Adolph Friedrich Erdmann Menzel (1815-1905), ab 1898 von Menzel, gilt als bedeutendster Vertreter des deutschen Realismus und viel beachteter Maler des Lebens und der Zustände seiner Zeit. Bekannt wurde er jedoch durch seine detailgetreuen, von größtmöglicher Authentizität geprägten, dabei aber weder heroisierenden noch idealisierenden Historien-Gemälde, die bald auch am preussischen Hof Gefallen fanden und durch Menzels Erhebung in den Adels-Stand schließlich höchste Wert-Schätzung und Anerkennung erfuhren. Erfolg hatte der Sohn des Breslauer Lithografen Carl Erdmann Menzel jedoch schon im Alter von 24 Jahren: 1839 erhielt der zeichnerisch äußerst talentierte Autodidakt den Auftrag, die fünf Bücher umfassende »Geschichte Friedrichs des Großen« von Franz Theodor Kugler zu illustrieren (online komplett verfügbar in der
»Bayerischen Staatsbibliothek München«). Für dieses Werk fertigte Menzel innerhalb von zwei Jahren etwa 450 Feder-Zeichnungen, die über die Jahre auch in vielen anderen Biografien, Romanen und Beschreibungen Verwendung gefunden haben und Menzel über die Zahl der Nach-Auflagen ein solides Grund-Einkommen verschafften.
Die Arbeit an den Illustrationen weckte in dem detail-versessenen Künstler das Interesse an originalen Gegenständen aus der friderizianischen Epoche. Belegt ist, dass Menzel zwischen 1839 und 1853 im Rahmen seiner Besuche in den Zeug-Häusern von Dresden und Berlin unzählige Skizzen mit Studien dort befindlicher Waffen und Monturen zeichnete und schließlich wohl auch Zugang zur Uniformen-Sammlung des Königs Friedrich Wilhelm III. erhielt. In einer Mischung aus wissenschaftlicher Akribie und penibelster Versessenheit widmete sich Menzel insbesondere der Erforschung des Erscheinungs-Bildes der alt-preussischen Armee; fertigte Dutzende Abbildungen mit den unterschiedlichen Verzierungen von Mützen-Blechen der einzelnen preussischen Grenadier- und Füsilier-Einheiten und dokumentierte selbst die kleinsten Feinheiten der regiments-spezifischen Posamenten, Arabesken und Effekten, die die Uniformen-Röcke zierten.
Diese Studien-Bücher wurden wiederum Grundlage für Menzels umfangreiches Uniformen-Werk.
Einen ersten Eindruck vermittelte das zusammen mit Eduard Lange entwickelte und vom Leipziger Verlag Avenarius & Mendelssohn 1853 veröffentlichte Werk
»Die Soldaten Friedrichs des Großen«, das als "Compendium" des preussischen Heeres und als Ergänzung von Kuglers Werk eingestuft wurde (online komplett verfügbar in der
»Sächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Dresden«). Die 30 von Menzel für diese Buch-Ausgabe ursprünglich in schwarz-weiß angelegten Holz-Schnitte wurden von der Xylographischen Anstalt von Eduard Kretzschmar in Leipzig gestochen, die bereits Menzels Illustrationen für Kuglers Werk umgesetzt hatte. Dem Zeit-Geschmack entsprechend, veröffentlichte Kretzschmar die von Menzel gezeichneten Illustrationen kurz darauf auch in einer eigenständigen Portfolio-Ausgabe mit Drucken, die nach Menzels strengen (und schon pedantisch wirkenden) Anweisungen hand-coloriert und wohl von diesem auch persönlich geprüft und freigegeben wurden.
Zwischen 1855 und 1860 erschien dann Menzels monumentales Uniformen-Werk »Die Armee Friedrichs des Großen in Ihrer Uniformierung« (andere Quellen nennen bereits 1852 und 1857, wobei hier sehr wahrscheinlich das vorgenannte Werk mit einbezogen wurde). Die Druck-Platten für die mindestens 436 Tafeln umfassende Studien-Sammlung, die die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten beinahe sämtlicher Regimenter und Einheiten der preussischen Armee zur Zeit des Siebenjährigen Krieges zeigen, fertigte das in Berlin ansässige Lithographische Institut Louis Friedrich Sachse & Co., das unter Menzels Aufsicht auch die Kolorierung ausführte.
In einer Biographie über Menzel aus dem Jahre 1915 heißt es hierzu: "Man kann es kaum fassen, daß ein so großer Künstler es fertiggebracht hat, alle Uniformen der Friderizianischen Armee, vom Rock bis zu den Gamaschen, vom Zopf bis zum Sporn, vom Sattel bis zur Kinnkette so peinlich genau zu zeichnen, daß es ihn dauernd interessieren konnte, darzustellen, ‘wie Schärpe und Portepee geschlungen, wie der Sattel gepackt, der Karabiner angeschnallt, wie Sponton, Stock, Gewehr geführt, wie der Zopf geknotet, die Haarlocke toupiert, der Schnurrbart gewichst, der Hut gesetzt’ worden sind. Etwas absolut Wissenschaftliches ist erstrebt, aber es ist mit einer hohen künstlerischen Eleganz verwirklicht worden."
(Quelle:
»Friese & Lacina Editionen«)
Bemerkenswert ist der Umstand, dass die von Sachse gedruckte Erst-Auflage lediglich 30 Exemplare umfasste, von denen 25 Stück an die europäischen Königs- und Fürsten-Häuser und lediglich 5 Stück in den freien Verkauf gehen sollten. Darüber hinaus verfügte Menzel selbst noch über zwei Vorlagen, die wohl als Kopier- und Kolorier-Vorlage dienten und lange als verschollen galten (die Kolorier-Vorlage wurde 2017 bei Sotheby's versteigert). Ein drittes Exemplar, das mit 283 kolorierten Original-Federzeichnungen und über 200 überwiegend kolorierten Lithographien mehr als Arbeits-Buch zu sehen ist, fand sich im Nachlass des Malers, Menzel-Mitarbeiters und Freundes Alexander Friedrich "Fritz" Werner und wurde 1909 versteigert.
Sehr wahrscheinlich diente dieses Muster, das den Quellen nach Titel-Blätter, Texte und Anmerkungen, Ergänzungen und Bild-Unterschriften enthielt, der von Curt Jany und Franz Skarbina im Jahr 1910 herausgegebenen Auswahl von 100 kolorierten Reproduktionen.
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