Als Uniformen-Werke bezeichnen wir Sammel-Mappen (Portfolios) mit relativ groß-formatigen (Folios) Lithografien, Holz- oder Stahl-Stichen, deren Darstellungen sich inhaltlich einem Thema, dem Erscheinungsbild einer bestimmten Armee innerhalb eines abgegrenzten Zeit-Raums oder ausgewählten Einheiten zum damals aktuellen Zeit-Punkt widmen, wobei die einzelne Abbildung sich unter militär-historischen Aspekten nicht nur auf die möglichst exakte uniform-kundliche Wiedergabe der Montur konzentriert, sondern durch die Gestaltung der Szenerie bzw. des Hintergrundes sowie die Einbringung von lebensnah posierenden Figuren auch eine atmosphärisch dichte Stimmung geschaffen wird.
In der Regel waren die Druck-Auflagen der einzelnen Motive auf einige Tausend Exemplare limitiert. Die anschließend tusche-colorierten Druck-Grafiken wurden dann nach Güte und Qualität sortiert und in Portfolios zu je 6 oder 12 Motiven, die jeweils eine Serie bildeten, über den Buch- und Kunstdruck-Handel vertrieben. Da jedoch jeder einzelne Abdruck manuell hergestellt und nach konkreten Farb-Vorgaben hand-coloriert – in Ausnahmen darüber hinaus noch auf Karton aufgezogen – wurde, waren diese Serien verhältnismäßig teuer und nur für wohlhabende Käufer-Kreise erschwinglich, wobei militärische Motiv-Mappen standes- und métier-gemäß bevorzugt von Angehörigen des überwiegend adeligen Offiziers-Korps erworben bzw. gesammelt wurden.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich europa-weit eine ganze Reihe von lithographischen Anstalten oder Instituten etabliert, für die die namhaftesten Künstler der Zeit tätig waren. Bsph. genannt sei hier das "Königliche Lithographische Institut zu Berlin", das 1816 von General-Major Ludwig von Reiche (1775–1857) mit angeschlossener Lehr-Schule in der Münzstraße 20 gegründet worden war, 1852 in der Königlich Preussischen Staatsdruckerei aufging, 1879 Reichsdruckerei wurde und heute als Bundesdruckerei u.a. Personal-Dokumente und Banknoten fertigt.
Portfolios von besonderen künstlerischen als auch militär-historisch bzw. uniform-kundlichen Wert fertigte im deutschen Raum von Beginn an das 1828 von Louis Friedrich Sachse (1798–1877) in der Berliner Jägerstraße eröffnete "Lithographische Institut L. Sachse & Co". Sachse, der 1825 Lehrling am Königlich Lithographischen Institut in Berlin war, 1827 eine Ausbildung bei Alois Senefelder (1771–1834), dem Erfinder der Lithografie abgeschlossen und in dem 1819 von Senefelders Neffen Joseph Knecht in der Pariser Rue Poissonnière gegründeten Institut "Knecht, Senefelder et Cie." ein Praktikum absolviert hatte, verfügte über die besondere Gabe, zeichnerische Talente zu erkennen und zu fördern: Historien-Maler wie Adolph (von) Menzel und Ludwig Elsholtz, Carl Rechlin und Johann Karl Schultz, Franz Krüger, Carl Blechen und Philipp Hermann Eichens begannen hier ihre Karriere.
Für den west-europäischen Raum erwähnenswert ist der 1764 in Schneeberg (Sachsen) geborene Buchhändler, Lithograf, Verleger und Erfinder Rudolph Ackermann, der 1795 erst in Paris -, 1797 dann auch in London eine Zeichen-Schule samt Druck-und Verlags-Betrieb ("Ackermann & Co.") gründete und neben der Publikation der damals sehr beliebten Motiv-Reihen mit Ansichten aus aller Welt auch einige Portfolios zum Abbild der britischen Armee fertigte. Die Pariser Druck- und Verlags-Anstalt des Schweizer Rechtsanwalts und Verlegers Jacques-Julien Dubochet (1798–1868) machte sich u.a. mit der Veröffentlichung der Werke von Joseph Louis Hippolyte Bellangé (Collection Des Types De Tous Les Corps Et Des Uniformes Militaires…) und von Horace Vernet (Histoire de Napoléon) verdient.
Mit der Erfindung und der schnellen Verbreitung der Chromo-Lithografie (siehe dazu
Uniformen-Tafeln) fiel die zeit- und kosten-aufwendige Hand-Colorierung fort, die Preise sanken und es wurde möglich, Bücher in größerem Umfang mit mehr-farbigen Drucken zu illustrieren.
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