Als Trabanten (vom ndt. und mhd.: draben; früher wohl gemüts-abhängige Bewegungsart von Mensch und Tier mit akustischem Nebensinn; davon Traben als Gang-Art des Pferdes) bezeichnete man seit dem Spät-Mittelalter und der
Frühen Neuzeit die
bewaffneten Diener, die von Angehörigen des fürstlichen Adels als
Leib-Wachen zum Schutz der eigenen Person oder zur Bewachung des jeweiligen Aufenthaltsortes -; als
Eskorte zur Sicherung einer Reise-Gesellschaft bzw. des Weges -, zur Überbringung bzw. Durchsetzung von
Befehlen oder - der Mode der Zeit folgend - einfach zur demonstrativen (und kostspieligen) Schau- und Darstellung fürstlicher Macht in den
Dienst genommen bzw.
"bestallt" wurden. Vergleichbar mit den
Knappen der
Ritter wurden für diese Dienste bevorzugt Angehörige des niederen Adels geworben oder nach althergebrachten Verpflichtungen in den Dienst genommen, wobei erst ab Mitte des 16. Jahrhunderts eine Unterteilung in berittene und unberittene Trabanten festzustellen ist. Abhängig von den finanziellen Mitteln des Regenten, die im deutschen Raum in der Regel jährlich von den Landes-Ständen bewilligt werden mussten, wurden die Trabanten auf mindestens ein Jahr Dienst-Zeit verpflichtet.
Den höchsten "Markt-Wert" erzielten dabei eidgenössische
Söldner (in der Regel als
"Schweizer Garden" bezeichnet), die aufgrund ihres legendären Rufes als unbesiegbare Kämpfer und treu ergebene
Waffen-Knechte von beinahe sämtlichen europäischen Fürsten-Höfen angeworben wurden.
Ausgerüstet waren die Trabanten mit den Waffen der Zeit, wobei hier bevorzugt
Hellebarden und
Stoß-Degen Standard waren; mit der Etablierung der
Feuer-Waffen dann auch Arkebusen bzw. Musketen und
Pistolen. Als Schutz-Waffen
Leder-Wams,
Küriss bzw. Halb-Harnisch, später der
Kürass, dazu diverse Typen offener
Helme wie bspw. der
Morion. Erwähnenswert ist das zunehmend
uniforme Erscheinungsbild, das bis zur Einführung der Uniformen-Röcke mittels gleich-farbiger, mit Stickereien verzierter Überwürfe (siehe dazu
Tappert oder auch
Kasack) erzielt wurde. Aus den Trabanten gingen ab dem 17. Jahrhundert häufig die Stämme der s.g.
Haus- bzw. Garde-Truppen hervor, die in der Regel die
Elite des Heeres aber auch als Lehr-Einheiten den
Offiziers-Nachwuchs stellten.
Mit dem Aufkommen der s.g.
"Stehenden Heere" hatten die an den Höfen europäischer Fürsten-Häuser bestehenden Trabanten-Formationen im wahrsten Sinne ausgedient und in der Regel nur noch repräsentativ-zeremonielle Aufgaben zu erfüllten.
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 »Aufzug einer Leibgarde, blau gekleidet, mit Fahne« (Montage). Die etwa um 1620 gefertigte Darstellung zeigt beispielhaft die Formation einer typischen Hof-Garde zu Beginn des 17. Jahrhunderts zur Parade. Ungewöhnlich die hier gezeigte Formation in Abmärschen "zu Fünfen nebeneinander". Bei genauerem Hinsehen gut zu erkennen, dass jeder Gardist einen Helm vom Typ einer Sturmhaube trägt, dazu Tappert und hohe Reiter-Stiefel; die Stulpen über die Knie geschlagen. Bewaffnet ist jeder Gardist mit Feuer-Waffe und Degen.
Da von diesem Motiv mindestens sechs farblich unterschiedliche Versionen existieren (siehe dazu die Bild-Quelle: ► Sächsisches Staatsarchiv), ist es vorstellbar, dass die gerollten Pergamente Muster zur (Neu-?) Uniformierung der im Jahr 1620 errichteten sächsischen "Hof-Fahne" zeigen.
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Trabanten an europäischen Fürsten-Höfen (alphabetische Ordnung) |
 Satellites - Trabanten Holzschnitt von Jost Amman um 1568 aus dem »Panoplia Omnivm Illiberalivm Mechanicarvm Aut Sedentariarum artium genera continens« (Panorama aller Arten handwerklicher Zünfte oder Feststellung der Inhalte meisterhafter Kunst-Arten) Komplett-Ausgabe in der ► "Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)"
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Inhalts-Verzeichnis

4. Dezember 1605: Einzug des Konstanzer Hochzeitszuges von König Sigismund III. Vasa und Erzherzogin Constanze von Österreich in Krakau. Neben dem Königs-Paar und dem Hof-Staat zeigt die rund 16 Meter lange ► "Stockholmer Rolle" etwa 300 Trabanten aus den einzelnen Woiwodschaften der polnisch-litauischen Adels-Republik. Ausschnitt aus dem Aquarell von Balthasar Gebhardt um 1605 im Königlichen Schloss zu Warschau. (Quelle/Foto ► Marcin Kmieciński)
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 Leibgarde unter Kurfürst Georg Wilhelm: Musketier der "Leibgarde zu Fuß" um 1632 (genannt "Blauröcke"; 1806 IR Nó. 1). Offizier der "Leibgarde zu Pferd" (ab 1692 "Gardes du Corps"). Illustration von Maximilian Schäfer (1851-1916) (Quelle: ► WIKIPEDIA)
 Rekonstruktion eines kur-brandenburgischen Leib-Trabanten um 1642. Aquarell von Franz Skarbina aus dem »Hohenzollern-Jahrbuch 1898«; Komplett-Ausgabe in der ► "Digitalen Landesbibliothek Berlin".
 Baron d´Erlach Kommandant der königlich-preussischen Schweizer Garde von 1704 bis 1713. Aquarell von Adolf Pochon; Bildquelle ► "Verein Schweizer Armeemuseum".
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Brandenburg-Preussen
Obwohl Urkunden u.a. aus den Jahren 1456 und 1521 belegen, dass bereits die brandenburgischen Kurfürsten Friedrich II. (1413-1471; siehe dazu WIKIPEDIA) und Joachim I. Nestor (1484-1535; siehe dazu WIKIPEDIA) über Trabanten verfügt haben müssen, lässt ein Schreiben des Markgrafen Friedrich des Jüngeren zu Brandenburg (Bruder des v.g. Friedrich II.) darauf schließen, dass zuverlässige und vor allem gut ausgebildete und ausgerüstete Mannschaften weder dauerhaft -, noch in genügender Stärke zur Verfügung standen; Ende Januar des Jahres 1458 bat er Kurfürst Friedrich II. von Sachsen (1412-1464; siehe dazu WIKIPEDIA) für die Dauer einer Woche um die Überlassung von 200 Trabanten.
Aufgrund der zahlreichen konfessionellen und politischen Kontroversen im Streit um den wahren Glauben und die Vormacht im Reichs-Gebilde, die die Konflikt-Lage trotz des Augsburger Religions-Friedens von 1555 ab den 1570er Jahren zunehmend verschärften, stellte Kurfürst Johann Georg (1525-1598; siehe dazu WIKIPEDIA) am Tag des Evangelisten Lukas im Jahr des Herrn 1571 - nach liturgischem Kalender damit am 18. Oktober - die ihm gegebenen Leib-Wachen zu Fuß als "Leib-Trabanten" unter das Kommando eines Hauptmanns Mareus Linten; die Hof-Reiter kamen als "Leib-Wache der einspännigen Knechte zu Roß" unter den Befehl eines Hauptmanns Henning von Möllendorf. Beide Einheiten gelten als Ursprung brandenburgisch-preussischer Garde-Truppen: So wurden die Trabanten in einem s.g. Artikel-Brief vom 29. September 1592 auch als "Leib-Guarde zu Fuß" bezeichnet; die "Leib-Wache der Einspännigen" wurde als "Leib-Guarde zu Roß" geführt. Und verfügte Kurfürst Johann Siegesmund (1572-1619; siehe dazu WIKIPEDIA) aufgrund der jedes Jahr mit den Landes-Ständen neu auszuhandelnden Höhe der Akzisen zur Landes-Defension mit Patent vom 4. April 1609 über eine Leib-Garde von 170 Fuß-Gardisten, weist ein Reskript zu Beginn des Jahres 1615 lediglich 9 Trabanten aus. Der Etat für die Haus- und Festungs-Garden wurde am 7. Dezember 1617 erstmals geregelt, wobei für die Leib-Garde - in einer Musterung vom 21. Juni 1615 auch als "Märkische Leib-Garde" bezeichnet - ein Soll von "1 Hauptmann, 1 Lieutenant, 1 Fähnrich, 3 Sergeanten, 1 Korporal von die Adelsburschen, 3 gemeine Korporals, 1 Schreiber, 2 Trommelschläger, 56 Gemeine und 1 Profoß" festgesetzt wird.
