kommandeur der Bombardiere war). Für die s.g. "Guinea-Expedition" (siehe dazu WIKIPEDIA) im gleichen Jahr rüstete Brandenburg erstmals zwei Fregatten aus, die mit einer Gesamt-Bewaffnung von über vierzig Kanonen und einer Bedienung von zwanzig Kanonieren über eine beachtliche Feuer-Kraft verfügten. An der s.g. "west-afrikanischen Gold-Küste", unterhalb des Berges "Manfro" auf dem heutigen Gebiet von Ghana wurde zwischen 1683 und 1686 eine Festungs-Anlage errichtet, die als "Fort Groß-Friedrichsburg" (siehe dazu WIKIPEDIA) unrühmliche Geschichte machte: Die Befestigung, bald mit einer Besatzung des zu diesem Zweck errichteten "Marinier-Corps" bemannt und bis 1692 mit insgesamt vierundvierzig Geschützen bestückt, war Sammel-Punkt und Umschlag-Platz für die brandenburgische Betätigung im Sklaven-Handel. Im Jahr 1717 wurde die Festung samt Kolonie und Geschäfts-Modell an die "Niederländische Westindien-Kompanie" verkauft (siehe dazu WIKIPEDIA). Betrachtet man die Geschichte der brandenburgisch-preussischen Armee aus militär-taktischer Sicht, ging die Entwicklung von der anfänglich auf die Verteidigung von befestigten Städten oder Festungen ausgelegten stationären Festungs-Artillerie ab dem 17. Jahrhundert hin zu der auf den Angriff ausgelegten beweglichen bzw. schweren Belagerungs- und der mobilen bzw. leichten Feld-Artillerie. Noch im Dreißigjährigen Krieg sammelte man einfach sämtliche verfügbaren Stücke, die mit relativem Aufwand bewegt werden konnten, ohne nach der jeweiligen Bestimmung zu unterscheiden. Neue Maßstäbe setzte hier die schwedische Armee unter König Gustav II. Adolf (1594 – 1632; siehe dazu WIKIPEDIA): Nicht nur, dass die Metall- und Guss-Qualität der schwedischen Geschütz-Rohre weitaus besser als die der übrigen Parteien war; die schwedischen Kanonen waren deutlich leichter, was ihre Beweglichkeit erhöhte, hatten eine größere Reich-Weite, was ihre taktische Verwendung steigerte, und verfügten über genormte Kaliber, was sämtlichen Aspekten der Munitionierung vorteilhaft entgegenkam. Genormte Rohre, reglementierte Kaliber und vereinheitliche Munition ermöglichten die Entwicklung von Reich-Weiten- und Richt-Werte-Tabellen, was zur Ausgabe von übertragbaren Richt-Mitteln führte, was wiederum die in vielen Quellen hervorgehobene Treff-Sicherheit begründet. Die außerordentliche Feuer-Geschwindigkeit der schwedischen Artillerie war auf die intensive Ausbildung der Artilleristen zurückzuführen, in der sämtliche nötigen Hand-Griffe in Form s.g. "Tempi" regelmäßig exerziert wurden. In Anlehnung an das schwedische Vorbild erließ Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620 – 1688, später auch "Der Große Kurfürst" genannt) mit seinem "Artikulusbrief für die Artillerie-Bedienten" vom 1. Januar 1672 ein erstes Exerzier-Reglement für die Artillerie und gab seinem General-Feldmarschall Otto Christoph von Sparr (1599 – 1668; siehe dazu WIKIPEDIA) zur Order, sämtliche Stücke nach Kaliber und somit möglicher Verwendung zu ordnen. Erwähnenswert sind die von Kurfürst Friedrich III. (1657 – 1713, ab 1701 als Friedrich I. König "in" Preussen) im Rahmen seiner Rüstungen beauftragten "Zwölf Kurfürsten", die die Fertigung einer ganzen Serie schwerer Vierundzwanzig-Pfünder eröffneten, und das geradezu legendäre Geschütz "ASIA", das im Jahr 1704 in Berlin gegossen wurde und das erste Stück einer geplanten Reihe von insgesamt vier überschweren Kanonen bildete, die nach den damals bekannten Kontinenten benannt werden sollten. Der Überlieferung nach feuerte das "Hundert-Pfündige" Geschütz, dessen Rohr allein über zwanzig Fuß maß und über dreihundertfünfzig Zentner wog, am 7. Juni 1704 mit halber Ladung eine Kugel über die beachtliche Distanz von fünftausendvierhundert Schritt, was in etwa vier heutigen Kilometern entsprechen würde (König Friedrich II. ließ das nur unter größtem Aufwand bewegliche Stück wieder einschmelzen