Im hier vorliegenden Werk widmete sich Richard Knötel – hier gleichzeitig als Illustrator und auch Autor tätig geworden – seinen beiden Schwerpunkt-Themen: Den deutschen Befreiungskriegen und seiner heimatlichen Provinz Schlesien. Bereits in Zusammenarbeit mit seinem Vater, einem Veteran des Artillerie-Depots zu Glogau und Gymnasial-Lehrer, wohl recht talentierten Hobby-Maler, Freizeit-Historiker und Autor, und seinem Bruder Paul (1858 bis 1934); Historiker und Gymnasial-Professor, waren einige Bücher und Artikel für Wochen-Zeitschriften zur Geschichte Schlesiens entstanden, zu denen Knötel die Illustrationen geliefert hatte (siehe dazu bspw. "Schlesisches Bilderbuch"). Und obwohl diese Heimat-Bücher überwiegend Landschafts- und Städte-Beschreibungen zum Inhalt haben, ist es wohl dem Einfluss des Militär-Historikers und Uniform-Kundlers Richard Knötel zu verdanken, dass diese Werke auch die militärische Geschichte Schlesiens beschreiben.
Aus heutiger Sicht – insbesondere unter dem Aspekt der "politischen Korrektheit" – können die redaktionellen Beiträge dieser Publikationen durchaus kontrovers bewertet werden. Doch die Bände sind nicht nur Belege eines zunehmend nationalistischen Zeitgeistes, sondern liefern heutigen Zeit- und Militär-Historikern viele Details, die damals als trivial gegolten haben mochten, somit in der überregionalen "wissenschaftlichen" Literatur kaum Erwähnung gefunden haben und heute in Vergessenheit geraten sind.
In diesem Projekt stehen jedoch die Illustrationen im Zentrum der Betrachtung.
Auf den ersten Blick scheinbar ungewöhnlich, verzichtete Knötel im vorliegenden Werk auf die übliche farbenprächtige Kolorierung seiner Zeichnungen. Bedenkt man jedoch, dass die ziselierten Stahl- oder Kupfer-Stiche, die uns heute bspw. in alten Lexiken besonders begeistern, grundsätzlich nicht koloriert -, für die Wirkung der Kontraste jedoch häufig einfarbig getönt wurden, und berücksichtigt man, dass sich zu Knötels Zeit die Schwarzweiß-Fotografie gerade etabliert hatte, haben wir hier einen ersten Ansatz für eine Erklärung: Zur damaligen Zeit war es üblich, auch Fotografien kostspielig handkolorieren zu lassen. Weniger aufwendig, aber ebenso beliebt, war die s.g. Sepia-Tönung – ein Effekt, der einerseits infolge des Gebrauchs minderwertiger Materialien und der Einwirkung von UV-Licht entstand, andererseits durch chemische Färbe-Bäder gewollt herbeigeführt werden kann. Knötel – einer der talentiertesten Zeichner und gefragtesten Illustratoren seiner Zeit – setzte diesen Effekt hier als stilistisches Mittel ein. Die Bilder erhalten damit nicht nur eine besonders dramatische Stimmung, sondern auch eine Färbung, die in schlesischen Groß-Städten um Jahr 1900 tatsächlich hätte gegeben sein können, denn Knötels Heimat Schlesien war auch reich an Erz- und Kohle-Lagerstätten, und die damalige Hütten-Industrie färbte den Himmel schwefelgelb...
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