Herbert Knötel, geboren am 6. April 1893 in Berlin, war schon früh an der wissenschaftlich-künstlerischen Arbeit seines Vaters, des europa-weit bekannten und anerkannten Uniformen-Kundlers, Schlachten-Malers und Militär-Historikers Richard Knötel, interessiert. Nach Abschluss seines Studiums an der Berliner Kunst-Akademie als Schüler von Prof. Carl Röchling diente er als Einjährig-Freiwilliger beim Leib-Grenadier-Regiment Nr. 8, aus dem er 1913 im Rang eines Unteroffiziers entlassen wurde. Der Vorsatz, das Werk seines im April 1914 verstorbenen Vaters fortzusetzen und die seit 1890 -, seit 1893 auch in Buch-Form vertriebene Serie "Lose Blätter zur Geschichte der Entwicklung der militärischen Tracht" – besser bekannt als "Uniformenkunde" – weiterzuführen, fand im August 1914 ein abruptes Ende: Nach seiner Einberufung wurde er als Feldwebel und Zug-Führer zum 1897 errichteten 5. Westpreussischen Infanterie-Regiment Nr. 148 in Elbing (heute Elblag, Polen) versetzt und bereits Ende August 1914 in der Schlacht bei Tannenberg so schwer verwundet, dass er nach seiner Entlassung aus dem Lazarett auch aus dem aktiven Militär-Dienst ausgemustert -, Anfang 1915 zum Leutnant der Reserve befördert und im Rückwärtigen Dienst eingesetzt wurde.
Zurückgekehrt in das Atelier seines Vaters nahm Knötel 1919 die Arbeit an der inzwischen über vier Jahre ruhenden "Uniformenkunde" wieder auf. Zwar lagen für den für das Jahr 1914 geplanten Band XVIII bereits zwölf fertige Tafeln und eine ganze Reihe Entwürfe seines Vaters vor, doch dauerte es bis zur Veröffentlichung des letzten "alten" Teils der Reihe noch bis zum Jahr 1921. Infolge der allgemeinen Depression – insbesondere der um sich greifenden Ächtung allem Militärischen – konnte der Band nicht einmal ansatzweise an die Verkaufs-Zahlen der Vorausgaben anschließen, und Knötel war gezwungen, sich neue Tätigkeits-Felder zu erschließen (erst im Jahr 1936 fand die "Uniformenkunde" mit der "Neuen Folge" wieder eine Fortsetzung, die jedoch nach 78 Blättern – herausgegeben in zwei Bänden – mit Ausbruch des Zweiten Welt-Krieges endgültig eingestellt wurde und damit unvollendet blieb).
Knötel arbeitete als Berater für Uniformen und Waffen in der aufkommenden Film-Industrie ("Bismarck" u.ä.), für die Neu-Uniformierung von Polizei, von Reichswehr und späterer Wehrmacht und von 1938 bis 1945 als Kurator und Mitglied der sog. Beute-Kommission am Berliner Zeughaus.
An uniform-kundlichen Werken entstanden in dieser Zeit u.a. Illustrationen für "Das Kasket – Handdrucke zur Geschichte der militärischen Tracht" (1924/25), Grafiken für die Reihe "Heer und Tradition" (sog. Brauer-Uniformbogen; 1926 bis 1929), insgesamt 1.440 Bilder für die sechs Sammelbilder-Alben "Deutsche Uniformen" im Auftrag der Dresdener Zigaretten-Fabrik Sturm (1931 bis 1933) und die Illustrationen für die Reihe "Das Deutsche Heer - Friedensuniformen bei Ausbruch des Weltkrieges" (1935 bis 1941).
Infolge eines Bomben-Volltreffers, der schon im Jahr 1939 das umfangreiche Archiv seines Vaters beinahe komplett vernichtet -, und des Einschlags einer Artillerie-Granate, die im April 1945 die eigene Sammlung zum größten Teil zerstört hat, aber auch aufgrund seiner Karriere im faschistischen Deutschland, war Knötels wissenschaftliches und künstlerisches Schaffen nach dem Krieg erheblich eingeschränkt. Knötel finanzierte den Lebens-Unterhalt seiner Familie durch den Verkauf von Militaria und Aquarellen mit Motiven von Soldaten der alliierten Besatzungs-Truppen. Im Rahmen dieser Tätigkeit machte er wahrscheinlich Anfang der 50er Jahre die Bekanntschaft John R. Elting, Colonel der US-Army, Offizier im militärischen Nachrichten-Dienst und Militär-Akademiker in West-Point, der die Idee hatte, für den Unterricht in der Militär- und Kunst-Geschichte eine umfangreiche Sammlung mit detaillierten und vor allem fundierten Abbildungen historischer Uniformen aufzubauen. Und so Knötel ab 1953 erst einmal zwei Aquarelle im Monat fertigte, steigerte er seine Produktion bald in der Art, dass bis zu seinem Tod am 8. November 1963 allein zur napoleonischen Epoche über 1.500 Motive vorlagen; davon über 900 Abbildungen mit Darstellungen von Soldaten und Offizieren der "Grande Armée". Nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand begann Elting im Jahr 1968 mit der Erfassung und Einordnung des vorhandenen Bilder-Werkes und widmete sich neben der Erforschung und Beschreibung der amerikanischen Revolution und der amerikanischen Armee vor allem der Geschichte der napoleonischen Kriege, dem Verlauf der Feldzüge und Schlachten und der Armee des Kaisers samt der Heere der verbündeten und gegnerischen Parteien. Unter dem Titel "Napoleonic Uniforms" erschienen dann 1993 die ersten beiden Bände mit insgesamt 988 Illustrationen und kompakten Beschreibungen; die Bände III und IV mit den Truppen der Koaltion wurden im April 2000 – ein Monat vor Eltings Tod – veröffentlicht. Weitere Aquarelle Knötels d.J. finden sich in den von Roger Forthoffer zwischen 1961 bis 1964 veröffentlichten und heute äußerst seltenen "Fiches Documentaires".
Der Nachlass von Herbert Knötel ist im Archiv des Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt eingelagert.
Die 32 hier präsentierten Kupfertiefdruck-Bilder im Format 31,5 x 24 cm nach Originalen von Herbert Knötel illustrierten als Beilage das im Jahr 1936/38 vom »Verlag für Militärgeschichte und deutsche Schrift« (Fürstenwalde) veröffentlichte militär-geschichtliche Text-Werk "Die Entwicklung des deutschen Heeres - von seinen ersten Anfängen bis auf unsere Tage" von Martin Lezius.
~