und aus dem Metall etwa fünfzig Sechs-Pfünder gießen). König Friedrich Wilhelm I. (1688 – 1740, besser bekannt als der "Soldaten-König") strukturierte die ihm gegebene Artillerie im Jahr 1716 in ein Festungs-Artillerie-Bataillon mit vier Garnisons-Kompanien (der Quelle nach Magdeburg, Wesel, Pillau und Stettin), die mit überschweren Geschützen ausschließlich mit der Deckung der Festungen samt den dortigen Waffen-Arsenalen, Munitions- und Artillerie-Depots betraut war, und in ein Feld-Artillerie-Bataillon zu sechs Kompanien, denen die schweren Belagerungs- und die leichten Feld-Geschütze samt Artillerie-Train angehörten. Mit den von König Friedrich II. (1712 – 1786; besser bekannt als "Der Große") eingeleiteten Reformen und der Verstärkung um ein zweites Feld-Bataillon entwickelte sich die preussische Artillerie zu einer äußerst schlagkräftigen, effektiven und schnell beweglichen Waffen-Gattung, deren Struktur und Gliederung -, vor allem aber deren taktische Manöver europaweit Beachtung fanden und u.a. von Napoleon übernommen wurden. In den Schlachten der Schlesischen Kriege und des Siebenjährigen Krieges untergliederte sich die preussische Feld-Artillerie in die s.g. Positions-Artillerie, deren schwere Zwölf-Pfünder in der Regel die Schlacht bzw. den Angriff mit einem massiven Feuer-Schlag eröffneten oder Angriffe mit Kartätschen abwehrten; in die nunmehr fest reglementierte Regiments- und Bataillons-Artillerie, deren mittlere Sechs-, Vier und Drei-Pfünder den Aufmarsch bzw. Angriff und Verteidigung der Infanterie deckten und bei Bedarf die Positions-Artillerie verstärkten; und die im Jahr 1759 eingeführte leichte Reitende Artillerie, die – in der Regel von Kavallerie begleitet - mit ihren leichten Drei- und Sechs-Pfündern in erster Linie das Feuer-Gefecht bis zum Eintreffen der langsameren Geschütze eröffnete bzw. erwiderte, hauptsächlich aber Feuer-Überfälle ausführte, schnell an den Brenn-Punkten einer Schlacht eingreifen konnte und auch zur Deckung von Marsch-Kolonnen eingesetzt werden konnte. All diese mobilen Stücke verfügten über eine überschaubare Anzahl von bemessenen bzw. patronierten Ladungen, die seit 1740 entweder in Kästen am Geschütz, im Kasten der Protze oder in einem kleineren Munitions-Wagen mitgeführt wurde und bis zum Eintreffen der eigentlichen Munitions-Kolonne genügen musste (wobei mit den patronierten Ladungen temporär bzw. im s.g. Schnell-Feuer Kadenzen von bis zu sieben oder acht Schuss in der Minute möglich gewesen sein sollen). Schwerste Art der Feld-Artillerie waren die vierundzwanzig-pfündigen Belagerungs-Geschütze und die anfänglich bis zu hundertzwanzig-pfündigen -, dann etwa fünfzig- bis fünfundsiebzig-pfündigen Mörser, die zusammen mit dem Train als "Park-Artillerie" bezeichnet wurde. Dazu kam die Garnisons-Artillerie, die als Reserve der Feld-Artillerie einerseits die stationäre Festungs-Artillerie unterstützen sollte, andererseits im Fall von überraschenden feindlichen Einfällen im Hinterland schnell dem zur Abwehr kommandierten Verband zugeführt werden konnte. Nach dem Ideal der Taktik der Verbundenen Waffen und der auch von Napoleon übernommenen Devise: "Getrennt marschieren – vereint schlagen!" konnte somit nicht nur die Marsch-Geschwindigkeit eines ausgesandten Hilfs-Korps erheblich gesteigert werden, vielmehr konnten die Truppen weitaus effizienter bewegt, effektiver verstärkt und effizienter zum Einsatz geführt werden. Möglich wurden all die vorgenannten Innovationen durch die Eroberung Schlesiens und der damit gewonnenen Erz- und Kohle-Vorkommen. Die sofortige industrielle Erschließung dieser Lagerstätten mit einhergehender Standardisierung der produzierten Rüstungs-Güter (siehe dazu Gieß-Häuser) begründete die preussisch-deutsche Rüstungs-Industrie. Blieben Konstruktion und Produktion, Technik und Verwendung der preussischen Geschütze und Kanonen, Haubitzen und Mörser vom