Mit Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648; siehe dazu WIKIPEDIA) entschied sich Kurfürst Georg Wilhelm (1595-1640; siehe dazu WIKIPEDIA) entgegen seiner protestantischen Konfession für die Seite der Kaiserlich-Katholischen Liga (siehe dazu WIKIPEDIA) und verstärkte seine Leib-Garden im Jahr 1619 auf drei Kompanien Reiter zu je 100 Mann und fünf gemischte Kompanien
Musketiere und
Pikeniere zu je 200 Mann. In dieser - im weiteren Verlauf je nach Kassen-Stand und Konflikt-Lage in Stärke und Gliederung immer wieder verminderten und vermehrten - Einheit, begründet sich die Geschichte des alt-preussischen
Infanterie-Regiments Nó. 1.
1627 begleiten 300 Trabanten der Leib-Garde den Kurfürsten zum polnischen Reichstag nach Preussen. Aus diesem Anlass erstmals einheitlich mit blauen Röcken eingekleidet, erhielt die Truppe den Spitz-Namen "Blauröcke"; eine Bezeichnung, die durch die Einführung der
Uniformierung ab 1631 auf das gesamte Heer überging.
Die Invasion der Schweden in Pommern im Jahr 1630 -, deren Eintritt für die Protestantische Union (siehe dazu WIKIPEDIA) und den bald darauf vermeldeten Übergriffen auf die angrenzende Mark Brandenburg, gefährdete die nach dem böhmischen Feldzug erklärte und bis dahin gewahrte Neutralität Brandenburgs erheblich, doch führte der Untergang Magdeburgs im Mai 1631 zu einer am 11. September 1631 besiegelten Allianz zwischen Brandenburg, Sachsen und Schweden. Ende des Jahres 1634 wechselte der Kurfürst zurück in das kaiserliche Lager. Die im anschließenden Feldzug von 1635 erfahrenen Niederlagen und die bald darauf vermeldeten Verheerungen der Mark machten die Werbung neuer Truppen erforderlich, die mit Subsidien des Kaisers errichtet werden konnten. Zwischen 1636 und 1640 wurde auch die "Leibgarde zu Pferd" zeitweise auf ein Regiment zu zehn Kompanien (davon zwei Kompanien
Dragoner) verstärkt; um 1641 unter dem Obristen Georg Ehrenreich von Burgsdorff (1603-1656; siehe dazu WIKIPEDIA) dann wieder auf 151 Mann reduziert. Die Trabanten der "Leib-Garde zu Fuß" stellten im Jahr 1637 mit 78 Mann die erste Kompanie eines Regiments zu Fuß unter dem Obristen Conrad von Burgsdorff (1595-1652, älterer Bruder des v.g.; seit 1618 in der Leib-Garde, 1620 Hauptmann der Leib-Kompanie; siehe dazu WIKIPEDIA).
Der von Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688, bekannt als der "Große Kurfürst"; siehe dazu WIKIPEDIA) bald nach seinem Regierungs-Antritt von seinen Obristen geforderte und von diesen mehrheitlich verweigerte Treue-Eid (die Herren verwiesen auf ihren im Rahmen der v.g. Werbungen dem Kaiser geschworenen Eid), hatte die Abdankung bzw. Entlassung einer Vielzahl von Offizieren samt Auflösung bzw. Überführung großer Teile des kur-brandenburgischen Heeres zur Folge. Die verbliebenen Kompanien bildeten hingegen durch Teilungen, Umstrukturierungen und Anwerbungen die Stämme einer ganzen Reihe von neuen Formationen, die in der zeitgenössischen Bewertung bald nicht nur ein "musterhaftes Heer" stellten, sondern in der militär-geschichtlichen Betrachtung auch als Beginn der s.g.
alt-preussischen Armee gesehen werden.
Die Trabanten der "Märkischen Leibgarde zu Fuß" wurden am 1. Juni 1642 um eine zweite Kompanie "Preussische Leibgarde" von 200 Mann ergänzt, die in und um Königsberg von einem Kapitän Pierre de la Cave (1605-1679, 1631 Fähnrich in Burgsdorfs Kompanie) angeworben wurden. Durch die Vermehrung um vier weitere Kompanien zwischen 1657 und 1659 und der Einführung eines ersten
Reglements zur Struktur der Regimenter im Jahr 1676 konnte 1679 schließlich das "Churfürstliche Leibregiment" geschaffen werden, dessen erster Chef General-Major Gerhard Bernhard von Pölnitz (1617-1679; siehe dazu WIKIPEDIA) wurde.
Unter Beibehaltung der Bezeichnung -, unter Verwendung des bereits bestehenden Stammes -, durch Anwerbungen und Abgaben anderer Einheiten wurde auch die in Berlin garnisonierte "Leibgarde zu Pferd" im März des Jahres 1653 neu formiert und auf eine Stärke von 360 Mann (und damit wohl zwei Kompanien) gebracht. 1656 hatte die auch als "Kompanie Trabanten" oder "Trabanten-Leibgarde" bezeichnete Einheit eine Stärke erreicht, dass die Hälfte der Truppe nach Teltow bei Berlin verlegt werden musste. Beide Formationen standen am 25. Juni 1675 in der Schlacht von Fehrbellin. Um 1687/88 bestanden dann vier Kompanien, die als "Märkische" unter Oberst Christoph Adolf von Wangenheim -, "Preussische" unter Johann Georg von Tettau, "Dritte" (halberstädtische) unter Thomas August von Grote und "Alte" Trabanten unterschieden wurden. Mit großer Wahrscheinlichkeit gingen drei dieser vier Trabanten-Kompanien 1692 schließlich in der (ersten) elitären
"Gardes du Corps" auf.
Erwähnenswert auch die von Kurfürst Friedrich III. (1657-1713; siehe dazu WIKIPEDIA) in den evangelisch-reformierten Landen rund um Basel geworbene und 1696 mit 24 Offizieren und 80 Trabanten nach französischem Vorbild formierte Kompanie "Schweizer Palastwache". Diese prunkvoll ausstaffierte Truppe, die den Kurfürsten 1701 zu dessen Selbst-Erhebung zum König »in« Preussen nach Königsberg begleitete, diente einzig als Wache am nun königlich brandenburgisch-preussischen Hof und wurde sofort nach dem Regierungs-Antritt von dem für seine Sparsamkeit gerühmten und gleichsam gefürchteten König Friedrich Wilhelm I. (1688-1740; siehe dazu WIKIPEDIA) aufgelöst.
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 Illustration von Hermann J.W. Knackfuß (1848-1915) aus der Biografie »Der Grosse Kurfürst und seine Zeit« von Georg Hiltl. Komplett-Ausgabe in der ► "Digitalen Landesbibliothek Berlin" (wahrscheinlich nach zeitgenössischen Motiven der Tapi-Serie »Kriegstaten des Großen Kurfürsten« im Schloß Oranienburg; siehe dazu ► "museum : digital : brandenburg" und f. Abb.).
