… von Lucien Rousselot
Lucien Rousselot, geboren am 4. Mai 1900, verstorben am 4. Mai 1992, war Offizier der französischen Armee, Lehr-Beauftragter für Kunst und Literatur an der Militär-Akademie, Forscher im Bereich Uniformologie und Vexillologie und viel beschäftigter Maler und Illustrator mit besonderem Interesse an der Uniformen-Geschichte der französischen Armee vom 16. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Rousselot wurde in den von Napoleon im Jahr 1808 für besondere Verdienste in der Wissenschaft geschaffenen "Orden der Akademischen Palmen" aufgenommen, auf Grund seiner tiefgehenden Forschungen und seiner umfangreichen Dokumentationen zur Geschichte der französischen Armee zum "Offiziellen Maler der Armee" erhoben und für sein Lebens-Werk mit dem Titel "Ritter der Ehren-Legion" ausgezeichnet.
Sein Studium an der Pariser »École nationale supérieure des arts décoratifs« (Schule für dekorative Künste) und ein Zusatz-Studium in der Militär-Malerei eröffneten ihm den Kontakt zu Capitaine Eugène-Louis Bucquoy, Herausgeber der Zeitschrift »Le Passepoil - bulletin illustré de la Société d'étude des uniformes« (siehe dazu »Napoleon Online«) und der seit 1908 erscheinenden Postkarten-Reihe »Les Uniformes de Premier Empire«. Noch während seines Studiums übernahm Rousselot erste Aufträge von Bucquoy.
Das Rousselot eigene Interesse an der militärischen Geschichte Frankreichs -, insbesondere sein Talent in der Darstellung lebendiger Szenerien und seine Detail-Versessenheit, trugen dazu bei, dass er bereits ab den 1920er Jahren neben Boisselier und Breville, Huen, Leroux und Toussaint zu den wichtigsten Illustratoren Frankreichs gezählt wurde. Im Jahr 1920 wurde er Mitglied und Mitarbeiter von »La Sabretache«, der 1881 gegründeten und damit ältesten französischen "Gesellschaft für militärhistorische Studien und der Militärgeschichte, deren Aufgabe es ist, die Erinnerung an unsere Armeen zu bewahren" (Satzungs-Text). Hier hatte er nicht nur jederzeit freien Zugang zu den Archiven und Sammlungen der französischen Militär-Museen; vielmehr ergänzten seine Illustrationen ab 1924 auch das von der Gesellschaft publizierte Journal "Carnet De La Sabretache - Revue D'histoire Militaire …" (siehe dazu »Gallica« [Bibliothèque nationale de France]).
Über den Gesamt-Umfang der von Rousselot außerhalb seiner Auftrags- bzw. Werks-Arbeiten gefertigten Aquarelle und Gemälde, Zeichnungen und Lithografien, die noch heute für drei bis vier-stellige Beträge im freien Kunst- und Auktions-Markt gehandelt werden, gibt es keine Dokumentationen. Zu seinen bekanntesten und uniformologisch bedeutendsten Arbeiten zählt die zwischen 1943 bis 1970 gefertigte und insgesamt 106 Tafeln umfassende Serie "L'Armée française, ses uniformes, son armement, son équipement" (Die französische Armee, ihre Uniformen, ihre Bewaffnung, ihre Ausrüstung; erschienen bei »Les Procedes Dorel - Paris«, in Teilen zwischen 1978 und 1981 von »Villejuif Imprimerie L Camus« nachverlegt). Dazu die in den 1960er Jahren mit je 6 Tafeln erschienenen Broschüren "Soldats d'Autrefois" (Soldaten der Vergangenheit), die die Carabiniers und Husaren, die Gardes d'Honneur und die Mamelucken zeigen; sowie die insgesamt 90 zwischen 1945 bis 1956 gefertigten Uniformen-Tafeln "Cavalerie d'élite de Napoléon - Cavalerie de la Garde Impériale, 1804-1815", die die Uniform-Varianten und -Veränderungen der Chasseurs und Grenadiers a cheval, der Dragons de l'Imperatrice und der Chevau-legers Polonais veranschaulichen (heraus-gegeben als Folio bei André Mathiot, Paris 1957; online komplett verfügbar in der »Anne S.K. Brown Military Collection« (Brown University Library, Rhode Island, USA); als Hard-Cover mit ausführlichen Beschreibungen von Edward Ryan von Greenhill Books [London] und Stackpole Books [Pennsylvania] im Jahr 1999 neu verlegt, online einsehbar bei »archive.org«.
Die hier im Folgenden vorgestellten Aquarelle – Studien zur Uniformierung der französischen Infanterie zwischen 1650 und 1814 – illustrieren u.a. die fünf-teilige Reihe "The Armies and Wars of the Sun King 1643-1715" (Die Armeen und Kriege des Sonnenkönigs 1643-1715 von Rene Chartrand aus der Reihe »Century of the Soldier«, Helion and Company, 2020), "Les guerres de l'Ouest 1793-1815" und "Cavaliers d`Epopée" (beide Verlag Lavauzelle, 1983 bzw. 1985) oder "Les Trompettes de cavalerie sous l'Empire" (Verlag Le livre chez vous, Strasbourg; 2011), die von Bucquoy als Sammel-Hefte herausgegebene Reihe "Fanfares et Musiques des troupes à cheval 1640-1940" sowie für die Reihe "La Compagnie d'Elite" (Verlag Epopées).
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Pikeniere Anfang des 17. Jahrhunderts.
Infolge der dauernden Querelen der französischen Könige mit ihren Lehens-Männern – insbesondere aufgrund der ständigen Auseinandersetzungen mit den General-Ständen zur Bewilligung von Geldern für den Krieg gegen die Hugenotten –, hatte König Karl VII. (1403-1461; ab 1422 König von Frankreich) im Jahr 1439 für die Krone das alleinige Recht zur Aushebung und Unterhaltung von Truppen durchgesetzt. Und so die Errichtung der berittenen "Compagnies d’ordonnance" im Jahr 1445 als Beginn der sog. "Maison du roi" (Haus-Truppen bzw. Garden des Königs) gesehen wird, beginnt die Geschichte der französischen Armee mit der Aufstellung der "Compagnies de francs-archers" im Jahr 1448. Diese Bogen-Schützen, eine Art National-Miliz, die in allen Provinzen organisiert wurde, konnten sich gegen die geübten englischen Bogen-Schützen jedoch nicht behaupten. Erst die im Jahr 1480 von Ludwig XI. (1423-1483; ab 1461 König von Frankreich) nach schweizerischem Vorbild aufgestellten "Bandes françaises" – fest besoldete, gut ausgerüstete und vor allem ausgebildete, organisierte und strukturierte Hundertschaften zu Fuß – bewiesen sich als disziplinierte und entsprechend schlag-kräftige Truppe und bildeten den Kern des damaligen Feld-Heeres Frankreichs.
Bis zur Errichtung eines dauerhaft "Stehenden Heeres" sollte es aber noch gut 150 Jahre dauern.
Mit dem Edikt von Beaulieu (Mai 1576) sprach Heinrich III. (1551-1589; ab 1574 König von Frankreich) den von der römischen Kirche geächteten und von den katholischen Monarchen Frankreichs seit 1562 verfolgten protestantischen Hugenotten acht "Sicherheits-Zonen" zu, in denen ihnen vom König die freie und ungehinderte Huldigung ihres Glaubens garantiert wurde. Die Hugenotten-Kriege wären damit beendet gewesen, hätte nicht der Widersacher Heinrichs, Herzog Heinrich I. von Guise, noch im gleichen Jahr die französische "Ligue catholique" (Heilige Liga) gegründet und die Anhänger der katholischen Partei gegen den König aufgewiegelt. Heinrich III. erklärte daraufhin, sich gezwungen zu sehen, den Krieg zum Wohl des allein-seligmachenden Glaubens und der Einheit Frankreichs wieder aufnehmen zu wollen, doch die General-Stände befürchteten, dass sich der König gegen seinen Rivalen wenden würde und verweigerten ihm die nötigen Mittel. Und mit seinen wenigen Haus-Truppen war der König von Frankreich praktisch machtlos im eigenen Reich.
Im Jahr 1588 stand Heinrich III. schließlich allein gegen die von Herzog Henri I. von Guise geführte "Liga der Sechzehn" und den von der Kirche landes-weit aufgewiegelten Volks-Massen. Und obwohl es ihm im Dezember 1588 gelang, den Herzog von Guise und dessen Bruder, den Kardinal von Lothringen, arretieren und exekutieren zu lassen, wurde er von der aufgebrachten Pariser Bürgerschaft aus seiner Residenz-Stadt gejagt. Als er daraufhin im April 1589 ein Bündnis mit den Protestanten unter Heinrich von Navarra schloss und das protestantische Heer gegen Paris führte, gingen im Juni große Teile seiner Garde zur Liga über.
König Heinrich III. starb am 1. August 1589 während der Belagerung von Paris an den Folgen eines Attentats. Ihm folgte Heinrich von Navarra (1553-1610; ab 1572 als Heinrich III. König von Navarra und ab 1589 als Heinrich IV. König von Frankreich), der für die Krone zum Katholizismus konvertierte. "Henri Quatre", dessen Farben die hier dargestellten Pikeniere am Helm zeigen, war der erste König aus dem Haus Bourbon.
Arkebusiere zur Mitte des 17. Jahrhunderts.
Unter der Herrschaft Ludwigs XIII. (1601-1643; ab 1610 König von Frankreich und Navarra) wurde die Zahl der dauerhaft stehenden Infanterie-Regimenter mit Dekret vom 15. September 1635 auf zwölf erhöht. Die ersten sechs dieser Einheiten bildeten das "Grands Vieux Corps" (das "Corps der Großen Alten" [ 1]), die anderen wurden bald darauf als die "Kleinen Alten" betitelt.
In den Zeiten des Dreißig-Jährigen Krieges (1618-1648) bzw. im Französisch-Spanischen Krieg (1635-1659) und noch im anschließenden Devolutions-Krieg (1667-1668) bzw. im daraus hervor-gehenden Holländischen Krieg (1672-1678) kamen die französischen Heere als bunte Haufen daher. Obwohl bereits in den von Karl IX. (1550-1574, ab 1550 König von Frankreich) eingeführten National-Regimentern organisiert, wurden einfache Spieß-Knechte beinahe ausschließlich von der Masse der verarmten Land-Bevölkerung gestellt, die vom lokalen Adel bewaffnet, ausgerüstet und kommandiert wurden. Da diese Bauern-Heere jedoch aufgrund minderwertiger Armatur, kaum vorhandener Ausbildung und schlechter Disziplin wenig Kampf-Wert hatten, gingen die Könige Frankreichs zunehmend dazu über, unter den von größeren Städten zum Schutz gegen vagabundierende Banden aufgestellten "Milices bourgeoises" (Bürger-Milizen) Freiwillige zu werben, die weitaus disziplinierter und vor allem besser und moderner bewaffnet waren. Diese so formierte "Armée du Roi" kam innerhalb des Landes als Droh-Mittel zur Durchsetzung von Forderungen bzw. gegen renitente Adelige zum Einsatz. Im Kriegs-Fall stellten diese Freiwilligen den Kern des Söldner-Heeres und hier die "Centeniers" (vom lat.: "Centurio", hier jedoch eine Art Feldwebel, an dessen Position sich die Hundertschaft während der Aufmarsches orientierte und gruppierte [mit Entstehung der Regimenter im Jahr 1558 abgeschafft]) -, ab Mitte des 16. Jahrhunderts dann die Sergeanten und Korporale (wobei auch Nicht-Adeligen der Aufstieg zum Offizier und mit dem Kapitäns-Rang auch die Erhebung in den Adels-Stand möglich war).
Die vorhandenen Originale zum Etat der Truppen im Zeitraum zwischen 1620 und 1660 lassen erkennen, dass die Stärke einzelner Infanterie-Kompanien mit 30 bis 300 Mann nicht geregelt war; auch die Gliederung eines Regiments mit 8 bis 36 Kompanien war keinen Vorgaben unterworfen. Lediglich für den Stab einer Kompanie scheint es ab dem März 1627 mit 1 Hauptmann, 1 Leutnant, 1 Fähnrich, 2 Sergeanten, 1 Quartier-Meister, 3 Korporalen, 2 Trommlern und 1 Bader (Barbier chirurgien) eine gewisse Ordnung gegeben zu haben.
Typische Erkennungs-Zeichen im Feld-Heer der beginnenden neu-zeitlichen bzw. absolutistischen Epoche waren die jeweiligen Wappen-Farben des Königs oder des von ihm bestimmten Feld-Herren, die traditionell als Feder-Busch -, als Arm-Binde oder Schärpe -, später auf dem Kasack (Über-Wurf) gezeigt wurden.
Die hier dargestellten Arkebusiere, in der Regel im Status eines Doppel-Söldners, zeigen an ihren Hüten nach niederländischer Art die Farbe des Königs oder des Herzogs von Orleans (königsblau und weiß) bzw. die Farben von Frankreich und Navarra nach der Vereinigung beider Kronen im Jahr 1589 (blau, weiß und rot).
Pikenier und Offizier der Ära Ludwigs XIV. (1660-1680).
Bereits vor dem Dreißig-Jährigen Krieg hatten Ritter und die gepanzerten Lanzierer in den ersten Reihen der Schlacht-Haufen mehr und mehr Teile der schweren, oft hinderlichen und dafür teuren Voll-Rüstung (Harnisch; vom franz.: "Harnai") abgelegt und gegen das leichtere Leder- oder Stepp-Wams ("Pourpoint") getauscht, das aus dem Gambeson hervorgegangen war, zur Mitte des 16. Jahrhunderts Schöße (Basken) bekam und die Joppe hervorbrachte. Über dem Wams wurde häufig der meist ärmel-lose Koller (auch Kolder oder Kyller, später Kollet) getragen. Von der klassischen Rüstung blieben nur noch der Helm (hier bevorzugt der Morion) und die massiv verstärkten Brust- und Rücken-Panzer. Diese – bald als Voll- bzw. Halb-Kürass bezeichneten Stücke – boten jedoch gegen die Wirkung der zunehmend verbreiteten Feuer-Waffen nur relativen Schutz.
Im alltäglichen Gebrauch kam unter den Soldaten die Mode auf, unter Wams oder Panzer ein "Juste au corps" (franz.: genau am Körper) zu tragen; ein kittel-artiges, kragen-loses, robustes Kleidungs-Stück mit ellenbogen-langen Ärmeln, das überwiegend aus Segel-Tuch gefertigt -, überwiegend ein-farbig erd-farben (besser betucht blau) gefärbt und bevorzugt von der Land-Bevölkerung getragen wurde. Mit dem Abspecken des "Pourpoint" wandelte sich die Trage-Weise: Der "Juste au corps" wurde nun über der Stepp-Weste getragen; von der letzt-endlich nur die Weste blieb.
Nach Archivalien des "Secrétariat d'État de la Guerre" (des im September 1570 als Archiv eingerichteten königlichen Kriegs-Sekretariats) orderte erstmals König Ludwig XIII. während der Belagerung von La Rochelle (1627-1628) bei den umliegenden Städten die Lieferung von 5.329 grau-weißen "Trachten" und 5.198 Paar Schuhen, die wohl im Winter an seine Truppen – möglicherweise an das direkt aus dem königlichen Haushalts-Etat bezahlte und vor Ort anwesende Garde-Corps – verausgabt wurden.
Kriegs-Minister Michel Le Tellier sandte im Jahr 1647 den Provinz-Kommissaren (oder -Intendanten) "Muster-Röcke und Jacken" (annehmbar das Gilet; eine lang-ärmelige, knie-lange Jacke, aus der sich die Weste entwickelte), die diese als Modell zur Anfertigung von "Offiziers-Uniformen" verwenden sollten.
Mit Dekret vom 16. Januar 1665 verordnete König Ludwig XIV. den Offizieren seiner Haus-Truppen neben der zum Dienst am Hof zu tragenden "Grande tenue" eine "kleine" Uniform von hell-grauer Grund-Farbe, die sie im Tages-Dienst als Offiziere des Königs kenntlich machten (die Gardisten der Hof-Garden trugen wohl bereits seit 1657 neben der Gala-Uniform eine einfache Dienst-Uniform).
Musketiere um 1660.
Zwischen 1660 und 1680 wurde das "Juste au corps" wesentlich weiter im Schnitt und damit lockerer und bequemer in der Trage-Weise. Die geteilten, zusammen-knöpfbaren Schöße reichten nunmehr bis zu den Knien; die Ärmel wurden länger und kegelstumpf-förmig geschnitten, wobei der breiter werdende Teil weit über die Hände reichte und diese bspw. während des Wach-Dienstes vor der Kälte schützen konnte. Bei warmen Wetter -, zur Marsch-Erleichterung oder beim Umgang mit der Waffe wurden die Ärmel in der Regel nach außen um- bzw. auf-geschlagen und durch eine Reihe horizontal auf den Ärmeln genähter Knöpfe fixiert (woraus sich mit dem Aufkommen des farbigen Innen-Futters bei hochwertigeren Stücken die farbigen Ärmel-Aufschläge entwickelten). Die mit großen Klappen besetzten Taschen anfänglich aufgesetzt; später ins Schoß-Innere versetzt. Die zu einem Bündel von Schlaufen vernähten bunten Bänder auf einer oder beiden Schultern hatten bis zur Einführung der Schulter-Klappen den Zweck, dem Verrutschen von Riemen für Kugel-Beutel und Zündkraut-Fläschchen bzw. den hier am Schulter-Bandelier gezeigten "Douze apôtres" (die "Zwölf Apostel"; kleine Holz- oder Blech-Röhrchen mit einer genau bemessenen Pulver-Menge, die eine korrektere, schnellere und sicherere Ladung der Waffe ermöglichten) entgegenzuwirken.
Die zeit-typischen Pump- bzw. "Pluder-Hosen" wurden von der weiten "Vaste rhingrave" (Rheingrafen-Hose) verdrängt, die wiederum von der "Culotte" (Knie-Hose) ersetzt wurde. Zur Zeit des Rokoko verbreiteten sich diese Stücke dann auch im Heer; wobei der geknöpfte Hosen-Schlitz nicht lange nur dem Adel vorbehalten blieb. Ebenfalls gegen Ende des 17. Jahrhunderts tauschte die Infanterie ihre Helme gegen den Kavaliers- oder volkstümlichen Schlapp-Hut nach schwedischer Art. Eiserne Bügel oder Körbe (Casque) im Inneren der Hut-Krone schützten vor Pallasch-Hieben; die breite Krempe, die von den Musketieren zur besseren Hand-Habung des Lade-Stockes einseitig hochgeschlagen wurde, vor Witterungs-Einflüssen.
Mit Datum vom 5. Dezember 1666 verfügte François Michel Le Tellier, Marquis de Louvois, Sohn von Michel Le Tellier und seit 1666 Kriegs-Minister, dass die Obristen der Infanterie ihre Männer auf Kosten des Staates bis 1670 einheitlich einzukleiden haben (wobei sich die staatliche Kosten-Übernahme lediglich auf die Anschaffung der benötigten Stoffe bezog; die nach einheitlichen Schablonen seriell gefertigten und – mehr oder weniger – individuell angepassten Uniformen-Teile gingen zu Lasten der Regiments-Kasse). Um des "Königs Rock" bei Bedarf reinigen, ausbessern oder ersetzen zu können, hatte jede Kompanie einen Kleider-Fond einzurichten, zu dessen festem Unterhalt vom Sold jedes Soldaten pro Tag ein Sol einzubehalten war (der Tages-Sold eines von dieser Umlage befreiten Schweizer Gardisten betrug etwa zehn -, der eines einfachen Gefreiten der Linie sechs Sol [Sous], womit nach Abzug von Pauschalen für Verpflegung, Kleidung und Unterkunft nur noch ein Sol und eine Handvoll Deniers übrig blieben; der einfache Soldat bezahlte sich praktisch selbst).
Im Jahr 1668 verpflichteten sich dann auch die Obristen der ausländischen Regimenter, die zwar einen höheren Etat erhielten, jedoch innerhalb ihres Regiments weitestgehend autonom agieren konnten, ihre Männer einheitlich zu kleiden.
Musketiere um 1665.
Nach dem Frieden von Aachen, geschlossen am 2. Mai 1668 zwischen Frankreich und Spanien und von Ludwig XIV. lediglich als Waffen-Stillstand im eigentlichen Krieg um große Teile der von ihm beanspruchten Spanischen Niederlande bewertet, begann der Aufstieg von Kriegs-Minister Tellier, dem der König nicht nur den schnellen Sieg über die Spanier sondern auch die innerhalb kürzester Zeit auf insgesamt rund 150.000 Mann verstärkte, bestens bewaffnete und somit äußerst schlag-kräftige französische Armee zu verdanken hatte. Hier entstand das strahlende Bild des "Sonnen-Königs", der seine Armee als nomineller Ober-Kommandierender mit seinem gesamten Hof-Staat (samt Mätressen) begleitet -, der verklärten Darstellung nach an vorderster Front persönlich von Sieg zu Sieg geführt und Gefallen daran gefunden hatte, von der belgisch-niederländisch-luxemburgischen Bevölkerung als Befreier gefeiert zu werden.
Für Tellier wurde es Pflicht und Lebens-Inhalt zugleich, die von ihm kurz-fristig geschaffene Armee für die nächsten Ziele des ruhm-süchtigen Monarchen zu erhalten, gegen die sich abzeichnende spanisch-habsburgische Allianz auszubauen und zum Wohle Frankreichs dauerhaft zu organisieren.
In Anlehnung an das fortschrittliche Militär-Wesen der Vereinigten Niederlande schuf Tellier zwischen 1668 und 1672 die grundsätzlichen Voraussetzungen für Unterhalt und Erhalt eines dauerhaft "Stehenden Heeres": Zusammen mit Finanz-Minister Colbert führte Tellier einen festen Wehr-Etat ein, organisierte ein landes-weites Rekrutierungs- und standardisiertes Ausbildungs- und Disziplinierungs-, Besoldungs- und Beförderungs-System und entwickelte zusammen mit Maréchal de Turenne für die verschiedenen Waffen-Gattungen konkrete Exerzier-Reglements, die in Anlagen die jeweiligen Aufgaben und dafür nötigen Ausrüstungen detailliert definierten. Zur Sicherung des Offiziers-Nachwuchses wurden sämtliche Adels-Familien registriert, die damit auch wieder enger an den König gebunden wurden. Bei der königlichen Garde in Paris wurde die erste Militär-Schule gegründet, aus der etwa ab 1675 die ersten in Mathematik, Zeichnen und Ingenieur-Wesen, im Reiten, Fechten und Schießen und … im Lesen, Schreiben und Benehmen patentierten Absolventen hervor-gingen. Als geschulte Truppen- und qualifizierte Stabs-, Subaltern- und Unter-Offiziere reformierten und modernisierten sie die Armee von innen heraus.
Die offizielle Einführung von regulären Uniformen in Frankreich fällt in das Jahr 1670; der erste Entwurf des Soldaten-Rockes, der in besserer Qualität bzw. nach vorhandenen Mitteln maßgeschneidert auch von den Offizieren getragen wurde, wird dem General-Leutnant Colinan du Frandat zugeschrieben, der wohl dem engeren Kreis von Telliers Inspekteuren angehörte. Zweck der Reform war es, die Truppen im Feld besser untereinander und vor allem vom Feind unterscheiden zu können; auch hatte man erkannt, dass ein einheitliches Erscheinungs-Bild den Zusammenhalt der Truppe und damit die Moral des Einzelnen stärkt. Letzt-endlich hing alles vom Gutdünken des "Sonnen-Königs" ab, der jedoch überzeugt werden konnte, dass ein einheitliches Aussehen seiner Armee nicht nur im Feld ein imposantes Schau-Spiel bieten würde, sondern vor allem ein überzeugender Beweis für die vom König als Zentral-Gestirn des (absolutistischen) Staates ausgehende All-Macht ist.
Zum Besuch oder zur Inspektion seiner Truppen trug Ludwig XIV. entweder eine "Hongreline" (ein offener, dabei eng anliegender, tailliert geschnittener und maximal bis zur Mitte der Ober-Schenkel reichender Geh-Rock; häufig mit Pelz besetzt und/oder gefüttert) oder – gleich den Garden seiner Eskorte – einen Kasack, der sich jedoch von den Garde-Stücken durch eine überladene Gold- und Silberfaden-Stickerei abhob (Anekdoten berichten, dass Ludwig XIV., der im Alter von vier Jahren König wurde, unter der Vormundschaft seiner Mutter bis zum Alter von vierzehn Jahren überwiegend Mädchen-Kleider trug, was zur Folge hatte, dass der um die Gunst des Regenten bemühte Hof-Staat ebenfalls in kindlich-albernen Gewändern wandelte).
Belegt ist, dass die vier im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts bestehenden Kompanien der "Archers du corps du roi" (Bogenschützen-Korps des Königs) bereits seit ihrer Errichtung Mäntel bzw. Umhänge in den vom Haus Valois-Orléans gewählten Wappen-Farben Blau und Gelb (Gold) trugen. Mit der Zusammenlegung der Garde-Kompanien nach 1515 zur "Garde du Corps" erhielten die noch immer als Bogen-Schützen geführten leichten Reiter königs-blaue Kasacken, die auf Brust-, Rücken- und den beiden Seiten-Teilen Kreuze in aufwendiger und entsprechend kost-spieliger Gold- und Silberfaden-Stickerei zeigten. Das Futter, das Gilet (eine lang-ärmelige, knie-lange Jacke) und die Strümpfe rot; zur Unterscheidung der Kompanien wurden wohl ab 1720 verschieden-farbige Bandeliere verausgabt.
In Anbetracht der aufwendig gefertigten und damit teuren Garde-Monturen würde die Einkleidung der bestehenden Regimenter erhebliche Ausgaben bedingen. Da die Garde-Monturen jedoch ausschließlich repräsentativen Zwecken dienten; die Stücke für die Feld-Truppen ausschließlich praktischen Ansprüchen genügen sollten, machte General du Frandat wohl sprich-wörtlich aus der Not eine Tugend und aus dem von einfachen Soldaten bevorzugt getragenen "Souquenille" (alt-franz. "Souquenie": das Kleid; ein billiger, dreiviertel-langer Arbeits-Kittel aus grobem Canvas, der von Bauern, Kutschern und Pferde-Knechten übergeworfen wurde), den ersten regulierten Uniformen-Rock, der im Unterschied zum Bauern-Kleid im eigentlichen Rock-Bereich jedoch weit und groß-zügig geschnitten und in zahllosen Falten tailliert war und nach Vorbild der vom König (lässig) offen getragenen "Hongreline" standard-mäßig vorn und in manchen Fällen mit mehr als sechzig Knöpfen bis zum unteren Saum geschlossen werden konnte. Die Knöpfe waren im Allgemeinen aus Holz, Horn oder Metall, kugel-förmig oder halb-rund, schlicht oder verziert, stoff-überzogen oder bemalt und noch in keiner Weise von zivilen Stücken zu unterscheiden.
Ab 1671 erhielten die ersten national-französischen Regimenter den "Juste-au-corps gris-blanc"; den ersten Uniformen-Rock von grau-weißer Grund-Farbe (sprich natur-farbenem, grauem Leinen).
Sehr wahrscheinlich war die Armee innerhalb von vier Jahren eingekleidet, denn mit Rund-Schreiben vom 26. Oktober 1674 setzte Minister Tellier die Obristen der Linien-Infanterie in Kenntnis, dass "ab diesem Zeitpunkt die Dienste des Königs für die Verteilung einer Jacke an jeden Rekruten verantwortlich sind, um die Ränge schrittweise zu harmonisieren" (gemeint sind wohl die Ränge, die die einzelnen Regimenter nach dem Zeit-Punkt ihrer Errichtung -, dem daraus folgenden Ansehen bzw. den damit verbundenen Privilegien in der Reihen-Folge der "Vieux Corps"-Ordnung [ 1] einnahmen).
Mit der Gründung der königlichen "Manufacture d'armes de Charleville" im Jahr 1675 konnte auch das immer wieder anstehende Problem der Beschaffung von Feuer-Waffen gelöst werden: Bereits ab dem Jahr 1667 hatte Minister Tellier begonnen, Büchsen-Macher aus dem belgisch-niederländischen Raum anzuwerben und zur Übersiedlung in die französische Grenz-Stadt Charleville zu bewegen. Innerhalb weniger Jahre entstand dann in der um 1606 von Charles de Gonzague, Herzog von Nevers und Rethel, in den Ardennen gegründeten Handwerker-Stadt das erste größere Zentrum der französischen Waffen-Industrie. Ähnlich organisiert wie die deutschen Waffen-Schmieden der Suhler Innung oder der Solinger Kooperativen hatten sich die einzelnen Gewerke grundsätzlich abgestimmt und begannen mit der manuellen Herstellung von Schuss-Waffen für den König. Um Effektivität und Effizienz der Produktion erheblich zu steigern, gründeten Maximilien Titon, Directeur général der königlichen Waffen-Manufakturen und -Lager, und der Waffen-Händler Toussaint Fournier im Jahr 1675 eine Fabrik, in denen die von den ansässigen Gewerken produzierten Einzel-Teile montiert wurden. Mit der Ausdehnung des Zulieferer-Netzwerkes auf zwei weitere Stand-Orte in Nouzon sur la Goutelle und in Moulin-Leblanc in Mohon wurde die Fabrik erweitert und zusammen mit der Stadt im Jahr 1688 vom König mit den Privilegien einer königlichen Waffen-Manufaktur – "La Manufacture d'armes royale de Charleville" ausgestattet.
Pikeniere der Ära Ludwigs XIV. (links zwischen 1680-1690 - rechts um 1700).
Mit den Siegen der modernisierten französischen Armee im Holländischen Krieg von 1672 bis 1678 und den hier letztendlich gewonnenen Ländereien erwiesen sich auch die von Kriegs-Minister François Michel Le Tellier zuvor veranlassten Militär-Reformen als Erfolg; die Armee des Königs hatte sich gegen die weitaus stärkeren Streit-Kräfte der spanisch-habsburgischen Allianz durchgesetzt; Tellier stieg in der Gunst des Königs und erhielt für seine nächsten Vorhaben freie Hand.
Die zehn Friedens-Jahre zwischen 1678 und 1688 nutzte Tellier zum Ausbau seines Ministeriums. Planungs-Stäbe entstanden, die u.a. Fach-Abteilungen für die in- und ausländische Kartografie hervor-brachten. Beschaffungs-Ämter wurden gegründet, die die Bereiche Bewaffnung und Ausrüstung, Unterkunft und Bekleidung, Proviant und Fourage für die Truppen-Gattungen regelten und regulierten. Inspektionen wurden eingerichtet, die die direkte Verbindung zwischen Verwaltung und Truppe herstellten. Ausgewählte Stabs-Offiziere kontrollierten als Inspektoren die fachlichen Fähigkeiten der Truppen-Offiziere, die Fortschritte bei der Ausbildung der Soldaten und deren Ausrüstung und Bewaffnung. Die Kompanie-Wirtschaft blieb zwar erhalten, nur wurden die Offiziere verpflichtet, Kassen-Bücher zu führen und Nachweise über die regelmäßige und korrekte Auszahlung des Soldes zu erbringen. Um den Handel mit lukrativen Offiziers-Stellen in weiterer Perspektive abzuschaffen, führte Tellier den Dienst-Grad "Lieutenant-Colonel" ein, der als operativer Stellvertreter des (in der Regel weitestgehend unqualifizierten) Obristen das praktische Kommando über das Regiment führte. Die Regimenter erhielten Rekrutierungs-Bezirke, in denen Kasernen und Hospitäler integriert wurden (u.a. veranlasste Tellier den Bau des "Hôtel des Invalides" in Paris). Auch initiierte er einen Verbund von befestigten Magazinen und Depots, die in Friedens-Zeiten von den in Garnison gelegten Truppen bewacht wurden; im Fall der Mobilisierung hatten diese dann die Truppen zu versorgen.