Dreißigjährigen Krieg, über die s.g. Kabinetts-Kriege bis hin zu den Koalitions-Kriegen nahezu unverändert, begannen im Jahr 1851 erste Versuche mit gezogenen Kanonen-Rohren, die durch die einhergehende Entwicklung des "Kruppschen Gußstahls", neuartiger Hinterlader-Keilverschlüsse und des "Einheitsgeschoßes", einer Granate, die aus Modulen zusammengesetzt war, und somit auch als Schrapnell wirkte, Reichweiten von drei bis bald fünftausend Metern erzielten. Die Einführung der als "Feldkanone C/61" bezeichneten Baureihe von sechs-, zwölf- und vierundzwanzig-pfündigen Geschützen wird militär-historisch als Beginn der modernen Artillerie gewertet. Als Munition gegen Flächen-Ziele kamen anfänglich eiserne Voll-Kugeln, Bomben und Granaten zum Einsatz; letztere fanden neben den Kartätschen und dem im Jahr 1803 aufkommenden Schrapnell auch zur Vernichtung von s.g. Massen-Zielen Verwendung. Die Palette der modernen Granaten-Munition erstreckte sich von Splitter- und Spreng-Granaten bis hin zu Brand-, Rauch- und Nebel- und Gift-Gas-Geschossen mit Zeit- oder Aufschlags-Zündern. War dem einfachen Untertanen das Tragen von Seiten-Waffen jeglicher Art grundsätzlich verboten, so führten die "zünftigen" bürgerlichen Artilleristen bzw. die Kanoniere und Bombardiere des 17. Jahrhunderts vornehmlich kurze, praktische Blank-Waffen, die nicht nur zur persönlichen Verteidigung sondern vor allem beim Bau der Geschütz- bzw. Batterie-Stellung Verwendung fanden. Zur Abwehr von Kavallerie-Angriffen trugen die "Constabler" ein Kurz-Gewehr nach Art der Saufeder, dazu den Lunten-Stock. Im Jahr 1709 erhielten die Korporale das Kurz-Gewehr der Unteroffiziere, die Feuerwerker eine Bajonett-Flinte, die ab 1731 auch von den Bombardieren getragen wurde. Die anfänglich auch von den einfachen Artilleristen als Seiten-Gewehr getragenen Stoß-Degen erwiesen sich im alltäglichen bzw. handwerklichen Gebrauch als völlig unzweckmäßig und wurden wohl bereits weit vor 1709 gegen die praktischen Hirschfänger gewechselt, die mit A.K.O. vom 7. Mai 1743 bestätigt wurden. Das 2. Bataillon erhielt Bajonette. Zwischen 1754 und 1756 wurden dann sämtliche Mannschaften mit dem "Artillerie-Pallasch" bewaffnet, den es in einer kurzen und langen Version für marschierende bzw. reitenden Artilleristen gab. Gewehre wurden nur noch zur Wache ausgegeben. Die Reitende Artillerie ab 1802 Säbel, per A.K.O vom 23. Dezember 1808 dann Husaren-Säbel, mit A.K.O. vom 3. März 1809 auch Pistolen von allen vorrätigen Modellen. Selbige Reskripte befahlen den marschierenden Artilleristen den Ersatz der Pallasche durch Infanterie-Säbel, per 17. März 1809 dann die Wieder-Bewaffnung mit Infanterie-Gewehren (die mit A.K.O. vom 4. November 1824 neuerlich abgeschafft wurden), die Unteroffiziere und Bombardiere erhielten Karabiner (wobei die hier bislang erschlossenen Quellen keine Modelle benennen, annehmbar jedoch sämtliche Waffen - sofern überhaupt deponiert – erst einmal altpreussische Stücke gewesen sein dürften). Nach dem Jahr 1849 wurden die verausgabten Säbel Stück für Stück gegen das neue "Artillerie-Faschinen-Messer" gewechselt; die Reitende Artillerie erhielt die von den Husaren abgegebenen Säbel und die schon bei der Kavallerie umstrittene Perkussions-Pistole vom "Modell 1850". Ab dem Jahr 1891 erhielten die Artilleristen zu Fuß die Karabiner-Version des Gewehrs "Modell 1888", 1912 folgte dann die Einführung der legendären Selbstlade-Pistole vom "Modell C96", die durch die Adaption der hölzernen, kolben-artigen Pistolen-Tasche in einen Karabiner verwandelt werden konnte. ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
