Sächsische Armee (Einleitung)
Die sächsische Armee war die
Land-Streitkraft des Territorial- bzw. deutschen Klein-Staates Sachsen (siehe dazu WIKIPEDIA) in seinen jeweiligen Grenzen. Die Armee bestand als kurfürstlich-sächsische bzw. königlich-sächsische Streitmacht in wechselnder
Organisation,
Struktur und
Gliederung offiziell von 1612 bis 1918.
In der militär-historischen Betrachtung sind drei Entwicklungs-Epochen relevant, die von zeit-geschichtlichen Etappen bestimmt werden:
■
kurfürstl.-sächs. Armee von 1612 bis 1806
□
sächs. "Defensions-Truppen" vor 1612
□
Aufbau eines "Stehenden Heeres" (1612 – 1706)
□
"Augusteische" Heeresreform (1706 – 1732)
□
das Kurfürstl.-Sächs. Feld-Heer (1733 – 1806)
■
königl.-sächs. Armee von 1806 bis 1870
□
das sächs. Rheinbund-Kontingent (1806 – 1813)
▪
als IX. Korps der "Grande Armée" (1809 - 1811)
▪
als VII. Korps der "Grande Armée" (1812 – 1813)
□
das sächs. Kontingent im III. Bundes-Korps (1813 – 1815)
□
das sächs. Kontingent im Deutschen Bund (1815 – 1866)
□
das XII. (I. Königl.-Sächs.) Armee-Korps (1866 – 1870)
■
sächs. Armee im Deutschen Heer
□
das Deutsche Heer im Aufbau (1871 – 1880)
□
die III. Armee des Deutschen Heeres (1881 – 1912)
□
die III. Armee des Deutschen Heeres (1913 – 1918)
In der über dreihundert-jährigen Geschichte ihres Bestehens erlebte die sächsische Armee eine Reihe überraschender Wendungen: Im
Dreißigjährigen Krieg anfänglich auf Seiten auf Seiten der
Katholischen Liga, wechselte Sachsen 1631 zur
Protestantischen Union, um nach der Eroberung der Lausitz wieder in das kaiserliche Lager zurückzukehren. Dieses Wechsel-Spiel wiederholte sich in den
Schlesischen Kriegen, in denen Sachsen anfänglich auf Seiten Brandenburg-Preussens gegen Habsburg stand, dann auf Seiten Österreichs gegen Preussen kämpfte. Und zog Sachsen im Jahr 1793 und noch einmal im Jahr 1806 an der Seite Preussens in die
Koalitions-Kriege gegen die
französische Revolutions-Armee bzw. die
"Grande Armée"
Napoleons, stand sie noch im gleichen Jahr als Verbündeter Napoleons als Besatzungs-Macht in Preussen, marschierte unter seiner Führung gegen Österreich und in den katastrophalen
Russland-Feldzug von 1812, um dann wiederum noch während der laufenden
Schlacht bei Leipzig (16. bis 19. Oktober 1813) zu den Alliierten überzugehen. Im
Deutschen Krieg von 1866 auf Seiten Österreichs gegen Preussen, zog die sächsische Armee 1870 wieder mit dem preussisch dominierten
Deutschen Bund gegen Frankreich. Auf dieser Seite verblieb die Königlich-Sächsische Armee bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1918.