Obwohl Tellier mit seinen Reformen von vielen Neidern am Hof und Widersachern im Militär behindert wurde, verfügte das Königreich im Ergebnis seines Schaffens über ein komplexes System von Verwaltungs-Behörden mit fest umrissenen Aufgaben- und dabei ineinander übergreifenden Verantwortungs-Bereichen sowie über eine effektive Kommando-Kette, die im Zusammen-Wirken aus dem bis dahin nur mit wenigen Kompetenzen betrauten "Secrétariat d'État de la Guerre" ein zeitgemäß-modernes Kriegs-Ministerium samt strategisch arbeitenden General-Stab hatte erwachsen lassen. Ihre Praxis-Tauglichkeit bewiesen die einzelnen Planungs-Stäbe in der operativen Vorbereitung zur Eroberung der bis dahin freien und unabhängigen Reichs-Stadt Straßburg: Vollkommen überraschend und ohne zuvor ergangener Kriegs-Erklärung erschien Mitte September 1681 ein von Tellier persönlich geführtes Heer von 30.000 Mann, das innerhalb weniger Stunden sämtliche Zugangs-Straßen abgeriegelt und die gut befestigte Stadt eingeschlossen hatte. Auf eine Belagerung nicht vorbereitet und ohne Aussicht auf Unterstützung kapitulierte Straßburg am 30. September 1681, wurde besetzt und Teil des französischen König-Reiches.
Für Tellier war der schnelle Feld-Zug von 1681 mehr ein Manöver, das dazu gedient hatte, den enormen logistischen Aufwand in der Planungs-Phase eines Offensiv-Krieges mit den realen Herausforderungen abzustimmen, die mit der Mobilisierung und während des Aufmarsches der Armee anfallen. Die Eroberung von Straßburg war somit nur General-Probe für den im September 1683 von Tellier und Lieutenant-Général Joseph de Montclar in allen Details geplanten und von Maréchal Louis de Crévant im Oktober 1683 mit der "Armée de Flandre" begonnenen, mit erstaunlicher Geschwindigkeit und beachtlicher Rücksichtslosigkeit vorgetragenen Überraschungs-Angriff auf Luxemburg und die östlichen Teile der Spanischen Niederlande. Der Feldzug endete bereits am 23. Juni 1684 mit einem auf zwanzig Jahre befristeten Frieden und der Annektierung Luxemburgs. Da die Habsburger und das Heilige Römische Reich durch den gleich-zeitig währenden Türken-Krieg (Belagerung von Wien) gebunden waren, nutzte König Ludwig XIV. die Gelegenheit und ließ seine Armee auf ähnliche Weise bis 1688 große Teile des Elsass, der Pfalz und des heutigen Saarlandes in den französischen Staat eingliedern.
Musketiere um 1690 (die in einer Quelle gemachte Angabe "Régiment de Touraine um 1690 [Nr. 33] & Régiment de Orleans" konnte bislang nicht verifiziert werden).
Um den Corps-Geist innerhalb der Fremd-Regimenter zu stärken und den Elite-Status herauszustellen – vor allem aber um die im Ausland geworbenen "Soldats étrangers" (die überwiegend aus Irland oder deutschen Landen stammenden Söldner im Dienst des Königs) erkennbar zu machen, aber auch um Desertationen zusätzlich zu erschweren –, war es bereits gegen Ende des Dreißig-Jährigen Krieges üblich geworden, dass neu gewonnene Rekruten oder Söldner mit Eintritt in die jeweilige Einheit zivile Kleidungs-Stücke gegen Röcke oder Westen, Hosen und/oder Strümpfe einzutauschen hatten, deren Farbe und Schnitt, Knöpfe und Schleifen es möglich machten, die Soldaten mittels dieser offensichtlichen Merkmale eindeutig einer militärischen Einheit zuordnen zu können.
Da im Jahr 1690 auch die National-Regimenter erstmals einheitlich uniformiert dargestellt werden, ist davon auszugehen, dass dieser Wandel durch eine Vorschrift reglementiert wurde, die wahrscheinlich mit den im Oktober 1690 ergangenen Militär-Reformen einherging. Die knie-langen, in der Taille nun eng anliegenden, meist kragenlosen "Justaucorps" hatten pattierte Seiten-Taschen und breite Ärmel-Aufschläge in der Farbe des Rock-Futters, waren ansonsten schlicht und im Vergleich mit den reich bestickten Röcken der Garde geradezu billig. Die Färbungen reichten von Eierschalen-Weiß und Hell-Grau über bräunlich-weißlich-gelben Isabell-Tönen bis hin zu Grau- bis Grün-Braun. Borten oder Tressen aus Gold- und Silber-Stickereien, die laut königlichem Dekret von 1664 einzig von Ludwig XIV. und seinem Bruder, dem Herzog d’Orléans, getragen werden durften, wurden um 1675 nur einem kleinen Kreis vom König ausgewählter Personen gestattet und schriftlich per "Juste-au-corps à brevet" genehmigt, zwischen 1675 und 1680 dann aber auch Offizieren erlaubt, die bald die Mode entwickelten, jeweilige Ränge nach der Anzahl von Borten- und Tressen-Besatz und den mehr oder weniger aufwendig gearbeiteten Schleifen bzw. den aus Gold- und Silber-Gespinst gestickten Arabesken sichtbar zu machen (nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung erschien die erste Vorschrift, die die Offiziers-Uniformen regelte, erst im Jahr 1729).
Im Jahr 1683 ersetzten pulver-gefüllte Papier- oder Pergament-Kartuschen die am Bandelier getragenen "Zwölf Apostel". Die abgewogenen Pulver-Ladungen wurden in einem mit Bohrungen versehenen Holz-Quader aufbewahrt, der wiederum in einer am Schulter-Riemen getragenen Leder-Tasche – "Sac à cartouches" – transportiert wurde. An der Tasche oder am Riemen befestigt der Kugel-Beutel und das Fläschchen mit dem Zünd-Kraut sowie der Kratzer zum Reinigen des Zünd-Loches.
Fahnen und Standarten, Flaggen und Banner, Wimpel und Fanions wurden im französischen Heer seit dem frühen Mittel-Alter gezeigt, wobei deren Gestaltung bis 1661 vollkommen ungeregelt und damit der Laune der jeweils Kommandierenden überlassen war. Zwar bestimmt ein aus dem Jahr 1629 erhaltenes Dekret u.a., dass "von jeder Kompanie im Bezirk eine Fahnenwache aufgestellt werden muss" (was darauf schließen lässt, dass zumindest eine weitere Verordnung existiert haben musste, die jeder Kompanie das Führen einer Fahne befohlen hat), genaue Festlegungen enthält das Schrift-Stück aber nicht; jeder Oberst führte seine eigene Fahne.
Mit der Abschaffung des Ranges "General-Oberst der Infanterie" am 28. Juni 1661 übernahm der König diese Stellung; sämtliche neuen Regimenter wurden damit königlich und zeigten das "Bannière de Saint Michel" (das "Banner des Heiligen Michel" – ein weißes Kreuz auf weißem Grund mit einer durchschnittlichen Kanten-Länge von etwa 1,80 Meter, das Tuch verziert mit den königlichen "Fleurs de Lys" an blauer Stange – war seit dem 14. Jahrhundert das Feld-Zeichen Frankreichs). Unglücklicher-weise waren aber auch die Obristen-Fahnen der Kaiserlichen, der Spanier und Holländer, der Engländer und auch der Brandenburger aus der Ferne überwiegend weiß. Diese Ähnlichkeit hatte zur Folge, dass die französische Infanterie in der Schlacht bei Fleurus (1. Juli 1690) mit Ausdauer von der eigenen Artillerie beschossen wurde. Aus diesem Grund wurde jede Fahne von Infanterie und Kavallerie durch ein doppeltes, weißes Fahnen-Band gekennzeichnet, das in Form einer Schleife um den Fuß der Fahnen-Spitze geschlungen wurde. Um weitere Verwechslungen zu vermeiden, wurde die vom zweiten Fähnrich geführte erste und mit farbigen Vierteln versehene Ordonnanz-Fahne der Oberstleutnant-Kompanie direkt neben der Obristen- bzw. Königs-Fahne platziert.
Um die im Militär-Haushalt anfallenden Gesamt-Ausgaben besser prognostizieren, planen und berechnen zu können, erwies es sich als praktisch, sämtliche Regimenter in ihrer Organisation einheitlich zu strukturieren und zu gliedern. Bislang verfügte nur die aus insgesamt 40 Mann bestehende Kompanie über eine vorgeschriebene Stärke und Zusammensetzung. Wie viele Kompanien bzw. Bataillone der Obrist "unter seinem Regiment" führte, blieb ihm überlassen (so verfügte bspw. das Régiment de Piémont unter Kommando von Claude-Hyacinthe de Faverges im Flandern-Feldzug über 193 Kompanien mit insgesamt 9.650 Mannschaften und 435 Offizieren).
Nach Vorbild der habsburgisch-kaiserlichen und -spanischen Infanterie hatte jede Kompanie des "Régiment du Roi" im Jahr 1667 vier der größten und kräftigsten Soldaten auszuwählen, die ihre Musketen abzugeben hatten und als Werfer von lunten-gezündeten Hand-Bomben (Granaten) spezialisiert wurden. Noch im selben Jahr traten diese "Granatiers" zu einer eigenen – nach den hohen Auswahl-Kriterien als Elite betitelten – Kompanie zusammen. Im Jahr 1670 erging die Order, dass 27 Infanterie-Regimenter diesem Beispiel zu folgen hatten; ab 1671 hatten dann sämtliche Bataillone der französischen Infanterie je eine Grenadier-Kompanie zu errichten. 1671 erhielten die Grenadiere ihre Musketen zurück; als Besonderheit die Riemen zum Umhängen der Waffe. Bis zur Einführung der typischen Grenadier-Mütze um 1700 waren die Eliten an den ihnen verausgabten Säbeln und den Bauch-Taschen für den Transport der Granaten erkennbar.
Ab 1715 waren die Grenadiere nicht mehr mit Hand-Granaten ausgerüstet.
Mit den im Oktober 1690 ergangenen Reformen wurden auch Struktur und Gliederung der Regimenter geregelt: Dem Plan gemäß sollte jedes Infanterie-Regiment über mindestens zwei -, maximal vier Bataillone verfügen, die aus jeweils acht Pikenier- und Musketier- und einer Grenadier-Kompanie gebildet wurden. Die von einem Capitaine und einem Lieutenant als dessen Stellvertreter kommandierte Kompanie zählte in Friedens-Zeiten 31 Gefreite, 3 Anspessades (stellvertretende Korporale, auch Kadetten der Offiziers-Schule), 3 Korporale, 2 Sergeanten, 1 Fahnen-Träger und 1 Tambour; im Krieg kamen – theoretisch – acht weitere Gefreite und zwei Anspessades hinzu.
Musketiere um 1695 (die in einer Quelle gemachte Angabe "Régiment de Piémont [Nr. 3] & Régiment de Navarre [Nr. 5]" konnte bislang nicht verifiziert werden).
Ab 1689 ersetzte das von Sébastien Le Prestre de Vauban im Jahr 1669 weiter-entwickelte Tüllen- oder Dillen-Bajonett (siehe linke Figur und dort hinter der Munitions-Tasche) das sehr wahrscheinlich in der französischen Waffen-Schmiede Bayonne erfundene und gegen Ende des Dreißig-Jährigen Krieges eingeführte Griff- oder Spund-Bajonett, das die Pike und damit auch Pikeniere entbehrlich machte. Diese Stich-Waffe, die separat auch als Dolch -, mit geschliffener Klinge dann als Messer verwendet werden konnte, wurde nach dem Schuss mit dem konischen Griff-Stück in Lauf der Muskete gesteckt, was die Feuer-Waffe wieder zum Spieß machte; den qualifizierten und wert-vollen Musketier jedoch zum einfachen Spieß-Knecht degradierte. Das mittels einer Tülle über den Lauf gesteckte und bald darauf durch Spund und Dille arretierte -, durch einen Arm abgewinkelte Drei- oder Vierkant-Bajonett löste dieses Problem: Der Musketier konnte Feuern, seine Waffe mit aufgepflanztem Bajonett laden und im Not-Fall zustechen.
Um zu verhindern, dass das von den Soldaten bevorzugt offen und mit Stolz lang getragene Haar beim Zielen bzw. Abfeuern der Lunten-Gewehre Feuer fing, verbreitete sich unter den Musketieren die sog. "Bourse"; ein aus Seide (Taft) gefertigter Beutel, der das Haar umschloss und relativ sicher vor Funken-Flug und Stich-Flammen schützte.
Die breite Palette von (grauen) Weiß-Tönungen des Leinen- oder Baumwollmisch-Gewebes, das für die Anfertigung der Röcke Verwendung fand, konnte durch das Bleichen des Stoffes unter der Einwirkung der UV-Strahlung im Sonnen-Licht weitest-gehend vereinheitlicht werden, doch erreichte die Güte des Uniformen-Stoffes nie das befohlene Rein-Weiß (tatsächlich erschienen die französischen Regimenter, denen Weiß befohlen war, in Röcken von sehr hellem Grau, das je nach Stoff-Marge gelblich, rot-bräunlich oder blau-grünlich schimmerte). Für das Futter und den Besatz wurden Rau-Stoffe für die Mannschaften bzw. Serge (Seide oder Kamm-Garn) für die Offiziere in den charakteristischen Farben (Rot, Blau oder Weiß) verarbeitet, wobei für Gilet, Hose und die bis zum Knie reichenden und hier von einem Strumpf-Band gehaltenen Woll- oder Seiden-Strümpfe vorwiegend die Farbe der Abzeichen reglementiert wurde. Das tief in die Hose reichende und locker geschnittene Hemd, am Kragen-Ausschnitt und an den Ärmel-Enden oft mit Rüschen-Besatz, wurde zwischen den Beinen zusammen-geschlagen und diente so als Unter-Hose. Unter dem Hemd die Krawatte, ein nur locker um den Hals gebundenes weißes Stoff-Stück, das das Wund-Scheuern verhindern sollte.
Wenig bekannt ist, dass bis zum Ende des 18. Jahrhunderts sämtliche Schuhe der Mannschaften gleiche Form und Größe hatten und austauschbar waren: Ging ein Schuh verloren, wurde er ohne großen Aufwand ersetzt; zu große Schuhe wurden mit Papier, Wachs-Tuch oder Wolle ausgestopft, zu kleine Stücke mittels Schuh-Spannern gedehnt; die Weite ließ sich mittels Riemen und Schnalle auf dem Ober-Leder anpassen.
Füsiliere um 1700 (die in einer Quelle gemachte Angabe "Régiment de Bourgogne [Nr. 59] & Régiment Eu" konnte bislang nicht verifiziert werden).
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann die Einführung des "Fusil", eines neuen Vorderlader-Typs, dessen Besonderheit das im Jahr 1605 aus dem Schnapphahn-Schloss entwickelte -, von dem französischen Arkebusier Marin Bourgeois in der Mechanik verfeinerte Batterie-Steinschloss war. Bis 1705 hatte es die Lunten- und Radschloss-Gewehre fast vollständig verdrängt und sich in sämtlichen zentral-europäischen Armeen durchgesetzt. Um die vier Schützen, die in jeder französischen Infanterie-Kompanie mit dieser neuartigen Feuer-Waffe ausgestattet wurden, von den noch mit Musketen bewaffneten Musketieren unterscheiden zu können, kam in der französischen Armee der Begriff "Fusiliers" auf, der dann auf sämtliche Infanteristen der französischen Armee überging (und in der preussischen Armee ab 1740 Bezeichnung für die neu aufgestellten bzw. leichten Infanterie-Regimenter wurde).
Um 1703 waren die Dillen-Bajonette eingeführt, die Piken abgeschafft und die Pikenier-Einheiten aufgelöst; die als Hof-Garden verbliebenen Hartschiere bzw. Hellebardiere hatten nur noch repräsentativ-zeremonielle Funktion.
Modisch hatten sich etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts in sämtlichen Heeren die sehr wahrscheinlich nach spanischem Vorbild gefertigten Gamaschen verbreitet. Belegt ist, dass bereits die Heere der Antike "Beinlinge" aus Leder oder fest gewebten Stoffen trugen, die primär beim Marsch durch unwegsames Gelände vor dichtem oder dornigem Strauch-Werk aber auch vor Bissen von Schlangen und Insekten -, sekundär vor Witterungs-Einflüssen wie Regen, Schnee und Kälte schützen. Im frühen Mittel-Alter gehörten lederne Beinlinge dann in beinahe allen Gewerken zur Arbeits-Bekleidung.
Mit der zur Mitte des 15. Jahrhunderts aufkommenden Strumpf-Hose zeigte "Mann" Bein: Die möglichst eng anliegenden, aus einfacher Schafs- oder Baum-Wolle, Leinen oder teuren Seiden-Stoffen gefertigten Stücke gab es für jeden Stand und galten je nach Qualität bzw. dafür erforderlichen finanziellen Mitteln als repräsentatives Status-Symbol, das sich – je teurer im Material und in der zunehmend maß-gefertigten Herstellung – zwar als umso unpraktischer im alltäglichen Gebrauch jedoch dementsprechend auch schützens-werter erwies. Aus den zu diesem Zweck getragenen Über-Hosen entwickelte sich Anfang des 16. Jahrhunderts nach spanischer Tracht die sog. "Heer-Pauke", aus denen Pump-, Pluder- und schließlich gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Knie-Hosen ("Culottes") hervor-gingen.
Mode und Geschmack nahmen ihren Lauf; Straßen und Wege in Stadt und Land blieben "weitest-gehend" unbefestigt; verwandelten sich nach jedem Regen in einen klebrigen Morast, in dem die aus allen Ländern Europas herum-marschierenden Heeres-Kolonnen bestenfalls nur knöchel-tief versanken.
Der Halb-Schuh bzw. -Stiefel kam auf. Und um zu verhindern, dass Schlamm und Kot auf die Strümpfe oder Regen-Wasser direkt in die Schäfte spritzte, erhielten die Soldaten der ersten "Stehenden Heere" der sog. Neu-Zeit knie-lange Gamaschen, die entweder über die Strümpfe -, ab Beginn des 19. Jahrhunderts auch über die Hose -, gegen Ende der Koalitions-Kriege in dann gekürzter Form unter die Hosen-Beine geknöpft wurden.
Im Winter und im Feld-Dienst bevorzugt Stücke aus schwarz-gefärbten Leder; im Sommer oder zum Tages-Dienst Stücke aus weißem Leinen oder Segel-Tuch. Strümpfe, gleich ob farbig oder weiß, wurden nur noch zu Paraden oder im höfischen Dienst gezeigt.
Füsiliere um 1700 (die in einer Quelle gemachte Angabe "Régiment de Bretagne [Nr. 46] & Régiment de Bourbon [Nr. 56]" konnte bislang nicht verifiziert werden).
Zwischen den Jahren 1680 und 1700 wurden die Ärmel des "Justaucorps" wesentlich enger, dafür länger und reichten um die Jahrhundert-Wende unter Beibehalt der schmalen, überweiten Umschläge bis knapp vor die Hand-Gelenke. Die Taille wurde schmaler und bei teuren Stücken durch ein rückseitiges Riemchen individuell anpassbar; dafür die Schöße immer weiter gespreizt und durch Bund-Falten gerafft; auch die nun nach innen versetzten Taschen immer breiter, geschwungener und von gesteiften Über-Klappen bedeckt, die von mindestens drei Knöpfen geschlossen werden konnten. Das Aufkommen der Schulter-Klappen machte die Schleifen verzichtbar, aus diesen Stücken entwickelten sich die wulst-artigen "Schwalben-Nester" der Spiel-Leute, die das Verrutschen der Trommel-Riemen verhindern sollten.
Ob nun durch Verfall oder Ignorieren der "Juste-au-corps à brevet"-Verfügung von 1675 -, durch ein neues Dekret oder die gewandelte Auffassung des Königs, auch seinen Offizieren durch überladene Rock-Verzierungen königlichen Glanz zu gewähren, konnte bislang nicht geklärt werden: Bis zum Jahr 1700 verbreitete sich unter den Offizieren die Mode, erst das Gilet oder die "Veste" (den westen-artigen Unter-Rock) -, dann auch den Rock ähnlich den zeremoniellen Hof-Trachten der Garde mit Tressen und Borten aus Gold- und Silberfaden-Stickerei bevorzugt an den Säumen, Knopf-Löchern und Nähten zu überladen, wobei an der Art der Gestaltung noch keine Unterschiede zwischen Rang-Klassen oder Dienst-Graden auszumachen waren.
Obwohl von den Offizieren um 1700 noch immer der einseitig gefaltete, häufig feder-geschmückte und mit bunten Bändern verzierte Kavaliers- oder Schlapp-Hut nach schwedischer Art getragen wurde, hatte sich im Soldaten-Alltag der nunmehr drei-seitig hoch-geschlagene "Drei-Spitz" durchgesetzt, der sich vor allem gegen die Unbillen des Wetters aber auch während der Verwendung des langen Lade-Stockes als praktisch erwies. Inwieweit die farbigen Hut-Bänder und -Bommeln, die zu dieser Zeit aufkamen, noch Wappen-Farben zeigten, nach individuellen Vorlieben gewählt wurden oder bereits die Zugehörigkeit zu einer Kompanie deutlich machten, ist nicht geklärt; für die Zeit vor 1720 sind Details der Uniformierung Sache des Inhabers.
Bemerkenswert die Änderungen am Wehr-Gehänge, an dem das Bajonett nunmehr mit an der Degen-Tasche und diese zusammen mit der deutlich kleineren Munitions-Tasche – ihrer Zeit gut 150 Jahre voraus – am Leib-Gurt getragen wurde.
Soldaten und Offiziere um 1712 (die in einer Quelle gemachte Angabe "Régiment de Rouergue [Nr. 58]" konnte bislang nicht verifiziert werden).
Gegen Ende der über 70 Jahre währenden Regierung des "Sonnen-Königs" wurde der Rock unter der Taille noch sparsamer im Schnitt und verlor mehr und mehr seiner Falten. In der Trage-Weise verbreitete sich die Mode, den Rock im Brust-Bereich bevorzugt geschlossen zu halten und mittels Knöpfen in den Bund-Falten im hinteren unteren Bereich der Schöße (Basken) nach hinten zu raffen. Am Hof und unter begüterten Kreisen galt es als elegant, die Schöße des nunmehr als "Habit à la française" bezeichneten Rockes als auch die der darunter getragenen Weste in Nachahmung der immer ausladender werdenden Reif-Röcke der Damen mit Fisch-Bein oder Draht glocken-artig auszuformen und mit Wachs-Tuch oder Ross-Haar auszustopfen (ein Trend, der bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts derart übertrieben wurde, dass die Träger in ihrer Bewegungs-Freiheit von ihrer Kleidung zunehmend behindert und zur Karikatur ihrer selbst wurden; ein skurriler Trend, der erst mit den gesteiften Schwalbenschwanz-Schößen des Fracks ein Ende hatte).
Der Rock der einfachen Soldaten blieb vorn weiterhin gerade geschnitten und ohne Kragen, die Ärmel reichten nun bis zu den Hand-Gelenken, die Aufschläge nunmehr angesetzt und farbig und etwas knapper, konnten aber weiterhin über die Hände geschlagen werden.
Keine Angaben.
Nach einem erhaltenen Finanz-Register aus den 1690er Jahren erreichte die französische Armee unter der Regentschaft des "Sonnen-Königs" eine für die damalige Zeit unvorstellbare Stärke von 343.300 Infanteristen und 67.300 Kavalleristen unter Waffen, wobei Offiziere nicht eingerechnet waren. Durch die unter König Karl VII. ab 1422 begonnene Aufstellung der feuernden Artillerie als neue Truppen-Gattung war Frankreich zur stärksten Land-Kriegsmacht Europas aufgestiegen; Feld- und Belagerungs-Artillerie wurden über einen eigenen Artillerie-Fuhrpark bewegt, der auch die Munition transportierte.
Größtes Problem der französischen Armee war neben der Kompanie-Wirtschaft der Handel mit Regimentsinhaber- und Offiziers-Stellen (deren Verkauf allein durch den König geregelt wurde): Kostete die 6-jährige Anstellung als Capitaine samt Kommando über eine Infanterie-Kompanie von 40 Mann rund 5.000 Livres, so erhielt der Offizier einen Jahres-Sold von rund 1.000 Livres, mit denen er zwei Pack-Pferde, in der Regel einen Diener und sich selbst zu versorgen hatte. Neben dem militärischen Kommando hatte der Capitaine die Pflicht, jährlich etwa sechs bis acht neue Rekruten zu werben, die die nach ebenfalls 6-jähriger regulärer Mindest-Dienstzeit entlassenen Veteranen ersetzen mussten. Hierfür stand ihm pro Jahr und Rekrut ein Hand- oder Werbe-Geld von maximal 20 Livres zur Verfügung, die er jedoch mit der vom König gefüllten und dem Obristen unterstehenden Regiments-Kasse abzurechnen hatte (mit Verordnung vom 8. April 1718 hatte der Hauptmann der Grenadier-Kompanie dem Hauptmann der Füsilier-Kompanie für einen abgeworbenen Füsilier 20 Livres zur Werbung eines neuen Rekruten und 5 Livres Entschädigung zu zahlen). Und obwohl Gewehr und Bajonett aus den königlichen Manufakturen geliefert wurden, waren die für Instandhaltung, Reparatur oder Ersatz anfallenden Kosten Sache des Kompanie-Chefs. Für den Erhalt von Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung seiner 40 Soldaten; für die Bereit-Stellung und Ausstattung von fünf Achtmann-Zelten samt Koch-Töpfen und zehn Feld-Bestecken (Hacken und Schaufeln etc.) erhielt der Capitaine in Friedens-Zeiten jährlich einen Etat von 750 Livres; in Kriegs-Zeiten das Doppelte. Zusammen mit der Pauschale, die den Soldaten für Wäsche und Schuhe vom Sold abgezogen wurden, ergab das einen Brutto-Etat von rund 2.200 Livres, die dem Capitaine blieben, um seine "Investition" innerhalb seiner Dienst-Zeit auf Kosten seiner Soldaten gewinn-bringend refinanzieren zu können. Und bedenkt man, dass der durchschnittliche Besitz einer einfachen Adels-Familie recht überschaubar war, selbst Unterhalts-Kosten verursachte und üblicher-weise an den Erst-Geborenen vererbt wurde, blieb für den Zweit- und Dritt-Geborenen etc. nur der wenig lukrative Kirchen- oder der Militär-Dienst; der häufig mit enormen Schulden begann (mit Ausnahme eines Todes im Kampf fiel die Kompanie im Todes-Fall des Kapitäns ohne Entschädigung an den König zurück; die Erben konnten bestehende Ansprüche mit dem Nachfolger regeln).
Füsiliere um 1715 (die in einer Quelle gemachte Angabe "Régiment de Saint-Germain-Beaupré 1705 [Nr. 2] & Régiment de Hainault 1715 [Nr. 50]" konnte bislang nicht verifiziert werden).
Um 1715 erschienen die ersten Infanterie-Regimenter des "Grands Vieux Corps" ("Régiments royaux" – königliche Regimenter, deren Inhaber der König selbst war und die stellvertretend von einem Lieutenant-Colonel oder Colonel en second kommandiert -, die auch im Frieden nicht reduziert oder aufgelöst und direkt vom Kriegs-Ministerium finanziert wurden; siehe dazu »Archives du ministère des Armées« (GOV, FRA)) – in "rein-weißen" Röcken (tatsächlich mehr ein helles Grau), die bis 1720 auch an sämtliche anderen französischen Linien-Infanterie-Regimenter verausgabt wurden. Die schweizerischen und die irischen Fremd-Regimenter behielten ihre roten Röcke; die übrigen im Ausland (vorwiegend im deutsch-niederländischen Rhein-Gebiet) angeworbenen Einheiten wurden in blaue Röcke eingekleidet. Eine Ausnahme bildete das im Jahr 1563 unter der Bezeichnung "Garde du Roi" aufgestellte Regiment "Gardes Françaises", das zwar der Linien-Infanterie zugeordnet war, hier jedoch Garde-Status hatte und damit den königlichen Haus-Truppen ("Maison militaire du Roi") angehörte, die traditionell königs-blaue Uniformen-Röcke trugen.
Die Abzeichen der königlichen Regimenter blau; die der prinzlichen Regimenter rot. Bemerkenswert, dass der "Juste-au-corps" immer öfter als "Habit" bezeichnet wird (vom lat.: "habitus": eine typische Gestalt, Haltung oder Form; davon abgeleitet das spezifische, einheitliche, äußere Erscheinungs-Bild, anfänglich für die Gewänder der Mönchs-Orden, dann auch allgemein für die Amts-Robe).
Bereits zehn Jahre nach Einführung des Fusils verfügte die französische Infanterie über eine derartige Vielzahl unterschiedlichster Typen, Modelle und Kaliber, dass die Einführung einer seriell gefertigten Feuer-Waffe mit kompatiblen Einzel-Teilen insbesondere in Übersee – Nouvelle-France – zwingend wurde. Nach zahlreichen Entwürfen wurde auf Basis des für die Mariens und die indianischen Verbündeten entwickelten "Modèle 1716 Tulle de Chasse" ein Modell reglementiert, das mit Erlass vom 4. Januar 1717 nach standardisierten Richt-Linien hergestellt wurde. Dieses "Modèle an 1717" wird heute als erstes reguläres Infanterie-Gewehr der französischen Armee eingeordnet (nach verschiedenen Verbesserungen ging aus diesem Gewehr das legendäre "Modèle 1777 modifié an IX" hervor). Das Modell 1717 hatte eine Gesamt-Länge von 62 Zoll und wog etwa 9 Pfund. Der 46 Zoll lange Glatt-Lauf im Kaliber .69 (ca. 17,5 mm; die Kugel 16,5 mm) war am Schaft gestiftet und wurde zusätzlich mittig mit einem einzelnen Ring am Schaft fixiert. Vier eiserne Röhrchen hielten den hölzernen Lade-Stock. Etwa 48.000 Stück wurden von diesem Typ bis zum Nachfolger-Modell von 1728 produziert.
Fusiliers Régiment de Lyonnais 1735 [Nr. 27] & Régiment du Roi 1735 [Nr. 105].