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Rüstungs-StättenGeschütze u.a. aus Lübeck und Stafsjö in Schweden, Feuer-Waffen bevorzugt aus Sachsen und Lüttich, Kanonen-Kugeln aus Braunschweig, Blank-Waffen mehrheitlich aus Solingen. Für einen Klein-Staat im Flicken-Teppich des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation", der sich Anfang des 18. Jahrhunderts zu Höherem berufen fühlte (zumindest erst einmal eine "Abrundung" seiner verstreuten Besitzungen an Rhein und Ostsee anstrebte), denkbar schlechte Voraussetzungen, zumal sämtliche brandenburgisch-preussischen Rüstungs-Hersteller weitestgehend im Ausland ansässig waren und damit in oder hinter Ländern produzierten, mit denen das kleine Kurfürstentum bereits mehrfach in Konflikt geraten war. Im Jahr 1645 wurde auf Befehl des Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1620 – 1688, später auch "Der Große Kurfürst" genannt) das – mehr oder weniger improvisierte – "Churfürstliche Gießhaus zu Berlin" errichtet (siehe dazu WIKIPEDIA), in dem neben bronzenen Kirchen-Glocken und herrschaftlichen Statuen vor allem Geschütz-Rohre gegossen wurden. Im Jahr 1671 folgte die "Churfürstliche Kugel-Gießerei zu Zehdenick" (Havel), die Kanonen-Kugeln diverser Kaliber jedoch sehr häufig von mangelhafter Qualität fertigte. Da das s.g. märkische "Land- oder Rasen-Eisen" für den Guss von Kanonen und Kugeln zu brüchig und somit größtenteils ungeeignet war, wurde das Metall in Barren-Form bzw. in Form weitestgehend fertiger Geschütz-Rohre vorwiegend aus Schweden importiert; die s.g. "Kanonen-Bronze" aus Legierungen mit Kupfer aus Rothenburg (Saale) und Zinn aus Cornwall (Süd-West-England) "gefügt". Kurfürst Friedrich III. (1657 – 1713, ab 1701 König Friedrich I. "in" Preussen) legte 1695 direkt neben dem Gießhaus, das schon im Jahr 1698 modernisiert und erheblich vergrößert wurde, den Grundstein des "Churfürstlichen Zeughauses zu Berlin" (siehe dazu WIKIPEDIA und "Das Berliner Zeughaus"), das jedoch erst 1735 fertig gestellt wurde. In seine Regentschaft fällt auch der nach gegenwärtigen Quellen erstmals urkundlich erwähnte Guss von "eisernem Geschütz" im Jahr 1697: In Neustadt an der Dosse wurde eine nicht weiter benannte Anzahl von Mörsern gegossen, im Jahr 1709 dann fünfzig Mörser und einhundert eiserne Kanonen. Am 31. Januar 1698 folgte der Erlass für den Bau eines Messing-Werkes, das bei Finow (Eberswalde, siehe dazu WIKIPEDIA) in unmittelbarer Nähe der Oder und einer hier bereits tätigen Eisen-Hammer-Stätte errichtet wurde. Produzierte das Werk ab der Inbetriebnahme am 1. Juli 1700 anfänglich überwiegend Haushalts-Waren wie Kessel, Töpfe und Kannen, dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit hier mit dem Infanterie-Säbel M/1715 die erste seriell in Brandenburg-Preussen produzierte Blank-Waffe gefertigt worden sein. Mit der Verpachtung an die preussischen Rüstungs-Lieferanten David Splitgerber (1683 – 1764) und Gottfried Adolph Daum (1679 – 1743; siehe dazu WIKIPEDIA) im Jahr 1729 konzentrierte sich die Fabrikation beinahe ausschließlich auf die Anfertigung von Teilen für die Waffen-Herstellung (wie bspw. Griff-Stücke für Blank-Waffen und Teile für Feuer-Waffen). König Friedrich Wilhelm I. (1688 – 1740, besser bekannt als der "Soldaten-König") wies bei seinem Regierungs-Antritt im Jahr 1713 den Bau des "Königlichen Lagerhauses zu Berlin" an (siehe dazu WIKIPEDIA), dem u.a. die königliche Woll-Manufaktur zur Produktion von Uniformen für die Armee angegliedert war. Noch im gleichen Jahr ging in Kutzdorf (nahe Küstrin, heute Boleszkowice; Polen) eine Pulver-Mühle in Betrieb. Im Jahr 1716 eröffneten die Engländer Benjamin Dell und Jean Jarvis auf der Halb-Insel der Templiner Vorstadt bei Potsdam eine "Privilegierte Rot-Gerberei", die u.a das "Königliche Lagerhaus" mit Leder-Waren für die Armee belieferte, die sich in der Fertigung nach "englischer Art" den preussischen Erzeugnissen als qualitativ weitaus hochwertiger erwiesen. Übergriffe brandenburgischer Gerber führten schließlich dazu, dass die Gerberei unter militärischen Schutz gestellt werden musste. 