 Kur-Brandenburg um 1678/88 Infanterie
 Kur-Brandenburg um 1696 Trabanten-Garde
 Kur-Brandenburg um 1701 Gardes du Corps
 Kur-Brandenburg 1696-1701 Schweizer
Tafeln aus der ► "Uniformenkunde" von ► Prof. Richard Knötel (Quelle: eigene Sammlung)
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Dänemark
Neben den schwedischen "Drabanter" und den englischen
"Yeomen of the Guard" bzw. den "Yeoman Warders" gilt die nach dem sog. "Drei-Kronen-Krieg" zwischen Dänemark und Schweden (1563-1570; siehe dazu WIKIPEDIA) am 6. Februar 1571 von Frederik II., König von Dänemark und Norwegen (1534-1588; siehe dazu WIKIPEDIA) formierte "Drabanterna" – aufgrund ihrer Bewaffnung auch "Halberdiers" (dt.:
Hellebardiere) genannt – als eine der ältesten, heute noch bestehenden
Garde-Truppen, die Leib und Leben des jeweils amtierenden Monarchen im Kopenhagener Residenz-Schloss "Christiansborg" als auch auf Reisen oder auf dem Schlacht-Feld schützten sollte. Die königliche Trabanten-Garde, die anfänglich 50 Gardisten – sämtlich im
Offiziers-Rang – und einen "Drabanthovidsmand" (Trabanten-Hauptmann) umfasste, paradierte anlässlich der feierlichen Krönung von Christian IV. (1577-1648; siehe dazu WIKIPEDIA) am 17. August 1596 mit Fanfaren und Flöten, Trommeln und Pauken an der Spitze der Prozession. Nicht zu verwechseln sind diese Trabanten jedoch mit der seit dem Mittelalter bestehenden "Hoffanen"; eine Ehren-Garde, die von etwa zwei bis drei Dutzend adeligen Höflingen gestellt wurde, die sowohl Militär- als auch Zivil-Dienste leisteten. Im Konflikt-Fall unterstützten diese Vasallen ihren König gemäß der in nordisch-germanischen Kulturen üblichen Heeres-Gefolgschaft mit einer bestimmten Anzahl bewaffneter Untertanen. Aus ausgewählten jungen Adligen dieser Truppe ging am 3. Januar 1661 die "Kongelige Livgarde til Hest" (Leib-Garde zu Pferd) hervor, die den König bis zu ihrer Auflösung am 31. Mai 1866 außerhalb der Schlosses eskortierte.
In Anlehnung einer im Archiv des dänischen Verteidigungs-Ministeriums vorliegenden Abschrift einer Musterungs-Rolle der "Drabantgarden" zwischen 1661 und 1668 hat das »Stevns Museum« (Seeland, Dänemark) die Biografie des Trabanten Svend Poulsen (ca. 1610–1679/91) rekonstruiert, der in Diensten König Christians IV. gestanden hat. In seiner Stellung als Trabanten-Offizier wurde Poulsen um 1634 mit der Werbung einer
Dragoner-Einheit beauftragt, die er anschließend als Kommandeur durch die verschiedenen Feld-Züge des dänischen Heeres dieser Zeit geführt hat. Genannt werden hier der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) und der Torstensson-Krieg (1643-1645) -, der Schwedische Krieg (1657-1660) und der Krieg um Schonen (1675-1679), wobei nicht geklärt werden konnte, ob dementsprechend grundsätzlich sämtliche Offiziere des Trabanten-Korps im Kriegs-Fall vom König mit der Werbung und Führung von Kampf-Einheiten beauftragt wurden oder Poulsen – um 1658 Hauptmann einer Dragoner-Eskadron – eine Ausnahme bildete. Damit fraglich, ob die Trabanten als Leib-Wachen des Königs auch als Kampf-Einheit im Feld zum Einsatz kamen oder – wie zu dieser Zeit an zentral-europäischen Höfen üblich – in der Residenz verblieben und diese gegen mögliche Rivalen oder feindliche Kommando-Unternehmen sicherten (bspw. erwiderte im Jahr 1700 der schwedische König Karl XII. (1682-1718; siehe dazu WIKIPEDIA) die Mitte März 1700 begonnene
Invasion der dänischen Armee in das damals schwedische Schleswig-Holstein mit einem vollkommen überraschenden Gegen-Angriff auf die weitestgehend ungedeckten dänischen Inseln und leitete kurz darauf die
Belagerung der Hauptstadt Kopenhagen ein, was noch im gleichen Jahr zum Frieden von Traventhal führte (18. August 1700; siehe dazu WIKIPEDIA)).
Im Jahr 1663, und damit unter Friedrich III. (1609-1670; siehe dazu WIKIPEDIA) wurden die Trabanten mit der am 30. Juni 1658 formierten "Kongelige Livgarde" zusammengelegt, die wiederum 1666 als Regiment in die reguläre Armee eingegliedert und 1685 auf insgesamt sechs Kompanien verstärkt wurde, wobei die Trabanten sehr wahrscheinlich die Leib-Kompanie und nach wie vor auch die königliche Leib- und Schloss-Wachen stellten. König Christian VI. (1699-1746; siehe dazu WIKIPEDIA) setzte die Trabanten kurioserweise auch als Wachen am Obersten Gerichtshof ein, für deren Dienste der Gewinner eines Prozesses eine Gebühr zu entrichten hatte. Ebenfalls bemerkenswert, dass die Trabanten erst im Jahr 1703 und damit nach Ausbruch des Großen Nordischen Krieges (1700-1721; siehe dazu WIKIPEDIA) bzw. dem Separat-Frieden mit Schweden Musketen erhielten. Belege dafür, dass auch Trabanten in den blutigen Kämpfen gegen Ende der Schlacht bei Gadebusch (20. Dezember 1712; siehe dazu WIKIPEDIA) beteiligt waren, konnten bislang nicht ausgemacht werden. Fakt ist aber, dass das Regiment "Kongelige Livgarde" bei der Deckung des flucht-artigen Rückzugs der dänisch-sächsischen Armee bzw. ihres Königs, der das Schlacht-Feld nicht verlassen wollte, den größten Teil ihrer Soldaten und Offiziere verlor.
Im August 1763 kurzzeitig aufgelöst, wurde die "Livgarde" bereits am 07. Dezember 1763 wieder errichtet. Aus dieser Einheit stellten wahrscheinlich abkommandierte Gardisten zu besonderen Anlässen im Königshaus eine Ehren-Garde, die bis 1848 in den Uniformen der Trabanten paradierten. Abgesehen von einigen Umstrukturierungen wird die Tradition der "Drabantgarden" von der "Kongelige Livgarde" weitergeführt, die noch heute als
Elite-Einheit im aktiven Dienst der dänischen Armee und hier insbesondere im Wach-, Schutz- und Ehren-Dienst des dänischen Königshauses steht. Ein am 6. Februar 1971 – und damit genau 300 Jahre nach Errichtung der königlichen Trabanten – gegründeter
Reeanactment-Verein marschiert heute wieder zu diversen Festivitäten im In- und Ausland auf und vermittelt in den historischen Trachten der dänischen Trabanten einen lebendigen Eindruck aus der "großen Zeit" Dänemarks (siehe dazu "Drabantgarden").
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Drabantgarden von 1588 bis 1750. Handcolorierte Lithografie von Valdemar Møller aus "Den Danske Armés Uniformer i deres Hovedforandringer i Løbet af circa tre Aarhundreder" (Die Uniformen der dänischen Armee in ihren wichtigsten Änderungen im Laufe von etwa drei Jahrhunderten). (Quelle: befreundeter Sammler)
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Drabanten vor dem Portal von Schloss Frederiksborg in Hillerød - September 2019. (Quelle: ► "Drabantgarden")
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... siehe dazu ausführlich WIKIPEDIA (dänisch)
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 Fahne der Trabanten-Leibgarde Avers-Seite der allgemein geführten k.u.k. Infanterie-Fahne. (Quelle: ► WIKIPEDIA)
 "Leibgarden - Trabanten-Leibgarde 1760 - 1770 - 1800 - 1844 und Hofburgwache 1802 - 1844". Handcolorierte Lithografie aus "Die k. k. österreichische Armee im Laufe zweier Jahrhunderte" (1600-1844) von Friedrich W. L’Allemand. (Quelle: ► eigene Sammlung)
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Heiliges Römisches Reich (Haus Habsburg)
In den erhaltenen Urkunden der einzelnen Fürstentümer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (siehe dazu WIKIPEDIA) werden Trabanten als kaiserlich-königliche bzw. fürstliche Leib-Wache etwa ab dem Jahr 1420 erwähnt, was nach dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm darin Begründung findet, dass der Begriff erstmals im Rahmen der s.g. Hussiten-Kriege (1419-1436; siehe dazu WIKIPEDIA) aufkam und hier die unberittenen Streiter der Bewegung bezeichnete. Der Quelle nach wurde der Begriff "Drabant" bzw. "Trabant" in den "Ordnungen und Chroniken von Nürnberg" für die Jahre 1449 und 1450 über 50 mal ausgemacht; urkundlich erstmals erwähnt wird der Begriff 1453 in Preussen, 1460 in Danzig, 1462 in Brandenburg (siehe dazu ausführlich Deutsches Wörterbuch).