Für die Zeit vor 1720 konnten die namhaften französischen Uniformologen und Militär-Historiker nur wenige bzw. fragmentarische Quellen ausmachen. Dieser Umstand begründet sich einerseits in der allgemein praktizierten Methode, Regimenter, Bataillone und Kompanien je nach Bedarf zu werben und zu errichten, zu entlassen und aufzulösen bzw. über andere Einheiten zu verteilen; andererseits in der Tradition, dass es mit zu den höchsten und entsprechend verteidigten Privilegien eines Regiments-Inhabers oder -Kommandeurs gehörte, das ihm unterstehende Regiment mittels der vom König gewährten Gelder auszurüsten und einzukleiden. Bestimmungen oder Vorgaben hatten dabei lediglich Orientierungs-Wert.
Nahe-liegend, dass diese Art der Regelung primär Unterschlagungen im großen Stil beförderte, Korruption ermöglichte und von den Regiments-Inhabern zur persönlichen Bereicherung genutzt wurde; sekundär eine Mangel-Wirtschaft hervor-brachte, die sich an der Qualität und Einheitlichkeit von Uniformen und Ausrüstung bemerkbar machte und deren finanzielle Folgen auf die Soldaten umgelegt wurden: Die Mannschaften mussten Mängel und Gebrauchs-Schäden auf eigene Kosten beheben lassen (was im Ergebnis die sog. "Putz- und Flick-Stunde" hervor-brachte und viele Soldaten zu talentierten Schneider- und Schuster-Laien qualifizierte).
Im Jahr 1720 wurde anstelle der bis dahin willkürlichen Hut-Krempung die drei-seitige Faltung befohlen. Der Dreispitz mit Borten-Besatz – Mannschaften in der Regel nach Knopf-Farbe Weiß oder Gelb; Offiziere Silber oder Gold – und die ein- oder mehr-farbige Kokarde oder Schleife wurden einheitlich.
Mit den am 10. März 1729 erlassenen "Decrets d’application" wurden erstmals Schnitt, Details für An- und Aufsätze sowie die Farben der Uniformen geregelt, wobei die Umsetzung der Vorschriften wohl nur sehr schleppend erfolgte, denn die am 20. April 1736 erschienene "Ordonnance du Roy Concernant l'habillement de l'Infanterie Française" eröffnet im Namen des Königs mit einer deutlichen Kritik: "Seine Majestät wurde darüber informiert, dass die Verbreitung seiner Verordnung vom 10. März 1729 über die Art und Weise, in der die Bekleidung seiner französischen Infanterie in Zukunft durchgeführt werden sollte, noch nicht Ihrem Wunsch gemäß erfüllt wurde (…) Seine Majestät verbietet den Offizieren, die für die besagte Kleidung usw. der oben genannten zur Bewaffnung gehörenden Teile verantwortlich sein werden, ausdrücklich, nichts zu ändern, was in der besagten Verordnung vorgeschrieben ist…"
Bis zum ersten Drittel des 17. Jahrhunderts bezog Frankreich beinahe sämtliche Klingen für Blank-Waffen aus dem westfälischen Solingen. Die importierten Degen- und Säbel-Klingen wurden in Frankreich mit den hier produzierten Griff-Stücken und Körben montiert. Mit Patent vom 15. Juli 1730 erteilte König Ludwig XV. einer alten Wasser-Mühle im elsässischen Klingenthal – auf dem Grund des 1681 eroberten Hoch-Stifts (Grand Chapitre) von Straßburg – das Vorzugs-Recht für die Gründung und den Betrieb einer königlichen Klingenwaffen-Schmiede auf 30 Jahre, aus der durch Abwerbung zahlreicher Solinger Schmiede-Gesellen noch im selben Jahr die "Manufacture Royale d'armes blanches d’Alsace" hervorging (die 1819 von der Waffen-Fabrik Châtellerault ersetzt wurde). Die Mühle wurde zu einem Raffinier-Hammerwerk umgebaut und ging zusammen mit einer neu gebauten Schleiferei als "Schmiede No. 1" in Betrieb; um 1733 arbeiteten bereits zwölf mit Wasser-Kraft betriebene Hammer-Werke.
Füsiliere um 1745 (die in einer Quelle gemachte Angabe "Régiment d`Acquitaine [Nr. 35] & Régiment de Beauvaisis [Nr. 57]" konnte bislang nicht verifiziert werden).
Theoretisch stand jedem Soldaten des Königs alle drei Jahre ein neuer Rock zu. Theoretisch sollte das bis dahin getragene Stück aufgearbeitet und als Zweit-Ausstattung – als Dienst- oder Feld-Uniform ("Tenue de service" bzw. "Tenue de campagne") – abgetragen werden. Doch entgegen allen "Decrets", "Ordonnances" und "Règlements" zeigte der vom König seinen Soldaten befohlene Rock noch im Jahr 1743 den Schnitt der bürgerlichen Kleidung, was einfach daran lag, dass ausschließlich die in städtischen Kooperativen organisierten Schneider-Meister von den jeweils garnisonierten Regimentern mit der seriellen Anfertigung von Uniformen – in der Regel nur in Auflagen "en gros" – beauftragt wurden (von franz.: "grosse"; ein Zähl-Maß, das ein Dutzend mal ein Dutzend gleich 144 Stück bezeichnet). Und da die Schneidereien schon aus wirtschaftlichen Erwägungen sehr wahrscheinlich bei der Fertigung des zivilen "Juste au corps" und des militärischen "Habits" kaum Unterscheidungen gemacht haben dürften, waren Uniformen-Röcke nur durch die applizierten "Abzeichen" erkennbar: Farbige Ärmel-Umschläge, das Metall und die Anordnung der Knöpfe und die verschiedenartig geformten und horizontal oder vertikal angesetzten Taschen-Patten. Verschlissene Röcke wurden entweder den Veteranen bei der Entlassung überlassen oder regulär "ausgemustert" und von hausierenden Lumpen-Händlern aufgekauft.
Die Munitions-Tasche wanderte nach ihrem kurzen Intermezzo am Leib-Gurt wieder an einen separaten Riemen und dieser wieder über die linke Schulter. Der Leib-Gurt, an dem das Wehr-Gehänge mit Bajonett- und Degen-Tasche befestigt war ("Baudrier Porte-épee et baïonnette"), wurde immer häufiger über die rechte Schulter gelegt, womit die Kreuz-Trageweise aufkam. Im Soldaten-Alltag hatte diese an sich bequeme Trage-Weise jedoch die Folge, dass die Leder-Riemen im Fall des Verrutschens nicht nur den Rock stauchten, sondern auch die Haut im Bereich von Schultern und Hals aufscheuerten. Schulter-Klappen verhinderten das Verrutschen der Riemen; der bis dahin weite Hals-Ausschnitt des Rockes wanderte näher an den Hals, wurde dort verstärkt und wirkte dort in Form des Umlege-Kragen dem Übel des Wund-Scheuerns entgegen.
Füsiliere um 1745 (die in einer Quelle gemachte Angabe "Régiment de Soissonnais [Nr. 40] & Régiment Dauphin [Nr. 29]" konnte bislang nicht verifiziert werden).
Noch im Februar 1744 hatte Ludwig XV. seinen zahlreichen Generälen einen blauen Rock mit blauen Aufschlägen und Innen-Futter sowie goldenen Knöpfe befohlen. Säume, Taschen-Patten und Ärmel-Aufschläge der Generals-Röcke waren an den Rändern mit breiter Gold-Borte hervorzuheben. Darunter eine rote Weste mit goldenen Tressen und rote Hosen; auf dem Kopf der Dreispitz, ebenfalls mit breiter Gold-Borte; der weiße Straußenfeder-Besatz an der Hut-Krempe (Plumage) als weithin sichtbares Merkmal eines Generals.
Auch die "Officiers supérieur" und die "Garçon-majors" (Stabs-Offiziere bzw. der jeweils höchste Offizier als "Assistant" des Bataillons- oder Regiments-Kommandeurs vor Einführung der Dienst-Stellung des Adjutanten) hatten von nun an einen blauen Rock mit goldenen Knöpfen zu tragen; Weste und Hose ebenfalls rot jedoch alles ohne Tressen-Besatz; Hut mit goldener Einfassung ohne Plumage.
Im Rahmen der von Kriegs-Minister Marc-Pierre d’Argenson im Jahr 1747 veranlassten Reformen wurden die Uniformen der Generäle und deren Ränge einheitlich geregelt. Neben dem – häufig vom König persönlich verliehenen – Prunk-Degen, der blauen Seiden-Schärpe eines Ritters des Ordens vom Heiligen Geist und/oder der purpurnen Schärpe eines Ritters des Ordens vom Goldenen Vlies und/oder dem "Ordre royal et militaire de Saint-Louis" (dem am 5. April 1693 von König Ludwig XIV. in drei Klassen [Groß-Kreuz, Kommandeur und Ritter] gestifteten "Königlichen und Militärischen Orden vom Heiligen Ludwig") hoben sich die Generals-Ränge vor allem durch die prächtigen, nunmehr seriell gefertigten Gold-Borten auf Rock und Gilet von den Offizieren ab, wobei der Lieutenant-Général im Unterschied zum Maréchal de camp an Taschen und Aufschlägen doppelten Borten-Besatz zeigte. Die mit dem Titel Marschall von Frankreich erhobenen Generäle unterschieden sich von den Générals (bzw. Colonels-Générals d'armée, seit 1661 nur noch ehrenhalber ernannt) lediglich durch den ihnen vom König verliehenen "Bâton de maréchal de France" (dem aus Holz gefertigten, mit königs-blauem Samt überzogenen, lilien-verzierten und mit vergoldetem Metall beschlagenen Marschalls-Stab; einem zeremoniellen Status-Symbol, das als verkleinerte Form des königlichen Zepters galt und den Träger zum Stellvertreter des Königs erhob).
Aus der Vorliebe, den Rock offen zu tragen, entwickelte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Mode, die Enden der Revers immer weiter umzuschlagen, was schließlich die sog. Rabatten hervorbrachte. Diese beidseitigen, noch nicht reglementierten Brust-Aufschläge zeigten aufgeschlagen die Abzeichen-Farbe und wurden mit einer Reihe von Knöpfen (letztendlich sieben auf jeder Seite) auf den Rock geknöpft, konnten aber auch ähnlich dem heutigen Zwei-Reiher eingeschlagen und geschlossen werden. Als weitere Eigenart übernahmen die Infanteristen den wohl unter Dragonern verbreiteten Trend, die vorderen und hinteren Enden der Basken nach außen umzuschlagen und anfänglich mittels Haken und Ösen -, später dann mittels Knöpfen und Schlaufen miteinander zu verbinden.
Obwohl hand-geworfene Granaten aufgrund der davon ausgehenden Gefahren insbesondere für den Werfer und dessen direktes Umfeld in den Feld-Schlachten des 18. Jahrhunderts kaum noch Verwendung fanden, übernahmen die 1667 erstmals genannten französischen Grenadiere zur Mitte des 18. Jahrhunderts die spezifisch-hohen Mützen nach englischem bzw. preussischem Vorbild. Und hatten diese Mützen anfänglich den Zweck, den "Granatiers" in Vorbereitung des Granaten-Wurfes das Umhängen des Gewehrs zu erleichtern, so betonten die ab dem Jahr 1700 immer höher werdenden Stücke den Elite-Status der ausgewählt großen und kräftigen Soldaten, die gleich den "Grenadiers à cheval de la Maison du Roi" mit dem Säbel ausgezeichnet waren.
Füsiliere vom Régiment Lorraine [Nr. 69] um 1750/56.
Verfügte ein französisches Linien-Infanterie-Bataillon nach dem Reglement von 1734 über 16 Füsilier-Kompanien und 1 Grenadier-Kompanie, wurden die Bataillone nach dem Österreichischen Erbfolge-Krieg mit königlicher Order vom 10. Februar 1749 auf 12 Kompanien Füsiliere und 1 Grenadier-Kompanie reduziert (wobei die Anzahl der Bataillone pro Regiment weiterhin ungeregelt blieb). Mit Beginn der Auseinandersetzungen in Neu-Frankreich (Kanada) wurden die Bataillone der "Troupe de Terre" mit Verordnung vom 1. August 1755 wieder auf die Kriegs-Stärke von 16 Füsilier-Kompanien und 1 Grenadier-Kompanie gebracht; der Befehl vom 20. Januar 1757 wies jedem Bataillon eine Kanone "à la suédoise" (Regiments-Stück schwedischer Art) zu. Mit Erlass vom 25. Februar 1757 wurde dann jede Füsilier-Kompanie um acht (andere Quellen nennen zehn) -, die Grenadier-Kompanie um fünf Gemeine und einen weiteren Offizier verstärkt, womit die Grenadier-Kompanie 1 Hauptmann, 1 Leutnant, 1 Unterleutnant, 2 Sergeanten, 3 Korporale, 3 Anspessades (stellvertretende Korporale), 36 Grenadiere und ein 1 Trommler -, die Füsilier-Kompanie 2 Offiziere, 2 Sergeanten, 3 Korporale, 5 Anspessades, 39 Gefreite und 1 Tambour -, das Bataillon zu Beginn des Siebenjährigen-Krieges plan-gemäß rund 850 Soldaten und 35 Offiziere zählte (das Dekret vom 17. August 1757 befahl schließlich jedem Bataillon die Aufstellung einer 17. Füsilier-Kompanie; das Bataillon damit theoretisch 900 Soldaten und 37 Offiziere).
Der Regiments-Stab umfasste 1 Colonel, 1 Lieutenant-colonel, 1 Major (hier der höchste Feldwebel-Dienstgrad, der mit den Aufgaben des Quartier-Meisters betraut war), 1 Assistant-major, 1 Chaplain (Kaplan; der Feld-Geistliche) und 1 Surgeon (Chirurg). Einige Regimenter des "Corps der Großen Alten" verfügten traditionell über das Recht, eine eigene Militär-Gerichtsbarkeit (Privilège Prévôté d'épée) zu unterhalten, die ebenfalls dem Regiments-Stab zugerechnet wurden: 1 Prévôt (Profos), 1 Auditor (Auditeur), 1 Registrar (Schreiber), 1 Justice executioner (Henker) und 2 Archers (Stock-Knechte).
Bereits im Österreichischen Erbfolge-Krieg und im "Guerre de la Conquête" (französisch-indianische Kriege) hatte die französische Infanterie Jäger-Einheiten formiert, die als "enfants perdus" (verlorene Kinder) in kleinen Gruppen und in aufgelöster Formation das Feuer-Gefecht nach eigenem Ermessen führten. Zu diesem Zweck wurden die diszipliniertesten und besten Schützen jeder Füsilier-Kompanie eines Bataillons nach Möglichkeit mit gezogenen Karabinern (Büchsen) ausgestattet und in temporär bestehende Chasseur-Einheiten für Einsätze in der Avant-Garde, für Vorhut-Gefechte und kleinere Scharmützel, Kommando-Unternehmen und den Häuser-Kampf abgestellt. Die Organisation dieser kleinen Jäger-Einheiten war nicht offiziell, wurde jedoch von Marschall de Broglie im Jahr 1760 in der "Instruction pour l'infanterie" für die Dauer des (Siebenjährigen) Krieges geregelt. Die Kompanie Chasseurs bestand aus 1 Hauptmann, 1 Leutnant, 2 Sergeanten, 4 Korporalen und 50 Jägern. Die auf diese Art von den Bataillonen eines Regiments formierten Kompanien sollten wiederum zusammen mit den Grenadieren und den Eliten eines weiteren Regiments der Brigade zu einem eigenen Bataillon vereint werden, das unter dem Kommando eines hierfür abgestellten Oberst-Leutnants in der Schlacht-Ordnung vor der ersten Linie der Armee aufzumarschieren und das Zentrum des Gegners anzugreifen hatte.
Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten die Offiziere unter Androhung der Entlassung dafür zu sorgen, dass Mannschaften und Unteroffiziere ständig Uniform trugen, wobei nun auch bei den Truppen der Linie zwischen der "Grande" und "Petite Tenue" (der Großen Uniform zu Paraden oder besonderen Anlässen und der Kleinen Uniform zum Tages-Dienst) unterschieden wurde. Zwischen 1750 und 1755 wurde der nach unten geklappte Kragen in allen Regimentern eingeführt; auch die Schoß-Umschläge und Rabatten – alles in Farbe der Abzeichen – wurden nunmehr reglementiert (wobei die in Kanada stehenden bzw. zur Entsendung vorgesehenen Bataillone überwiegend die weiß-grauen, ein-reihigen Röcke im Schnitt von 1745 mit 12 Knöpfen, ohne Kragen und ohne Schulter-Klappen, ohne farbige Schoß-Umschläge bzw. Innen-Futter "abzutragen" hatten). Sämtliches Leder-Zeug naturleder-farben; die Patronen-Taschen aus braun-lackiertem Glatt-Leder.
An die Stelle des unter den Soldaten unbeliebten Haar-Beutels trat der von einer Schleife zusammen-gehaltene oder mit einem schwarzen Taft-Band umwickelte Zopf; zur Parade die mehl-gepuderte "Perruque à crapaud" (Beutel-Perücke). Die Offiziere wechselten ihre langen Allonge-Perücken gegen die wesentlich praktischeren aber ebenso unnützen Stutz-Perücken (Perruque à la brigadière) mit zwei bis vier übereinander angeordneten Locken-Rollen, die nur noch bis auf Ohren-Höhe reichten.
Um 1750 trat der breite Hosen-Latz an die Stelle des geknöpften Schlitzes; eine auffällige und gleichsam praktische Klappe, die am Bund mit zwei bis drei Knöpfen geschlossen wurde. Ebenfalls am Bund mit Knöpfen befestigt die "Bretelles à attacher"; der Hosen-Träger.
Füsiliere nach dem Règlement von 1762 (Einheiten bislang nicht bestimmt).
Bereits mit dem von Kriegs-Minister Charles Louis Auguste Fouquet de Belle-Isle mit Datum von 12. Januar 1759 verfassten Reglement waren für die Offiziere der Infanterie und der Dragoner Epauletten als Rang-Abzeichen eingeführt worden (die übrigen Truppen- und Waffen-Gattungen folgten ab 1762; die Staffierung zog sich jedoch bis 1769 hin): Der Colonel zwei Epauletten mit Kantillen-Fransen, Lieutenant-Colonel ein Stück auf der linken Schulter, Major zwei Epauletten mit weniger reichen Faden-Fransen, Hauptmann ein solches Stück, Premier- und Sous-Lieutenant eine Epaulette mit rauten-förmigem Seiden-Muster, Fransen mit Seide untermischt. Dazu der Ring-Kragen aus Messing; Subaltern-Offiziere die leichte Bajonett-Flinte (Fusil d'Officier Modele 1763; Kaliber .69 [17,5 mm]).
Um 1757 erhielten die Tambours (zumindest der sechs Regimenter, die 1757 nach Kanada verschifft wurden) die königliche Livree: Die königliche Hofdienst-Kleidung bestand aus einem blauen Rock, der an sämtlichen Nähten mit der königlichen Tresse besetzt war und rotes Innen-Futter und rote Ärmel-Aufschläge hatte (mit Ausnahme der Spiel-Männer des Regiments "La Reine", die die rote Livree der Königin trugen).
Bei den Mannschaften wurden die Hosen bis 1760 durchgängig weiß; die Unteroffiziere wurden mit zoll-breiten Tressen an den Armel-Aufschlägen ausgezeichnet, wobei die Korporale einen deutlich dünneren Streifen zeigten.
Mit dem am 10. Dezember 1762 ergangenen "Choiseul-Erlass" (siehe dazu den "Befehl des Königs, die französische Infanterie betreffend") und den am 25. April 1767 "Vom König erlassene(n) Vorschriften für die Kleidung und Ausrüstung seiner Truppen" kam es dann zu einer ganzen Reihe von Änderungen, die Organisation, Verwaltung und das Erscheinungs-Bild der Armee betrafen: Auf Veranlassung von Étienne-François de Choiseul (ab 1758 bis 1761 und von 1766 bis 1770 Außen-Minister, von 1761 bis 1770 Colonel-général der "Cent-Suisses et Grisons" sowie Kriegs- und von 1761 bis 1766 auch Marine-Minister) wurden im Namen des Königs sieben Infanterie-Regimenter aufgelöst; Mannschaften und Offiziere wurden über andere Regimenter verteilt, die damit auf vier Bataillone verstärkt werden konnten. Jedes Bataillon zu acht Kompanien Füsiliere und einer Elite-Kompanie Grenadiere mit einem Capitaine, einem Premier-Lieutenant, einem Sous-Lieutenant, zwei Sergents, einem Fourrier (Quartier-Meister), vier Caporaux (Korporale), vier Appointés (stellv. Korporale als Offiziers-Anwärter), vierzig Grenadieren und einem Trommler; somit drei Offizieren und zweiundfünfzig Mann. Die Füsilier-Kompanie zusätzlich ein Unter-Leutnant, zwei Unter-Offiziere, vier Korporale, vier Anwärter und ein weiterer Trommler; somit vier Offiziere und dreiundsechzig Mann.
Mit königlichem Erlass von 1762 wurde auch die Dienst-Stellung des "Porte-drapeau" (Fahnen-Träger) geschaffen, die in der Regel mit dem dienst-ältesten Sergeanten oder einem der Leutnants besetzt wurde.
Jedes der verbliebenen 65 Regimenter erhielt eine Nummer, die nach der bisherigen Rang-Folge – in der Regel die historische Reihen-Folge der Errichtung – vergeben wurde. Insbesondere mit diesen alten, traditionellen Platzierungen waren Privilegien verbunden, die bei einigen der alten Regimenter seit über zwei-hundert Jahren gefeiert und verteidigt wurden, die den gesellschaftlichen Stand -, den damit verbundenen militärischen Wert -; das sprich-wörtlich erkämpfte Prestige der Einheit verdeutlichten. Somit erhielten auch die insgesamt dreiundzwanzig Einheiten, die ab 1763 der Marine oder den Kolonial-Truppen unterstellt wurden, eine Nummer, die die bestehende Rang-Folge respektierte; Offiziere und Mannschaften blieben ihren Kameraden in der Linien-Infanterie bzgl. Sold und Beförderungen gleich-gestellt.
Der gleiche Erlass schrieb die Farbe Blau für die Kavallerie und Grün für die Dragoner vor.
Ab 1763 wurde diese Regiments-Nummer auf den Knöpfen der Uniform gezeigt, wobei sich an der bis dahin herrschenden Praxis, die Einheiten nach dem jeweiligen Inhaber oder der Garnisons-Provinz aufzurufen, bis 1791/92 nichts änderte (die dreizehn Regimenter, die bis dahin keine Provinzen hatten, bekamen unter Beibehaltung der Ränge solche zugewiesen).
Unter Beibehaltung der Uniformen-Farben – die meisten französisch-stämmigen Regimenter weiße (nach wie vor sehr helle graue Röcke in allen Nuancen) -, die Schweizer und Iren rote und die Deutschen blaue Uniformen – wurde der Rock und besonders das Gilet bzw. die Weste ab dem Jahr 1763 nach preussischem Schnitt knapper und kürzer; die farbigen Ärmel-Aufschläge, die nach wie vor von umlaufenden, horizontalen Knopf-Reihen gehalten wurden, deutlich enger und konnten nur noch mit Mühe über die Hände umgeschlagen werden, wobei die Soldaten das Problem pragmatisch lösten; die Aufschläge wurden einfach an der hinteren Naht aufgeschlitzt. Bemerkenswert, dass mit den Bestimmungen von 1762 auch die Unterscheidungs-Merkmale der einzelnen Regimenter – die sog. Abzeichen, die sich aus der Farb-Gebung von Ärmel-Aufschlägen und Rabatten -, der Form und dem Besatz der Schoßtaschen-Klappen und deren Ausrichtung -, dem Rock-Futter und den Schoß-Umschlägen sowie dem Metall der Knöpfe (silber- oder gold-glänzend) zusammensetzten – erstmals geregelt wurden. Die königlichen Regimenter behielten das Königs-Blau; die prinzlichen ihr Hoch-Rot; die übrigen zeigten von Hell- bis Dunkel-Blau -, über Blau- und Rot-Violett nach Rot, Orange und Gelb das gesamte Farb-Spektrum.
Im Jahr 1765 erhielten erst die Grenadiere einen neuen, leichteren Grenadier-Säbel (Briquet) mit anfänglich 640 mm Klingen-Länge. Ein auf 595 mm Klingen-Länge gekürztes Modell ging ab 1767 an die Füsilier-Unteroffiziere und Korporale -, bis 1769 wurden dann auch die Füsiliere den Infanterie-Säbel ausgerüstet, der als "Taschen-Messer" oder "Feuerzeug-Säbel" in die Geschichte der französischen Armee einging: Die geringe Größe und die Form der Parier-Stange erinnerten an die Feuer-Zeuge, mit denen die Soldaten im Feld ihre Lager-Feuer entzündeten. Trotz allem Spott erwies sich der Säbel als derart praktische und wirksame Waffe, mit der insbesondere im direkten Nah-Kampf gefährliche Hiebe und Stiche ausgeführt werden konnten, die schwerste bis tödliche Verletzungen zur Folge hatten (von Napoleon I. im Jahr 1806 abgeschafft und 1811 wieder befohlen, wurde der Briquet-Säbel mit leichten Modifikation bis 1831 getragen).
Nach preussischem Vorbild wurde der Leib-Gurt für den neu eingeführten Infanterie-Säbel und das Bajonett nach 1762 unter dem Rock bzw. über die Weste geschnallt; die wieder schwarz gefärbte Munitions-Tasche am leder-farbenen Schulter-Gurt wurde wesentlich größer. Darin ein hölzerner Einsatz mit zwei Fächern für je ein Päckchen mit 15 Patronen; zwischen den Fächern ein Block mit sechs Bohrungen, in denen weitere 6 Patronen griff-bereit steckten. In einer kleinen rand-seitigen Tasche die Reserve-Feuersteine für das Musketen-Schloss, die nach etwa zwölf bis fünfzehn Schüssen ausgetauscht werden mussten; dazu eine Reserve-Flügelschraube für den Hahn, ein Fläschchen Waffen-Öl zur Wartung der Waffe, ein Kratzer zur Reinigung des Zünd-Loches und Wachs zum Imprägnieren des Taschen-Leders. Die schon seit längerer Zeit bei den Grenadieren getragenen Pelz-Mützen wurden 1763 vorschrifts-mäßig, daran ein kleiner Feder-Stutz oder ein Pompon; bevorzugt rot. Neben einer gold-metallenen Granate auf der Patronen-Tasche waren die Grenadiere auch an ihren voluminösen Oberlippen-Bärten zu erkennen; ob und wann diese offiziell befohlen wurden, ist bislang unbestimmt.
Der aus Hunde-, Kuh- oder Ziegen-Fell gefertigte "Havresac" wurde bis 1765 vom Ranzen aus billigem Zwillich ersetzt, der sich jedoch nicht bewährte und ab 1767 vom wachstuch-gefütterten Fell-Tornister mit zwei Schulter-Riemen abgelöst wurde (im Unterschied zum Drillich [vom lat. "tribus": drei und "licium": Faden] besteht Zwillich dem Namen entsprechend aus einem Zweifaden-Gewebe, bei dem überwiegend Leinen- und/oder Hanf-Fasern Verwendung finden; durch Zugabe von Wolle entstand der kosten-günstige Uniformen-Stoff, der 1767 für den Brot-Beutel Verwendung fand).
Im April 1767 wurden auch die Flügel-Adjutanten, die bis dahin die reglementierte Offiziers-Uniform mit den rang-gemäßen Epauletten trugen, hervor-gehoben: Die Röcke bekamen auf beiden Seiten acht gestickte Schleifen, zwei auf jedem Ärmel-Aufschlag, drei auf jeder Taschen-Klappe.
Füsiliere nach dem Règlement von 1776 (Einheiten bislang nicht bestimmt).
Für Frankreich hatte der Siebenjährige Krieg mit einer kaum noch zu bewältigenden Staats-Verschuldung und Niederlagen auf allen Schau-Plätzen geendet: In der Karibik und in Indien waren beinahe sämtliche Besitzungen Französisch-Indiens von den Briten gewonnen worden. Die Annexionen Gibraltars und Menorcas (für das bourbonische Spanien) sowie die Angliederung der Kanal-Inseln Jersey, Guernsey und Alderney waren ebenso gescheitert wie die Übernahme der Österreichischen Niederlande (Belgien) und Flanderns. Neu-Frankreich war um die Hälfte kleiner geworden; das verbliebene französische Siedlungs-Gebiet in Kanada war von einer britischen See-Blockade vom König-Reich so gut wie abgeschnitten; britische Truppen waren in die Kolonie Louisiana eingefallen (nicht zu verwechseln mit dem späteren Bundes-Staat) und hatten die Franzosen vom Ohio und über den Ontario immer weiter nach Norden vertrieben; Québec und Montreal waren britisch geworden. Mit dem Frieden von Paris, geschlossen am 10. Februar 1763, traten die Franzosen schließlich sämtliche Besitzungen östlich des Mississippi (ohne New Orleans) an die Briten ab; die Schmach begründete die französische Unterstützung der beginnenden amerikanischen Rebellion.
Bereits im Österreichischen Erbfolge-Krieg, im "Guerre de la Conquête" (französisch-indianische Kriege) und dem daran anschließenden Siebenjährigen Krieg hatte die französische Armee leichte Infanterie-Einheiten eingesetzt, die jedoch überwiegend in Frei-Corps- oder Freiwilligen-Einheiten organisiert waren. Diese "Chasseurs à pied" (Jäger zu Fuß) – geübte Büchsen-Schützen – rekrutierten sich bevorzugt aus den Jägern des Land-Adels, aber auch Wilderer bekamen hier die Möglichkeit der Rehabilitation. Mit Order vom 8. August 1776 wurden Teile der bis 1764 aufgestellten Frei-Corps- und Freiwilligen-Einheiten zur Bildung von sechs Regimentern Jägern zu Pferd herangezogen, denen je ein ebenfalls neu formiertes Bataillon Jäger zu Fuß zugeteilt wurden (1788 wieder getrennt, um sechs weitere Bataillone verstärkt und durch Zusammenlegung zur Aufstellung der ersten sechs Jäger-Regimenter der "Infanterie légère" verwendet).
Trotz der immer deutlicher werdenden desolaten Finanz-Lage begann Frankreich Mitte 1775 die in den Dreizehn Kolonien für ihre Unabhängigkeit von der Britischen Krone kämpfenden Rebellen verdeckt mit Waffen zu unterstützen. Mit dem Übergreifen der Auseinandersetzungen auf das Territorium der von Frankreich in Kanada beanspruchten Besitzungen sah sich Ludwig XVI. kurz nach seinem Regierungs-Antritt zum aktiven Eingreifen gezwungen. Die zwischen 1775 bis 1776 erfolgte Heeres-Vermehrung von 94 auf nunmehr 112 Infanterie-Regimenter und die damit einher-gehende Aufrüstung wurde jedoch von eiligst eingeleiteten Spar-Maßnahmen bestimmt, die mit Order vom 25. März 1776 offiziell geregelt wurden: U.a. wurde die Gliederung des Infanterie-Regiments einheitlich auf zwei Feld-Bataillone zu je vier Kompanien Füsiliere festgesetzt, wobei dem 1. Bataillon die Grenadier-, dem 2. Bataillon eine Chasseur-Kompanie zugeteilt wurde (zur Bildung dieser Jäger-Kompanie hatten die Füsiliere im Kriegs-Fall ihre besten Schützen abzugeben, die im Gefecht als Tirailleure in aufgelöster Form vor der eigenen Front den Aufmarsch des Gegners zu stören hatten). Jede Kompanie unterteilte sich in zwei Züge oder vier Abteilungen.