1717 ließ der umtriebige König die "Königliche Pulverfabrique" in der Jungfernheide bei Berlin errichten (siehe dazu WIKIPEDIA) und eröffnete 1722 die erste "Königliche Gewehrfabrique" mit dem Standort Potsdam, der im Jahr 1723 die Fabrikation in Spandau folgte. In beiden Standorten wurden Blank-und Feuer-Waffen gefertigt, montiert und geprüft, repariert oder umgebaut. Die geschäftstüchtigen Gesellschafter der Potsdamer Manufaktur übernahmen im Jahr 1725 auch die Eisen- und Hütten-Werke in Zehdenick. Neben Kanonen-Kugeln wurden hier nun auch kurzzeitig Hand-Bomben und -Granaten für die Grenadiere produziert. Die preussisch-deutsche Rüstungs-Industrie nahm ihren Anfang... ... siehe dazu ausführlich WIKIPEDIA ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
"Zwischen Schloss und Unter den Linden mit Zeughaus, Kronprinzenpalais und Oper" |
Gieß-HäuserBereits im Jahr 1420 hatte man in Berlin bronzene Kirchen-Glocken zu Feuer-Waffen umgegossen, um sich einem gewissen Burggrafen Friedrich VI. von Nürnberg (1371 – 1440) entgegenzustellen, der im Jahr 1415 mit der "Mark Brandenburg" belehnt worden war. Besser bekannt wurde dieser Herr als Friedrich I. aus dem Hause Hohenzollern (siehe dazu WIKIPEDIA); der erste Kurfürst von Brandenburg, der mit seinen renitenten Untertanen jedoch alsbald in einem derartigen Zwist lag, dass er die Verwaltung seiner rebellischen Besitzung schließlich seinem Sohn Johann übergab, der sich jedoch lieber der Alchemie widmete. Unter Kurfürst Joachim I. (1484 - 1535) erfolgte nach gegenwärtigen Quellen erstmals im Jahr 1506 die "Bestallung" (Anstellung) eines Büchsen-Gießers in der Residenz-Stadt Berlin; im Jahr 1574 wurde dann in der im Ausbau befindlichen Festung Küstrin (siehe dazu preussische Festungen) eine weitere Stellung geschaffen. Da das Amt des Büchsen-Gießers neben dem Guss von – beinahe ausschließlich bronzenen - Kanonen auch professionelle Erfahrungen in der schmiede-eisernen Anfertigung von Blank- und Feuer-Waffen aller Art und praktische Kenntnisse in der Herstellung von Schieß-Pulver voraussetzte, ist davon auszugehen, dass an beiden Standorten im größeren Umfang Waffen produziert -, zumindest jedoch sorgsam gewartet -, instandgesetzt und deponiert bzw. dort für eine mögliche weitere Verwendung gepflegt wurden. Nachweisbar gegossen wurden Geschütze verschiedenster Kaliber im Jahr 1625 in Küstrin -, 1628 in Danzig -, 1629 dann in Berlin; fünfzig-pfündige Mörser im Jahr 1700 in Königsberg (heute Kaliningrad; Russland), 1701 dann in der im Bau befindlichen Festung Wesel. Die 1697 in Neustadt an der Dosse und Zehdenick testweise aus heimischen Rasen-Eisen gegossenen Stücke erwiesen sich jedoch aufgrund des qualitativ grundsätzlich sehr minderwertigen Metalls in der Art ungeeignet, dass eine zuverlässige militärische Verwendung nicht in Frage kam. Guss-eiserne Geschütze mussten somit weiterhin in Schweden (nunmehr zunehmend nach eigenen Vorgaben) geordert und über die naturgemäß relativ unsichere Ostsee-Route bezogen werden. Und genügten die Kapazitäten des im Jahr 1645 und damit gegen Ende Dreißigjährigen Krieges gegründeten und bereits 1698 aufwendig modernisierten "Churfürstliche Gießhaus zu Berlin", die Feuer-Kraft der kurfürstlich-brandenburgischen -, ab 1701 dann königlich–preussischen Artillerie in Friedens-Zeiten mit überwiegend bronzenen Rohren stetig zu steigern, geriet die Gießerei schon während der Kriege um Schlesien infolge von Verlusten aller Art bzw. der "alltäglichen, zweckbestimmten Verwendung" und des daraus resultierenden Verschleißens schnell an die Grenze ihres Leistungs-Vermögens. Mit der 1742 erfolgten einstweiligen Eroberung -, im Dresdener Frieden vom 25. Dezember 1745 dann vertraglich bestätigten "souveränen Besitznahme" Schlesiens (siehe dazu WIKIPEDIA) übernahm Preussen nicht nur die bereits bestehende und seit 1743 genutzte Geschütz-Gießerei im nieder-schlesischen Breslau (heute Wrocław; Polen), vielmehr gewann der