Maximilian I. (1459-1519, ab 1508 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches; siehe dazu WIKIPEDIA), führte im Jahr 1509 "… zu bewarung seines leibs 300 trawanten, 100 Teutsch, 100 Niderlender und 100 Spaniolen" zum Reichstag nach Worms. Anlässlich der Trauer-Feierlichkeiten zu seinem Tode erwähnt das Wiener Hofstaats-Verzeichnis zehn Jahre später in Bezug auf das Ehren-Geleit neben der
Arcièren- oder Hartschieren-Garde, die in den Gängen der Wiener Hofburg stand, eine Trabanten-Leibgarde zu Fuß und zu Pferd, die auch 1527/28 unter Ferdinand I. (1503-1564, ab 1558 Kaiser; siehe dazu WIKIPEDIA) als Fuß-Garde gelistet und im Jahr 1576 gleich den Hartschieren mit einer Stärke von 100 Mann angegeben wird. Nach dem Tod des Kaisers Franz I. Stephan (1708-1765; siehe dazu WIKIPEDIA) leitete dessen Nachfolger, Kaiser Joseph II. (1741-1790; siehe dazu WIKIPEDIA), eine Reihe von Militär-Reformen ein, in deren Ergebnis im Jahr 1767 die
Schweizer in der Trabanten-Leibgarde aufgegangen waren und eine "Garde des bosquets" von 34 Mann, eine "Garde des palais" sowie eine "Invaliden-Garde" von 45 Mann zur "Leibgarde zu Fuß" zusammengeführt wurden. Die Stärke jeder der beiden Garde-Kompanien wird 1772 mit jeweils 100 Mann angegeben; als Quartier wird das Kameralhaus auf der Seilerstätte -, später ein nicht weiter erörtertes Gebäude in der Mariahilfer Straße genannt. Zur Kaiser-Krönung Leopolds II. (1747-1792; siehe dazu WIKIPEDIA) im Jahr 1790 paradiert die angetretene Trabanten-Leibgarde "… in Frankfurt mit wehender Fahne und klingendem Spiele, auch mit Hellebarden… ". Ob die Trabanten zu diesem Anlass bereits mit der "Leibgarde zu Fuß" vereinigt waren, konnte bislang nicht eindeutig belegt werden. Oberst und Kommandeur sämtlicher Leib-Garden war bis 1917 der Oberst-Hofmeister der Hofburg, was belegt, dass die Hof-Garden zwar militärisch organisierte Einheiten waren, jedoch keinen Feld- oder Kriegs-Dienst verrichteten. Und obwohl die Trabanten-Leibgarde als älteste der insgesamt fünf Habsburger Garden galt, belegte die Einheit, die sich ausschließlich aus verdienstvollen Angehörigen der Armee im
Unteroffiziers-Rang rekrutierte und hauptsächlich für die Bewachung der Burg-Tore zu sorgen hatte, bis zur Auflösung der gesamten
k.u.k. Armee bzw. der Ausrufung der Republik am 21. Oktober 1918 nur den dritten Rang. Die am 21. August 1790 geweihte
Fahne der k.u.k. Trabanten-Leibgarde, die im Monturen-Depot des kunsthistorischen Museums eingelagert worden war, ging am 7. September 1935 an das am 1. März 1935 errichtete Österreichische Garde-Bataillon und wurde von der dann als Wiener Wach-Bataillon bezeichneten und 1938 aufgelösten Einheit dem Heeres-Museum übergeben. Am 15. Mai 1957 wurde diese Fahne noch einmal dem neu errichteten Garde-Bataillon der österreichischen Armee verliehen; aufgrund des historischen Wertes jedoch bereits ein Jahr später durch eine handgestickte Kopie ersetzt, die bis 1971 präsentiert wurde (siehe dazu Homepage des österreichischen Garde-Bataillon).
... siehe dazu ausführlich WIKIPEDIA
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 Fahne der Trabanten-Leibgarde Revers-Seite der allgemein geführten k.u.k. Infanterie-Fahne. (Quelle: ► WIKIPEDIA)
 "Kaiserthum Österreich - Trabanten Leib-Garde" (um 1840). Handcolorierte Lithografie aus "Das deutsche Bundesheer..." von Heinrich Ambros Eckert und Heinrich Maria Dietrich Monten (Quelle: ► eigene Sammlung)
 Wiener Leben. Trabanten Leibgarde. Vor dem äußeren Burgtor. Postarte nach einem Gemälde von Karl Feiertag (1874-1949. Viennensia-Postkarten-Verlag um 1900. Wiener Kunst Serie 631-7 AK. (Quelle ► eigene Sammlung)
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Russland (1. Teil)
Schilderungen aus der "Zeit der Wirren" (1598-1613; siehe dazu WIKIPEDIA) legen nahe, dass bereits Zar Dimitri Iwanowitsch von Uglitsch über eine Trabanten-Leibgarde verfügt haben muss, die erstmals am 8. Mai 1606 anlässlich des Einzugs seiner Verlobten zur Hochzeit in Moskau zu einem öffentlichen Ehren-Spalier aufmarschiert war. Auf die edlen Herren der polnisch-litauischen Adels-Gesandtschaft, die die zukünftige Zarin zu den bevorstehenden Feierlichkeiten
eskortiert haben, sollen diese "Drabantyi", die in ihren kaftan-ähnlichen Röcken der Überlieferung nach "… wie Wand-Teppiche im Weg standen", mehr den Eindruck "… eines Haufens berüchtigter Faulenzer" vermittelt haben. Diese Beschreibung von Elias Herkmann aus dem Jahr 1625 findet dahingehend Bestätigung, dass Zar Dimitri und über 500 Mann der polnischen Adels-Eskorte drei Wochen später zusammengeschossen oder erschlagen in ihrem Blut lagen; hingegen die Verluste der Leib-Wache wohl nicht erwähnenswert waren.

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8. Mai 1606: Die Hochzeit des "Falschen Dimitri" mit Marina Mniszech - Krönung der Marina Mniszech (am unteren rechten Bild-Rand einige Hellebardiere, die auf jeden Fall nicht der polnisch-littauischen Gesandtschaft angehören). Gemälde im ► Schloss Wyschniwez (Ukraine). (Quelle: ► WIKIPEDIA)
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Zar Dimitri Iwanowitsch hatte allen Grund, sich um seine Sicherheit zu sorgen: Seiner offiziell verkündeten Vita nach entstammte Dimitri der siebenten und letzten Ehe von Iwan Wassiljewitsch, vierter Herrscher über das Großfürstentum von Moskau, besser bekannt als erster offiziell zum "All-Russischen Herrscher und Kaiser aller Reussen" gekrönte Zar Iwan (1530-1584; siehe dazu WIKIPEDIA), der im Jahr 1581 seinen Erstgeborenen – ob nun verursacht durch einen Schlag mit dem mannshohen Zepter -, durch einen Stich mit einer im Affekt aus der Trophäen-Sammlung ergriffenen Waffe - oder durch eine tödliche Dosis der dem Zaren gegen sein "rheumatisches Reißen" verordneten Absinth-Arsen-Quecksilber-Kur – um sein Leben und damit um die Thronfolge gebracht hatte und aus diesem und einer Vielzahl ähnlicher Gründe noch zu Lebzeiten als der "Donnernde", der "Furchtverbreitende" oder auch als der im deutschen Raum sog. "Schreckliche" bekannt geworden war. Nächster Kandidat und damit neuer Zarewitsch wurde der dritt-geborene Sohn Fjodor (1557–1598; siehe dazu WIKIPEDIA), der jedoch als schwachsinnig galt und aus diesem Grund den Beinamen der "Glückselige" erhalten hatte. Vormund als auch Schwiegervater des debilen Fjoder war Fürst Godunow (1552-1605, einflussreichstes Mitglied des Moskauer Hof-Rates; siehe dazu WIKIPEDIA), der ab 1584 erst die Regentschaft und nach dem "plötzlichen" Tod des Glückseligen im Jahr 1598 auch die Herrschaft an sich riss. Folgerichtig, dass die bis dahin unter den einzelnen russischen Klein-Fürsten nur schwelenden Rivalitäten um die Vormacht-Stellung nun offen ausbrachen.
Die Auseinandersetzungen unter den Fürsten-Parteien, die zunehmend
bürgerkriegs-ähnliche Zustände annahmen -; die sich ausbreitende politische Krise -; die Intrigen am Moskauer Hof und unter den Mitgliedern des Hof-Rates -; die mit Schweden und Polen währenden Kriege um das livländische Grenz-Gebiet und die immer wieder losbrechenden Aufstände im gerade eroberten Sibirien -; die Hungers-Nöte, Bauern-Erhebungen und Städte-Rebellionen -; insbesondere die sich abzeichnenden sozialen Konflikte wurden von einem jungen Mönch am Kloster des Moskauer Zaren-Hofes aufmerksam beobachtet.