Dem am 1. Mai 1775 erlassenen "Befehl des Königs, den Regimentern, die in den Dienst der amerikanischen Kolonien gestellt werden, eine neue Form zu geben" (gemeint waren die Truppen in den nach 1763 verbliebenen Teilen Neu-Frankreichs), waren neuerliche Anordnungen zur Uniformierung beigegeben, die in Teilen auch von den in Frankreich stehenden Bataillonen zu befolgen waren: Der von den Soldaten selbst geschlitzte Ärmel-Aufschlag wurde regulär; die Stücke konnten nun mit zwei bis vier vertikal angenähten Knöpfen -, kurz darauf mittels Ärmel-Patten geöffnet bzw. geschlossen werden. Die Taschen-Klappen nunmehr einheitlich ohne Knöpfe, dafür die mittels Haken und Ösen mittig geschlossenen Rabatten an beiden Außen-Seiten einheitlich je sieben Stück. Die oberen Knöpfe des Rockes, die von den Aufschlägen verborgen wurden, waren damit praktisch unbrauchbar und verschwanden; drei separate Knöpfe schlossen den Rock unterhalb der Taille, womit der Leib-Gurt mit dem Säbel wieder über-geschnallt getragen wurde.
Mit den "Vom König erlassene(n) Vorschriften für die Bekleidung und Ausrüstung der Infanterie, Invaliden und leichten Truppen" vom 2. September 1775 wurden die Uniformen und Ränge geregelt. Als Rang-Abzeichen erhielten die Unteroffiziers-Dienstgrade knopf-farbene -, die Korporale blaue – in einigen Regimentern wohl auch abzeichen-farbene – Litzen-Ringe, die teilweise auf und/oder über den Ärmel-Aufschlägen geführt wurden. Während die Unteroffiziere ihre Säbel am Kreuz-Bandelier behielten (das mit Order vom 2. September 1775 das Koppel-Schloss erhielt und im Jahr 1776 wieder über der rechten Schulter zu tragen war), hatten erst die Mannschaften der nach Übersee entsandten Kontingente -, dann auch die in Frankreich stehenden Füsiliere ihre Säbel abzugeben; den Schützen der Linie blieb nur das Bajonett, das anfänglich noch allein am Säbel-Koppel -, nach 1776 dann in einer Tasche am Bandelier der Munitions-Tasche getragen wurde.
Bemerkenswert, dass die nach Amerika verschifften Mannschaften und Unteroffiziere neben dem zum Bajonett-Kampf durch drei Lauf-Ringe verbesserten Fusil M/1728 (ab 1746 mit eisernem Lade-Stock) mit Messer und Tomahawk ausgerüstet wurden; die Subaltern-Offiziere neben ihrem Degen und dem Offiziers-Gewehr wohl außerordentlich auch zwei Pistolen führten, die in beidseitigen Halftern am Leib-Gurt steckten.
Mit der Order vom September 1775 wurde der Rock in allen Teilen deutlich sparsamer und nahm die Länge des Gilets an ("Veste enfant pour l'infanterie"); das Gilet selbst wurde durch die ärmel-lose Weste ersetzt. Dieselbe Verordnung schrieb einen geraden Kragen anstelle des 1767 eingeführten Umlege-Kragens vor. Zur Schonung von Hose, Strümpfen und Schnallen-Schuhen erhielten die (in der Regel zweiten) Bataillone, die für die Verschiffung nach Kanada bzw. auf den nord-amerikanischen Kriegs-Schauplatz vorgesehen waren, hohe Leder-Gamaschen, die mehr den indianischen Leggings ähnelten, jedoch "Mitasses" genannt wurden.
1772 hatten die Regimenter Navarra, Flandern und das Königs-Regiment Helme erhalten, die sich jedoch nicht bewährten und 1776 wieder abgeschafft wurden (jedoch bis zur Ausmusterung "abgetragen" werden mussten). Zu Paraden wurden die Stücke mit einem weißen Feder-Busch geschmückt, dessen oberer Teil in der Abzeichen-Farbe des Regiments getönt war.
Ebenfalls bemerkenswert das von Kriegs-Minister Saint-Germain am 25. März 1776 erlassene Dekret, das die schritt-weise Abschaffung des Offiziersposten-Handels und des Kompanie-Verkaufs verfügte.
Füsiliere nach dem Règlement von 1779.
Im Jahr 1776 hatte die französische Regierung dem Gesandten des amerikanischen Kongresses in Frankreich, Silas Deane, die Zusage erteilt, der "Continental Army" binnen eines Jahres neben 250 Geschützen auch Waffen und Uniformen zur Ausrüstung von 30.000 Mann zu liefern. Mit dem Abschluss des amerikanisch-französischen Bündnisses am 6. Februar 1778, der darauf am 13. Juni ergangenen Kriegs-Erklärung Groß-Britanniens an Frankreich und der Ankunft einer französischen Kriegs-Flotte im August 1778 in der Narragansett Bay, Rhode Island, griff Frankreich offiziell auf Seiten der Amerikanischen Konföderation in den Unabhängigkeits-Krieg ein.
Bereits am 13. Juni 1777 war der von den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit erfüllte Marquis de La Fayette mit einer kleinen Schar gleich-gesinnter Franzosen nahe Charleston, South Carolina, gelandet; schon am 31. Juli war er durch einen Sonder-Beschluss des Kongresses zum General-Major der Kontinental-Armee ernannt worden und kommandierte – ohne jede Führungs- oder Kampf-Erfahrung – eine Brigade von etwa 1.800 bis 2.200 Mann. Und obwohl der 20-jährige General bald ein erstaunliches operativ-taktisches Talent bewies und von den einfachen Soldaten für seinen Mut und seine Tapferkeit als Kriegs-Held gefeiert wurde, waren für die amerikanischen Generäle vor allem seine guten Kontakte nach Frankreich und dort zu Kriegs-Minister Saint-Germain wichtig.
Nach fast 10-wöchiger Überfahrt ging am 1. Dezember 1777 im Hafen von Portsmouth, New Hampshire, die Fregatte "Le Flamand" vor Anker, die neben dem bald für seine Verdienste im Aufbau der US-Army berühmten Baron Friedrich von Steuben u.a. rund 1.700 Zentner Schieß-Pulver, 52 Geschütze und 20 Mörser, 5.000 Musketen sowie eine nicht weiter genannte Stück-Zahl von Säbeln, Karabinern und Pistolen von Frankreich nach Amerika brachte, dass weder über eigene Pulver-Mühlen noch über erschlossene Rohstoff-Lager und erwähnenswerte Fabrikations-Stätten für die Produktion von Militär-Waffen verfügte.
Nach Saint-Germains Tod am 15. Januar 1778 verfiel dessen einstiger Stellvertreter und extrem konservativer Nachfolger, "Directeur de la Guerre" Alexandre-Marie-Léonor de Saint-Mauris de Montbarrey, auf die abenteuerliche Idee, in einem bei Vausieux in der Normandie im Früh-Sommer errichteten Feld-Lager eine Invasions-Armee zu sammeln, die in einer ersten Welle mit 44 Bataillonen Infanterie, 6 Regimentern Dragoner und einem Artillerie-Regiment – alles in allem rund 36.000 Mann – im Spät-Sommer in England einfallen sollte. Dazu musste jedoch die vor Spithead (Hampshire) liegende britischen Kanal-Flotte vernichtend geschlagen werden. Die See-Schlacht bei Ouessant (engl.: Ushant), ausgetragen am 27. Juli 1778 zwischen 31 Linien-Schiffe, 7 Fregatten und 7 Korvetten der in Brest ankernden französischen Kanal-Flotte und 30 britischen Linien-Schiffe und 6 Fregatten, endete zwar ohne Schiffs-Verluste, machte aber deutlich, dass der Invasions-Armee während der Übersetzung erhebliche Gefahren drohen könnten. Der amerikanische Kongress beobachtete diese Entwicklung mit Sorge: Zwar hätte ein zwischen Frankreich und England direkt ausgetragener Krieg sehr wahrscheinlich eine Schwächung der britischen Truppen in den Kolonien zur Folge, nur würde auch Frankreich seine Kapazitäten in Europa konzentrieren müssen. Die seit Beginn ihrer Aufstellung von Mangel und Improvisation geprägte "Continental Army" – nach wie vor überwiegend ein Verband von Regional-Milizen, die von zeitlich befristet dienenden Freiwilligen gestellt wurden – wäre dem Untergang geweiht.
Am 11. Januar 1779 reiste La Fayette nach Frankreich; am 12. Februar 1779 erreichte er Paris, wurde wegen Desertation eine Woche unter Haus-Arrest gestellt und im März feierlich vom König empfangen. Schon am 12. September 1779 landeten rund 4.000 Franzosen unter Vize-Admiral Charles Henri d’Estaing in Savannah, Georgia, und versuchten, Briten und Loyalisten aus der Stadt zu vertreiben, um einen Brücken-Kopf für die Landung der französischen Haupt-Macht zu errichten (die Belagerung wurde am 18. Oktober 1779 erfolglos abgebrochen). In der Nacht vom 27. zum 28. April 1780 traf La Fayette in Boston ein und überbrachte Washington im Mai das Versprechen des französischen Königs, mehr als 8.000 französische Soldaten unter dem Kommando von General Jean-Baptiste de Rochambeau – sechs Regimenter Infanterie, ein Bataillon Artillerie, eine Kompanie Bombardiers, 900 Mann der Legion Lauzon sowie technische Truppen wie Mineure, Pioniere und Festungs-Werker – nach Amerika zu entsenden. Rochambeau wurde am 1. März 1780 von Ludwig XVI. zum Lieutenant-général befördert, brach am 2. Mai von Brest mit einem etwa 5.000 Mann starken Teil-Kontingent in Richtung Amerika auf, wo er am 11. Juli in Rhode Island an Land ging (und bis zum Eintreffen seiner in Brest aufgrund fehlender Transport-Kapazitäten zurück-gelassenen Artillerie bis zum Juli 1781 vom englischen General Sir Henry Clinton blockiert wurde).
In Betrachtung der Viel-Zahl der zwischen 1760 und 1780 verfassten Reformen zur Uniformierung und der unzähligen Dekrete, die Änderungen kleiner Details zum Inhalt hatten, kann über das Erscheinungs-Bild des französischen Expeditions-Corps in den Dreizehn Kolonien nur spekuliert werden. Bedenkt man aber, dass eine Neu-Einkleidung von der Veröffentlichung der Anweisung bis zur Umsetzung in der Truppe durchschnittlich drei bis fünf Jahre dauerte – in der Regel waren erst die aktuell verausgabten bzw. die noch in den Depots lagernden Monturen abzutragen, wobei in dieser Zeit bzw. vielen Fällen die aktuell geltenden Vorschriften von den nach-folgenden Bestimmungen ersetzt wurden –, ist es nahe-liegend, dass Rochambeaus Infanterie-Regimenter überwiegend in den Uniformen des am 10. Dezember 1762 ergangenen und bis 1767 durchgesetzten "Ordonnance du roi, concernant l'infanterie françoise" -, bestenfalls nach den im September 1775 ergangenen Vorschriften … für die Bekleidung und Ausrüstung der Infanterie … aufmarschierten. Die zwischen 1775/76 erfolgten Umstrukturierungen und Neu-Aufstellungen hatten in der Praxis jedoch die Folge, dass nicht nur diverse Kompanien innerhalb einer bereits bestehenden Einheit Röcke verschiedenster Modelle (ab-)trugen, sondern insbesondere die aus Abgaben und Anwerbungen neu formierten Regimenter unterschiedlichste Farben und Abzeichen führten.
Die am 21. Februar 1779 ergangene Order "État général des uniformes de toutes les troupes de France, représentées par un homme de chaque régiment dans le costume du nouveau règlement, arrêté par le Roi pour l'habillement de ses troupes" sollte Ordnung in das "regel-rechte" Durcheinander bringen: In der Theorie sollte die gesamte Infanterie in der Reihen-Folge der Rang-Klassen in zehn Gruppen aufgeteilt werden, die jeweils zwei Divisionen zu je drei "festen" Regimentern bilden sollten. Jeder Gruppe wurde eine Abzeichen-Farbe zugewiesen, die so eigentümliche Bestimmungs-Werte wie vergrautes Himmel-Blau (1. Gruppe), matt-schimmerndes Samt-Schwarz (2.), Pastell-Violett (3.), eisernes Grau (4.), Zart-Rosé (5.), narziss-farbenes Braun-Gelb (6.), Purpur (7.), silbernes Grau (8.), Morgen-Rot (9.) und dunkles Wald-Grün (10.) erhielten. Zur Unterscheidung der Divisionen bekamen die Regimenter der ersten Division goldene Knöpfe und Quer-Taschen; die der zweiten silberne Stücke und Längs-Taschen. Die beiden ersten Regimenter jeder Division führten ihre Farben an allen Abzeichen, die zweiten Regimenter nur die Rabatten, die dritten nur die Ärmel-Aufschläge. Alle Schulter- und Taschen-Klappen als auch die freien Aufschläge in Abzeichen-Farbe paspeliert. Rock und Weste weiß und ebenso gefüttert; im Schnitt wieder nach preussischer Art und ebenso oben geschlossen getragen. Auch die Knie-Hosen und Strümpfe weiß. Im Sommer die Gamaschen weiß, im Winter schwarz.
In der Praxis erwies sich das Dekret als nur schwer durchschau- und durchsetzbar: Bspw. weigerten sich die Soldaten des ältesten Regiments Picardie (in der traditionellen Rang-Folge der "Großen Alten" und auf der Liste der neuen Ordnung Nr. 1) vehement, ihre 1775 empfangenen rein- (oder königs-) weißen Röcke abzugeben, bis der König ihnen die Ausnahme gestattete, die alten Uniformen "einst-weilig" beibehalten zu dürfen. Hierauf erhielt jedoch seltsamer-weise das Regiment Provence (1776 als Régiment de Blaisois aus Teilung des alten Regiments Piémont hervor-gegangen) den 2. Listen-Platz; zeigte jedoch der neuen Regelung entgegen an allen Abzeichen Farbe und stellte damit das 1. Regiment der ersten Division der neuen Ordnung (und diese damit schon am Anfang auf den Kopf). Das Régiment de Piémont selbst, in der Rang-Folge der "Großen Alten" Nr. 4, bekam den 3. Platz der neuen Liste; das Régiment de Navarre, das in der traditionellen und hartnäckig verteidigten Rang-Folge die Nr. 2. inne-hatte, fand sich in der Liste auf dem 5. Platz wieder, um hier nach der neuen Ordnung den 1. Platz der zweiten Division zu belegen bzw. hier das 1. Regiment zu stellen. Das in der Rang-Folge an 3. Stelle rangierende Régiment de Champagne rutschte auf die 7. Position bzw. stellte das 3. Regiment der zweiten Division und fand sich zu seiner Überraschung hinter dem Regiment d'Armagnac wieder, das 1776 durch Teilung des Regiments Navarre gebildet worden war. Und um die Verwirrung perfekt zu machen, wurden die zehn prinzlichen und die sieben königlichen Regimenter (mit Ausnahme des Regiments der Königin, das in die neue Ordnung integriert wurde) unter Beibehalt ihrer karmin-roten bzw. königs-blauen Farben aus diesem System heraus-genommen und in eigenen Divisionen zusammen-gefasst. Verständlich, dass diese Neu-Ordnung nicht nur höchst umstritten war, sondern vor allem zu erheblichen Streitereien bezüglich der Rang-Folge führte.
Mit der Order vom 21. Februar 1779 verloren die Füsiliere auch noch das Bajonett-Koppel; die Bajonett-Tasche wurde etwa auf Hüft-Höhe direkt am geweißten Riemen der Patronen-Tasche befestigt.
Mit der "Ordonnance du roi, concernant les grenadiers-royaux" vom 8. April 1779 hatten die Grenadiere ihre mit Stolz getragenen Bärenfell-Mützen wieder gegen den Drei-Spitz zu tauschen; zur Auszeichnung anstelle der aufkommenden kompanie-farbenen Pompons über der weißen Kokarde der Füsiliere ein roter Woll-Pompon (eine Order, die wohl nur auf dem Papier bestand, denn etwa zur gleichen Zeit verbreiten sich auf den getragenen Stücken Mützen-Bleche und die typischen hohen roten Stutze; die Offiziere Seiden-Kordeln mit Quasten in Knopf-Farbe); dazu rote Schulter-Klappen mit weißer Paspelierung. Als Schoß-Spiegel erhielten die Grenadiere rote Granaten; die Jäger grüne Schulter-Klappen und Hörner auf den Ecken der Schoß-Umschläge; die Füsiliere zeigten die "Fleur de Lis" (stilisierte Bourbonen-Lilien) in Abzeichen-Farbe.
Im Jahr 1780 erhielt das oben erwähnte Regiment Picardie den Prinzen Louis Joseph de Bourbon zum neuen Inhaber. Der Prinz, der gleichzeitig die Stellung eines "Colonel général de l’infanterie" inne-hatte (des rang-höchsten Generals der Infanterie), übertrug diesen Titel seinem Regiment, das darüber hinaus mit den hoch-roten Abzeichen eines prinzlichen Regiments ausgezeichnet wurde und in die Prinzen-Division verlegt wurde. Als Besonderheit erhielten die Füsiliere des Regiments 1786 einen eisernen Helm "römischen Stils" (Casque à la romaine) mit schwarzem Rosshaar-Schweif, der weitest-gehend dem an die Dragoner verausgabten Modell von 1780 glich.
Die vierundzwanzig ausländischen Regimenter (elf schweizerische, drei irische, acht deutsche und zwei italienische) blieben von den "bunten Reformen" verschont und behielten ihre Röcke.
Erwähnenswert die schritt-weise Einführung des in der Manufaktur von Charleville entwickelten und bald in den Gewehr-Fabriken von Saint-Étienne, Tulle, Maubeuge, Versailles, Châtellerault, Mutzig und Turin in verschiedenen Ausführungen seriell produzierten "Fusil Modèle 1777".
Füsilier (wahrscheinlich) vom Regiment Provence [Nr. 2] und Füsilier vom Regiment de Saintonge [Nr. 85] mit dem "Casque – a cuir en brosse – d'infanterie a la Tarteton" um 1781/86 (Einheiten bislang nicht bestimmt).
Am 25. Dezember 1780 wurde Philippe-Henri Marquis de Ségur zum "Secrétaire d’État à la Guerre" (Kriegs-Staatssekretär mit den Befugnissen eines Kriegs-Ministers) ernannt. Seinen Platz in der französischen Militär-Geschichte sicherte sich Ségur mit dem am 22. Mai 1781 erlassenen "Édit de Ségur", in dem er bestimmt, "dass niemand zum Unterleutnant vorgeschlagen werden kann, der nicht den Nachweis über vier Generationen adeliger Herkunft erbracht hat". Hintergrund dieser Bestimmung, die die Offiziers-Posten wieder allein dem alten Adel sichern sollte, war die in Amerika praktizierte "Unart", erfahrene und verdiente Unteroffiziere mit der Beförderung in subalterne Offiziers-Ränge auszuzeichnen oder gar junge Subaltern-Offiziere von zweifelhafter Abstammung oder Herkunft (unter der damals nicht als ehr-verletzenden Bezeichnung Bastard zusammen-gefasst), die sich ihr Patent an einer der zwölf von Saint-Germain gegründeten Militär-Schulen verdient hatten, in die vom Hoch-Adel beanspruchten Rang-Klasse der "Officiers supérieurs" aufsteigen zu lassen.
Segurs Erlass – insbesondere die 1784 nachgeschobene Verschärfung und der wieder florierende Handel mit Offiziers-Patenten – löste nicht nur bei der wohlhabenden Bürger-Schicht Verärgerung aus, die sich über eine Karriere im Militär den Aufstieg in die Adels-Kaste erhofft hatte, sondern sorgte vor allem bei den in den verbliebenen Kolonien dienenden oder aus Amerika heim-kehrenden Soldaten, Unteroffizieren und Offizieren für große Empörung: Wozu hatte man in den nunmehr vereinigten Staaten der ehemaligen Kolonien seiner britischen Majestät für die Abschaffung der dort herrschenden Monarchie und für die dort propagierten Ideale von Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit das Leben riskiert, wenn man im eigenen Land von genau diesem "Ancien Régime" tyrannisiert wurde?
Im Jahre 1783 etablierte Segur den "État-major général permanent" (Ständiger General-Stab), dessen Mitglieder ausnahmslos dem französischen Ur-Adel entstammten, nominell höchste Generals-Ränge inne-hatten und aus diesen ererbten oder erkauften Positionen so fern aller Realitäten waren, dass sie in gegenseitiger Versicherung ihre Überzeugung festigten, die zunehmende Unzufriedenheit des "Peuple" mit der modernsten Gendarmerie Europas unter Kontrolle halten -, eine offen ausbrechende Revolte mit dem größten Stehenden Heer der Welt hinweg-kartätschen zu können. Der Beginn einer Revolution gegen die monarchistische – gott-gewollte – Ordnung war für diesen elitären Kreis unvorstellbar.
Am 1. Oktober 1786 erschienen die letzten "Vom König erlassene Vorschriften für die Kleidung und Ausrüstung seiner Truppen"; am 29. August 1787 gab Ségur sein Amt als Kriegs-Staatssekretär auf (die Jakobiner veranlassten die Beschlagnahme seines gesamten Vermögens; Ségur lebte von da an wie große Teile der von ihm verachteten "Crétins" in großer Armut).
Füsiliere um 1786/89 (die in einer Quelle gemachte Angabe "Régiment du Limosin [Nr. 43] & Régiment de Barrois [Nr. 91]" konnte bislang nicht verifiziert werden).
Mit dem im Oktober 1786 befohlenen Reglement nahm die Armee bereits das Erscheinungs-Bild an, das für die französischen Soldaten und bald auch für die Verbündeten in den "États confédérés du Rhin" typisch werden sollte: Der Rock erhielt den sehr offenen Schnitt, der in etwa den Kurven des Rippen-Bogens folgte und die Weste vom Bauch bis zu den Ober-Schenkeln zeigte. Gemäß der "Anordnung für die provisorische Bekleidung der Truppen" vom 1. April 1791 verschwanden die drei unnötigen Knopf-Löcher an der linken, unteren Rock-Vorderseite; aus welchem Grund die damit vollkommen überflüssig gewordenen drei Knöpfe an der rechten bzw. gegen-überliegenden Rock-Seite behalten wurden, konnte bislang nicht geklärt werden. Mit derselben Verordnung wurde der Schlitz am unteren Ende des Ärmel-Aufschlags durch drei Knöpfe geschlossen; die in vielen Einheiten bereits verbreiteten Ärmel-Patten wurden allen Truppen- und Waffen-Gattungen (mit Ausnahme der Husaren und den "à la hussarde" uniformierten Einheiten) vorgeschrieben.
Um 1780 war das von den Offizieren getragene Degen-Bundkoppel vom Degen-Bandelier ("Baudrier pour porter l'épée") ersetzt worden, das wieder über der Schulter getragen werden sollte. Die Offiziere gingen jedoch dazu über, den Degen bevorzugt "en Passant" bzw. am "Ceinturon porte-épée des officiers d'infanterie en cuir blanc" über dem Hosen-Bund zu tragen (franz.: Gürtel für Infanterie-Offiziere aus weißem Leder – leichte Truppen schwarzes Leder – mit "Passant", einer Griff-Schlaufe für das Einhängen der Seiten-Waffe).
Anmerkung anzeigen Noch heute ist es in Frankreich üblich, dass jeder Absolvent einer Polytechnischen Hoch-Schule zu besonderen Anlässen einen Degen ("La tangente") trägt, der ihm im Rahmen einer feierlichen Zeremonie bei Abschluss seines Studiums von seinem persönlichen Paten verliehen wurde. Diese Tradition soll die Erinnerung an die "Drei Glorreichen" (27., 28. und 29. Juli 1830) lebendig halten, als sich die Studenten bewaffneten und an der Seite des aufständischen Volkes, republikanisch gesinnter Veteranen und ehemaliger National-Gardisten gegen die von König Karl X. geplante Restauration der Adels-Privilegien, die Auflösung des Parlaments und die Aufhebung gewonnener Freiheiten auf die Pariser Barrikaden gingen.
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Noch heute ist es in Frankreich üblich, dass jeder Absolvent einer Polytechnischen Hoch-Schule zu besonderen Anlässen einen Degen ("La tangente") trägt, der ihm im Rahmen einer feierlichen Zeremonie bei Abschluss seines Studiums von seinem persönlichen Paten verliehen wurde. Diese Tradition soll die Erinnerung an die "Drei Glorreichen" (27., 28. und 29. Juli 1830) lebendig halten, als sich die Studenten bewaffneten und an der Seite des aufständischen Volkes, republikanisch gesinnter Veteranen und ehemaliger National-Gardisten gegen die von König Karl X. geplante Restauration der Adels-Privilegien, die Auflösung des Parlaments und die Aufhebung gewonnener Freiheiten auf die Pariser Barrikaden gingen.
Nach dem am 1. Mai 1789 – knapp 12 Wochen vor dem Sturm auf die Bastille – veröffentlichten "État Militaire de France pour l'année 1789" (Militärstaat Frankreich für das Jahr 1789) verfügte Frankreich trotz der katastrophalen Finanz-Lage über 101 Regimenter der Linien-Infanterie (neunundsiebzig französische, elf schweizerische, acht deutsche, drei irische und ein wallonisches; dabei ohne die Regimenter "Gardes-Françoises" und "Gardes-Suisses", die die Garde der Linie bildeten und dem "Maison militaire du Roi" unterstanden). Jedes französische Regiment (mit Ausnahme der "Gardes-Françoises" und des Regiments des Königs) zu zwei Bataillonen, womit die zwischen 1775/76 begonnenen Umstrukturierungen der französischen Infanterie abgeschlossen waren. Jedes Bataillon mit vier Kompanien Füsiliere, wobei dem ersten Bataillon die Grenadier-Kompanie -, dem zweiten die Chasseur-Kompanie beigegeben war. Durch die Auflösung der dritten und vierten Bataillone konnten die Regimenter, die bis dahin nur ein Bataillon gestellt haben, entsprechend verstärkt werden; die Masse der damit disponibel gewordenen Mannschaften und Offiziere wurden über alle bestehenden Kompanien verteilt, deren Personal-Umfang deutlich erhöht werden konnte (tatsächlich wurden über die Hälfte der Offiziere auf Halb-Sold gesetzt und Mannschaften beurlaubt).
Die Grenadier-Kompanie bestand im Frieden nunmehr aus 1 Capitaine commandant, 1 Capitaine en second, 1 Lieutenant en premier, 1 Lieutenant en second, 2 Sous-Lieutenants, 1 Sergent-Major, 1 Fourrier (Quartier-Meister), 4 Sergens, 8 Caporaux, 8 Appointés, 74 Grenadiers und 2 Tambours (alles in allem 104 Mann). Die Chasseurs hatten dieselbe Stärke, bekamen mit diesem Etat jedoch erstmals zusätzlich sechs mit gezogenen Karabinern bewaffnete Scharf-Schützen (und damit 110 Mann). Die Füsilier-Kompanien bei gleicher Anzahl an Offizieren 1 Sergeant-Major, 1 Fourrier, 4 Sergens, 8 Caporaux, 8 Appointés, 85 Gefreite und 2 Tambours (insgesamt 115 Mann).
Zusammen zählten die zehn Kompanien des Regiments 1.348 Mann; dazu der Regiments-Stab mit 1 Colonel, 1 Lieutenant-Colonel, 1 Major (hier der höchste Feldwebel-Dienstgrad, der für die Organisation der Tages- und Wach-Dienste und die Ausbildung zuständig war), 1 Major en second, 1 Quartier Maitre trésorier (Zahl-Meister), 2 Portes-Drapeaux (Fahnen-Träger), 4 Cadets Gentilshommes (Offiziers-Anwärter), 2 Adjudans, 1 Chirurgien-Major, 1 Aumonier (Kaplan), 1 Tambour-Major, 1 Caporal-Tambour, 8 Musiciens, 1 Maître Tailleur (Schneider-Meister), 1 Maître Armurier (Waffen-Meister), 1 Maître Cordonnier (Schuster-Meister).
Auch die Personal-Stärke der "Infanterie légère" wurde erheblich verstärkt. Jedes der zwölf Bataillone hatte vier Kompanien; jede Kompanie 1 Capitaine commandant, 1 Capitaine en second, 1 Lieutenant en premier, 1 Lieutenant en second, 2 Sous-Lieutenants, 1 Sergent-Major, 1 Fourrier (Quartier-Meister), 4 Sergens, 8 Caporaux, 8 Appointés, 66 Chasseurs, 12 Carabiniers und 2 Tambours (insgesamt 108 Mann); der Bataillons-Stab bestand aus 1 Lieutenant-Colonel, 1 Adjudant, 1 Chirurgien-Major, 1 Tambour-Major, 4 Musiciens und 4 joueur de cor (Hornisten, wobei auch Trompeter oder Pfeifer genannt werden), 1 Maître Tailleur (Schneider-Meister), 1 Maître Armurier (Waffen-Meister), 1 Maître Cordonnier (Schuster-Meister). Da die Jäger der leichten Infanterie-Bataillone als Vorhut, Späher oder Plänkler zum Einsatz kamen (somit selbst Elite-Status hatten), gab es keine Veranlassung, temporär oder dauerhaft Elite-Kompanien nach Vorbild der Linien-Infanterie aufzustellen.
Fusiliers 1791-1793 (Régiment Austrasie [Nr. 8] & Régiment Languedoc [Nr. 67] 1791).
Mit Erlass der "Assemblée nationale constituante" (franz.: Verfassungsgebende National-Versammlung) vom 18. August 1790 verloren die 103 bestehenden alten Regimenter ihre Namen und wurden nur noch mit Nummern bezeichnet, deren Reihen-Folge sich weitestgehend an der bis dahin bestehenden Rang-Ordnung bzw. an der Reihen-Folge der Errichtung orientierte; wobei jedoch einige Regimenter, die noch vor einem Jahr direkt dem König unterstanden, degradiert und hinten angestellt wurden und schließlich meuterten. Die elf schweizerischen Regimenter der Linien-Infanterie wurden mit einem vorläufigen Erlass von 1792 aufgelöst, die anderen im Ausland geworbenen "Régiments étrangers" verloren ihren Sonder-Status und wurden als reguläre Einheiten in die Armee eingegliedert, wobei es den Soldaten frei-gestellt wurde, in ihre Heimat zurückzukehren (sofern sich die jeweiligen Inhaber nicht bereits den Royalisten bzw. der "Armée des émigrés" des Comte d’Artois oder der sich formierenden Koalition angeschlossen hatten). Das "Règlement sur la formation, les appointemens et la solde de l’infanterie française" vom 1. Januar 1791 weißt für die Infanterie nur noch 82 französische Infanterie-Regimenter und 12 Jäger-Bataillone (leichte Infanterie) aus; zusammen mit den verbliebenen Fremd-Regimentern 196 Linien-Bataillone.