expandierende Klein-Staat auch die dafür wichtigen schlesischen Kohle- und Erz-Lagerstätten, mit denen das Königreich bald nicht mehr von ausländischen Zulieferern abhängig sein sollte. Bereits mit der A.K.O. vom 6. August 1743 waren sämtliche Geschütze der eroberten bzw. mehrheitlich friedlich übernommenen schlesischen Festungen Ohlau (heute Oława; Polen), Glatz (heute Kłodzko; Polen), Neisse (heute Nysa; Polen), Brieg (heute Brzeg; Polen) und der bereits erwähnten Anlage Breslau zusammengebracht, eingeschmolzen und in ihren Grund-Bestandteilen getrennt. Aus dem so gewonnenen Metall wurden über zweihundert neue Geschütze nach preussischen Standard gegossen. Ab dem Jahr 1745 wurde dann umgehend die Erschließung der Bodenschätze und die überwiegend militärisch-industrielle Nutzung der Betriebs-Stätten eingeleitet bzw. durchgesetzt: Vorhandene Gießhäuser und -Stätten wurden militärisch gesichert, "verstaatlicht" und - sofern möglich - bei laufenden Betrieb weitestgehend modernisiert und/oder ausgebaut. Im oberschlesischen Malapane (heute Ozimek; Polen) wurden auf Befehl des Königs zwischen 1753/54 zwei neue Hoch-Öfen errichtet, die ab 1783 beinahe ausschließlich zur Herstellung guss-eiserner Kanonen genutzt wurden. Derartige Stücke waren probeweise bereits im Jahr 1775 in Vietz (damals Brandenburg, heute Witnica; Polen) erfolgreich gegossen wurden. Im oberschlesischen Gleiwitz (heute Gliwice; Polen) eröffnete 1796 die "Königlich Preussische Eisengießerei" (siehe dazu WIKIPEDIA), in der ab dem Jahr 1809 bzw. infolge der Zerstörung des "Königlichen Gießhauses zu Berlin" durch die französische Armee Kanonen für die neupreussische Armee gegossen wurden. Mit den Vereinbarungen des Wiener Kongresses (siehe dazu WIKIPEDIA) fiel im Jahr 1815 die Rhein-Provinz an Preussen, das damit auch die "Sayner Hütten" nahe Koblenz samt der hier tätigen Kanonen-Gießerei gewann (siehe dazu WIKIPEDIA) und zum neuen Landes-Herr der bereits im Jahr 1811 in Essen gegründeten und relativ unscheinbaren "Firma Friedrich Krupp zur Verfertigung des Englischen Gussstahls und aller daraus resultierenden Fabrikationen" wurde (siehe dazu WIKIPEDIA). Erwähnenswert sind noch die Gießereien von Kreuzburg (heute Kluczbork; Polen), Crossen (heute Krosno Odrzańskie; Polen) und Könighütte (heute Teil von Chorzów; Polen), Alt-Schadow bei Storkow und Gottow bei Kummersdorf, Jütergog (alle Brandenburg) sowie Torgelow (Pommern), die um 1755 hauptsächlich Kanonen-Kugeln goß. Im Jahr 1828 wurde der Bau der "Königlich Preussischen Geschützgießerei zu Spandau" beschlossen, deren Anlagen 1855 in Betrieb genommen und bis 1914 immer weiter ausgebaut wurden. Mit dem ab 1823 bei Krupp in Essen in zunehmend besserer Qualität produzierten "Tiegel-Stahl" (siehe dazu WIKIPEDIA) konnten ab 1847 erstmals experimentelle Geschütze mit gezogenen Rohren hergestellt werden. Die dann im Auftrag der preussischen Armee produzierte Baureihe der "Feldkanone C/61", ein gezogenes Hinterlader-Geschütz, leitete den Übergang zur modernen Artillerie ein. ... siehe dazu ausführlich WIKIPEDIA ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
"Königliches Gießhaus auf dem Friedrichswerder bei Berlin" |
Gewehr-FabrikenInfolge der im Dreißigjährigen Krieg erfahrenen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Rüstungs-Gütern, insbesondere der diversen organisatorischen und logistischen, politischen und finanziellen Problem-Stellungen, die der Import von "Gewehr aller Art" mit sich brachte (wobei man noch zu Zeiten des Siebenjährigen Krieges sämtliche Arten von Blank- und Schuss-Waffen, die von einem einzigen Mann getragen und von diesem allein zum Einsatz gebracht werden konnten, als "Gewehr" bezeichnete), setzte sich das kleine Kurfürstentum von Brandenburg die große Direktive, neben Uniformen samt Monturen und benötigten Ausrüstungs-Teilen auch sämtliche Waffen, die für eine zeitgemäße