Mönch Juri Otrepjew war um 1580 als Sohn eines
Strelizen-Hundertschaftsführers zur Welt gekommen. Der Überlieferung nach wurde er bald nach seiner Geburt als Voll-Waise in das Tschudow-Kloster im Moskauer Kreml gebracht, erwies sich dort als äußerst intelligenter und entsprechend guter Schüler und wurde wohl schon in früher Jugend in den Rang eines Diakons erhoben, was ihn für hohe Kirchen-Ämter befähigt hätte, so er nicht zur Auffassung gekommen wäre, zu noch Höherem bestimmt worden zu sein. Während seiner Wanderschaft von Kloster zu Kloster hatte Juri wiederholt die Geschichte eines weiteren legitimen Zarewitschs gehört. Dimitri – 1582 geboren und damit in etwa gleichaltrig – entstammte der siebten und letzten Ehe des verstorbenen Zaren Iwans und war von seiner Mutter in einem geheimen Kloster bei Uglitsch (etwa 200 km nördlich von Moskau) vor den Attentätern des Prätendenten Godunow in Sicherheit gebracht worden, wo er bis zu seiner Volljährigkeit behütet werden sollte. Ein Gerücht, das der breiten Masse des verarmten Volkes von den Oberen der russisch-orthodoxen Kirche wie das Versprechen auf die Wiederkehr des Erlösers eingepredigt wurde; und das geplagte Volk betete für das Heil und spendete eifrig für das Wohl des derart verklärten Dimitri.
Wie es Mönch Otrepjew tatsächlich gelang, zur überzeugenden Inkarnation des verheißungsvollen Dimitri aufzusteigen, wird sein Geheimnis bleiben. Nahe-liegend ist es, dass Otrepjew seine Rolle als Heilsbringer im Rahmen der Besuche von abgelegenen Klöstern mehr und mehr entwickeln und damit perfektionieren konnte; die ursprüngliche Berufung des braven Mönches wandelte sich mit der Zeit und mit jedem besuchten Kloster immer mehr in die Figur eines geheimnisvollen Wanderers, der die Mönchs-Robe trug, um seine wahre Identität und seine legitimen Ansprüche vor den Schergen des Thron-Räubers Godunow zu verbergen. Und angesichts der hoffnungs-frohen Volks-Massen in den verarmten Städten und den von Land-Flucht gezeichneten Dörfern, die die Ankunft des Zarewitsch als ein in Erfüllung gegangenes Wunder feierten, hätte es fern der Moskauer Metropolie kein Mönch gewagt, die von den Patriarchen seit Jahren verkündete Legende oder gar die Figur des herbeigebeteten Dimitris anzuzweifeln. Hingegen standen die Kirchen-Oberen damit vor einem ernsten Dilemma: Würden sie sich der stetig an Unterstützung gewinnenden Bewegung des wandelnden Dimitris entgegenstellen, müssten sie die sich dann aufdrängende Frage nach dem Verbleib des wahren Zarewitsch beantworten Der wahre Dimitri war bereits 1591 "plötzlich" verstorben.
Wie auch immer. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts stand Dimitri im Dienst des einflussreichen polnisch-litauischen Fürsten Michał Wiśniowiecki (keine Angaben), dem er sich in seiner neuen Rolle "offenbart" haben muss. Wiśniowiecki stellte den vermeintlichen Thron-Anwärter dem Woiwoden Jerzy Mniszech (1548–1613) vor, der als Militär-Statthalter des Herzogtums Sandomir ein enger Vertrauter des polnischen Königs war. Im März 1604 wurde der selbst erklärte Dimitri-Zarewitsch im Rahmen einer nichtöffentlichen Audienz von Sigismunds III. Wasa (1566-1632, König von Schweden und Wahl-König von Polen und Litauen; siehe dazu WIKIPEDIA) am Krakauer Hof empfangen. Möglich, dass der Anblick der respekt-einflößenden
Gardisten der polnischen Adels-Wache Mönch Dimitri in der Art beeindruckt hat, dass er bald darauf mit der
Werbung einer eigenen Leib-Garde begann, deren Mitglieder anfänglich unter den Bojaren-Familien rekrutiert wurden, die Godunow feindlich gesinnt waren. Mit diesen Unzufriedenen und einem Heer polnisch-litauischer Abenteurer kehrte er im Oktober 1604 nach Russland zurück. Der weitere Vormarsch über Lwiw, Schytomyr und Kiew wird mit einem Triumph-Zug verglichen; bis zum Jahres-Wechsel konnte Dimitri ohne nennenswerten Widerstand eine
befestigte Stadt nach der anderen gewinnen. In der Nähe von Sewsk (rund 520 km südwestlich von Moskau) traf Dimitri schließlich am 31. Januar 1605 auf die Truppen des Zaren, denen es gelang, den weiteren Vormarsch der alliierten Streit-Macht im Ergebnis eines mittleren
Scharmützels zu stoppen.
Geführt wurde das Heer des Zaren u.a. von dem französischen Abenteurer, Welten-Bummler und Söldner Jacques Margeret (1565–1619; siehe dazu WIKIPEDIA), der um 1600 auf Einladung des russischen Gesandten am Wiener Hof nach Moskau gereist war. Von Godunov mit dem Kommando einer
Reiter-Kompanie ausländischer
Söldner betraut, erhielt er für seine Verdienste bei der Niederschlagung zahlreicher Revolten und lokaler Aufstände während der Zeit der großen Hungersnot (1601-1603) den
Rang des Oberbefehlshabers der ausländischen Söldner, deren Einsatz wiederum ausschlaggebend bei der vorbeschriebenen Niederlage von Dmitris Gefolge bei Sewsk war. Nach dem "plötzlichen" Tod Godunows am 23. April wechselte Margeret samt seinen Söldnern auf die Seite Dmitris, der ihn im Mai 1605 zum Kommandeur seiner "Drabantyi"-Leibwache ernannte.
Godunovs Sohn und dessen Mutter wurden am 20. Juni ermordet. Am folgenden Tag marschierte Dimitri in Moskau ein und wurde am 21. Juli 1605 von dem von ihm eingesetzten Moskowiter Patriarchen Ignatij zum Zaren gekrönt.
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20. Juni 1605: Gesandte von Dmitri dem Heuchler töten den Sohn von Boris Godunov. Gemälde von Konstantin Jegorowitsch Makowski (1839–1915) in der Staatlichen Tretjakow-Galerie, Moskau. (Quelle: ► "Kunst-Katalog Russia")
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Neben einer ganzen Reihe von Reformen ging Zar Dimitri – nunmehr am Ziel seiner Träume und gleichsam wissend um die Vielzahl seiner Neider und Feinde – die Errichtung einer eigenen Leib-Wache an. Belegt sind drei Kompanien ausländischer Söldner zu jeweils einhundert Mann "… in prächtigen Uniformen", wobei die Leib-Kompanie von Jacques Margeret kommandiert wurde; die zweite und dritte Kompanie dem Kommando des Schotten Albert Lenton bzw. des Dänen Matvey Knutsen unterstanden. Über das Aussehen dieser ersten russischen Trabanten gibt es widersprüchliche Angaben. Einerseits liegt es nahe, dass die Truppe in Anlehnung an die königlich-polnische Hof-Garde Sigismunds III. uniformiert und nach Vorbild der russischen Strelizen bewaffnet worden war; andererseits ist es ebenfalls nachvollziehbar, dass die Einheit, in der wohl mehrheitlich
Hellebardiere aus den deutschen Klein-Staaten dienten, zur Herausstellung des Elite-Charakters auch die typischen mittel- und west-europäischen Trabanten-Trachten des frühen 17. Jahrhunderts trugen. Ob diese Einheiten auch an Kampf-Handlungen zur Abwehr der Krim-Tataren beteiligt gewesen waren, ist fraglich; belegt ist jedoch, dass der "… französische und der deutsche (dänische?), der schottische und sogar der polnische Obrist" einem aus mehreren Bojaren und den Gouverneuren und Kommandanten der einzelnen Abteilungen der
Miliz-Armee gebildeten Militär-Rat angehörten.