Jedes Infanterie-Regiment bestand aus zwei Bataillonen, die wieder in der Gliederung vom Oktober 1690 zu je neun Kompanien, darunter eine Grenadier-Kompanie, und deutlich verringerter Personal-Stärke erschienen, was sich einerseits in dem Umstand begründet, dass sich Hunderte überwiegend adelige Offiziere von ihrem dem König geleisteten Eid entbunden sahen, den Dienst quittiert und Frankreich verlassen oder sich auf ihre Güter zurück-gezogen hatten; andererseits hatte die Finanz-Krise nun alle Bereiche des französischen Staates erfasst, und die Verfassunggebende Versammlung war zur Einleitung umfangreicher Spar-Maßnahmen gezwungen, die u.a. auch die Entlassung jedes zweiten Soldaten und Korporals zur Folge hatten. Jede der insgesamt 18 Kompanien eines Regiments hatte 1 Capitaine, 1 Premier-Lieutenant, 1 Sous-Lieutenant, 1 Sergent-Major (der dienst-älteste als Fahnen-Träger), 2 Sergents, 1 Caporal-Fourrier, 4 Caporaux, 4 Appointes, 40 Fusilers oder Grenadiers und 1 Tambour (zusammen 3 Offiziere und nur noch 53 Gemeine); der Regiments-Stab mit 1 Colonel, 2 Lieutenans-colonels, 1 Quartier Maitre trésorier (Zahl-Meister), 2 Adjudans Majors, 2 Adjudans, 1 Aumonier (Kaplan), 1 Maître Aumonier (Mess-Diener), 1 Chirurgien-major, 1 Tambour-major, 1 Caporal-tambour, 8 Musiciens, 1 Maître Tailleur (Schneider-Meister) und 1 Maître Cordonnier (Schuster-Meister). Im Fall der Mobilisierung hatte jede der acht Füsilier-Kompanien wieder die vier besten Schützen zur Bildung der (10ten) Jäger-Kompanie abzustellen; dazu noch 1 Maître Armurier (Waffen-Meister, die aus den Gewerken der städtischen Büchsen-, Uhr- und Schloss-Macher verpflichtet wurden, die auch in den Arsenalen und Depots der Garnisonen mit der Reparatur und Instand-Haltung der Feuer-Waffen betraut waren).
Mit Datum vom 1. April 1791 wurden die Stärken der Kompanien im Kriegs-Fall um 8 Grenadiere und 1 Tambour bei der Grenadier-Kompanie und 1 Sergeanten, 2 Korporale, 2 stellv. Korporale, 27 Füsiliere und 1 Tambour bei jeder Füsilier-Kompanie erhöht. Unter dem selben Datum wurden nach dem "Règlement sur la formation, les appointemens et la solde de l’infanterie légère" auch die zwölf bereits bestehenden Bataillone der leichten Infanterie um zwei weitere verstärkt; jede der acht Kompanien verfügte über 1 Capitaine, 1 Lieutenant, 1 Sous-lieutenant, 1 Sergent-major, 2 Sergens, 1 Caporal-fourrier, 4 Caporaux, 4 Appointés, 40 Chasseurs und 1 Tambour, wobei auch hier die Elite-Kompanie der Carabiniers erst bei Bedarf formiert werden sollte. Der Stab wurde gestellt von 2 Lieutenans-colonels, 1 Quartier-maître-trésorier (Zahl-Meister), 1 Adjudant-major, 1 Chirurgien-major, 1 Adjudant, 1 Tambour-major, 1 Maître Tailleur (Schneider-Meister), 1 Maître Armurier (Waffen-Meister) und 1 Maître Cordonnier (Schuster-Meister). Da die leichten Bataillone nicht "in Linie" standen, blieb ihnen die Ehre einer eigenen Fahne (offiziell) bis 1802 vorenthalten.
Die Mitglieder des Dritten Standes der National-Versammlung waren gegenüber der Armee mehrheitlich von einem tiefen Misstrauen erfüllt. Als sich im Ergebnis einer im Frühjahr 1791 durchgeführten Erhebung herausstellte, dass der Ist-Bestand an Personal weit unter der erwarteten Soll-Stärke lag, sah sich die Versammlung angesichts der immer deutlicher werdenden Kriegs-Gefahr zum Handeln gezwungen: Am 21. Juni 1791 (dem Tag nach dem gescheiterten Versuch des Königs über Varennes aus Frankreich zu fliehen) traten die Deputierten in Versailles zusammen; bereits am 22. Juli 1791 wurde die Aufstellung von 185 Bataillonen der "Gardes Nationaux Volontaires" angeordnet (im Unterschied zu den ab 17. Juli 1789 lokal errichteten Einheiten der "Garde nationale", die als Reserve an der Seite der Revolutions-Armee dienen sollten, wurden die Garden der nationalen Freiwilligen von revolutionären Patrioten auf der Ebene eines Departements oder einer Stadt gebildet und hatten anfänglich die Aufgabe, ihr Gebiet zusammen mit benachbarten Freiwilligen-Bataillonen vor konter-revolutionären Umtrieben zu verteidigen). Jedes dieser Bataillone hatte mit Dekret vom 4. August 1791 eine Stärke von 568 Gardisten, die sich über acht Kompanien zu 71 Mann verteilten; zur Bildung einer Grenadier-Kompanie hatte jede Kompanie acht Mann "höchster Größe" abzugeben. Jede Kompanie, ob Grenadiere oder Schützen, wählte aus ihrer Mitte 3 Offiziere, 1 Sergent Major (der als Quartier-Meister fungierte), 2 Sergents, 4 Caporaux und 1 Tambour; die Kompanie damit 52 Grenadiere oder Schützen. Mit dem von 2 Lieutenans-colonels (premier und second), 1 Adjudant-major, 1 Adjudant sous-officier, 1 Quartier-maître, 1 Tambour-maître und 1 Armurier (Büchsen-Macher) gebildeten Stab hatte das Freiwilligen-Bataillon eine Gesamt-Stärke von 575 Mann. Die Fahne in den National-Farben, die den Namen und die Bataillons-Nummer der Einheit zeigte, wurde hier von einem gewählten Sergent Major getragen.
Mit der am 20. April 1792 verkündeten "Deklaration von Pillnitz" begann der Erste Koalitions-Krieg. Um zu verhindern, dass die Ideen der französischen Republikaner zum erfolgreichen Export-Modell gediehen, beschlossen Österreich und Preussen dem revolutionären Treiben in Frankreich ein Ende zu machen. Frankreich reagierte am 5. Mai 1792 mit dem "Décret d’urgence" (Notstands-Verordnung), das die Aufstellung von 31 weiteren Freiwilligen-Bataillonen nach der im Dekret vom 4. August 1791 bestimmten Stärke und Gliederung verfügte, und befahl im selben Dekret jedem bestehenden und neu aufzustellenden Bataillon bei gleich bleibenden Etat der Offiziere und Unteroffiziere eine Verstärkung um 262 Mann (jede Schützen-Kompanie damit 88 Mann und die der Grenadiere 89 Mann). Der Proklamation "Das Vaterland ist in Gefahr" vom 11. Juli 1792 folgte die Mobil-Machung der National-Garden.
Am 19. August marschierte die preussische Armee in Frankreich ein; am 20. September wurde das Kontingent in der Nähe des Dorfes Valmy von der französischen Revolutions-Armee gestoppt; am 30. September wurde der Rückzug befohlen; am 6. November besiegten die Franzosen bei Jemappes auch die Österreicher.
In Paris war am 20. September die National-Versammlung durch den frei gewählten National-Konvent abgelöst worden, der am 21. September die Abschaffung der Monarchie erklärt und am 22. September die Republik ausgerufen hatte. Am 17. Januar 1793 verurteilte der Konvent Ludwig XVI. zum Tode; am 21. Januar wurde der König hingerichtet; als Konsequenz traten Groß-Britannien, Spanien, Portugal und der meisten deutschen und italienischen Staaten der Koalition gegen Frankreich bei.
Am 23. Januar 1793 machte der Abgeordnete Edmond Louis Alexis Dubois-Crancé, ehemaliger Leutnant der "Mousquetaires de la garde", seit dem 21. März 1789 Mitglied der Stände-Versammlung, am 4. Januar 1793 in den Allgemeinen Verteidigungs-Ausschuss berufen (und 1799 letzter Kriegs-Minister des Konsulats), dem versammelten National-Konvent den Vorschlag, den Begriff "Regiment" durch die Bezeichnung "Demi-brigade" (Halb-Brigade) zu ersetzen. Diese als solche mehr aktionistisch anmutende Idee leitete eine der größten Militär-Reformen in der Kriegs-Geschichte Frankreichs ein: Mit den Dekreten vom 21. Februar ( "Mode d’amalgame de l’infanterie de la république française, redigé en conformité de la loi sur la nouvelle organisation des troupes") und 26. Februar 1793 befahl der Konvent die Einführung der "Demi-brigades" und mit der am 2. März 1793 beschlossenen landes-weiten Aushebung von 300.000 allein-stehenden, wehr-fähigen Männern im Alter von 18 bis 25 Jahren war praktisch die Wehr-Pflicht "im Sold der Republik" eingeführt. Um sich der Loyalität der regulären Regimenter zu versichern bzw. im Fall neuerlicher Meutereien oder konter-revolutionärer Tendenzen ein entsprechend gewappnetes Sanktions-Mittel zur Hand zu haben – auch um die kriegs-unerfahrenen Rekruten und Freiwilligen schnellst-möglich felddienst-tauglich auszubilden –, wurde jeweils ein Bataillon der regulären Infanterie mit zwei Freiwilligen- oder Nationalgarde-Bataillonen kombiniert. Jedes Département hatte eine bestimmte Anzahl von Rekruten zu stellen, die in der Regel im Los-Verfahren bestimmt -, anschließend ausgerüstet und der Garnison des nächsten Provinz-Bataillons zugeführt wurden. Die so innerhalb weniger Wochen formierten 249 "Freiwilligen"-Bataillone verstärkten die Armeen zwar erheblich (verfügte das Heer im Februar 1793 über rund 200.000 Mann – rund 50.000 National-Gardisten, 114.000 Infanteristen, 27.000 Kavalleristen und 14.000 Artilleristen –, waren es im Juli bereits gut 500.000), doch konnte die angestrebte Zahl von 392 Freiwilligen-Bataillonen für die 196 bestehenden Linien-Bataillone nicht erreicht werden. Zudem lösten die vielen offensichtlichen Ungerechtigkeiten bei den Aushebungen (Los-Manipulationen, Frei-Käufe, Stellvertreter-Stellungen etc.) große Unzufriedenheit unter allen Teilen der Bevölkerung aus, die schließlich zu Unruhen und Aufständen führten und im sog. "Vendée"-Krieg eskalierten.
Am 23. August 1793 verabschiedete der Konvent die "Levée en masse" (franz.: Massen-Aushebung), die nun auch die 25- bis 30-Jährigen in das Los-Verfahren miteinbezog. Im Ergebnis standen im September bereits 732.000 Mann unter Waffen; im Dezember 1793 dann 804.000 Mann, die sich über insgesamt 15 Armeen verteilten.
Das System der Massen-Aushebungen vergrößerte das Problem der Fertigung von Uniform-Teilen -, die Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Waffen und Ausrüstungs-Stücken und das Durcheinander in der Uniformierung noch mehr: Die aus erfahrenen Veteranen und regulären Wehr-Pflichtigen, unausgebildeten Milizionären und hoch-motivierten doch ebenso undisziplinierten Freiwilligen gemischten Verbände zogen mit allem, was an Röcken, Mänteln und Hosen, Zwei- und Drei-Spitzhüten und den ab Dezember 1762 verausgabten und für die leichte Infanterie bestimmten Dragoner- bzw. Chasseur-Kasketts in den Depots greifbar war in den Krieg zur Verteidigung der Revolution (so wurden die Bataillone der Armee nach ihren Uniformen "Weiße Bataillone" genannt; die Freiwilligen, die mehr oder weniger provisorisch in die neue National-Uniform eingekleidet werden konnten, entsprechend "Blaue Bataillone"). Und obwohl die Revolutions-Armee durch Mangel und Improvisation mehr an einen bunten Söldner-Haufen aus den Zeiten des Dreißig-Jährigen Krieges erinnerte, entwickelte sich hier der "Esprit de Corps", aus dem der Mythos der Unbesiegbarkeit hervor ging (tatsächlich blieb die französische Armee über einen Zeitraum von zehn Jahren – von der Schlacht bei Ballinamuck im Jahr 1798 bis zur Schlacht von Bailén 1808 – ungeschlagen). Die anfänglichen Rivalitäten zwischen Regulären und Freiwilligen begannen spätestens im Feld zu schwinden und waren mit den Siegen von Jemappes, Wattignies und Fleurus vergessen.
Nach dem Reglement vom 21. Februar 1793 verfügte jedes Bataillon der Demi-Brigaden über acht Zentrums-Kompanien und eine Elite-Kompanie Grenadiere. Jede Zentrums-Kompanie hatte lt. Etat 1 Capitaine, 1 Lieutenant, 1 Sous Lieutenant, 1 Sergent Major, 3 Sergents, 1 Caporal-Fourrier, 6 Caporaux, 6 Appointes, 67 Fusilers und 2 Tambours (zusammen 3 Offiziere und 86 Gemeine); die Grenadier-Kompanie mit 1 Capitaine, 1 Premier-Lieutenant, 1 Sous Lieutenant, 1 Sergent Major, 2 Sergents, 1 Caporal-Fourrier, 4 Caporaux, 4 Appointes (stellv. Korporale), 48 Grenadiers und 2 Tambours (zusammen 3 Offiziere und 62 Gemeine); das Bataillon 777 Mann. Der Brigade-Stab wurde gebildet von 1 Chef Brigadier, 3 Chefs de Bataillon, 1 Adjudant Major, 1 Adjudant sous officier, 1 Quartier Maitre trésorier (Zahl-Meister), 3 Chirurgien Majors, 1 Tambour Major, 8 Caporal Tambours, 1 Musicien, 3 Chefs Tailleur (Schneider-Meister), 1 Chef Armurier (Waffen-Meister) und 1 Chef Cordonnier (Schuster-Meister). Die Halb-Brigade hatte somit auf dem Papier eine Gesamt-Stärke von 2.356 Soldaten und Offiziere (auch die Handwerks-Meister standen im Unteroffiziers-Rang).
Der Konvent genehmigte diesen Etat am 12. August 1793, verfügte aber bereits mit Wirkung vom "2 Frimaire an II" [ 2] im "Décret concernant l’incorporation des citoyens de la première réquisition dans les anciens cadres", das die Stärke jeder Halb-Brigade auf 3.201 Mann zu erhöhen. Die Grenadier-Kompanie nunmehr mit 1 Capitaine, 1 Premier-Lieutenant, 1 Sous Lieutenant, 1 Sergent Major, 4 Sergents, 1 Caporal-Fourrier, 8 Caporaux, 64 Grenadiers und 2 Tambours (zusammen 3 Offiziere und 80 Mann); jede Zentrums-Kompanie Füsiliere 1 Capitaine, 1 Lieutenant, 1 Sous Lieutenant, 1 Sergent Major, 4 Sergents, 1 Caporal-Fourrier, 8 Caporaux, 104 Fusilers und 2 Tambours (zusammen 3 Offiziere und 120 Mann; der Bataillons-Stab blieb unverändert).
Noch im Jahr 1793 wurden die vom National-Konvent zwischen 1791 und 1792 errichteten Provinz-Legionen und einige Kompanien der "Gardes Nationaux Volontaires", die im Durcheinander der Massen-Aushebungen und Aufstellungen von 1793 "übrig" geblieben oder verspätet gebildet worden waren, zu sechs Jäger-Bataillonen zusammen-gefasst, womit das Jäger-Corps nun 20 Bataillone stellen konnte. Alle diese Einheiten wurden nach der Reihen-Folge der Errichtung nummeriert und bestanden aus jeweils 8 Kompanien, die nach der Formation vom 1. April 1791 organisiert waren. Als Auszeichnung erhielten diejenigen Jäger, die sich zu Carabiniers qualifiziert hatten, gleich den Grenadieren der Linie rote Schulter-Klappen mit Fransen-Besatz aus roter Wolle, deren Felder bis 1798 die Form der Offiziers-Stücke annahmen. Gleich den Grenadieren rote Feder-Stutze an den Fell-Mützen und rote Granaten auf den Ecken der Schoß-Umschläge.
Jede Halb-Brigade verfügte bei Errichtung über eine freiwillige Artillerie-Kompanie mit sechs 4-Pfünder-Geschützen, die von 6 Caporaux, 6 Appointés und 54 Canonniers bedient wurden und einen Stab von 1 Capitaine, 1 Lieutenant, 1 Sous-lieutenant, 1 Sergent-major, 2 Sergens, 1 Caporal-fourrier und 2 Tambours hatte (bei 196 Halb-Brigaden also 1.176 Bataillons-Stücke). Mit Dekret vom 7. Mai 1795 wurde die Hälfte dieser Stücke zur Aufstellung schnell beweglicher Artillerie-Batterien zu Pferd nach preussischem Vorbild eingezogen; das Dekret vom 25. Januar 1798 verfügte dann die endgültige Abschaffung der Bataillons-Artillerie.
Regulärer Füsilier und Freiwilliger der National-Garde zwischen 1796 und 1800 in der am 1. Januar 1791 bestimmten "National Uniform" (die Abbildung veranschaulicht realistisch die Trage-Weise von "Baudrier porte-giberne…", "Banderole de giberne et porte-baïonnette…" und "Baudrier porte-briquet et baïonnette d'infanterie"sowie des "Havresac").
Schwierigkeiten bei der Rekrutierung und Desertationen (Entlassungen nach Ende der vier-jährigen freiwilligen Pflicht-Dienstzeit waren während eines Krieges nicht vorgesehen), vor allem aber Verwundungen, Krankheiten und Verluste infolge der währenden Kämpfe gegen die Truppen der ersten Koalition hatten die Stärke der Feld-Armee zwischen Juli 1794 und Juli 1795 von rund 750.000 auf knapp 500.000 -, um die Jahres-Wende 1795/96 um weitere 100.000 Mann auf 381.909 absinken lassen und machten Umstrukturierungen und neue Gliederungen der bestehenden Halb-Brigaden erforderlich. Das Dekret vom 18 Nivôse an IV (8. Januar 1796) befahl mit der "Deuxième amalgame" (Zweite Zusammenlegung) eine Verschmelzung der bestehenden 238 Halb-Brigaden zu 100 neuen "Demi-brigades d’infanterie" und 30 Halb-Brigaden leichter Infanterie ("Demi-brigades d’infanterie légère"). Durch die Zusammen-Führung der Überkompletten und die Aushebung neuer Rekruten konnte die Zahl der Halb-Brigaden in der Linien-Infanterie mit dem Dekret vom 30. März 1796 auf 110 -; die Gesamt-Stärke der Armee wieder auf rund 450.000 Mann erhöht werden.
Strittig ist die Frage, ob auch die Freiwilligen-Bataillone der zweiten Generation im Ergebnis der strukturellen und personellen Umgliederungen oder aufgrund der Kampf-Handlungen neben den Grenadieren auch dauerhaft "Unités de Chasseurs" – Elite-Einheiten, die das Feuer-Gefecht in aufgelöster Formation nach eigenem Ermessen bzw. in der sog. Tirailleur-Taktik führten – gebildet haben. Bereits die in Neu-Frankreich garnisonierten oder kämpfenden Bataillone hatten Späher in ihren Reihen, die in kleinen Kommando-Trupps nach Kampf-Art der Indianer die Umgebung erkundeten, die eigenen Truppen im Lager und auf Märschen sicherten und Positionen und Bewegungen gegnerischer Verbände und Einheiten ausmachten, Hinterhalte organisierten und Überfälle ausführten und "Eclaireurs" genannt wurden (franz.: Aufklärer oder Kundschafter). Nach dem Reglement von 1775 verfügten die Bataillone der alten Regimenter neben einer Elite-Kompanie Grenadiere im Feld über eine 10te Kompanie Jäger, zu deren Bildung die besten Schützen aus den Füsilier-Kompanien heraus-gezogen wurden (eine Methode, die augenscheinlich noch 1793 praktiziert wurde). Im Jahr 1796 unterteilten sich die meisten Regimenter der Linien-Infanterie in mindestens zwei Feld-Bataillone, deren Gliederung nun je sieben Füsilier-Kompanien -, eine Grenadier- und nunmehr auch eine dauerhaft stehende Chasseur-Kompanie umfasste. Auch die leichte Infanterie, die in zwei Feld-Bataillone strukturiert war, gliederte sich nun in sieben Jäger- und zwei Elite-Kompanien; anstelle der Grenadiere hier die neu formierte Kompanie Carabiniers, zu deren Bildung die zwölf Scharf-Schützen versammelt wurden, die im Jahr 1789 in den einzelnen Jäger-Kompanien mit gezogenen Karabinern bewaffnet worden waren. Zur Ausbildung neuer Rekruten hatte jede Halb-Brigade dieser zweiten Formation ein Depot-Bataillon aufzustellen, dessen neun Kompanien den Ersatz von je zwei Kompanien der Feld-Bataillone zu stellen hatten.
Da auch zahlreiche Kriegs-Tagebücher und Gefechts-Berichte aus der Zeit zwischen 1793 bis 1797 innerhalb der Freiwilligen-Bataillone Grenadiere, Chasseurs und Carabiniers nennen (die auch wiederholt in eigenen Bataillonen geballt wurden), ist es mehr als nur wahrscheinlich, dass Elite-Kompanien in sämtlichen Einheiten der Halb-Brigaden vorhanden waren.
Gardes Françaises - 1745Illustration von Lucien Rousselot in "Armies and Enemies of Louis XIV." Band I von Mark Allen (Band 36 aus der Reihe »Century of the Soldier«, Helion and Company, 2019)
Auffälligstes Merkmal der französischen Revolutionäre waren neben den anfänglich grünen Kokarden als "Farbe der Hoffnung" und Zeichen der republikanischen Gesinnung insbesondere die "Pantalons"; die bis zu den Knöcheln reichenden Hosen (auch "Jambes longues"; später als "Culotte de route" reglementiert). Diese Kleidungs-Stücke, aus einem festen Baumwoll-Gewebe gefertigt, das seit der Mitte des 16. Jahrhunderts "aus Nimes" geliefert wurde (franz.: "de Nîmes"; daher der Marken-Name "Denim"), hatten sich im Arbeits-Alltag als strapazier-fähige, haltbare und praktische Kleidung bewiesen und wurden dementsprechend ausnahmslos von der breiten Masse des Volkes in Stadt und auf dem Land getragen. Die von Adel und Bourgeoisie schon weit vor der Revolution geprägte Bezeichnung "Sans-culottes" (franz.: "ohne Knie-Bundhose") – ursprünglich ein abwertend gemeintes Spott-Bild für das Prekariat – wurde ab 1793 zum Ober-Begriff für die revolutionär gesinnten Pariser Bürger, die auf Seiten der von Maximilien de Robespierres geführten Jakobiner -, der Cordeliers von Jean-Paul Marat oder der Girondisten von Jacques Pierre Brissot für die Abschaffung der Monarchie eintraten.
Die Geschichte der "National Uniform" begann mit dem Übertritt der Mannschaften von fünf Kompanien des elitären Regiments "Gardes françaises" auf die Seite der Revolutionäre: Bereits am 23. Juni 1789 hatten sich die beiden Grenadier-Kompanien des Regiments geweigert, die Abgeordneten des Dritten Standes zu verhaften und auf die zum Schutz ihrer Parlamentarier versammelten Bürger zu schießen. Elf Gardisten wurden daraufhin der Befehls-Verweigerung beschuldigt und im Gefängnis der Abtei Saint-Germain interniert, jedoch am 30. Juni von rund 6.000 Parisern befreit und als Patrioten gefeiert. Das Garde-Linien-Regiment, das traditionell alle vier Monate ein Bataillon zur Bewachung des Hofes von Versailles abzustellen hatte, galt damit als unzuverlässig; die Mannschaften sollten ihre Waffen abgeben.
Gegen den auf den Straßen von Paris revoltierenden, bis dahin aber weitestgehend unorganisiert und unbewaffnet herum-ziehenden "Pöbel" hatte der König Anfang Juli 1789 zahlreiche Regimenter heran-befohlen, die ausschließlich von "Soldats étrangers" (aus Nicht-Franzosen bestehende Fremd-Truppen im Dienst des Königs) gestellt und auf dem "Champ-de-Mars", dem Exerzier-Platz der 1765 gegründeten (und damals noch außerhalb von Paris gelegenen) "École militaire" zusammen-gezogen wurden. Unter ihnen das in Valenciennes garnisonierte und überwiegend aus Elsässern bestehende Kavallerie-Regiment "Royal-Allemand", das am 12. Juli 1789 den Befehl erhielt, den Volks-Auflauf zu zerstreuen und die Agitatoren zu ergreifen, die königlichen Waffen- und Lebensmittel-Depots an der Ecke "Boulevard des Capucines" und "Rue de la Chaussée d'Antin" zu sichern und Ruhe und Ordnung in der Stadt mittels dem "sabre au clair" wieder herzustellen. Infolge des überraschenden Aufmarsches von rund 600 "Gardes françaises" auf Seiten der aufständischen Pariser Bevölkerung und der kurz darauf zur Warnung geschossenen Salven zogen sich die "Allemands" mit drei Verwundeten jedoch eiligst wieder zurück. Die auf den Straßen herumziehenden Revolutionäre hatten neben ihrem ersten Sieg vor allem militärisch kampf-erfahrene Unterstützung gewonnen; mehr und mehr Soldaten in den Pariser Garnisonen und bald auch in den französischen Linien-Regimentern, die sich seit 1780 die Frage stellten, weshalb sie in Übersee auf Seiten der amerikanischen Revolutionäre gegen eine Monarchie gekämpft hatten, jedoch in der Heimat die gleichen Ideale von Freiheit und Gleichheit und Gerechtigkeit nieder-schießen sollten, schlossen sich offen der Revolution an.
Am 13. Juli unterstellten sich die Gardisten der "Gardes françaises" dem Kommando des populären Marquis de La Fayette, der am 14. Juli zum Vize-Präsidenten der National-Versammlung gewählt wurde und als erste Amts-Tat die "Gardes françaises" zur National-Garde erklärte (und von diesen zum Kommandeur gewählt wurde). Und während ein Teil der neuen National-Garde umgehend die Bewachung der National-Versammlung und deren Präsidentschaft übernahm, traten ihre Kameraden an die Seite der Aufständischen, die seit dem Vor-Tag die "Bastille" belagerten, um an die dort gelagerten Waffen- und Munitions-Vorräte zu gelangen und die in den Kerkern vermuteten gefangenen Patrioten zu befreien. Der erste spontan geführte Sturm-Angriff auf das im Volk verhasste Staats-Gefängnis hatte bereits mit knapp 100 toten Revolutionären geendet; dementsprechend wurde die Ankunft der disziplinierten, gut ausgebildeten und bestens bewaffneten "Gardes françaises" frenetisch gefeiert. Der Anblick der aufmarschierenden Gardisten – insbesondere der Eindruck auffahrender Geschütze – hatte für die überwiegend von Veteranen und Invaliden gestellte Festungs-Besatzung eine derart demoralisierende Wirkung, dass die Mannschaften die Waffen nieder-legten und der Kommandant zur Kapitulation und Übergabe der Festung gezwungen war. Zwei Tage später begann der Abriss des mittelalterlichen Bau-Werks…
"Portrait de Monsieur d'Audriffet, Capitaine de la Garde Nationale Parisienne (1790)"Offizier mit der Kokarde der Revolution im Rock des ehemals königlichen Regiments "Gardes françaises"; ab 1. Januar 1791 "National Uniform" der Republik.Aquarell von Lucien Rousselot in der Online-Bibliothek der »Anne S.K. Brown Military Collection« (Brown University Library; Providence, Rhode Island, USA).
Mitte 1780 waren sechs Kompanien des erstmals am 1. August 1563 errichteten Regiments "Gardes françaises" in Paris garnisoniert worden. Und obwohl die Soldaten nach den ersten Bestimmungen von 1670 grau-weiße Tunika-Mäntel, scharlach-rote Knie-Hosen und Strümpfe zu tragen hatten, sind blau-weiß-rote Uniformen-Farben bereits im Jahr 1630 nachweisbar und wohl spätestens ab 1696 – wahrscheinlich bereits mit der Verleihung der neuen Ordonnanz- und Leib-Fahne im Jahr 1691 – geregelt.
Die am 12. Juli 1789 übergegangenen Mannschaften und Offiziere der "Gardes françaises" wurden von La Fayette zum Stamm der "Garde nationale" erklärt; verbliebene Einheiten des Regiments "Gardes françaises" wurden noch 1789 aufgelöst; Mannschaften und viele junge Offiziere traten jedoch der neuen National-Garde bei, der sich in kürzester Zeit rund 48.000 Mann und damit etwa zehn Prozent der Einwohner von Paris angeschlossen hatten. Die von der "Gardes françaises" getragene Uniform wurde mit Dekret vom 1. Januar 1791 von der "Constituante" – vollständig "Assemblée nationale constituante" (franz.: Verfassungsgebende National-Versammlung) – zur "National Uniform" erklärt und sämtlichen Infanterie-Regimentern der aufzustellenden Revolutions-Armee verordnet. Die tatsächliche Einführung vollzog sich jedoch über einen Zeit-Raum von fünf Jahren: Die Einheiten der Linien-Infanterie trugen gleichzeitig die neuen blauen Uniformen der National-Garde und die alten weißen Röcke des Königs, andere Einheiten versuchten die weißen Röcke kurzerhand umzufärben; allen gemein die blau-weiß-rote "Coquarde National".
Vor der "Tricolor" hatten die Pariser Aufständischen anfänglich eine blau-rote Kokarde – die Wappen-Farben von Paris – an Hut oder Jacke gezeigt; die Farbe des Königs wurde auf Anordnung der National-Versammlung vom 29. Mai 1790 "eingeschoben", was die beschränkte Macht des Königs symbolisieren sollte.
Schon das Dekret vom 1. Januar 1791 hatte allen Angehörigen der Armee befohlen, die weiße Hut-Kokarde des Königs gegen die blau-weiß-rote Kokarde der Revolution zu tauschen. Mit Dekret vom 8. Juli 1792 verpflichtete die "Constituante" dann sämtliche Zivilisten gleich welcher Schicht zum Tragen der "Coquarde National"; ab dem 21. September 1793 galt diese Weisung auch für Frauen (eine Verweigerung wurde in der Regel mit acht Tagen Haft -, schlimmstenfalls mit der Guillotine geahndet). Und obwohl die National-Farben – "les couleurs" – nach der Abschaffung der Monarchie am 21. September 1792 und der Hinrichtung des Königs am 21. Januar 1793 ihre Bedeutung verloren hatten, war die Trikolore inzwischen Symbol der Revolution und Zeichen der Republik. Die Apologie wandelte sich: Am 1. Februar 1794 (27. Pluviôse an II, nach dem Revolutions-Kalender) bestimmte die National-Versammlung, dass die Flagge der Republik "aus den drei nationalen Farben bestehen wird, in vertikale Streifen angeordnet, wobei der blaue Streifen am Fahnenmast angebracht ist, der weiße in der Mitte steht und der rote in der Luft weht". Blau wurde zur Farbe von Freiheit und Gerechtigkeit erklärt, Weiß symbolisierte Gleichheit und Redlichkeit, Rot stand für Mut und Tapferkeit.