Infolge marodierender Söldner an den böhmischen Grenzen und diverser Fehden mit (insbesondere brandenburgischen)
Raub-Rittern unterhielt Sachsen schon seit dem Mittelalter diverse Formationen, die bereits viele Kriterien eines
"Stehenden Heeres" aufwiesen, doch erwiesen sich die
Söldner häufig nicht nur als unzuverlässig; in vielen Fällen wurden sie selbst zu der Plage, vor der sie Volk und Land bewahren sollten. Aus diesen Erfahrungen ging das Kurfürstentum gegen Ende des 15. Jahrhunderts dazu über, bevorzugt kampf- und kriegs-erfahrene "Landes-Kindern" zu werben. Die als
"Defensioner" bezeichneten Söldner, die neben den kurfürstlichen
Leib-Wachen dauerhaft unter Waffen standen, dienten in Friedens-Zeiten überwiegend als
Besatzung in den grenznahen
Festungen, im Kriegs-Fall bildeten sie den Kern des "Defensions-Heeres". Unterstützt wurden diese regulären Einheiten von den Anwohnern, die seit 1555 aus den Amts-Bezirken herangezogen und zu Miliz-Diensten verpflichtet werden konnten.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts führte Sachsen eine
Militär-Pflicht für jeden Untertanen ein. Verpflichtet werden konnte jeder in Sachsen lebende Mann zwischen achtzehn und fünfundvierzig Lebens-Jahren. Die Dienst-Zeit betrug rund fünf Jahre, konnte auf fünfzehn Jahre verlängert werden, wobei große Teile der Mannschaften in Friedens-Zeiten aufgrund der damals üblichen und für die höheren
Offiziere lukrativen
Kompanie-Wirtschaft (die bis 1809 währte) unbesoldet beurlaubt oder für verschiedenste Zwecke "vermietet" waren. Im Ergebnis dieser Praxis bestand die sächsische Armee zum Ende des 18. Jahrhunderts beinahe ausschließlich aus Sachsen. Renten - für invalide oder besonders verdiente Mannschaften - wurden nur in Ausnahme-Fällen gewährt; die Höhe der Pensionen für Offiziere wurde vom König persönlich individuell bestimmt.
Im Zeitraum von 1732 bis 1881 bewegte sich die durchschnittliche Gesamt-Stärke der sächsischen Armee (abgesehen von finanz- oder reform-bedingten Schwankungen bzw. kriegs- oder teilungs-bedingten Verlusten, die in den vorgestellten Epochen und Etappen detailliert beschrieben werden) zwischen zwanzig- und dreißigtausend Mann. Hatte die königlich-sächsische Armee nach dem katastrophalen Russland-Feldzug von 1812 mit rund sechstausend Überlebenden oder "Heim-Kehrern" bzw. mehr oder weniger "kriegs-verwendungsfähigen" Soldaten und Offizieren einen kaum noch erwähnenswerten Etat erreicht (die zwar durch die eilige Aushebung neuer
Rekruten wieder auf etwa zwölftausend Mann erhöht werden konnte), wurde die höchste Gesamt-Stärke mit rund fünfundvierzigtausend Mann vor Beginn des I. Weltkrieges angegeben. Eine Zahl, die in erster Hinsicht mit den Verstärkungen im Rahmen der sogenannten "Truppen-Vermehrungen" zwischen 1881 bis 1912 erklärt wird, tatsächlich jedoch in der – für damalige Zeiten außergewöhnlich langen - Friedens-Periode von 1870 bis 1914 Begründung findet (und schnell an Glanz verliert, so man bedenkt, dass im I. Weltkrieg allein hundertfünfundvierzigtausend Angehörige der sächsischen Armee "Mit Gott für Kaiser und Vaterland" elendig verreckt sind).
Als Land-Streitkraft verfügte die sächsische Armee in der gesamten Dauer ihres Bestehens über sämtliche klassisch-historischen
Truppen-Gattungen der damaligen Zeit. Die einzelnen
Waffen-Gattungen wurden je nach den aktuellen Novitäten verbündeter oder gegnerischer Territorial-Streitkräfte errichtet oder benannt bzw. aus- oder umgerüstet. In der Residenz-Stadt Dresden wurde um 1684 eine unter vielen Namen tätige Verwaltungs-Behörde (u.a. Geheimes Kriegskollegium, Geheimes Kriegskabinett) eingerichtet; im Jahr 1697 folgte das Oberkommando der Armee (u.a. als
General-Stab, Oberstes General-Kommando, General-Hauptquartier bezeichnet). Als
Kriegs- und Gebrauchs- bzw.