Unter besseren Umständen hätte der im Volk beliebte Dimitri vielleicht die von ihm begonnenen Reformen zum Erfolg führen können. Naiv war jedoch Otrepjews Glaube, dass die Kirchen-Oberen und die russischen Bojaren einen Zaren des Volkes auf dem russischen Kaiser-Thron dulden würden. Verhängnisvoll entwickelte sich letztendlich Otrepjews Heirat mit der polnischen Prinzessin Marina Mniszech (Tochter des o.g. Woiwoden, 1588-1614; siehe dazu WIKIPEDIA), stand doch zu befürchten, dass im Ergebnis dieser Ehe bald ein polnisch-katholischer Zarewitsch das Reich regieren würde. Der pompöse Einzug der polnischen Hochzeits-Gesellschaft am 8. Mai 1606 -, die damit offensichtliche Allianz Otrepjews mit dem König von Polen und Litauen und den polnischen Magnaten -; die polnischen
Soldaten auf den Straßen Moskaus -, Dimitris in den katholischen und lutherischen Landen geworbenen deutschen Söldner -, die verschwenderisch ausgetragenen Hochzeits-Feierlichkeiten -, die aufkommenden Zweifel an der Glaubens-Zugehörigkeit des Braut-Paares -, aber auch gezielt gestreute Gerüchte einer Eingliederung des Moskauer Reiches in den Einfluss-Bereich der römisch-katholischen Kirche irritierten die Bevölkerung zunehmend.
Der Überlieferung nach wurde der falsche Dimitri aus der Gruppe der mit ihm verbündeten Bojaren ermordet: Nach einem
Dolch-Stoß floh er vor den
Säbel-Hieben seiner Vertrauten durch den Palast, sprang aus einem Fenster und wurde wohl solange von einer Schar ergebener Strelizen verteidigt, bis die Verschwörer damit drohten, die nahe gelegene Siedlung der Strelizen in Brand setzen und die dort lebenden Frauen und Kinder töten zu lassen. Kurz darauf starb Dimitri im Kugel-Hagel; sein Leichnam wurde durch Hiebe der Säbel und Bardichen verstümmelt und entstellt und schließlich an ein Pferd gebunden, das ihn durch die Straßen schleifte. Herkmanns Schilderungen aus dem Jahr 1625 enden wie folgt: "Das Gebrüll der aufgehetzten Menge, die herzzerreißenden Schreie der Trauzeugin, das Todesröcheln des polnischen Adels und der deutschen Hellebardiere, die unter den Äxten und Säbeln der brutalisierten Rebellen starben, waren noch in meinen Ohren…"
Die überlebenden Trabanten wurden entlassen, Dimitris Soldaten in entfernt gelegenen Grenz-Städte garnisoniert, und sein Braut wurde für rund zwei Jahre in der Festung Jaroslawl interniert.

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1608 bis 1608: Marina Mniszech und ihr Vater Jerzy in der Internierung zu Jaroslawl (im Hintergrund einige Wachen; den vorangestellten Darstellungen Solnzews sehr ähnlich). Gemälde von ► Michail Konstantinowitsch Klodt (1832-1902) in der Kunstgalerie Wologda - Geschichtlich-architektonisches und kunstgeschichtliches Museumsreservat. (Quelle: ► "R-univers" Online-Projekt zur russischen Geschichte)
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Russland (2. Teil)
Eine aus dem Jahr 1710 datierte Rechnung im Archiv der russischen Armee über die Lieferung von 66 kompletten
Monturen "Drabantskyi" an den Allererlauchtigsten Fürsten Alexander Danilowitsch Menschikow (1673-1729, Generalissimus und ab 1709 Feldmarschall der russischen Armee; siehe dazu WIKIPEDIA) lässt darauf schließen, dass die Trabanten-Garde des – mit über zwei Metern Größe wahrlich - "großen" Zaren Peter I. (Pjotr Alexejewitsch Romanow, 1672-1725; siehe dazu WIKIPEDIA) bereits vor dem Jahr 1712 bestanden haben muss; die Errichtung somit nicht erst anlässlich der Hochzeit des Zaren mit Marta Helena Skowrońska (1684-1727; besser bekannt als spätere Kaiserin Katharina I. von Russland; siehe dazu WIKIPEDIA) am 1. März 1712 erfolgte. Unterstützung findet diese These in den Protokollen der Empfänge des polnischen und persischen Botschafters aus den Jahren 1711 und 1712, in denen jeweils die Stellung einer Ehren-Garde von zwölf Trabanten in "prächtigen"
(Gala-) Uniformen ohne weitere Beschreibung Erwähnung finden. Da Zar Peter jedoch in all seinen Reformen, Aktivitäten und Gestaltungen – ob nun in Recht und Verwaltung, Architektur und Mode, Heer und Marine – bestrebt war, sich nach Möglichkeit an den aktuellsten Entwicklungen in den westeuropäischen Länder zu orientieren, ist davon auszugehen, dass auch diese Einheit nach den zwischen 1701 und 1706 veranlassten Reformen und damit nach europäischen Vorbild eingekleidet wurde.
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27. Juni 1709: Peter der Große in der Schlacht bei Poltawa. Illustraton von Sergey Letin in seinem Werk »Российская императорская гвардия « (Die russische kaiserliche Garde - Nach originalen Uniformen und Waffen aus den Sammlungen der Eremitage und des Artillerie-Museums, beide in Sankt Petersburg, sowie des Staatlichen Historischen Museums in Moskau); Selbst-Verlag 2005. (Quelle: ► Pinterest) | St.Petersburg 1724: Leibgarde-Kavalleri.e ♦ 1. Gardist zu Pferd ♦ 2. Major ♦ 3. Fürst Menschikow Illustration von David Rickman aus »Peter the Great's Army«; ► Men at Arms 264; Osprey Publishing. (Quelle: eigene Sammlung)
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Seit der Schlacht von Narva (30. November 1700; siehe dazu WIKIPEDIA), in deren Ergebnis die gut verschanzte, mindestens 35.000 Mann starke russische Armee von etwa 10.500 Schweden vernichtend geschlagen worden war, galt der welt-offene, als beherrscht und ausgewogen charakterisierte Zar Peter als Bewunderer seines Feindes, des jungen schwedischen Königs Karl XII. (1682-1718; siehe dazu WIKIPEDIA). Naheliegend, dass dieser Respekt auch den Trabanten der schwedischen Garde galt, die Leib und Leben ihres jungen Königs auch im Feld unter Einsatz des eigenen Lebens verteidigten. Geht man von der Zahl der 1709 gelieferten Uniformen aus und berücksichtigt man den Fakt, dass die schwedische Leib-Eskadron am 18. September 1700 in zwölf
Korporalschaften zu je zwölf
Gardisten und einem
Korporal umstrukturiert worden war, ergibt sich für die russische Kompanie Leib-Trabanten eine Gliederung von sechs Korporal- (bzw. der in Russland üblichen Zehner-) Schaften, jeweils kommandiert von einem
Unteroffizier; in Summa 66 Mann. Kapitän der Truppe war auch hier der König selbst. Ob diese "Petrovsky Drabantyi" jedoch gleich den schwedischen Trabanten auch im Feld zum Einsatz kamen, als
Eskorte dienten bzw. die Zelt-Wache des Königs stellten oder lediglich zeremonielle Dienste leisteten, ist ebenso unklar wie der weitere Verbleib der Truppe. Sehr wahrscheinlich bestand die Leib-Garde jedoch über den Tod Peters I. hinaus, denn belegt ist, dass zur Krönung von Katharina I. zur Kaiserin am 30. März 1724 eine Trabanten-Garde auf schwarzen Pferden paradierte, die aus jungen
Offizieren namhafter russischer Adels-Familien gebildet worden war (3 Offiziere, 60 Gefreite, 1 Wachtmeister, 3 Unteroffiziere, 1 Pauker und 2 Trompeter; zusammen 71 Mann). Die Trabanten trugen über roten Westen grüne Röcke mit roten Kragen und Aufschlägen, darüber Supra-Westen mit dem Stern des Heiligen Andreas vorn, den doppel-köpfigen Kaiser-Adler auf der Rückseite, beides in aufwendiger Goldfäden-Stickerei gefertigt. Dazu Hut mit weißer Straußenfeder-Borte und fahl-ledernen Hosen. Beide Trompeten und die Pauke der drei Musiker aus Silber. Katharina führte den Titel eines
Kapitäns; Generale besetzten die Offiziers-Stellen; Offiziere stellten die Mannschaft. Obwohl die als "Chevalier-Garde" bezeichnete Einheit im Jahr 1631 wieder aufgelöst wurde, ging der 30. März 1724 als offizielles Gründungs-Datum in die Geschichte des im Jahr 1800 errichteten Regiments.