Um 1794/95 hatten sich die blaue National Uniform und die langen Hosen in der Infanterie durchgesetzt und die Revolutions-Armee war weitest-gehend einheitlich uniformiert.
Der weiß-gefütterte Standard-Rock hatte weiße Rabatten und Schoß-Umschläge, rot paspeliert. Die roten Kragen und Ärmel-Aufschläge weiß -, die blauen Aufschlags-Patten und Schulter-Klappen rot paspeliert. Der Zwei- oder Drei-Spitz, der bevorzugt von den Füsilier- oder Zentrums-Kompanien getragen wurde, sollte ab 1792 von dem bereits von dem leichten und einigen Jäger-Kompanien der Linien-Infanterie getragenen Raupen-Helm "à la Schomberg" gewechselt werden. Die Einführung vollzog sich jedoch in der Art schleppend, dass die meisten Regimenter 1793 noch mit dem Hut erschienen und die Reform durch den inzwischen gegen die erste Koalition geführten Krieg zur Verteidigung der Revolution in Vergessenheit geriet. Da es in der Revolutions-Armee Bevorzugungen einzelner Regimenter oder elitäre Merkmale nicht mehr geben sollte, gerieten auch die von den Grenadieren getragenen hohen Pelz-Mützen in den Blick des für die Ausrüstung der Armee zuständigen Komitees: Tatsächlich hatte die Bärenfell-Mütze neben ihrer martialischen Wirkung eine bessere Polsterung als der Helm und eine effektivere Schutz-Funktion gegen Säbel-Hiebe als ein Tschako. Da die Stücke aber auch weitaus teurer in der Anschaffung waren, vor Regen mit einem Wachstuch-Überzug geschützt werden mussten und schnell Feuer fingen, sollten vorhandene Stücke in den Depots abgegeben und durch den Hut mit rotem Busch -, im Juli 1805 dann durch den Tschako ersetzt werden (was von vielen Grenadieren und Carabiniers, die über die mit Stolz getragenen Stücke verfügten, jedoch noch bis 1811 ignoriert wurde). Im Februar 1812 wurden die Pelz-Mützen aufgrund des Mangels an Schwarzbär-Fellen dann offiziell abgeschafft bzw. sollten nur noch den Garden vorbehalten bleiben; die Eliten der Linie behalfen sich mit eingefärbten Schafs-Fellen.
Gegen Ende des ersten Koalitions-Krieges 1797 trugen sämtliche Halb-Brigaden der Linien-Infanterie die blaue National Uniform. Und während sich die Kopf-Bedeckung in den nächsten zwanzig Jahren immer wieder änderte, blieb diese Uniform bis auf einige Schnitt-Details fast unverändert.
Fusiliers 1800-1804.
Mit dem Frieden von Campo Formio, geschlossen am 17. Oktober 1797, endete der Erste Koalitions-Krieg. Die Revolution hatte gewonnen. Die Republik annektierte die links-rheinischen Gebiete des Reiches, die Österreichischen Niederlande und gründete eine Reihe von Satelliten-Republiken mit Frankreich als Hegemonial-Macht. Da die Revolutions-Armee für ein Stehendes Heer zu kosten-intensiv war, gleichzeitig aber im Fall neuerlicher Angriffe schnell mobilisiert werden musste, stimmte der Konvent mit Datum vom "19. Fructidor des Jahres VI" (5. September 1798) für das von den Deputierten Pierre Delbrel und Jean-Baptiste Jourdan entworfene "Jourdan-Gesetz", das die "allgemeine und obligatorische Wehrpflicht" regelte: Artikel 1 verpflichtete alle Franzosen zur Verteidigung des Heimat-Landes; Artikel 15 erklärte alle wehr-fähigen Franzosen im Alter von 20 bis 25 Jahren zu Wehr-Pflichtigen (wobei Entlassungen während der Dauer eines Krieges und der Aufbau einer Reserve nicht vorgesehen waren; das Gesetz ging davon aus, dass alle Bürger Frankreichs im Fall eines Angriffs freiwillig zur Bildung einer Bürger-Armee zusammen-traten, in der sie solange verblieben, bis die Bedrohung der Republik abgewendet worden war).
Mit Befehl vom 1. Vendémiaire an XII (24. September 1803) verfügte der zum Ersten Konsul der Republik aufgestiegene General Napoléon Bonaparte die dritte Reorganisation der französischen Revolutions-Armee: Unter Beibehaltung der aktuellen Struktur und Gliederung von zwei, drei und mehr Bataillonen zu je neun Kompanien und der im Rahmen der "Zweiten Zusammenlegung" vergebenen Nummerierung hatten die bestehenden Halb-Brigaden bis zum Jahr 1804 wieder Regimenter zu bilden; die Brigade-Führer erhielten wieder den Rang eines Obersten. Im Verlauf des Jahres 1804 entstanden so 90 Regimenter der Linien-Infanterie (davon 19 Regimenter zu vier Bataillonen und 71 Regimenter zu drei Bataillonen) und 27 der leichten Infanterie (davon drei Regimenter zu vier Bataillonen und 24 Regimenter zu drei Bataillonen), wobei einige Nummern vakant blieben.
Ein Brief Napoleons an Louis-Alexandre Berthier – Divisions-General der National-Garde und der Revolutions-Armee, Generalstabs-Chef unter La Fayette und Napoleon, Kriegs-Minister (und am 19. Mai 1804 von Napoleon zum "Maréchal d’Empire" erhoben) – begründete am 22. Dezember 1803 eine neue Waffen-Gattung der Infanterie; die Voltigeure: "In jedem Bataillon der leichten Infanterie-Regimenter wird es eine Kompanie geben; die »berittene Kompanie« oder »mobile Kompanie« (…) genannt wird. (…) Sie wird aus gut gebauten und kräftigen Männern von möglichst geringer Größe bestehen. Kein Unteroffizier oder Soldat sollte größer als vier Fuß und elf Zoll (Pariser Maß: knapp 150 cm) und die Offiziere sollten nicht größer als fünf Fuß sein. Mannschaften werden leichtere Waffen als die Dragoner haben und im Schießen gedrillt sein. Offiziere und Unteroffiziere werden mit gezogenen Karabinern bewaffnet sein."
In der Vorstellung Napoleons sollten die behenden Männer, in den Steig-Bügeln von Reitern der leichten Kavallerie hängend oder hinter einem Kavalleristen auf dem Pferde-Rücken stehend oder sitzend (und damit ähnlich den Voltigierern im Zirkus), schnell vor den Feind gebracht werden und umgehend das Feuer-Gefecht eröffnen. Quellen, die die Umsetzung bzw. praktische Anwendung dieser Taktik im Rahmen von Gefechts-Handlungen belegen, konnten bislang jedoch nicht ausgemacht werden…
Zur Verstärkung der leichten Infanterie-Regimenter befahl Napoleon mit Dekret vom 22 Ventôse an XII (13. März 1804) die Einberufung auch der Wehr-Pflichtigen, die aufgrund ihrer geringen Körper-Größe von unter 150 cm für das Laden einer Standard-Muskete vom "Modèle 1777 modifié an IX" mit einer Gesamt-Länge von 151 cm bis dahin als ungeeignet und damit wehr-untauglich ausgemustert worden waren. Napoleon berief die Männer in die Reihen seiner zwischen-zeitlich auf 30 Regimenter angewachsenen leichten Infanterie und bewaffnete die neuen Rekruten nach Möglichkeit mit der nur 141,7 cm langen und wesentlich leichteren Dragoner-Version des Modells 1777. Mit selben Dekret befahl Napoleon allen Jäger-Bataillonen die Aufstellung einer Kompanie Voltigeurs, zu deren Formation nur disziplinierte und ausgezeichnete, geschickte, gut bewegliche und vor allem treff-sichere Jäger mit mindestens 2-jähriger Dienst-Zeit auszuwählen und in den 2ten Kompanien jedes Regiments zu sammeln waren. Zur Aufstellung einer Elite der Elite wurden die besten Schützen sämtlicher Kompanien der Jäger-Bataillone mit gezogenen Karabinern bewaffnet und – gleich den Grenadieren der Linien-Infanterie – in die 1ten Kompanien gestellt. Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere der 1ten und 2ten Kompanien, die den von Napoleon gestellten Anforderungen entsprachen, hatten die in den übrigen Jäger- bzw. Füsilier-Kompanien entstandenen Vakanzen aufzufüllen. Parallel zu diesen Umgliederungen hatte jedes französische Infanterie-Regiment ab dem März 1804 ein weiteres (in den meisten Fällen drittes) Bataillon aufzustellen, das als Reserve-, Ersatz- oder Depot-Einheit bezeichnet wurde und für die Ausstattung und Ausbildung der neuen Rekruten und damit für den Ersatz der Kampf-Bataillone verantwortlich war.
Nach Vorbild der Jäger-Bataillone begannen im Frühjahr 1805 auch die Füsilier-Bataillone mit der Aufstellung eigener Voltigeur-Kompanien. In der Linien-Formation wurde den Voltigeuren die linke Position in der Schlacht-Ordnung zugeteilt; die Grenadier-Kompanie hielt die rechte Seite der Linie. Zwischen beiden Eliten die Füsilier-Kompanien (hinter der Formation der Bataillons-Chef, seine Adjutanten und sämtliche Tambours).
Fusiliers 1806-1808.
Infolge der im Jahr 1793 von Britannien gegen Frankreich verhängten See-Blockade und des Verlustes der französischen Kolonien in der Karibik wurde die Beschaffung des Farb-Stoffes Indigo, von dem die Färber zum Färben der sog. "National Uniform" jährlich etwa 150 Tonnen benötigten, immer schwieriger. Provisorisch hatte daraufhin das Kriegs-Ministerium im Jahr 1805 wieder weiße Röcke an die dritten Bataillone des 18. Linien- und des 4. Leichten Infanterie-Regiments ausgegeben.
Mit Dekret vom 25. April 1806 befahl Napoleon die (Wieder-)Einführung der von ihm bevorzugten und bei Paraden prächtig anzuschauenden weißen Uniform, die sofort an zwanzig -, bis zum 1. Januar 1807 an sämtliche Infanterie-Regimenter verausgabt werden sollte. Da jedoch die Soldaten der Revolutions-Armee die alte Farbe des königlichen Rockes ablehnten; die Generalität im Feld Verwechslungen mit Österreichern oder Sachsen befürchtete und die älteren Offiziere aus ihrer Erfahrung wussten, dass der Anblick von weißen, jedoch nach einer Schlacht häufig blut-befleckten Röcken eine demoralisierende Wirkung auf die Truppe hatte, mussten neue Quellen und Handels-Wege eröffnet werden: Ab 1808 bezog Frankreich aus Preussen kleinere Lieferungen des sog. Berliner (oder Preussisch-) Blau, einem synthetischen Farb-Stoff; ab 1809 konnte Indigo dann wieder in genügenden Mengen über Spanien, Holland und über das Osmanische Reich importiert werden und die Bataillone der Linie erhielten ihre "National Uniform" zurück.
Vom Schnitt der weißen Uniform von 1807 blieben die fiktiven Schoß-Umschläge, die nunmehr direkt an die Basken angenäht wurden. Das Stoff-Dreieck, das im Modell von 1807 am unteren Ende des Schößchens noch vorhanden war, verschwand um 1810.
Im Unterschied zur Linie trugen die Infanteristen der leichten Infanterie einen blauen Rock mit blauen Rabatten und Rock-Schößen; anstelle der roten Paspeln der Linie zeigten die Chasseurs weiße Naht-Vorstöße. Chasseurs und Carabiniers mit scharlach-rotem Kragen, die Voltigeurs einen gelben Kragen mit roten Paspeln. Die Ärmel-Aufschläge waren in der Grund-Farbe der Uniform gehalten und mit scharlach-roten Patten besetzt, die von je drei Knöpfen geschlossen wurden. Und obwohl den Voltigeuren in der Linien- und leichten Infanterie das Tragen von Epauletten nie offiziell erlaubt war (ein im September 1808 ergangener Befehl untersagte sogar ausdrücklich die Anschaffung und Bezahlung von Schulter-Stücken aus Mitteln der Regiments-Kasse), scheint es, dass sich die Voltigeure die aus gelb-roter oder gelb-grüner Wolle gefertigten Abzeichen der Elite auf eigene Kosten beschafft haben; trugen doch ihre Kameraden in der Linie, die hier Elite-Status hatten, grüne oder gelbe Stücke mit gegen-farbigen Halb-Monden. Dieses Privileg wurde daraufhin auch von den Chasseurs beansprucht, die in der Linie als Elite galten, in der leichten Infanterie die Zentrums-Kompanien stellten. Ebenfalls inoffiziell die von einigen Voltigeuren und vielen Carabiniers zwischen 1804 und 1809 getragenen Colpacks; eine Art Pelz-Mütze, ähnlich der von einigen Husaren-Regimentern getragenen Stücke, die auch von vielen Truppen-Offizieren im Feld getragen wurde. Chasseurs und Voltigeurs auf den Ecken der Schoß-Umschläge weiße Hörner; die Carabiniers gleich den Grenadieren der Linie rote Granaten, rote Epauletten und rote Feder-Stutze. Nach den Grenadieren begann ab dem Februar 1806 auch bei der leichten Infanterie die Einführung des Tschakos. Neben der Muskete – tatsächlich erhielten nur wenige Voltigeure die kurze Dragoner-Version – trugen die Voltigeure wie die Grenadiere und sämtliche Korporale und Sergeanten das Bajonett und den Briquet-Säbel gekreuzt; einzig die Füsiliere hatten nur das Bajonett und dieses am Riemen der Munitions-Tasche, die ab 1805 im Feld mit einem weißen Wachstuch-Überzug (in der Regel mit der jeweiligen Regiments-Nummer) gegen Feuchtigkeits-Einflüsse geschützt wurde. Alle Knöpfe und die Epauletten der Offiziere silbern.
Ab 1807 erhielt dann auch die Linien-Infanterie den aus heiß gewalzten, gewachsten und gepressten Filz gefertigten und mit geschwärztem Leder verstärkten Tschako. Auch Augen-Schirm, Deckel und der Ende 1806 reglementierte Kinn-Riemen waren aus Leder. Um schwere Verletzungen von Säbel-Hieben durch feindliche Kavallerie zu vermeiden, erhielten die Stücke ab 1808 Messing-Schuppenketten, die während des Marsches hinter den Pompon gehängt wurden. Die Rosetten der Schuppen-Ketten wurden bei den Füsilieren mit einem Stern -, bei den Grenadieren mit einer Granate und bei den Voltigeuren mit einem Jagd-Horn verziert. Die wollenen Tschako-Behänge zur Parade für die Grenadiere rot, bei den Voltigeuren grün (manchmal auch gelb, manchmal in Kombinationen aus Grün, Gelb und Rot) und für die Füsiliere weiß; bei den Unteroffizieren gelb durchflochten; Offiziere der Linie gold-, die der leichten Infanterie silber-glänzend. Allen Tschakos gemein die Kokarde in den Farben Weiß, Rot, Blau (von außen nach innen); die 1te Füsilier-Kompanie grüner Pompon, die 2te blau, die 3te gelb und die 4te violett.
Fusiliers 1808-1811.
Waren die Voltigeur-Kompanien bereits im Mai 1807 auf 140 Mann verstärkt worden, leitete Napoleon mit dem kaiserlichen Dekret vom 18. Februar 1808 die vierte Reform zur Struktur und Gliederung der Infanterie ein. Um das inzwischen von der Iberischen Halb-Insel bis an die Grenze Russlands ausgedehnte Imperium militärisch unter Kontrolle halten -, im Fall von Erhebungen schnell reagieren zu können, benötigte der Kaiser dringend mehr Divisionen. Ziel war es, die Zahl der Bataillone in der Art zu vermehren, dass die "Grande Armée" im Ergebnis der Reform über doppelt so viele taktische Einheiten verfügen würde, ohne dass dafür erhebliche Mehr-Kosten für Sold, Bekleidung und Ausrüstung anfallen würden.
Praktisch wurde das vom Kaiser gesetzte Ziel erreicht, indem die Anzahl der in den Bataillonen gegebenen Füsilier-Kompanien unter Erhalt der beiden Elite-Kompanien von sieben auf vier herab-gesetzt wurde. Die somit vom 1ten und 2ten Bataillon eines Infanterie-Regiments insgesamt abgegebenen sechs Füsilier- bzw. Chasseur-Kompanien stellten ein neues dritte Bataillon. Das bisherige Reserve- oder Depot-Bataillon wurde zum neuen vierten Bataillon erklärt; die hierbei frei gewordenen drei Rekruten-Kompanien wurden – da das Dekret vom 18. Februar 1808 auch eine Erhöhung und Vereinheitlichung der Personal-Stärke aller Elite- und Füsilier-Kompanien befahl – über die vier von nun an als "Bataillons de Guerre" (Kampf-Bataillone) bezeichneten Einheiten verteilt. Für die Bekleidung, Ausstattung und Ausrüstung -, die Bewaffnung und Ausbildung neuer Rekruten und damit für den Ersatz der vier neu geschaffenen Kampf-Bataillone wurde ein neues Depot-Bataillon errichtet, das nur noch über vier Kompanien verfügte, von denen jede einem Bataillon zugeteilt war.
Gemäß dem Dekret vom 18. Februar 1808 verfügte jedes (auf dem Papier nun einheitlich strukturierte) Regiment der Linien- und leichten Infanterie über vier Bataillone "de Guerre" und ein fünftes für den Ersatz. Der Regiments-Stab ("État-major") zählte 50 Mann: 1 Colonel, 1 Major (nun Offizier und Stabs-Chef), 4 Chefs de bataillon (Bataillons-Kommandeure; i.d.R. Lieutenant-colonel), 5 Adjudants-majors, 1 Quartier-maître trésorier (Quartiermeister-Schatzmeister), 1 Officier-payeur oder Commissaire des Armées (Zahl-Meister), 1 Porte-aigle (Adler-Träger im Rang eines Leutnants oder Unterleutnants mit mindestens zehn Dienst-Jahren), 1 Chirurgien-major (Stabs-Arzt), 4 Assistants- oder Aides-chirurgiens, 5 Sub-assistants oder 5 Sous-aides, 10 Adjudants Sous-officiers, 2eme Porte-aigle et 3eme Porte-aigle (zwei Soldaten des Regiments mit ebenfalls zehn-jähriger Dienst-Zeit, die aufgrund außerordentlicher Tapferkeit zum Sergeanten befördert worden waren; häufig Analphabeten, die normaler-weise von der Beförderung zum Korporal ausgeschlossen waren), 1 Tambour-major, 1 Caporal-tambour oder Tambour-maitre und 8 Musiciens sowie 1 Chef Forgeron (Schmiede-Meister), 1 Chef Tailleur (Schneider-Meister), 1 Chef Armurier (Waffen-Meister) und 1 Chef Cordonnier (Schuster-Meister). Jede Kompanie, gleich ob Elite (Grenadiers und Voltigeurs bei der Linien-, Carabiniers und Voltigeurs bei der leichten Infanterie) oder die von Füsilieren oder Jägern gebildeten Zentrums-Kompanien, verfügte mit 8 Korporalen, 4 Sergeanten, 1 Sergeant Major und 2 Trommler oder Hornisten über 121 Soldaten; der Kompanie-Stab 1 Kapitän, 1 Leutnant, 1 Unterleutnant, 1 Quartiermeister-Korporal (Fourrier); zusammen 3 Offiziere und 137 Mann, insgesamt 140 Mann.
Das Depot-Bataillon stand unter Befehl des Majors des Regiments; Stellvertreter und Kommandeur war der dienst-älteste Kompanie-Chef, wobei die dem Stab unterstehenden Sub-assistants und Adjudans Sous-officiers für die Exerzier-, Fecht- und Schieß-Ausbildung verantwortlich waren.
Jedes Infanterie-Regiment hatte nach der neuen Aufstellung rechnerisch bzw. theoretisch 108 Offiziere und 3.862 Unteroffiziere und Soldaten; zusammen 3.970 Mann (die Stärke-Meldungen verschiedenster Einheiten lassen hingegen erkennen, dass es zu jeder Zeit erhebliche Abweichungen zwischen den Soll- und Ist-Zahlen gab).
Die Regimenter, die vor der Reform über mehr als zwei Bataillone verfügt haben, hatten diese zur Aufstellung neuer Regimenter nach voran-gestelltem Beispiel abzugeben, wobei den neu gebildeten Regimentern und Bataillonen, die bislang noch keine Kampf-Erfahrung hatten, die Bildung von Grenadier-Kompanien versagt blieb (waren für die Aufnahme in eine Voltigeur-Kompanie allein physische Kriterien entscheidend, hatten Kandidaten der Grenadier-Kompanien neben einer Größe von mindestens fünf Fuß und vier Zoll [Pariser Maß: rund 173 cm] eine tadellose Dienst-Zeit von über vier Jahren oder die Teilnahme an zwei der vier Schlachten von Ulm, Austerlitz, Jena oder Friedland zu belegen). Die vier kräftigsten Grenadiere jeder Kompanie wurden für den hoch-geachteten Sappeur-Trupp abgestellt, der auf Märschen oder beim Sturm-Angriff Hindernisse beseitigte, in der Schlacht die "Escorte de l'aigle" deckte und nach der Schlacht krepierende Pferde zu erlösen hatte, aber bspw. auch beim Bau von Joch-Brücken oder Feld-Befestigungen zum Einsatz kam.
Mit Dekret vom 24. Mai 1809 begann die Wieder-Einführung der Regiments-Artillerie: Napoleon teilte jedem der 20 Infanterie-Regimenter des III. Corps (Marschall Davout) zwei österreichische 3-Pfünder-Geschütze und zwei Munitions-Wagen mit je 300 Schuss Munition zu, die im Verlauf der Gefechte und Schlachten des sog. Regensburger Feld-Zuges zwischen dem 19. und 23. April 1809 u.a. bei Rottenburg, Landshut, Eggmühl und Regensburg erbeutet werden konnten. Mit Dekret vom 25. Mai erhielten dann auch die 35 Regimenter des II. Corps (Marschall Oudinot) und die 12 französischen Regimenter des IV. Corps (Marschall Masséna) je zwei österreichische Regiments-Stücke zugewiesen, wobei hier aber auch 4-Pfünder verteilt wurden. Am 27. Mai ordnete Prinz Eugène de Beauharnais an, dass auch die Infanterie seiner (italienischen) Armee eine Regiments-Artillerie aufzustellen habe.
Das Dekret vom 9. Juni 1809 regelte das Personal der für Transport und Bedienung der Geschütze erforderlichen Mannschaften und Offiziere, die von den Regimentern aus den einzelnen Kompanien abzustellen und auszubilden waren. Jede dieser Artillerie-Kompanie verfügte über 1 Lieutenant, 1 Sous Lieutenant, 1 Sergent Major, 2 Sergents, 1 Caporal-Fourrier, 2 Caporaux, 20 Canoniers, 2 Artisans (Hand-Werker), 40 Conducteurs (Train-Soldaten für Protzen und Munitions-Wagen); zusammen 70 Mann.
Am 3. Januar 1811 hatte Napoleon die geheimen Vorbereitungen zur Reorganisation der "Grande Armée" für den Russland-Feldzug im Groben abgeschlossen. Mit Order vom 23. Januar 1811 wurden vier Regimenter der leichten und zwölf Regimenter der Linien-Infanterie aus dem von Marschall Davout gesammelten und zu diesem Zeit-Punkt etwa 200.000 Mann umfassenden "Corps d’observation de l’Elbe" heraus-gezogen, zu fünf Infanterie-Divisionen formiert, die zusammen das I. (Avant-Garde) Corps bildeten, zu dessen Ober-Kommandierenden der Kaiser Davout bestimmte. Und hatten die Artillerie-Kompanien dieser 16 französischen Regimenter mit Dekret vom 24. Januar 1811 bereits ein drittes Regiments-Stück erhalten, wurde ihnen mit Dekret 11. Februar 1811 noch ein viertes Geschütz zugeteilt, womit jedes Bataillon – theoretisch – über einen 3-Pfünder verfügte. Praktisch wurden jedoch je zwei Geschütze samt Bedienung zu einem Feuer-Zug gruppiert.
Infolge der Aufrüstung musste auch die Artillerie-Kompanie verstärkt werden, die nun über 1 Capitaine, 1 Lieutenant, 1 Sous Lieutenant, 1 Sergent Major, 5 Sergents, 1 Caporal-Fourrier, 5 Caporaux, 40 Canoniers, 1 Tambour, 60 Conducteurs und 4 Artisans verfügte; zusammen 120 Mann. Rund 100 Zug-Pferde, aufgeteilt über drei Trupps, bewegten den Artillerie- und Bagage-Train: Der erste Trupp war für vier Protzen und vier Kartusch-Wagen mit patronierter Munition zuständig, der zweite für die acht Wagen der Reserve-Munition und die nunmehr dem Artillerie-Train unterstellte Feld-Schmiede, der dritte war für vier Proviant-Wagen, acht Bataillons-Wagen mit der Bagage und der Reserve-Munition für die Infanterie, einen Sanitäts-Wagen und einen Stabs-Wagen verantwortlich, der u.a. die Regiments-Kasse enthielt.
Hatte Napoleon im Mai 1804 in Vorbereitung seiner Selbst-Erhebung zum Kaiser aller Franzosen (2. Dezember 1804) jedem Bataillon der Linien-Infanterie einen Adler verliehen, wurde jedem Regiment mit dem Dekret vom 18. Februar nur noch ein Adler gewährt, der stets beim 1ten Bataillon geführt wurde (was jedoch selbst mit dem Dekret vom Dezember 1811 nicht durchgesetzt werden konnte). Offiziell waren einzig die von Unteroffizieren (Porte-Fanion) getragenen farbigen, in der Regel unverzierten (von vielen Obristen jedoch nach eigenem Gutdünken gestalteten) Bataillons-Fanions erlaubt, wobei das zweite Bataillon regulär weiß -, das dritte rot und in weiterer Reihen-Folge blau und – sofern aus welchen Gründen auch immer vorhanden – grün und gelb zeigte.
Um den Elite-Status der Grenadier- und Voltigeur-Kompanien hervorzuheben, erhielten die Tschakos ab 1808 an den Seiten Chevrons in V-Form: Rote Stücke für die Grenadiere, die Voltigeure gelbe; einige Abbildungen zeigen Füsiliere mit weißen Besatz. Auch der obere und untere Tschako-Rand wurde mit der jeweiligen Farbe eingefasst. Die häufig dargestellten roten bzw. gelben, grünen oder gelb-grünen Plumets entsprachen nicht dem Reglement; nach Vorschrift sollten Grenadiere und Voltigeure rote bzw. gelbe Pompons oder Houppettes (Scheiben) tragen. Die Füsiliere zeigten vorschrifts-mäßig einen Woll-Pompon in Kompanie-Farbe nach dem Reglement von 1807; regel-widrig damit auch die blauen Feder-Stutze mit kompanie-farbener Spitze, die bei einigen Abbildungen auftauchen. Füsilier-Offiziere waren durch weiße Feder-Stutze aus der Distanz erkennbar.
Anzumerken ist, dass viele Grenadiere und auch einige Einheiten der Voltigeure der Linien- und leichten Infanterie die um 1760 eingeführten – und in der Linie überwiegend aus gefärbten Schafs-Fell gefertigten – Fell-Mützen (Bonnet à poil) voller Stolz doch den Reglements von 1793, 1805 und vom September 1812 zuwider noch bis in das Jahr 1814 trugen; selbst bei Waterloo erschienen einige Veteranen mit den prestige-trächtigen Stücken.
Mit Dekret vom 9. November 1810 wurden die Rang-Abzeichen für Korporale und Sergeanten und die Auszeichnungen für Mannschaften geregelt, die inzwischen seit mehr als zehn Jahren und länger in der Armee dienten: Grundsätzlich richtete sich die Farbe der "Galons et Chevrons de grade" (sparren- oder winkel-förmige Dienstgrad-Abzeichen) nach dem Metall der Knöpfe, womit bei Soldaten und Unteroffizieren mit goldenen Knöpfen die Abzeichen aus gelber Wolle bzw. mit goldenen Metall-Fäden -, bei silbernen Knöpfen die Abzeichen aus weißer Wolle bzw. mit silbernen Metall-Fäden durchwirkt gefertigt waren. Bei Ärmel-Aufschlägen nach sog. brandenburgischer Art (gerade geschnitten und mit Patten wie bei der Linien-Infanterie) wurden Sparren auf beiden Unter-Armen verordnet; Aufschläge nach polnischer Art (nach oben spitz zulaufend wie bei der leichten Infanterie ab 1810) erhielten darüber beid-seitig Chevrons. Appointes (stellv. Korporale, 1810 nur noch außerordentlich ernannt) ein wollenes Stück -, der Caporal zwei auf jedem Unter-Arm, der Caporal-Fourrier oder Caporal-Chef zusätzlich einen metall-farbenen Sparren auf jedem Ober-Arm. Sergeanten ein metall-farbenes Stück -, der Sergeant-Major zwei auf jedem Unter-Arm; alle Sergeanten metall-farbene Bordüren am oberen Tschako-Rand und in Knopf-Farbe durch-wirkte Fransen-Epauletten. Das Dienst-Alter wurde durch nach unten offene rote Winkel auf dem linken Ober-Arm angezeigt: Für 10 Jahre ein Sparren, 2 Sparren für 15 und 3 für 20 Jahre (Veteranen und wegen hohen Dienst-Alters beförderte Soldaten wurden von ihren Kameraden voller Anerkennung "Chevronné(es)" (die Erfahrenen) genannt. Der Adjudant Sous-officier, ein Unter-Offizier der kurz vor der Beförderung zum Offizier stand, erhielt die Epauletten eines Unter-Leutnants; Ring-Kragen (Gorget) und Offiziers-Degen oder Säbel blieben ihm jedoch verwehrt.
Fusiliers 1812-1814.
Mit den sog. "Bardin-Dekret" vom 19. Januar 1812 – den von einer vier-köpfigen Kommission unter Feder-Führung von Colonel Étienne Alexandre Bardin (1811 Attaché im Kriegs-Ministerium) auf Befehl Napoleons erarbeiteten Bestimmungen zur Standardisierung und Rationalisierung der Uniformen aller Truppen- und Waffen-Gattungen – wurde u.a. der engere und wesentlich sparsamere Rock im Spencer-Schnitt mit kürzeren Schößen eingeführt ("Habit veste à la Bardin"). Dieser Rock war vorn gerade geschnitten, auch die Rabatten gingen gerade herunter; die Taille wurde höher, die Schoß-Umschläge verloren jede Funktion. Die beliebte Weste entfiel offiziell komplett, wurde aber trotzdem weiter getragen. Die leichten Truppen erhielten den revers-losen Surtout, der im Feld auch von den Offizieren der Linie getragen wurde. Neu eingeführt wurde auch der einheitliche Mantel (obwohl die Ausgabe der "Tenue complète au règlement de 1812" anfänglich vor Beginn des Russland-Feldzuges vorgesehen war, zogen viele Einheiten der Linie mit ihren alten Uniformen über die Memel-Njemen-Grenze; der Plan, die neuen Monturen – vor allem die neu eingeführten Mäntel, die Hand-Schuhe für den Winter und die unter dem Tschako zu tragenden Ohren-Schützer – mit dem Train nachzuführen und etappen-weise zu verausgaben, war jedoch weitest-gehend nicht zu realisieren).