Ordonnanz-Waffen waren somit sämtliche Arten von zeittypischen Waffen verbreitet.
Orientierte sich die sächsische Armee in den Belangen von Organisation, Struktur und Gliederung in der Regel am Vorbild der
preussischen Armee (ausgenommen die Etappe als Mitglied der
"Confédération du Rhin" zwischen 1810 und 1813), sind in der uniform-kundlichen Betrachtung bis 1810 vielfältige Ähnlichkeiten mit dem Erscheinungs-Bild der
österreichischen Armee auffällig (wobei die weißen Röcke der
Linien-Infanterie bzw. die roten Röcke der
Kavallerie, die zwischen 1734 bis 1832 getragen wurden, in diversen kriegerischen Auseinandersetzungen oftmals zu tragischen Verwechslungen mit österreichischen oder britischen Einheiten führten). Und wurde die sächsische Uniform zwischen 1810 bis 1815 von der französischen Mode beeinflusst, kopierte die Neu-Uniformierung ab 1815 den Schnitt und viele Details des russisch-preussischen Stils. Zwischen 1832 bis 1862 entwickelte die sächsische Armee eine weitestgehend eigene Uniform-Mode, wobei die Infanterie grüne Röcke -, die Kavallerie hellblaue Kollets erhielt. Ab 1862 Linien-Infanterie und Kavallerie hellblaue Uniformen, leichte Infanterie,
Artillerie und
technische Truppen grüne Röcke. Ab 1915 die feldgraue Uniform nach preussischen Muster M 1910/15 mit einigen sächsischen Besonderheiten (u.a. Taschen-Klappen, Schoßtaschen-Leisten).
Wurde die
Bewaffnung der sächsischen Armee in der Gründungs-Phase im Rahmen der Kompanie-Wirtschaft organisiert (somit je nach Bedarf unterschiedlichste Typen, Modelle und Kaliber geordert, was im Ergebnis zu einem unüberschaubaren Durcheinander führte), ging
"August der Starke" dazu über, die heimische Rüstungs-Industrie nach Vorbild der "Königlichen Preussischen Gewehrfabrique" zu fördern und sächsische Blank-, bzw. Feuer-Waffen (siehe dazu sächsische Waffen) u.a. in
Suhl, Gotha und Olbernhau zu ordern; Kanonen in den "Hammerwerken" (Guss- und Schmiede-Werkstätten) von Markersbach und Schmiedeberg gießen zu lassen. Trotz aller Anstrengungen und zunehmend guter Qualität mussten besonders
Feuer-Waffen bspw. aus den flämischen Werkstätten, aus österreichischer, französischer oder gar preussischer Fertigung zugekauft werden.
Als Klein-Staat, der von einer Reihe von Monarchen regiert wurde, die sich ganz im absolutistischen Sinne zu Größerem und Höherem berufen glaubten, wurde Sachsen in beinahe sämtliche Konflikte der s.g. Kabinetts-Kriege verwickelt. Von Nachteil war dabei nicht nur Sachsens geografische Lage (bereits im Dreißigjährigen Krieg war Sachsen wiederholt Durchzugs-, Aufmarsch- und Kriegs-Gebiet der streitenden Parteien), sondern auch die politische Lage zwischen den zwei um die Vorherrschaft im Deutschen Reich rivalisierenden "Groß-Mächten" Österreich und Preussen. Auch war Sachsen durch die wiederholte Personal-Union mit Polen wirtschaftlich und militärisch überfordert. Eine in seltensten Fällen "glückliche" bzw. "vom steten Wechsel" bestimmten Bündnis-Politik brachte Sachsen in den Verruf eines nicht gerade zuverlässigen Alliierten.
In folgenden Konflikten war Sachsen Kriegs-Partei:
(... siehe dazu WIKIPEDIA:)
... mehr zum Thema Armeen - Die sächsische Armee (Portal)
... siehe dazu ausführlich WIKIPEDIA
... zurück zum Register
|