Krieg-Führung bereit gehalten werden mussten, im eigenen Land produzieren zu können. Im Jahr 1718 wurden am Potsdamer Stadt-Kanal eine Reihe von Backstein- und Fachwerk-Häuser errichtet, in denen einstweilig etwa zweihundert europaweit geworbene Büchsenmacher und Schäfter, Klingenschmiede und Schwertfeger Quartier und provisorische Werkstätten fanden. Am 26. März 1722 wurde dann der Grundstein des ersten brandenburgisch-preussischen Rüstungs-Betriebes auf einem dafür erschlossenen Areal in direkter Nähe zur Havel gelegt. In dem anfänglich zweistöckigen Fachwerk-Bau wurde bereits im folgenden Jahr das erste "Potzdamer Gewehr Lütticher Art" samt Bajonett hergestellt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde auch die Produktion und Montage der bislang nur in Einzel-Fertigung hergestellten Infanterie-Säbel vom "Modell 1715" nach Potsdam verlagert (was zumindest eine Erklärung für den Niedergnag der Eberswalder Schmiede-Stätte wäre). Das für die Produktion nötige Metall wurde nach wie vor mehrheitlich in Barren-Form aus Schweden eingeführt; die Stein-Kohle kam bis 1770 (und somit bis zur industriellen Ausbeutung der schlesischen Lager-Stätten) überwiegend aus England. Beide Güter waren von Import-Zöllen ausgenommen. Aufgrund der direkten Ufer-Lage am städtischen Havel-Kanal, des mangelhaft befestigten und feuchten Unter-Bodens, sowie Schäden, die bereits beim Bau entstanden waren, musste das Gebäude bereits im Rahmen der ab 1730 eingeleiteten Erweiterungen umfangreich saniert werden. Im Jahr 1755 wurde dann ein massives Wohn- und Verwaltungs-Gebäude für das Direktorium errichtet; zwischen den Jahren 1776 bis 1780 erfolgte dann der Bau eines viergeschossigen massiven Fabrik-Gebäudes samt anliegenden Werkstätten und Lager-Räumen. Mit dem Auslaufen der Pacht-Verträge -, auch unter dem Aspekt, die Waffen-Herstellung für eine sich stetig vergrößernde Armee in einem moderneren und zweckmäßigeren, größeren und vor allem gesicherten Gebäude-Komplex deutlich steigern zu können, wurde die gesamte Produktion im Jahr 1850 in die Spandauer Fabrikation verlagert. Mit dem Bau der Spandauer Gewehr-Fabrik war parallel zur Potsdamer Waffen-Manufaktur im Jahr 1722 begonnen worden. Als Bauland hatte König Friedrich Wilhelm I. (1688 – 1740, besser bekannt als der "Soldaten-König") eine Fläche in direkter Nähe der um 1590 weitestgehend fertig gestellten Zitadelle von Spandau bestimmt, auf dem sich bereits eine Hammerschmiede und ein Lager für Kanonen-Kugeln aus der Zehdenicker Gießerei befanden. In weiterer Perspektive sollte der Rüstungs-Betrieb Teil der in steter Erweiterung befindlichen Festungs-Anlagen werden. Neben der eigentlichen Schmiede-Stätte für Blank- und Feuer-Waffen entstanden hier in wenigen Jahren ein Laboratorium für Feuerwerker, eine Pulver-Mühle (1834), eine weitere Geschütz-Gießerei (1855) samt angegliederter Reparatur-Werkstatt (1869), diverse Munitions-, Patronen- und Geschoß-Fabriken (1874), sowie im Jahr 1875 schließlich auch hier ein Verwaltungs-Gebäude für das Direktorium. Und umfasste die Anlage im Jahr 1783 achtunddreißig Werks-Gebäude, vierzehn Lauf- und neun Klingen-Schmieden, dazu Polier- und Schleif-Mühlen und eine Vielzahl von Lager-Häusers unterschiedlichster Bestimmung, zählte man hundert Jahre später zwölf riesige Fabrik-Hallen, wovon acht bereits von eigenen Dampf-Maschinen betrieben wurden. Beide vorgenannten Betriebs-Stätten samt der im Jahr 1809 zu Neisse eröffneten Anlage, in der u.a. die Probe-Stücke der Kavallerie-Pistole vom "Modell 1813" entwickelt, getestet und ab dem Jahr 1813 seriell hergestellt wurden, und die im Jahr 1818 aus privatem Betrieb übernommene Werk- und Produktions-Stätte in Danzig (siehe dazu Reise-Doku-Projekt: "jimbojack.com"), die hauptsächlich mit der Um- und Über-Arbeitung erbeuteter französischer Waffen und der Reparatur und Instandsetzung beschädigter Eigen-Fabrikate