Mit selben Datum wurde auch die Spielmanns-Montur, die bis dahin in Farbe, Schnitt und Verzierung dem individuellen Geschmack des jeweiligen Regiments-Kommandeurs unterworfen war, vereinheitlicht: Auch hier wurde der Spencer befohlen, nur von grüner Farbe mit rotem Kragen und Ärmel-Aufschlägen. Kragen und Aufschläge sowie Taschen und Schöße mit dunkel-grüner Tresse besetzt, die auf gelben Feldern im Wechsel einen grünen Adler und gekröntes grünes »N« zeigten. Auf den Ärmeln, eingefasst zwischen zwei Tressen, sieben sparren-förmige Besätze von derselben Tresse in gleichen Abständen.
Ab 1812 wurde auch ein neues und nunmehr einheitliches Tschako-Blech vorgeschrieben. Die Bleche bestanden aus einem halbmond-förmigen Unterteil mit Eichenlaub-Kranz und der Regiments-Nummer, darüber ein gekrönter Adler auf einem Donnerkeil. Links und rechts des Donnerkeils waren bei den Füsilieren Löwen-Köpfe, bei den Voltigeuren Jagd-Hörner und bei den Grenadieren geflammte Granaten angebracht.
Um die enormen Verluste des katastrophalen Russland-Feldzuges schnellst-möglich zu ersetzen, befahl der Kaiser noch während seiner Flucht im November 1812 vorfristige Aushebungen von 138.000 Wehr-Pflichtigen im Alter zwischen 21 und 23 Jahren der Rekruten-Jahrgänge von 1813/14 und die sofortige Errichtung von einundzwanzig neuen Infanterie-Regimentern aus rund 80.000 Mann der National-Garde (Nummern 135 bis 156; damit hat die französische Infanterie mit effektiv 145 bestehenden Regimentern der Linie und 35 der Jäger zu Fuß zwar ihren höchsten Stand erreicht, nur bestanden viele Kompanien nur noch auf den Papier oder aus ein paar Dutzend Soldaten; Infanterie-Divisionen haben oftmals nicht einmal mehr die Stärke eines Regiments). Und obwohl die einst "Große Armee" durch die eiligst heran-gezogenen etwa 45.000 Veteranen der spanischen Invasions-Armee -, den 16.000 Matrosen der Marine -, den etwa 20.000 gesammelten Überlebenden des Russland-Feldzuges sowie den noch für Russland im Aufbau befindlichen Reserven -, den in deutschen Landen garnisonierten Besatzungs-Truppen und neuen Kontingenten der Vasallen-Staaten bis zum Juli 1813 wieder über 368.000 Mann verfügte; mit Auslaufen des Waffen-Stillstands von Pläswitz am 10. August sogar eine Gesamt-Stärke von 450.000 Soldaten verzeichnen konnte, erreichte diese mehr zusammen-geflickte Armee trotz aller Tapferkeit und einigen beachtlichen Siegen gegen die sich stetig vergrößernde Armee der Alliierten nicht mehr die Qualität der ersten und zweiten "Grande Armée".
In dem von Preussen gemeinsam mit Russland, Österreich und Schweden begonnenen Befreiungs-Krieg verlor der Kaiser innerhalb von zwei Monaten fast 100.000 Mann; mit nur noch 190.000 Mann versuchte er bei Leipzig gegen die rund 360.000 Mann der Koalition standzuhalten.
Nach vier Tagen ununterbrochener Kämpfe endete die Schlacht mit einer vernichtenden Niederlage: Der Kaiser verlor etwa 47.000 Mann an Toten und Schwer-Verwundeten; rund 70.000 wurden während und auf der Flucht nach der Schlacht gefangen genommen. Der Übergang der bayerischen Armee 8. Oktober und Teile der sächsischen Armee am 18. Oktober leiteten den Zerfall des Rhein-Bundes ein. Mit 25.000 Mann verließ Napoleon Sachsen; am 1. November 1813 ging er nahe Mühlheim (das zwischen 1798 bis 1814 zum französischen Kanton Bernkastel gehörte) über die Mosel…
In Frankreich hatte Napoleons Frau, Kaiserin Marie-Louise (aus dem Hause Habsburg), mit dem von ihr persönlich aufgesetzten "Décret Marie-Louise" vom 9. Oktober 1813 den Senat überzeugt, auch die Wehr-Pflichtigen der Jahrgänge von 1814/15 einzuberufen. Mit diesen 120.000 "Novices" – unausgebildete und vollkommen unerfahrene Kinder-Soldaten, die in Frankreich als "les Marie-Louises" (die Marie-Louisen) betitelt wurden – errang der Kaiser zwar noch die Siege von Champaubert und Montmirail; den weiteren Vormarsch der alliierten Truppen Europas und den Einzug der verbündeten Monarchen am 31. März 1814 in Paris konnten sie nicht abwenden.
Mit der bedingungslosen Abdankung Napoleons am 12. April 1814 war das Ende des Kaiser-Reiches und der Untergang der ersten französischen Republik besiegelt.
Von der »Bibliothèque nationale de France« (BnF; Paris) zugänglich gemachte Original-Dekrete (Auswahl) …
Nachweisbar verfügten bereits die mittel-alterlichen Merowinger und Karolinger über auserlesene und treu ergebene, kampf-geschulte und gut besoldete Leib-Wachen, die in der Regel aus dem weiten Familien-Umfeld des jeweiligen Königs stammten und somit nicht nur für die Sicherheit des Königs am Hof oder auf Reisen einstanden, sondern vielmehr den eigenen Familien-Clan schützten (womit es aber auch nicht verwunderlich ist, dass in der Geschichte weitaus mehr Potentaten infolge von Verschwörungen naher Verwandter als durch Angriffe gegnerischer Fraktionen um Macht und/oder Leben gebracht wurden).
Um Truppen für den Kampf gegen die im Jahr 1340 zur Rück-Eroberung der Normandie gelandeten Engländer (bzw. gegen die aus England zurückgekehrten Nachkommen der abtrünnigen Normannen) werben, bewaffnen und besolden zu können, benötigten die französischen Könige Geld, das ihnen nur die französischen General-Stände – die in Krisen-Zeiten einberufene Versammlung von Vertretern des Klerus, des Adels und der privilegierten Bürgerschaft – bewilligen konnte. Da die Engländer Ende des 12. Jahrhunderts jedoch halb Frankreich unterworfen oder mindestens unter ihre Kontrolle gebracht hatten, kollaborierten zahlreiche Standes-Vertreter des eigenen Vorteils willen heimlich oder offen mit den Invasoren bzw. deren ansässige Vasallen. Trotz des erheblichen Widerstandes seiner General-Stände setzte Karl VII. (1403-1461; ab 1422 König von Frankreich) im Jahr 1439 das alleinige Recht zur Aushebung, Errichtung und Unterhaltung von Truppen für die Krone durch.
Bemerkenswert ist die Ende des 15. Jahrhunderts aufkommende Unterteilung der Hof-Garden in Einheiten für den überwiegend zeremoniellen Dienst im Palast-Inneren bzw. in unmittelbarer Nähe des Königs (aufgrund der königs-blauen Mäntel "Maison bleue" genannt) und den Garde-Truppen, die als "Garde du dehors du Louvre" die Bewachung der äußeren Palast- und Schloss-Anlagen sicherten, Eskorten stellten und auch im Feld-Dienst zum Kampf-Einsatz kamen und überwiegend rote Kasacken bzw. später Röcke und/oder Supra-Westen trugen ("Maison rouge").
Sämtliche Garden wurden zur Beruhigung der vorrevolutionären Stimmung – insbesondere auf Druck des nach Troyes verlegten oppositionellen "Parlement de Paris" –, tatsächlich wohl aufgrund der vollkommen ruinierten Staats-Finanzen von König Ludwig XVI. mit Dekret vom 30. September 1787 entlassen.
"Garde de la porte"
Älteste Wache am Hof der französischen Könige waren die in Anlehnung an die Prätorianer der römischen Kaiser im frühen 13. Jahrhundert bezeichneten "Paladine", die im Jahr 1261 offiziell "Portiers" genannt wurden (vollständig "Compagnie des Portiers de la garde du Roi", kurz "Garde de la porte", ab 1285 dann "Officiers pour la garde de la porte du Roi"). Ab 1490 hatten die Tor-Hüter und Tür-Steher nur noch zeremonielle Aufgaben bei Empfängen und waren mit der Bewachung der Innen-Türen des Palastes betraut, in dem der König residierte.
Musiciens de la Compagnie écossaise, 1724 (1ère Compagnie "Gardes du Corps").
"Gardes écossais"
Karl VII. (1403-1461; ab 1422 König von Frankreich) vertraute den tat-kräftigen Schutz seiner Person der um 1423 errichteten "Compagnie des gendarmes écossais" (Schottische Garde) an, deren Mitglieder in der Zeit des sog. Hundert-Jährigen Krieges zwischen England und Frankreich (1337-1453) für die von franko- und anglo-normannischen Herzögen ausgehenden Ränke, politischen Intrigen und versuchten Einfluss-Nahmen weitest-gehend unempfindlich waren, als unbestechlich galten und sich auf dem Schlacht-Feld als kampf-entschlossene als auch -erfahrene Krieger bewiesen hatten. Historisch lässt sich die "Bestallung" der Schotten auf das im Jahr 1295 zwischen Frankreich und Schottland geschlossene und als "Auld Alliance" (schott.: Alte Allianz) bezeichnete Bündnis zurück-führen, in dem sich beide Reiche auf Gegenseitigkeit verpflichtet hatten, sich den immer deutlicher werdenden hegemonialen Bestrebungen der Normannen in beiden Ländern gemeinsam entgegenzustellen.
Die Auseinandersetzungen zwischen Engländern und Franzosen lassen sich auf den von Karl III. (879-929; ab 898 König des westlichen Franken-Reiches; auch "der Einfältige" genannt) mit Wikinger-Jarl Rollo im Jahr 911 geschlossenen Friedens-Vertrag zurück-führen, in dessen Folge den bis dahin immer wieder zu ausgedehnten Raub-Zügen einfallenden Normannen als "neue Untertanen" des Westfranken-Reiches umfangreiche Siedlungs-Gebiete an der nord-französischen Kanal-Küste mit Zentrum der Grafschaft Rouen als Lehen zugesprochen wurden. Durch geschickte Bündnisse -, Ehen und daraus folgende Erbschafts-Ansprüche -, auch durch Terror und Gewalt gewannen die Normannen schnell an Einfluss; das Herrschafts-Gebiet erstreckte sich bald weit über die Grenzen des ursprünglichen Herzogtums Normandie: Herzog Rudolf von Burgund (etwa 890-936, ab 923 König von Frankreich) vergab die südlich der Normandie gelegene Grafschaft Maine im Jahr 923 an Wilhelm Langschwert, Sohn Rollos und Jarl der Normannen; ab dem Jahr 952 stand die gesamte Bretagne unter der Hoheit normannischer Herzöge…
Im Jahr 1066 landete der normannische Herzog Wilhelm (um 1027/28-1087; ab 1035 als Wilhelm II. Herzog der Normandie und ab 1066 als Wilhelm I. König von England) an der britannischen Kanal-Küste. Wilhelm konnte sich im Kampf gegen dänische, norwegische und angel-sächsische Rivalen durchsetzen, wurde am 24. Dezember 1066 König von England, stieß bis 1069 an die Grenze des schottischen König-Reiches vor und … erklärte das Herzogtum Normandie nunmehr zum Lehen des Königs von England. Der bis dahin nur schwelende Konflikt mit der französischen Krone wurde zur kriegerischen Konfrontation als Philipp I. (1052-1108; ab 1060 König von Frankreich) im Jahr 1076 in die Bretagne einfiel und versuchte, die zum normannischen Herrschafts-Gebiet gehörende Provinz wieder unter seine Kontrolle zu zwingen.
Anfang des 12. Jahrhunderts begann der rasante Aufstieg des franko-normannischen Hauses Plantagenêt, das sich – ausgehend von einer kleinen Grafschaft – durch geschickte Ehen als auch einer immer aggressiver vorangetragene Expansions-Politik innerhalb von rund einhundert Jahren zu einer der mächtigsten europäischen Herrscher-Dynastien entwickelte und im Jahr 1154 die Krone Englands gewann. Infolge der hier anschließenden und zunehmend blutiger werdenden Kämpfe zur Eroberung Schottlands als auch der immer größer werdenden Zugewinne der Plantagenêts auf dem Territorium Frankreichs und der daraus resultierenden Konflikte mit Ludwig VII. (1120-1180; ab 1137 König von Frankreich), schlossen schließlich Philipp II. (1165-1223, ab 1180 König von Frankreich) und Wilhelm I. (1142-1214; ab 1165 König von Schottland, der bereits 1174 die Ober-Herrschaft des englischen Königs über Schottland hatte anerkennen müssen) im Jahr 1183 erstmals einen Pakt, der primär auf die Spaltung der Plantagenêt-Dynastie zielte und ab 1184 tatsächlich bürgerkriegs-ähnliche Zuständen in England herbei-führte, im Ergebnis jedoch im Jahr 1189 Richard I. ("Löwenherz") aus dem Hause Plantagenêt auf den Thron von England brachte.
Im Jahr 1290 – und damit wieder einhundert Jahre später – war Schottland von Eduard I. (1239-1307, ab 1272 König von England) beinahe vollständig unterworfen; immer offensiver entmachteten anglo-normannische Emporkömmlinge unter dem Schutz der englischen Krone die alten schottischen Clans. Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts hatte auch Frankreich die gesamte westliche Hälfte seines Gebiets an das "Empire Plantagenêt" (auch Angevinisches Reich) verloren. Um den finalen Untergang beider Reiche abzuwenden, schlossen Schottland und Frankreich am 23. Oktober 1295 ein Defensiv-Bündnis, in dem sich beide Länder verpflichteten, im Fall eines neuerlichen englischen Angriffs auf eines der beiden Länder, unverzüglich in den Krieg gegen England zu ziehen und somit eine zweite Front zu eröffnen.
Um Frankreich mit dem englischen Königreich zu vereinen, landete im August 1415 ein etwa 12.000 Mann starkes englisches Invasions-Heer an der normannischen Küste, das bereits am 25. Oktober bei Azincourt einen triumphalen Sieg über das zahlen-mäßig weit überlegene Heer der französischen Ritter erkämpfen konnte. Der Bündnis-Fall war eingetreten. Dementsprechend traten im Jahr 1416 die ersten Schotten freiwillig in französische Dienste; etwa zwei Dutzend bildeten ab 1418 die erste persönliche Leib-Wache des erst 15-jährigen Dauphins, der aufgrund innen-politischer Konflikte und dem Treiben seiner Mutter um sein Leben fürchten musste und von seinem Vater, dem geistes-kranken Karl VI. (1368-1422; ab 1380 "der Wahnsinnige" König von Frankreich), zugunsten der Vermählung seiner Schwester mit dem englischen König von der Thron-Folge ausgeschlossen worden war.
"Gardes de la manche" - Gardes de la Compagnie écossaise en grande tenue, 1724.
Im Herbst 1419 landete die erste, rund 6.000 Mann starke "Army of Scotland", die am 22. März 1421 entscheidend zum Sieg in der Schlacht von Baugé beitrug. Einhundert der tapfersten Schotten sicherten am 30. Oktober 1422 in Mehun-sur-Yèvre die Proklamation von Karl VII. zum König von Frankreich und wurden von diesem im Jahr 1423 dann zur "Compagnie des gendarmes écossais" erhoben. Getreu ihrer Devise "In omni modo fidelis" (In jeder Weise treu) gaben fast sämtliche schottischen Gardisten am 17. August 1424 im Verlauf der Schlacht von Verneuil ihr Leben für den französischen König. Im Gedenken an diese Schlacht sandte James II. (1430-1460, ab 1437 König von Schottland) im Jahr 1450 eine Abteilung von 25 jungen Schotten, die den ältesten und angesehensten Clans entstammten. Jedem dieser Gardisten unterstanden neben einem Diener zwei Bogen-Schützen und ein Knappe; somit 25 Leib-Gardisten, die sich ständig in der direkten Nähe des Königs aufhielten und davon abgeleitet als "Gardes de la manche" (Ärmel-Garden) betitelt wurden. Zusammen mit den 75 "Archiers de la garde du roi" oder auch "Archiers du corps" bildete diese Elite-Truppe am 31. August 1490 die reformierte "Compagnie écossaise des gardes du corps du Roi". Und da diese Kompanie "Gardes du roi" mit einem überdurchschnittlich hohen Salär direkt aus dem Haushalts-Etat des Königs – dem "Maison du Roi" – besoldet wurden, ging dieser Begriff auf sämtliche späteren Einheiten der Haus- und Hof-Garden der französischen Könige über.
Traditionell stellten die sechs ältesten Gardisten der schottischen Garde bei Krönungen, Hochzeiten oder Beisetzungen bis zur Auflösung sämtlicher Haus-Garden die Leib- und Ehren-Wache des Herrschers; traditionell wurden ihrem Kommandeur allnächtlich die Schlüssel zu den königlichen Gemächern anvertraut. Viele Gardisten wurden mit Besitzungen aus der Kron-Domäne belehnt und in den französischen Adels-Stand erhoben. Aus ihren Nachkommen rekrutierte sich die nächste Generation der schottischen Garde, wodurch die Truppe etwa ab der Herrschaft von Karl IX. (1550-1574, ab 1550 König von Frankreich) mehrheitlich von Franzosen gestellt wurde. Viele ihrer Mitglieder machten sich im Anschluss an ihre aktive Dienst-Zeit im königlich hof-amtlichen und/oder diplomatischen Dienst einen Namen.
"Gardes de la prévôté"
Die Bewachung der äußeren Tore des Palastes -, den Schutz der Wege -, die Durchsetzung der Ordnung in den Park-Anlagen und die Sicherung der königlichen Gärten vor Attentätern, Räubern und Taschen-Dieben übernahm die im Jahr 1455 erstmals genannte "Compagnie des Gardes de la prévôté de l'Hôtel" (Wache des Schloss-Probstes bzw. -Vogtes). Diese Truppe, die mehr und mehr zu einer militärisch organisierten Gendarmerie-Einheit umgewandelt wurde, jedoch trotzdem zur Garde des Palast-Inneren gehörte, erhielt um 1664 Polizei-Hoheit und eigene Justiz-Gewalt und führte im persönlichen Auftrag des Königs nicht nur inoffizielle Haft-Befehle aus, sondern vollstreckte an der Justiz vorbei auch Todes-Urteile.
"Gardes du Corps de la Maison Militaire du Roi"
Mit königlicher Order vom 4. September 1474 befahl Ludwig XI. (1423-1483; ab 1461 König von Frankreich) die Aufstellung einer zweiten Kompanie "Archers du corps du roi", die als "Petite garde du Roi" oder auch "Cent lances des gentilshommes de l’hôtel du roy" (Kleine Garde bzw. Einhundert Lanzen der freiwilligen Herren des Königs-Schlosses) betitelt wurde und im Fall des Falles zusammen mit den Schotten die Verteidigung der Palast-Anlagen – bspw. gegen eine Revolte der renitenten Pariser Bürgerschaft oder einen Staats-Streich der immer einfluss-reicher werdenden Hugenotten übernehmen sollten. Diese Kompanie -, die 1479 aufgestellte dritte Kompanie sowie die Franz I. (1494-1547; ab 1515 König von Frankreich) unterstehende Ordonnanz-Kompanie der "Gendarmerie de France", die nach seiner Thron-Besteigung mit Order vom 27. März 1515 zur vierten Garde-Kompanie erhobenen wurde -, als auch eine Ende 1515 errichtete (jedoch bald wieder aufgelöste) fünfte Kompanie wurden ausschließlich von französischen Adeligen gestellt, was begründet, dass diese Einheiten als 1te bis 4te französische Kompanie der "Garde du Corps" geführt wurden (wobei auch die schottische Kompanie ab 1515 nur noch Franzosen rekrutierte). Die Gardisten, die sowohl zu Fuß als auch zu Pferd dienten, wurden 1664 von Ludwig XIV. (1638-1715; ab 1643 König von Frankreich [und Navarra]) unter ein gemeinsames Kommando gestellt. Kaserniert wurden die Garden außerhalb von Versailles: Garnisonen waren Saint-Germain, Chartres und Beauvais; die Wache der dienst-habenden Einheit befand sich zwischen der Rue de l'Orangerie und der Avenue de Sceaux.
Bemerkenswert ist die Entwicklung, dass mit Beginn des 17. Jahrhunderts die Mehrheit der vom Pariser Stadt-Volk als "Cent Gentilhommes à bec de corbin" abgetitelten Gardisten (zum zeremoniellen Dienst führten die Wachen Hellebarden, deren Klingen bzw. Haken Ähnlichkeit mit einem Raben-Schnabel hatten; somit "Einhundert Edelleute mit dem Raben-Schnabel") dem begüterten Bürgertum entstammten; die hier aufkommende "Bourgeoisie" nutzte ihren Reichtum, um sich Anstellungen bei der Garde zu kaufen, waren doch Gardisten des Königs von sämtlichen Steuern befreit…
"Cent-suisses"
Für die Bewachung des Inneren der königlichen Paläste warb Karl VIII. (1470-1498; ab 1483 König von Frankreich) im Jahr 1497 "Hundertschwyzer" (franz.: "Cent-suisses"), die im Umgang mit Hellebarde und Rapier geschult -, mit Bogen und Armbrust (später Muskete und Pistole) treff-sicher -, gut genährt und hoch gewachsen und vor allem von katholischen Glauben sein mussten. Die "Eid-Genossen", die sich in der Schlacht am Morgarten (15. November 1315) gegen die Habsburger den legendären Ruf erkämpft hatten, auch gegen einen zahlen-mäßig weit überlegenen und weitaus besser gerüsteten Gegner getreu ihres geleisteten Schwures standzuhalten, dienten als "Reisige" (reisende Söldner) in allen europäischen Heeren des späten Mittel-Alters. Die Gardisten der Kompanie "Cent-suisses" waren somit repräsentative Hof-Garde als auch militärisch schlag-kräftige Elite-Truppe zugleich. Im Kampf hatten die Schweizer die rechte Seite des Herrschers zu decken; die Schotten hatten links-seitig zu stehen.
Nach der von König Ludwig XVI. auf Druck des nach Troyes verlegten oppositionellen "Parlement de Paris" mit Dekret vom 30. September 1787 verkündeten Auflösung sämtlicher Haus- und Hof-Garden und der damit einhergehenden Entlassung der Gardisten, führten die Schweizer, die sich dem ihrerseits gegebenen Eid verpflichtet sahen, ihren Dienst auch nach dem Beschluss der National-Versammlung zur ultimativen Auflösung vom 12. Mai 1792 freiwillig weiter. Die verbliebenen Gardisten wurden zusammen mit den Soldaten des Régiment des Gardes suisses im Verlauf des "Massakers der Tuilerien" bzw. während des Aufstandes vom 10. August 1792 vollständig nieder-gemetzelt.
"Chevau-légers de la garde du roi" (Leichte Reiter der Garde des Königs)
Auf dem Höhe-Punkt des achten Hugenotten-Krieges (1585–1598; auch Krieg der drei Heinriche genannt) errichtete Heinrich III., König von Navarra und Führer der Hugenotten-Partei, eine Kompanie "Chevau-légers", die ihm als Leib-Garde und Elite-Truppe im Kampf gegen die Truppen des französischen Königs Heinrich III. und die von Herzog Heinrich I. von Guise und dessen Bruder, dem Kardinal von Lothringen, im Jahr 1576 gegründete und 1584 wieder einberufene "Ligue catholique" (Katholische Liga) zu Diensten stehen sollte.
Mit dem Edikt von Beaulieu hatte König Heinrich III. im Mai 1576 den von der römischen Kirche geächteten und von den katholischen Monarchen Frankreichs seit 1562 verfolgten protestantischen Hugenotten acht "Sicherheits-Zonen" zugesprochen, in denen ihnen vom König Glaubens-Wahl, Gewissens-Freiheit und freie Religions-Ausübung garantiert wurden. Und obwohl die Toleranz-Politik des Königs die blutigen Glaubens-Kriege innerhalb Frankreichs beendeten, sah der einfluss-reiche Herzog Heinrich I. von Guise endlich die Gelegenheit gekommen, die Macht des Königs ins Wanken bringen und selbst nach der Krone Frankreichs greifen zu können. Kardinal Ludwig von Lothringen, Bruder Heinrichs I. von Guise, nutzte sein Amt, um die überwiegend katholische Bevölkerung Frankreichs in den Kirchen gegen die auf eine friedliche Verständigung setzende Politik des Königs aufzuwiegeln.
Die Situation eskalierte, als der kinder-lose König Heinrich III. im Jahr 1584 gemäß des salischem Erb-Rechts und des Friedens willen Heinrich von Navarra zu seinem Thron-Folger bestimmte. Heinrich von Guise schloss daraufhin im Jahr 1585 mit dem König von Spanien und dem Papst ein Bündnis, mobilisierte die Katholische Liga und drohte dem König mit landesweiter Erhebung und Entmachtung, so dieser nicht die Erb-Folge überspringen ihm die Thron-Folge zusprechen würde. Heinrich III. bezichtigte seine Widersacher des Hoch-Verrats, bestellte beide Brüder vor die Versammlung der General-Stände nach Blois, wo sie als Führer der Rebellion angeklagt -, entwaffnet und am 23. Dezember 1588 von der königlichen Leib-Garde exekutiert wurden. König Heinrich III. wurde wiederum am 1. August 1589 von einem Dominikaner-Mönch ermordet.
Nach fünf-jährigen Kämpfen gegen die Spanier wurde Heinrich von Navarra am 27. Februar 1594 als Heinrich IV. zum neuen König von Frankreich und zum ersten Monarchen aus der Neben-Linie der Bourbonen gekrönt. Die rund 200 leichten Reiter seiner Eskorte wurden der "Maison rouge" zugeteilt und damit in die königliche Haus- und Hof-Garde aufgenommen. Hier traten sie an die Stelle und in das Prestige der bis dahin mit der Bewachung des Königs betrauten Kompanie "Cent Lances pour la garde du corps du Roi" (2te Kompanie der "Garde du Corps").
Per Dekret vom 18. Januar 1776 auf 23 Offiziere und Unteroffiziere und 40 Reiter reduziert, wurden auch die "Chevau-légers de la garde" am 30. September 1787 aufgelöst. Hunderttausende Hugenotten hatten bis dahin Frankreich verlassen.
Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war der rote Rock der Chevau-légers nur schwer von den ebenfalls rot uniformierten Gendarmes zu unterscheiden, zumal beide auch Ärmel-Aufschläge aus rotem oder schwarzem Samt zeigten. Unterscheidungen waren nur aus nächster Nähe möglich: Die goldenen Stickereien der Chevau-légers waren mit Silber-Fäden durch-wirkt; alle Knöpfe silbern. Ab 1767 dann weiße Aufschläge und Revers; am Hut eine weiße Kokarde.
"Garde du Dauphin" (ab 1610 "Gendarmes de la garde")
Zum Schutz seines Erst-Geborenen vor protestantischen Attentätern, spanischen Agenten oder den aus Frankreich ausgewiesenen Jesuiten stellte Heinrich IV. (1553-1610; ab 1589 nominierter und ab 1594 gekrönter König von Frankreich) im Jahr 1609 eine Kompanie Kürassiere auf, die einzig Leib und Leben des acht-jährigen Thron-Folgers, des späteren Ludwig XIII. (1601-1643, ab 1610 König von Frankreich zu schützen hatten. Nach seiner Inthronisierung ließ der neue König die von seinem Vater hand-verlesene Garde zu seiner Leib-Wache erheben. Die 200 Reiter, anfänglich noch mit dem Halb-Harnisch gepanzert, wurden fortan als "Gens d'armes" (franz.: bewaffnete Männer) bezeichnet und als "Gendarmes de la garde" in die königliche Garde eingliedert, wo sie als erste Kampf-Einheit hinter der "Garde du Corps" rangierten.
Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war der rote Rock der Gendarmes nur schwer von den ebenfalls rot uniformierten Chevau-légers zu unterscheiden, zumal beide auch Ärmel-Aufschläge aus rotem oder schwarzem Samt zeigten. Unterscheidungen waren nur aus nächster Nähe möglich: Die Stickereien der Chevau-légers waren wie sämtliche Knöpfe gold-farben. Ab 1762 dann schwarze Aufschläge und Revers; am Hut eine schwarze Kokarde.
"Mousquetaires de la garde" (Musketiere der Garde)
Die zweifellos berühmteste Truppe der königlichen Garde sind die Musketiere des Königs. Während des Feld-Zuges von 1622 gegen die Hugenotten formierte der junge König Ludwig XIII. aus dem Kreis besonders wagemutiger junger Adeliger eine Kompanie zu Pferd, die mit einer neuen und wesentlich leichteren Art der Arkebuse – der "Mosquete" – bewaffnet -, anfänglich als leichte Arkebusier-Reiter ("Arquebusiers légers") bezeichnet wurden und mit schnellen Feuer-Überfällen für Verwirrung sorgen sollten. In den Belagerungen von Royan, Saint-Antonin und Montpellier erhielt die Truppe ihre Feuer-Taufe. Mit der Kapitulation von La Rochelle (4. August 1628) endeten die Hugenotten-Kriege, und die inzwischen auf zwei Kompanien verstärkte und als "Mousquetaires de la garde du roi" betitelte Elite-Truppe wurde in Paris (die 1. Kompanie in der Rue du Bac, die 2. in der damals vorstädtischen Rue du Faubourg) nahe dem Louvre kaserniert. Schnell kam es hier zu Rivalitäten und bald auch zu den legendären Duellen mit den rund 50 Gardisten, die der König im September 1626 dem am 29. April 1624 in den Staats-Rat berufenen und am 13. August 1624 zum ersten Minister erhobenen Kardinal Richelieu als private Leib-Wache gewährt hatte ("Mousquetons du Cardinal"; von Richelieu bis 1631 auf bis zu 420 Mann zu Fuß und zu Pferd verstärkt).
Von Richelieus Nachfolger, dem Kardinal-Minister Mazarin, im Jahr 1643 aufgelöst, wurde die königliche Musketier-Kompanie 1657 von Ludwigs XIV. in einer Stärke von 150 Mann als Muster- und Lehr-Einheit für die Armee bzw. deren Offiziers-Nachwuchs neu aufgestellt. Nach Mazarins Tod im Jahr 1661 wurde die Garde des Kardinals als 2te Kompanie den Musketieren des Königs angeschlossen. Ab 1665 wurden die Kompanien dann nach der Farbe der Pferde als "Mousquetaires gris" (franz.: Graue Musketiere) und "Mousquetaires noirs" (nach ihren schwarzen Rappen) unterschieden, wobei die Musketiere des Königs die Bezeichnung "Grand Mousquetaires" bevorzugten.
Aufgrund der desolaten Finanz-Lage Frankreichs wurden beide Musketier-Kompanien mit Order vom 15. Dezember 1775 von Ludwig XVI. aufgelöst.