Kaiserin Elizabeth (1709-1761; siehe dazu WIKIPEDIA) verfügte offiziell zwar über keine Leib-Garde, hingegen ist aber bekannt, dass Offiziere der ihr ergebenen Garde-Regimenter zu Hof-Festlichkeiten und zeremoniellen Anlässen eine Ehren-Garde in den Uniformen der Trabanten Peters I. stellten.
Unter dieser Offiziers-Elite gewann die mit dem als infantil beschriebenen Zarewitsch Peter (1728- 1762; siehe dazu WIKIPEDIA) verheiratete Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst (1729-1796, zu Ehren der Mutter der Kaiserin bald Jekaterina Alexejewna genannt, als Katharina II. ab 1762 Kaiserin von Russland; siehe dazu WIKIPEDIA) eine Vielzahl Bewunderer, Freunde und Vertraute und bald auch eine ganze Reihe geheimer Verschwörer, mit deren Unterstützung ein halbes Jahr nach dem Tod Elizabeths der Staatsstreich vom 9. Juli 1762 gelang.
Peter III. wurde unter Arrest gestellt, dann zur Abdankung gezwungen und starb kurz darauf "plötzlich" unter ungeklärten Umständen.
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5. Januar 1762: Tod der Kaiserin Elisabeth - Katharina II. am Sarg der Kaiserin (rechts ein Trabant der Chevalier-Garde). Gemälde von Nikolai Nikolajewitsch Ge (1831-1894) in der Staatlichen Tretjakow-Galerie, Moskau. (Quelle: ► WIKIPEDIA)
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Nach ihrer Regierungs-Übernahme formierte Katharina aus dem Kreis der von ihr besonders "protegierten" jungen Garde-Offiziere eine eigene Leib-Garde von 60
Gefreiten, die – ausstaffiert mit operettenartig geschmückten Uniformen und als "Chevalier-Korps" bezeichnet – anlässlich ihrer Krönung zur Kaiserin am 3. Oktober 1762 die Ehren-Eskorte zur Himmelfahrtskathedrale des Moskauer Kremls stellten. Der Quelle nach ließ die Kaiserin in ihrer Petersburger Residenz unabhängig von der offiziellen Wach-Stube ein spezielles Kabinett einrichten, das in direkter Nähe ihrer Gemächer gelegen war, als "Chevalier-Wach-Kammer" bezeichnet wurde und dem aktuell zum Bereitschafts-Dienst gekürten Offizier als Unterkunft diente. Die "Leib"-Garde wurde sechs Wochen nach dem Tod der fidelen Kaiserin von ihrem Sohn, Paul I. (1754- 1801; siehe dazu WIKIPEDIA), aufgelöst.
Infolge der zunehmenden Zahl von Mord-Drohungen und versuchten Attentaten gegen Kaiser Paul, die von Mitgliedern des Staatsrats -, von Angehörigen des oberen und niederen Adels -, selbst von Vertretern der Kirche ausgingen und ihre Auslöser in den zwischen 1796 und 1798 verfügten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Reformen finden, ließ der Kaiser zur Sicherheit seiner Familie und seiner Person in Petersburg nicht nur das festungs-artige Schloss Michaelisburg erbauen (siehe dazu WIKIPEDIA), sondern formierte aus ausgesuchten Angehörigen sämtlicher Garde-Regimenter im Jahr 1799 auch ein neues "Chevalier-Gardekorps", das Ende des Jahres drei Kompanien mit insgesamt 189 Mann umfasste und innerhalb des Schloss-Neubaus einquartiert wurde. Aus weiteren Abgaben der
Garde- und Linien-Kavallerie wurde am 11. Januar 1800 schließlich das Regiment
"Chevalier-Garde" formiert, das den ersten Rang unter den Kürassier-Regimentern der Garde zugesprochen bekam.
Das weiße Kreuz mit den acht Spitzen der Malteser, das die wieder als Trabanten bezeichneten Gardisten zur Gala auf ihren roten Supra-Westen zeigten, findet darin Begründung, dass Paul im Jahr 1798 den aus Frankreich vor der Revolution geflohenen römisch-katholischen Malteser-Ordens-Rittern in Russland Asyl gewährt hat und diese den Zaren darauf aus Dankbarkeit zum neuen Großmeister erklärt haben (was ihm den nunmehr offen verkündeten Hass der orthodoxen Kirche eingehandelt hat). Letztendlich konnten jedoch weder Burg-Schloss noch Leib-Garde die Verschwörer aufhalten: Kaiser Paul I. wurde am 23. März 1801 in seinem Arbeits-Zimmer ermordet.

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Uniformen der Trabanten- bzw. des Regiments Chevalier-Garde von 1724 bis 1870 v.l.n.r.: ♦ 1 - Gardist um 1724 ♦ 2 - Gardist um 1772 ♦ 3 - Gardist in Supra-Weste 1779 ♦ 4 - Offizier in Hof-Gala 1841 ♦ 5 - Gefreiter in Parade-Uniform 1870 Illustration von Robert I. Malanichev in der ► »Большая российская энциклопедия« (Große russische Encyklopädie)
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... siehe dazu ausführlich WIKITEKA (russisch)
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Sachsen
Auch die Archive zur sächsischen Militär-Geschichte (siehe dazu Hauptstaatsarchiv Dresden) geben für das 15. und 16. Jahrhundert bzgl. kurfürstlich-königlicher Trabanten-Garde(n) nur fragment-artige Informationen. Eine erhaltene Bitt-Schrift des Markgrafen Friedrich des Jüngeren zu Brandenburg (1422 oder 1424-1463; siehe dazu WIKIPEDIA) lässt zwar darauf schließen, dass der sächsische Kurfürst Friedrich II. von Sachsen (1412-1464; siehe dazu WIKIPEDIA) zu Beginn des Jahres 1458 über eine Hausmacht von mindestens 200 Trabanten verfügt haben muss, doch geht aus weiteren Schrift-Wechseln ab 1460 hervor, dass auch die Wettiner wiederholt bei verwandten, befreundeten und benachbarten Potentaten um die Überlassung von rüstigen Männern; Mannschaft mit
Rüstung oder Fuß-Knechten (samt Harnisch),
"Reisigen" bzw. Trabanten angefragt haben. Mit schriftlicher Order vom 15. März 1453 befahl der Kurfürst bspw. sämtlichen Trabanten einem "Hauptmann Kaspar von Rechenberg Gehorsam zu leisten". Ein Jahrhundert später listet ein Verzeichnis des Geheimen Kriegsratskollegiums zur Landes-Defension im Jahr 1552 sämtliche Ritterschaft in Sachsen, in Meißen und Thüringen mit Pferden, Heerwagen und Trabanten auf. Unter Kurfürst Christian I. (1560–1591; siehe dazu WIKIPEDIA) wird die Stärke einer "Leibguardie zu Fuß" mit 75 Trabanten angegeben.
Im Jahr 1536 konvertierte Kurfürst Heinrich (1473-1541, genannt "der Fromme"; siehe dazu WIKIPEDIA) zum protestantischen Glauben. Wahrscheinlich unter dem Eindruck zunehmender Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken im Reich als auch als Landesherr des mächtigsten protestantischen Territoriums errichtete Kurfürst Johann Georg I. (1585-1656; siehe dazu WIKIPEDIA) im Jahr 1620 eine "Hoffahne" (zu Fuß und Pferd). Kurfürst Johann Georg II. (1613-1680; siehe dazu WIKIPEDIA), der auch in militärischen Belangen dem französischen König Ludwig XIV. (1638-1715, besser bekannt als "Sonnenkönig"; siehe dazu WIKIPEDIA) nachzuglänzen suchte, warb gleich zu Beginn seiner Regierung zur Verstärkung seiner Trabanten-Leibgarde im Juli 1656 die ersten zwanzig Schweizer, die zum Jahres-Ende mit 128 Hellebardieren eine eigene Kompanie "Schweizer Garde" stellten und 1661 um eine weitere Kompanie
Musketiere ergänzt wurden (siehe dazu WIKIPEDIA). Infolge der immensen Schulden, die Johann Georg III. (1647-1691; siehe dazu WIKIPEDIA) von seinem Vater geerbt hatte, wurden die Schweizer bald nach Regierungs-Antritt des neuen Kurfürsten im Jahr 1680 wieder aufgelöst. Die Rangliste von 1682 gibt für die verbliebene "Trabanten-Leibgarde zu Roß" 172 Pferde an; die "Leibgarde der Fuß-Trabanten" zählt 65 Gardisten.
