Wilhelm Alexander Wolfgang Kobell, geboren 1766, ab 1817 Ritter von Kobell, wuchs behütet in einer Mannheimer Künstler- und Beamten-Familie auf: Sein Vater war der Landschaftsmaler und Radierer Ferdinand Kobell (1740 – 1799), ein Onkel der Landschaftszeichner Franz Kobell (1749 – 1822; siehe dazu
WIKIPEDIA). Vom Groß-Onkel Wilhelms stammte der holländische Zweig der Familie ab, wie bspw. der Marine-Maler Hendrik Kobell (1751 – 1779; siehe dazu
WIKIPEDIA). Vom Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz (1724 - 1799, seit 1777 auch Kurfürst von Bayern; siehe dazu
WIKIPEDIA) erst mit einem Jahresstipendium nach München gelockt, wurde Kobell bereits 1792 zum Hofmaler erhoben.
Seine Karriere als bayrischer Militär- und Schlachten-Maler begann im Jahr 1806: Als Geschenk für den französischen Marschall Louis-Alexandre Berthier (1753 – 1815; siehe dazu
WIKIPEDIA) bestellte der Kurfürst eine Serie von sieben großformatigen Gemälden der Siege Napoleons über die in Bayern eingefallenen Österreicher. Die binnen Jahresfrist gefertigten Werke begeisterten den Thronfolger Kronprinz Ludwig (1786 – 1868; siehe dazu
WIKIPEDIA) in der Art, dass er Kobell mit insgesamt zwölf Darstellungen zur bayrischen Militär- und Kriegsgeschichte, die (lt. WIKIPEDIA) "… die Waffentaten der Bayern für und – nach der Niederlage in Russland (1812) – gegen Napoleon" zum Thema hatten (siehe dazu die Online-Präsenz der
»Bayerischen Staatsgemäldesammlungen«).
In Vorbereitung und mit Realisierung der Schlachten-Gemälde entstanden diverse Skizzen und Studien, die detailliert Waffen, Uniformen und Ausrüstungen der beteiligten Truppen darstellten. Diese Zeichnungen bildeten nicht nur das Quell-Material für die vorbesprochenen Gemälde, sie dienten auch als Vorlage für die hier im Folgenden präsentierten, stimmungsvoll handcolorierten Radierungen, die Kobell über die folgenden Jahre zusammen mit dem in Wien ansässigen Maler, Radierer und Kupferstecher Carl Heinrich Rahl (1779–1843; siehe dazu
WIKIPEDIA) und dem ebenfalls in Wien ansässigen Drucker, Kupferstecher und Lithografen Joseph Georg Mansfeld (1764–1817; siehe dazu
WIKIPEDIA) fertigte.
Sehr wahrscheinlich machte Kobell in Wien die Bekanntschaft mit dem gut 25 Jahre jüngeren Maler, Zeichner, Lithograf und Radierer Johann Adam Klein.
Johann Adam Klein wurde 1792 in Nürnberg geboren. Sein schon in der Kindheit gegebenes zeichnerisches Talent wurde ab dem Jahr 1800 durch den Maler Georg Christoph von Bemmel gefördert; 1802 besuchte er die Nürnberger Zeichenschule unter Gustav Philipp Zwinger. Im Alter von 13 Jahren trat er als Lehrling in die Ausbildung des Nürnberger Kupfer-Stechers Ambrosius Gabler, der ihm die Techniken des Ätzens und Radierens vermittelte und seine zeichnerischen Begabungen außerordentlich förderte.
1811 begann er ein Studium an der Wiener "k.k. vereinigte Academie der bildenden Künste".
Angetan von den Mobilisierungen infolge der Napoleonischen Kriege widmete sich Klein zunehmend der detaillierten Darstellung durchmarschierender Soldaten samt Waffen und Uniformen, Pferden und Fuhr-Werken. Die technische Präzision der bald in der von Domenico Artaria in Wien geführten »Kunst- und Musikalien-Handlung Artaria & Co.« veröffentlichten Stiche – vor allem aber die atmosphärische Stimmigkeit von Figuren-Gruppen und landschaftlicher Szenerie – lenkten die Aufmerksamkeit einer Reihe von namhaften Künstlern auf den jungen Studenten. Zusammen mit Kobell schuf Klein ab 1815 neben einer akribisch recherchierten, künstlerisch meisterhaft scharf gestochenen und farben-prächtig colorierten Serie zum Erscheinungsbild der europäischen Armeen in der Zeit der Napoleonischen Kriege (die wir hier nachfolgend vorstellen; deren einzelne Blätter sich jedoch nicht immer namentlich zuordnen lassen) auch eine Serie von mindestens 22 Drucken mit Darstellungen, die folgenschwere Ereignisse zwischen 1812 und 1815 illustrieren: Vom Brand von Moskau, der den Untergang der "Grande Armée" einleitete, über die Schlachten von Kulm, Hanau und Leipzig (1813), dem Einzug der Verbündeten in Paris, Napoleons Abdankung und seine Ankunft auf Elba (1814) bis zur endgültigen Untergang des Kaiser-Reiches infolge der Niederlage bei Waterloo (1815).
Neben einigen Museums-Katalogen vermitteln die von Friese und Lacina Editionen bzw. vom LTR-Verlag (Ulf-Joachim Friese, Buchholz) im Jahr 1985 veröffentlichten Reprints "Österreichische Soldatentypen 1814/1815" und "Bayerische Soldatentypen 1814-1818" einen Eindruck der Aquarelle und Radierungen des 1875 in München verstorbenen Biedermeier-Künstlers.
Über die Zahl der insgesamt von Kobell und Klein gefertigten Motive, die für die heutige militärgeschichtliche Forschung und die Uniformenkunde einen hohen Anschauungswert haben, liegen uns bislang keine Angaben vor.
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