Les "Grenadiers à cheval de la Maison du Roi" (Grenadiere zu Pferde)
Infolge der enormen Verluste, die die beiden überwiegend von den Söhnen verarmter Land-Adliger gebildeten Kompanien "Mousquetaires de la Garde du Roi" 1673 vor Maastricht hinnehmen mussten, befahl König Ludwig XIV. mit Dekret vom 22. Dezember 1676 die Errichtung einer Kompanie Grenadiere zu Pferd, die von ausgezeichneten Soldaten und Unteroffizieren von hohem Wuchs und außergewöhnlicher Körper-Kraft aus den Regimentern der Linien-Infanterie gestellt werden sollten. Organisatorisch wurde diese Einheit der "Garde du Corps du Roi" angeschlossen und gehörte – obwohl nur die Offiziere von Adel waren – zur "Maison rouge" (war damit Teil der kämpfenden Truppe und rangierte hinter den "Chevau-légers de la garde du roi").
Ihre Feuer-Taufe erhielten die Grenadiere bei der Belagerung von Valenciennes (28. Februar bis 17. März 1677): Mit außergewöhnlicher Geschwindigkeit und Entschlossenheit stürmten die Grenadiere einen Wall in der Nähe eines Tores, gewannen das Tor-Haus und ließen die Zug-Brücke herunter, wodurch die Musketiere den Zwinger erobern und mit der nachfolgenden Armee die Stadt besetzen konnten.
1678 zählte die Kompanie 120 Reiter, die im Rang drei Positionen über den Soldaten der Linie standen und dem entsprechend als Sergeanten besoldet bzw. als Leutnant pensioniert wurden.
Auf Märschen ritten die mit Muskete, Pistole und Degen (ab 1695 mit dem ersten Modell der Grenadier-Säbel) bewaffneten Grenadiere an der Spitze der Garden; in der Schlacht standen sie neben den Musketieren und kämpften zu Fuß.
Mit Dekret vom 1. Januar 1776 wurde die Kompanie Reitender Grenadiere von König Ludwig XVI. aufgelöst; die nicht auf Halb-Sold gesetzten Mannschaften und Offiziere wurden über die Regimenter der Linie verteilt.
"Gendarmerie de France"
Die Einheiten der Gendarmerie gingen aus den von König Karl VII. im Jahr 1442 im Hundert-Jährigen Krieg gegen die Engländer landesweit aufgestellten "Compagnies d’ordonnances" (Ordonnanz-Kompanien) hervor. Diese Einheiten bestanden in der Regel aus einem "Gens d'arm" – einem schwer gepanzerten Edel-Mann zu Pferd – und etwa einem Dutzend leicht gewappneter Bogen-Schützen zu Pferd ("Chevau-légers"), die wiederum im Jahr 1448 in den "Compagnies de francs-archers" zusammengefasst wurden und somit die Unterteilung zwischen leichter und schwerer Kavallerie einleiteten. Zusammen mit den "Gardes françaises" der Infanterie, aus denen im Jahr 1563 das "Régiment des Gardes françaises" gebildet wurde, waren sie zwar dem "Maison militaire du roi de France" unterstellt und stellten hier bspw. als "Gendarmerie du roi et des princes" (Gendarmerie des Königs und der Prinzen) die Wachen von Angehörigen der königlichen Familie auf dem Land oder unterstützten die Leib-Wachen des jeweiligen Königs auf dessen Reisen in die Provinz, standen in der Rang-Folge zwischen den Grenadieren zu Pferd der Garde und den königlichen Garde-Regimentern der Linien-Truppen, hatten jedoch selbst keinen Garde-Status. Dieser Umstand fand seine Begründung in der Regelung, dass in der Gendarmerie bevorzugt Adelige Offizier werden konnten, deren Vermögen zum Kauf einer Offiziers-Stelle in der Garde nicht ausreichte, aber auch ältere, für ihre Verdienste geadelte Unter-Offiziere zum Offizier befördert werden konnten.
Bis zur endgültigen Auflösung des Gendarmen-Corps im Jahr 1793 war die Anzahl der Kompanien und deren Etat vom jeweiligen König abhängig: Theoretisch hatte jeder "Prince du sang" nach seiner Geburt Anspruch auf eine eigene Kompanie, tatsächlich erhielten jedoch nur die rang-höchsten Mitglieder der königlichen Familie in direkter Blut-Linie eine Leib-Garde, die nach dem Tod des Inhabers aufgelöst wurde (als "Prinz von Geblüt" wurden primär sämtliche männlichen Nachkommen des amtierenden Königs in der Reihen-Folge ihrer Geburt bezeichnet; sekundär wurden auch die direkten Angehörigen des Königs-Hauses je nach ihrer Stellung in der Erb-Folge gelistet, was Kämpfe um die Thron-Folge verhindern sollte).
Aus der "Gendarmerie de France" ging nach der Revolution die "Gendarmerie nationale de France" hervor.
Obwohl es nach den Statuten der Revolution Bevorzugungen einzelner Regimenter und privilegierte Einheiten nicht mehr geben sollte, wurden bereits im Jahr 1789 neue Garde-Einheiten errichtet, die als Elite-Truppen für den Schutz der legislativen und exekutiven Institutionen verantwortlich waren und für die Sicherheit der Deputierten zu sorgen hatten. Aus diesen Einheiten entwickelten sich ab 1802 die Regimenter, die später die legendäre "Vieille Garde" (Alte Garde) der Garde des Kaisers bildete.
Nach der Ausrufung des Kaiser-Reiches am 18. Mai 1804 bzw. seiner Selbst-Erhebung zum Kaiser am 2. Dezember 1804 begann Napoleon umgehend mit der Errichtung einer Garde-Truppe, die allein auf seine Person eingeschworen war und einzig seinem Befehl folgte. Bereits mit Dekret vom 29. Juli 1804 war der Befehl ergangen, die bestehenden Einheiten, die bis dahin noch Bataillons- bzw. Eskadrons-Stärke hatten und in einer gemeinsamen Division zusammen-gefasst waren, zu Regimentern zu verstärken. Und so Napoleon die Offiziere seiner Garde persönlich auswählte, erging an die Einheiten der Linien-Truppen die Order, die verdienst-vollsten Soldaten als Kandidaten für die Garde vorzuschlagen. Aufgenommen wurden Männer, die neben einigen physischen Voraussetzungen eine tadel-lose Dienstzeit belegen konnten und … des Lesens und Schreibens mächtig sein mussten. Vor allem aber sollten sie sich in den Kriegen zur Verteidigung der Revolution und der Republik als ergeben, tapfer und zuverlässig erwiesen haben.
Gemäß der klassischen Militär-Theorie bildete die Kavallerie die Reserve des Heeres: Bereits die Heere der Antike unterschieden zwischen ultra-leichter Reiterei, die die Marsch-Etappen und die Flanken der Kolonne zu sichern -, die Vor-Posten zu stellen oder den Feind aufzuspüren bzw. zu verfolgen hatte; leichter Reiterei, die bspw. als berittene Schützen Eskorten-Dienste leistete oder als schnell bewegliche Infanterie am Brenn-Punkt einer Schlacht zum Einsatz kam, und der schwer gepanzerten Schlachten-Reiterei, die die entscheidende Attacke ausführte oder den entscheidenden Angriff des Gegners zurück-schlug.
"Chasseurs à cheval de la Garde impériale"
Schon die General-Stäbe der Verbände der Revolutions-Armee verfügten ab 1792 über Einheiten sog. "Guides" (franz.: Führer, Begleiter), deren Aufgabe der Schutz der Stabs-Offiziere -, die Sicherung der Haupt-Quartiere und die Überbringung von Befehlen und Depeschen war. Mit der Übernahme des Kommandos der Italien-Armee im Jahr 1796 befahl General Bonaparte mit Dekret vom 24. April die Errichtung einer "Compagnie des guides à cheval de l'armée d'Italie" von 30 Mann, die Ende Mai bereits 50 Kavalleristen zählte.
Als "Guides à cheval de l'armée d'Orient" begleitete diese Truppe Napoleon in den Ägypten-Feldzug und zeichnete sich hier mit einer ganzen Reihe von Eskapaden aus, stellte die Eskorte während Napoleons Rückkehr nach Frankreich und wurde nach dem Staats-Streich des 18. Brumaire VIII (9. November 1799) per Dekret des Ersten Konsuls Napoleon vom 3. Januar 1800 als "Compagnie de chasseurs à cheval de la Garde des consuls" auf 117 Mann verstärkt und dessen persönliche Leib-Wache.
Am 8. September 1800 als "Escadron de chasseurs à cheval de la Garde des Consuls" auf zwei Kompanien verstärkt, verfügte es am 6. August 1801 bereits über vier Kompanien und wurde am 14. November 1801 zum "Régiment de chasseurs à cheval de la Garde des Consuls".
Mit der erneuten Verdoppelung auf acht Kompanien bzw. vier Eskadronen zum 1. Oktober 1802 erreichte das Regiment mit 943 Mann die geplante Kampf-Särke. Jede der acht Kompanien bestand aus: 1 Capitaine (Hauptmann), 1 Lieutenant en premier (Leutnant erster Klasse), 1 Lieutenant en second (Leutnant zweiter Klasse), 1 Sous-lieutenant (Unterleutnant), 1 Maréchal-des logis-chef (Sereant-Major), 4 Maréchaux des logis (Sergeant), 8 Brigadiers, 1 Maréchal-ferrant (Huf-Shmied), 2 Trompettes (Trompeter) sowie 96 Reiter (116 Mann pro Kompanie, insgesamt 928 Mann).
Mit Dekret vom 21. Januar 1804 erhielt das Regiment die Mameluken-Eskadron und der Kaiser verfügte die Übernahme der "Garde consulaire" in die "Garde impériale". Mit der Ausrufung des Kaiser-Reiches am 18. Mai 1804 wurden die Jäger zum "Régiment de Chasseurs à cheval de la Garde Impériale".
"Mamelouks de la Garde impériale"
Zu Beginn des Ägypten-Feldzuges im Jahr 1798 ließ Napoléon Bonaparte – damals noch General – unter der einheimischen Bevölkerung ein Korps leichter Kavallerie aufstellen, zu dessen Bildung mit Ausnahme einiger französischer Offiziere bevorzugt nicht-muslimische Untertanen des Osmanischen Reiches sowie syrische bzw. koptische Christen angeworben wurden. Nach der Kapitulation der Franzosen infolge der Niederlage in der Schlacht bei Alexandria und der Rückkehr nach Frankreich befahl Bonaparte dem ihm unterstehenden Colonel Jean Rapp am 13. Oktober 1801 aus den mitgeflüchteten rund 600 "Orientalen" eine Eskadron von 240 Reitern zusammenzustellen, die (letztendlich organisiert in zwei Kompanien mit je 80 Mann) mit Befehl vom 15. April 1802 seiner Konsular-Garde angeschlossen wurden. Mit kaiserlichem Dekret vom 21. Januar 1804 wurde diese Einheit als fünfte Eskadron dem Regiment der "Chasseurs à cheval de la Garde" zugeteilt.
"Grenadiers à cheval de la Garde impériale"
Bereits zwischen 1791 und 1793 wurde die National-Versammlung von einer Einheit "Garde zu Pferd" gedeckt. Das Dekret vom 22. August 1795 genehmigte dann die offizielle Errichtung einer gemischten "Garde du Directoire", wobei zur Errichtung der berittenen Abteilung Mannschaften des 3ten Dragoner-Regiments herangezogen wurden. Trotzdem dauerte es noch bis zum 1. November 1796, bis die 1te Eskadron mit zwei Kompanien zu je 125 Mann ihren Dienst antreten konnte. Kaserniert wurde die Truppe in der Pariser Militär-Schule, wo die Gardisten extra für sie angefertigte Betten in Übergröße erhielten.
Mit Dekret vom 27. Februar 1797 wurde die Truppe als "Compagnie des grenadiers à cheval" betitelt.
Nach dem Staats-Streich vom 18. Brumaire VIII (9. November 1799) wurde die nunmehr als "Garde des consuls" bezeichnete Truppe mit Dekret vom 28. November 1799 neu organisiert und auf 604 Mann und damit auf 3 Eskadronen verstärkt. Mit Dekret vom 3. Januar 1800 erhob der Erste Konsul Napoleon die Einheit zusammen mit den Chasseurs (die die 4te Eskadron stellten) zu seiner persönlichen Leib-Wache. Schon im April 1800 rückte die noch im Aufbau befindliche Garde Richtung Italien ab und trug am 14. Juni entschieden zum Sieg in der Schlacht von Marengo bei.
Am 28. Floréal des Jahres XII. nach dem Revolutions-Kalender (18. Mai 1804) - dem Tag seiner Selbsternennung zum erblichen Kaiser der Franzosen - befahl Napoleon die Aufstellung der "Garde impériale", die per Dekret vom 10. Thermidor (29. Juli 1804) den Titel "Garde des Kaisers" erhielt und von nun an einzig dem Befehl Napoleons unterstand. Das Regiment Konsular-Garde erhielt nunmehr den Titel "Grenadiers à cheval de la Garde Impériale" und bildete zusammen mit den Grenadieren und Jägern der Garde-Infanterie und den Jägern zu Pferd der Kaiser-Garde das Corps der legendären Alten Garde.
"Dragons de la Garde impériale"
Aus seiner persönlichen Residenz, dem südwestlich von Paris gelegenen Palast von Saint-Cloud, ordnete Kaiser Napoleon per Dekret vom 15. April 1806 die Aufstellung eines Regiments Dragoner an, das in seiner Garde hauptsächlich Eskorten-Dienste ausüben sollte. Wie bei der legendären Fuß-Garde, die ihre Mannschaften anfänglich aus den besten Soldaten der Linie rekrutierte, ergänzten sich auch die Garde-Dragoner aus den insgesamt 30 Dragoner-Regimentern des Heeres. Zur Errichtung der ersten beiden Eskadronen hatte jedes Regiment Gelegenheit, 12 Gefreite vorzuschlagen, die folgende Kriterien zu erfüllen hatten: Neben außergewöhnlicher Tapferkeit forderte die Elite-Truppe von den Kandidaten eine Dienst-Zeit von wenigstens 10 Jahren, Erfahrung aus mehreren Schlachten, sie sollten Lesen und Schreiben können und - ausnahmslos intelligente, schlanke, gutaussehende Männer von einer Mindestgröße von 5 Fuß und 4 Zoll (etwa 173 Zentimeter) sein. Offiziere und Unteroffiziere wählte Napoleon persönlich aus den Angehörigen der Jäger und Grenadiere der Garde-Kavallerie aus.
Das Regiment, das sehr schnell seinen eigenen elitären Charakter entwickelte, ermahnte seine Mitglieder ausdrücklich zur Ritterlichkeit und zu vornehmen Benehmen. Ein Umstand, der dem Regiment innerhalb der Armee bald den Ruf einer "snobistischen" Truppe einbrachte.
Als Napoleons erste Frau, die Kaiserin Joséphine de Beauharnais, das Regiment am 11. September 1806 bei einer öffentlichen Parade auf dem Place du Carrousel erblickte, war sie von den handverlesenen Mannschaften auf den anfänglich schwarzen Pferden (später Gold-füchse) derart angetan, dass sie verkündete, die Patenschaft über die neue Elite-Einheit übernehmen zu wollen. Und Napoleon, der besonders daran interessiert war, seine Einheiten durch diverse Titel, Ehren und Auszeichnungen einzig auf seine Person einzuschwören, verlieh dem Regiment den Namen "Dragons de l´Impératrice" (Dragoner der Kaiserin).
Zusammen mit den "Grenadiers à cheval de la Garde impériale" bildeten die Dragoner die schwere Kavallerie-Brigade der kaiserlichen Garde.
"Chevau-Léger Lanciers de la Garde impériale"
Zur Vorbereitung der Schaffung eines Herzogtums von Warschau sowie für die Planungen eines Aufstandes in den von Preussen im Rahmen der polnischen Teilungen annektierten Gebieten traf sich Napoleon am 19. Dezember 1806 in der ehemaligen polnischen Hauptstadt mit den Magnaten der zerschlagenen Adels-Republik. Während seines Besuches wurde der Kaiser von einer Schwadron polnischer Ehren-Gardisten eskortiert, von deren tadelloser Haltung, elegantem Auftreten und zuvorkommendem Benehmen, reiterlichem Können und prächtigen Uniformen Napoleon in der Art begeistert war, dass er mit Dekret vom 2. März 1807 die Werbung von vier Kompanien zu je 125 Mann – mit dem am 6. April 1807 auf Schloss Finckenstein verfassten Dekret dann acht Kompanien polnischer Reiter – befahl, die als leichte Reiterei in seiner Garde dienen und hier das vierte Regiment stellen sollten.
Das "1er Régiment de Chevau-légers polonais", das ab 1807 in Chantilly gesammelt wurde, erhielt im Jahr 1809 Lanzen, zog mit knapp 1.000 Lanciers nach Spanien und zeichnete sich hier im erbittert geführten Kampf gegen die Guerilleros aus.
Mit Dekret vom 11. März 1812 auf fünf Eskadronen verstärkt, zogen die "Lanciers polonais" zusammen mit den 1810 formierten holländischen "Lanciers rouges de la Garde impériale" als leichte Garde-Kavallerie-Brigade in den Russland-Feldzug, kämpften in den Feldzügen von 1813 und in Frankreich 1814. Eine Eskadron begleitete Napoleon im Jahr 1814 auf die Insel Elba und im Frühjahr 1815 nach Waterloo.
Mit Dekret vom 9. Juli 1810 wurde das von Napoleon im Jahr 1806 geschaffene und seinem Bruder Louis Bonaparte überlassene Königreich Holland dem französischen Kaiser-Reich angeschlossen. Mit Dekret vom 14. Juli 1810 wurde auch die königlich-holländische Armee Teil der "Grande Armée" und die holländische Garde wurde in die "Garde impériale" eingegliedert. Zu diesen Einheiten gehörte auch das Regiment "Hussards de la Garde royale", das im Sommer 1810 Marsch-Befehl nach Versailles erhielt, wo es am 30. August eintraf. Die Husaren wurden von den polnischen Lanciers im Umgang mit der Lanze geschult, in rote Uniformen eingekleidet (was ihnen schnell den Spott-Namen "Écrevisses" [Flusskrebse] einbrachte) und mit Dekret vom 13. September 1810 in das "2e Régiment de Chevau-légers lanciers de la Garde impériale" umgewandelt. Zusammen mit den "Lanciers polonais" bildeten die vier Eskadronen der "Lanciers hollandaise" die leichte Kavallerie-Brigade der kaiserlichen Garde.
"Gardes d'honneur" (1813-1814)
Nach der Rückkehr aus dem katastrophalen Russland-Feldzug, in dem die Grande Armée eine enorme Anzahl von Soldaten und Tausende von Pferden verloren hatte, stand das französische Imperium des Kaisers kurz vor dem Zerfall. Gegen die Truppen der Koalition musste die kaiserliche Armee schnellst-möglich wieder verstärkt werden, und Napoleon sah sich gezwungen, nunmehr auch die Söhne des reichen Bürgertums und die Familien-Angehörigen des alten und neuen Adels – elitäre Klassen, die sich bislang von den Aushebungen frei-kaufen oder durch die Stellung von Stellvertretern für den Ersatz ihrer Kinder sorgen konnten – in die Aushebungen zu zwingen. Um diese Schicht zu ermutigen, ihm zu dienen, bot er den Freiwilligen (mit Senats-Beschluss vom 3. April 1813) neben einer prächtigen Uniform (deren Kosten bei Mittellosen von der kaiserlichen Privat-Kasse gedeckt werden sollte; tatsächlich von der jeweilige Präfektur bezahlt werden musste), vor allem die Ehre, ohne Verdienste oder sonstige Voraussetzungen direkt der Garde beizutreten. Auch erhielten die Rekruten das Versprechen, eigene Burschen für niedere Arbeiten in den Dienst nehmen und nach einjähriger Dienst-Zeit das Offiziers-Patent erhalten zu können.
Mitte Juli wurden die Freiwilligen bei Paris gesammelt. Die Menge der Rekruten genügte zur Formation von vier Regimentern leichter Kavallerie, die am 29. Juli 1813 als "Ehren-Garden" in die Junge Garde aufgenommen wurden. Die Einheiten unterschieden sich lediglich durch die Spitzen der grünen Feder-Stutze, wobei das 1. Regiment rot, das 2. himmelblau, das 3. gelb und das 4. weiß zeigte.
Obwohl die Soldaten der Mittleren und Alten Garde den Ehren-Garden anfänglich mit deutlich zur Schau gestellter Verachtung begegneten, bewiesen die "Püppchen" bereits Ende Oktober bei Hanau insbesondere gegen die russischen Husaren Mut und Tapferkeit. Am 13. Januar 1814 zu einer Division zusammengefasst, erkämpften sich die Gardisten im März 1814 in den Schlachten bei Château-Thierry und Montmirail -, bei Reims und vor Paris (unter hohen Verlusten) auch den Respekt der Alten Garde.
Nach der Abdankung des Kaisers wurden die vier Regimenter, die insgesamt nur noch 460 Mann zählten, aufgelöst.
"Eclaireurs de la Garde" (1814)
Eclaireur du 1er Régiment d'Eclaireurs de la Garde Impériale vers 1814.
Nach den Erfahrungen, die die "Grande Armée" im Vierten Koalitions-Krieg (1806/07) mit der Guerilla-Taktik der russischen Kosaken machen musste, plante Napoleon die Errichtung eines Corps ultra-leichter Aufklärer, die zu Pferd und somit schnell beweglich vor dem Feind -, an den Flanken seiner Armee oder im Hinter-Land des Gegners operieren sollten. Mit der Errichtung der Belgischen Leichten Reiterei glaubte Napoleon dieses Vorhaben realisiert zu haben, doch konnte diese Truppe im Feldzug von 1809 den vom Kaiser in sie gesetzten Erwartungen nicht entsprechen.
Während des Russland-Feldzuges von 1812 war die von Chevau-legers und Husaren gestellte Avantgarde-Kavallerie der "Grande Armée" bald vollkommen mit der Aufgabe überfordert, die ununterbrochen und unvermittelt, dabei äußerst energisch und erfolgreich attackierenden Kosaken-Pulks abzuwehren. Während des Rückzuges fügten die irregulären Einheiten den zerfallenden Armee-Corps vergleichbare Verluste zu, wie Desertation und Kälte, Hunger und Krankheit zusammen.
Mit den Dekreten vom 4. und 9. Dezember 1813 verfügte Napoleon schließlich die Aufstellung von insgesamt vier Regimentern ultra-leichter Kavallerie, die als Späher operieren und die überall spürbare "Kosaken-Plage" unter Kontrolle bringen sollten. Die zur Jahres-Wende 1813/14 aus Angehörigen der Alten Garde -, aus unerfahrenen Rekruten, Matrosen und Marine-Artilleristen gebildeten Eclaireur-Regimenter kämpften zwar tapfer in den Schlachten von Brienne, bei Montmirail und Craonne, nur konnten die enormen Verluste nicht mehr ersetzt werden. Den mit den Dekreten vom 12. Mai bzw. 19. Juni 1814 befohlenen Auflösungen war praktisch bereits die Selbst-Auflösung voraus-gegangen…
"Chasseurs à cheval de la Jeune Garde" (1813-1814)
Chasseur du 2e Régiment de Chasseurs à cheval de la Garde Impériale vers 1814.
Mit Dekret vom 6. März 1813 wurde die 6te, 7te, 8te und 9te Eskadron der "Chasseurs à cheval de la Garde" – auch als Reserve der Garde-Jäger oder "Hussards-éclaireurs" bezeichnet – vom Regiment getrennt und als "Seconds chasseurs" neu formiert. Mit Dekret vom 17. März 1813 erhielt diese Einheit dann den offiziellen Titel "Chasseurs à cheval de la Jeune Garde". Die Truppe kämpfte 1813 in Deutschland, wurde 1814 zur Nord-Armee abkommandiert und nach der Abdankung des Kaisers aufgelöst. Zu Beginn der "Hundert Tage"-Herrschaft (Cent-Jours) wieder aufgestellt, blieb das Regiment mangels Männern und Pferden in der Garnison von Chantilly, wo es am 26. Oktober 1815 endgültig aufgelöst wurde.
"Artillerie à cheval de la Garde Impériale"
Les "Carabiniers à cheval"
Mit königlicher Order vom 26. Dezember 1679 wurde jeder Kompanie der französischen Kavallerie die Bestallung von zwei mit gezogenen Karabinern bewaffneten Schützen befohlen, die in Ableitung ihrer Waffe als "Carabiniers" bezeichnet wurden. Als schnell bewegliche Infanterie waren die Karabiniers mit Aufklärungs- bzw. Vorposten-Diensten betraut und sollten den Feind bis zum Eintreffen von Verstärkungen im Plänkler-Gefecht aufhalten.
Mit Order vom 29. Oktober 1690 hatten die Kavallerie-Regimenter aus sämtlichen Schützen der einzelnen Kompanien eine eigenständige Kompanie zu formieren. Diese bereits als "Elite" bezeichneten Einheiten wurden in der Schlacht bei Neerwinden (bzw. Landen, 29. Juli 1693) erstmals zusammengefasst zum Einsatz gebracht und bewährten sich in der Art, dass sie mit Order vom 1. November 1693 als "Régiment Royal des carabiniers" vereinigt wurden und in Strasbourg Garnison und Depot erhielten.
Für die nächsten einhundert Jahre verzeichnet die Geschichte des Regiments etat-mäßig erhebliche Schwankungen. Bemerkenswert ist jedoch der Umstand, dass die auch als "Corps" bezeichnete Truppe mit durchschnittlich fünf bis acht Brigaden zu je zwei Eskadronen und diese wiederum zu je vier Kompanien mit je 25 Schützen über einen weitaus höheren Personal-Stand verfügte, als die übrigen Kavallerie-Regimenter, die sich in der Regel in drei bis vier Brigaden gliederten. Mit Order vom 17. März 1788 wurde das Regiment schließlich geteilt. Beide Einzel-Regimenter, die nun über je vier Eskadronen mit einer Soll-Stärke von je 100 Mann verfügten, bildeten jedoch weiterhin einen Verband, der als "Brigade des carabiniers" bezeichnet und von einem gemeinsamen Colonel kommandiert wurde.
Mit Beginn der Errichtung der "Garde Impériale" ernannte Napoleon seinen Bruder Louis zum "Colonel-général des carabiniers". Beide Regimenter wurden aus der schweren Schlachten-Kavallerie der Linie heraus-gelöst und der (Kavallerie-) Reserve der Garde unterstellt, behielten jedoch ihren Elite-Status. Die Karabiniers zeichneten sich im Dritten Koalitions-Krieg in den Schlachten bei Wertingen (8. Oktober 1805) und bei Austerlitz (2. Dezember 1805) aus, kämpften im Vierten Koalitions-Krieg u.a. bei Lübeck (6. November 1806) gegen Blüchers Kavallerie und hielten bei Friedland (14. Juni 1807) die Avant-Garde des russischen Generals Bennigsen bis zum Eintreffen der von Napoleon geführten Haupt-Macht auf.
Infolge der schweren Verluste, die die Karabiniers im Kampf gegen die österreichischen Ulanen bei Eckmühl (22. April 1809) erlitten – vor allem aber aufgrund der hier erwiesenen Tapferkeit –, erhielten beide Regimenter im Dezember 1809 gemäß eines von Napoleon erlassenen Dekrets als Auszeichnung verkupferte Eisen-Kürasse, kupferne Helme mit Augen- und Nacken-Schirm und hoher roter Rosshaar-Raupe ("Casques à visière à la Minerve" - nach Vorbild alt-griechischer Stücke) und weiße Kollets; das 1te Regiment rote Aufschläge, das 2te Regiment himmel-blaue Stücke, beide mit weißem Vorstoß. Dazu weiße Umhänge, das Futter königs-blau.
Der Garde-Status blieb beiden Regimentern jedoch noch bis zum 15. November 1865 verwehrt. Nach der Niederlage von Sedan (4. Februar 1871) wurden beide Regimenter aufgelöst; die Reste gingen im 11ten Kürassier-Regiment auf.
(1): Die königlich-französische Armee unterschied zwischen den Einheiten des königlichen Militär-Haushalts (Maison du Roi), den Regimentern der Französischen und der Schweizer Garde und den Regimentern der königlichen Infanterie (Régiments d'infanterie du Roi). Die sechs ältesten (und größtenteils noch im 20. Jahrhundert -, in einem Fall noch heute bestehenden) Regimenter der Infanterie, die im 15. bzw. 16. Jahrhundert in den Grenz-Provinzen errichtet worden waren, im Frieden nicht aufgelöst wurden um im Kriegs-Fall den Kern des Feld-Heeres stellen zu können, verfügten gegenüber den anderen Regimentern der Linien-Infanterie neben einer Reihe von königlichen Privilegien auch über diverse Ehren-, Vor- und Befehls-Rechte, die u.a. die Platzierung in der Marsch-Ordnung -, die Stellung in der Schlacht-Ordnung oder das Recht zum Erst- oder Sturm-Angriff regelten.
Diese "Sechs Großen Alten" Regimenter – "Les Six Grands Vieux" – bildeten das "Grands Vieux Corps". Zu ihnen gehörten:
(Die 1563 als "Régiment de la Garde du Roi" formierte "Gardes françaises" waren der Maison militaire du roi unterstellt)
Zusammen mit fünf -, andere Quellen nennen sechs weiteren Regimentern, die später gegründet und als "kleine Alte" – "Petits Vieux" – bezeichnet wurden, bildeten diese Einheiten das "Vieux corps" der französischen Infanterie. Zu ihnen gehörten:
Mit der Abschaffung des Ranges "Colonel-général de l'Infanterie" am 28. Juni 1661 übernahm der König diese Position. Neue Regimenter oder Regimenter, deren Inhaber-Stellen vakant wurden, gingen in die Inhaberschaft des Königs über und erhielten den Namens-Zusatz "Royal" oder wurden – wie bspw. das "Régiment de la Reine" und das "Régiment du Dauphin" – der Königin bzw. dem Thronfolger oder einem der "Prinzen von Geblüt" verliehen, womit die Position des "Colonel-général" als Ehren-Titel vergeben wurde. Das praktische Kommando über ein königliches Regiment führte der "Colonel-lieutenant"; stellvertretend der "Mestre de Camp-lieutenant".
Nach greg. Kalender entspricht der "2. Frimaire an II" dem 22. November 1793. Die Nennung des "2. Frimaire an II" (der "Steckrüben-Tag im Reif- oder Frost-Monat des Jahres II" nach dem Republikanischen Kalender der Französischen Revolution) ist dahingehend außergewöhnlich, da der Revolutions-Kalender erst zwei Tage später – am 4. Frimaire an II – vom National-Konvent offiziell eingeführt wurde. Da der Konvent den 22. September 1792, den Tag der Ausrufung der französischen Republik, als Beginn des Kalenders festgelegt hatte, wurden alle staatlichen Institutionen dazu verpflichtet, Datierungen rück-wirkend anzupassen (für Daten vor dem 22. September 1792 wurde weiterhin der gregorianische Kalender verwendet; nun jedoch mit dem Kürzel »É.V.«, das abschätzig für "ère vulgaire" stand [franz.: die primitive Ära]).
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