beauftragt wurde, produzierten unter dem Namen "Königlich Preussische Gewehrfabrique" ausschließlich Waffen für die preussische Armee bzw. für die mit Preussen verbündeten und/oder befreundeten Staaten; ab 1815 dann auch zunehmend Waffen für die Mitglieds-Staaten des Deutschen Bundes bzw. des späteren Deutschen Reiches. Möglich wurden diese enormen Steigerungen der Produktions-Kapazitäten in erster Hinsicht im Ergebnis der Verträge des Wiener Kongresses von 1815 (siehe dazu Web-Projekt: "staatsvertraege.de"; hier Artikel XXIV der Hauptakte), in deren Folge die Rhein-Provinz mit den Fabrikations-Stätten von Saarn/Hattingen bei Mühlheim an der Ruhr (siehe dazu WIKIPEDIA), Burg an der Wupper im Herzogtum Berg samt der im Bergische Land gelegenen Klingen-Schmiede Solingen und der Ende des 18. Jahrhunderts in Essen gegründete Waffen-Fabrik (siehe dazu WIKIPEDIA) unter preussische Hoheit fielen. Ebenso wurden große Teile Sachsens dem Königreich Preussen zugesprochen, womit neben der Grafschaft Henneberg und der dort seit dem 15. Jahrhundert etablierten Rüstungs-Metropole Suhl (siehe dazu Suhler Gewehr-Manufakturen) auch die Festungs-Stadt Erfurt (siehe dazu WIKIPEDIA) samt den dortigen Büchsenmacher-Werkstätten preussisch wurden. Diese Betriebe wurden Stück für Stück zusammengefasst, schließlich verstaatlicht und zwischen 1859 und 1862 in der Art vergrößert, dass die gesamte Produktion der 1815 von Preussen gegründeten Saarner Gewehr-Fabrik, deren Lage an der Rhein-Grenze zu Frankreich strategisch ungünstig war, komplett nach Thüringen verlegt werden konnte. Erwähnenswert ist noch die im Jahr 1817 in Sömerda gegründete "Metallwarenfabrik Dreyse & Collenbusch", deren Inhaber, Johann Nikolaus Dreyse (1787 – 1867; siehe dazu WIKIPEDIA) der preussischen Armee im Jahr 1827 ein Gewehr vorstellte, dass bis auf weiteres als "leichtes Perkussions-Gewehr" bezeichnet und insgeheim weiter verbessert wurde. Bekannt wurde dieses Gewehr im Jahr 1848 als Infanterie-Gewehr M/1841, besser bekannt als "Zündnadel-Gewehr". Die Metall-Fabrik wurde 1840 zur halbstaatlichen "Gewehr- und Gewehrmunitionsfabrik zu Sömerda" erweitert und fertigte bis 1863 rund dreihunderttausend "Zündnadel-Gewehre" verschiedener Modelle. Ein weiterer Standort für die Produktion von Feuer-Waffen war die im Jahr 1738 eröffnete hannoversche Gewehr-Fabrik in Herzberg am Harz, die infolge der Deutschen Kriege von 1866 preussisch wurde. ... siehe dazu ausführlich WIKIPEDIA ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
Siegel der "KPGF" |
Arten, Typen und Modelle (Übersicht)▢ Hand-Feuer-Waffen (vor 1700 bis 1806) ▢ Hand-Feuer-Waffen (nach 1806 bis 1870) preussische Gebrauchs-Waffenpreussische Feuer-Waffen (Übersicht)altpreussische Hand-Feuer-Waffen (vor 1700 bis 1806) ■ altpreussische Hand-Feuer-Waffen □ Infanterie-Gewehre vor 1713 (diverse Modelle) □ Infanterie-Gewehr M 1713 (s.g. "Henoul-Flinte") □ Infanterie-Gewehr M 1723 (s.g. Flinte "Lütticher Art") □ Kavallerie-Karabiner M 1726 (auch "Dragoner-Gewehr") □ Kavallerie-Karabiner M 1731 (auch "Kürassier-Gewehr") □ Infanterie-Gewehr M 1723/40 (s.g. Flinte "kurzer Fasson") □ Infanterie-Gewehr M 1740 (auch "Kuhfuß-Muskete") neupreussische Hand-Feuer-Waffen (nach 1806 bis 1870) ■ neupreussische Hand-Feuer-Waffen □ Infanterie-Gewehr M 1809 (auch "Neupreussisches") ... zurück zur Schnell-Navigation ... zurück zum KOMPENDIUM der Waffenkunde - Verzeichnis ... zurück zum Register |
preussische Feuer-Waffen aus dem 18. und 19. Jhd. (Buch-Illustration von Paul Pietsch)
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Bilder-Sammlung "Preussische Waffen" |
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Vergleichende Darstellung preussischer Kavallerie-Karabiner
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Vergleichende Darstellung preussischer Infanterie-Gewehre
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