Nach einer Reihe von Umstrukturierungen und Umbenennungen wurde die ab 1682 (andere Quellen nennen 1686) offiziell als "Garde-Trabanten zu Ross" -, 1699 "Leib-Garde zu Ross" bezeichnete Truppe im Jahr 1701 (einige Quellen nennen 1699, andere 1704) schließlich von Kurfürst Friedrich August I. (1670-1733, besser bekannt als "der Starke"; siehe dazu WIKIPEDIA) zur elitären sächsischen "Garde du Corps" erhoben.
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Offizier und Reiter der "Leib-Garde zu Ross" um 1699. | Mannschaften, Rittmeister und Trompeter der "Garde du Corps" um 1810. |
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Mit einer Stärke von 120 Offizieren und Gardisten wurde im Jahr 1699 auch die "Schweizer Garde" wiedererrichtet; tatsächlich können anfänglich jedoch nur die Offiziers-Stellen mit Schweizern besetzt werden; Unteroffiziere und Mannschaften werden anfänglich ausschließlich durch sächsische Gardisten gestellt.
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Schweizer Garde um 1790. (Quelle: Pragmatische Geschichte der Saechsischen Truppen, ein Taschenbuch für Soldaten; Verlag Johann Ambros Barth, Leipzig, 1792) |
Infolge der Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig -, der Arrestierung des sächsischen Königs Friedrich August I. (1750-1827; siehe dazu WIKIPEDIA) und der Besetzung der Dresdener Residenz durch russische Truppen wurden die Trabanten vom russischen General-Gouverneur Nikolai G. Repnin-Wolkonski (1778-1845) im Jahr 1814 - endgültig durch den König im Jahr 1815 - aufgelöst.
... mehr zum Thema: ... Leibgarde zu Fuß (Sachsen)
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 16. November 1632: Gustav II. Adolf wird nach der Schlacht bei Lützen tot aufgefunden. Gemälde von Johann Wilhelm Carl Wahlbom (1810-1858). (Quelle: ► Online-Sammlung "DigitaltMuseum" - Schwedisches Nationalmuseum; Stockholm)
 »Gebet vor der Schlacht« Unter den Kürassen der hier dargestellten Kavalleristen sind die gelb-ledernen Koller - hier mit aufgeschlagenen Schößen - gut zu erkennen. Ob das Gemälde das "Gula regementet" zeigt, ist fraglich; die gesamte schwedische Kavallerie trug im Nordischen Krieg Monturen vom Modell 1695. Die blauen Röcke mit den typisch gelben Aufschlägen und Rabatten dürften im Feld wohl geschont worden sein, womit Unterscheidungen schwer möglich sind. Gemälde von Gustaf Olof Cederströms (1845-1933) (Quelle: ► WIKIPEDIA)
 »Шведы при Нарвеt« 30. November 1700: Schlacht bei Narva (heute Estland). Infolge der Invasion sächsisch-polnischer Truppen in das schwedische Livland im Februar 1700 und der im September begonnenen Belagerung von Narva durch russische Truppen begann mit der Landung der von Karl XII. geführten schwedischen Armee der Große Nordische Krieg. Gemälde von Mikhail Y. Shankov (*1962) (Quelle: ► Online-Präzenz von Mikhail Shankov auf Facebook)
 »Angreifende Karoliner« 13. Februar 1706: Schlacht von Fraustadt (heute Wschowa, Polen). Ein schwedisches Armee-Korps unter Carl Gustaf Rehnskiöld (1651-1722) besiegt die sächsisch-russische Armee unter General Johann Matthias von der Schulenburg (1661-1747). Gemälde von Marc Grieves (*1960) (Quelle: ► Online-Galerie von Marc Grieves)
 »Karls XII. letzte Reise« Dezember 1718: Gardisten geleiten den Leichnam des am 11. Dezember 1718 in Finnland tödlich verwundeten Königs nach Schweden. Gemälde von Gustaf Olof Cederströms (1845-1933) (Quelle: ► Online-Sammlung "DigitaltMuseum" - Schwedisches Nationalmuseum; Stockholm)
 Petter Ljung - Offizier im Drabanten-Korps Seiner Königlichen Majestät Karls XII. in Zeremonial-Tracht. Gemälde um 1704 in der ► Kirche von Spånga (Bezirk Spånga-Tensta, Stockholm). (Quelle: ► Online-Projekt »livinghistory« [dänisch])
 Waffen der "Drabanter" (Montage) Von oben nach unten: ♦ Partisane, 1649 ♦ Partisane um 1650 ♦ Radschloss-Pistolen, 1655 ♦ Radschloss-Karabiner, 1680 ♦ Drabanten-Degen, 1693 ♦ Offiziers-Degen, 1693 ♦ Karabiner M/1699 ♦ Kürass um 1720 ♦ Partisane um 1790 ♦ Kürass für Offiziere um 1800 ♦ Offiziers-Ring-Kragen, 1695 (Quellen: ► Online-Sammlung "DigitaltMuseum" - Schwedisches Nationalmuseum; Stockholm ► Online-Sammlung "Statens historiska museers" [Staatliche Historischen Museen])
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Schweden
Die Geschichte der schwedischen Trabanten kann bis zu Gustav Vasa (1496-1560; siehe dazu WIKIPEDIA) zurückverfolgt werden: Im Kampf gegen die dänische Vorherrschaft stand der aus dem schwedischen Adels-Stamm der Vasa stammende Gustav Eriksson im Jahr 1618 als
Fähnrich an der Seite des schwedischen Reichsverwesers Sten Stures (1493-1520; siehe dazu WIKIPEDIA). Als Aufständischer und Rebell vom dänischen König Christian II. (1481-1559; siehe dazu WIKIPEDIA) gefangen, entkommen und nach abenteuerlicher Reise in seine Heimat Dalekarlien (die heutige Provinz Dalarnas län) zurückgekehrt, sammelte der Geächtete am 14. Januar 1521 eine Schar von anfänglich 16 Kriegern, mit denen er erneut den Krieg gegen die dänischen Besatzer aufnahm.
In diesem Trupp begründet sich die Geschichte des heute unter der Bezeichnung
"Livgardet" (Leib-Garde) existierenden schwedischen Korps.
Zu seiner Wahl zum schwedischen König am 6. Juni 1523 wurde Gustav Vasa bereits von 64 Leib-Wachen eskortiert, die wohl sämtlich dem schwedischen Adel angehörten und hier erstmals als "Drabanten" bezeichnet wurden. Aufgrund der noch immer währenden Gefahr eines Angriffs der Dänen erhöhte der König die Stärke seiner Leib- und Stadt-Wachen in der Residenz Stockholm auf 800 Mann; eine nicht nur für die damalige Zeit außerordentlich hohe Zahl von besoldeten Kriegern, sondern auch für eine Stadt, die zu dieser Zeit etwa 3.000 Einwohner hatte. Ab dem Jahr 1527 marschierten dann die Fuß-Knechte des "Stockholmsfänikan", auch "Första fänikan" oder "Gårdsfänikan" genannt, wohl ein
"Fähnlein" von etwa vier- bis fünfhundert Soldaten, zusammen mit den Trabanten der "Drabanterna" auf dem Platz vor dem Residenz-Schloss auf und eröffneten hier die noch heute währende Tradition der "Hans Nådis Neumarkt fotgångare" (Seiner Gnaden eigene Wach-Ablösung der Fuß-Soldaten). Die aus diesem Jahr erhaltene und damit älteste Stamm-Liste der Einheit nennt neben 8 Musikern die Namen von 23 Rittern, die als persönliche Leib-Wächter des Königs dienten. Davon stammen 15 aus deutschen Adels-Häusern.
Den Sturz und die Gefangennahme des Königs Erik XIV. (1533-1577; siehe dazu WIKIPEDIA) am 29. Oktober 1568 konnten die zusammengefasst als "Livgardesbrigaden" bezeichneten Leib- und Stadt-Wachen nicht verhindern; die Truppe, die unter dem nachfolgenden König Johann III. (1533-1577; siehe dazu WIKIPEDIA) 78 Trabanten zählte und dem Befehl eines "Drabanthöfvitsman" oder "Drabanthopman" (Hauptmann der Trabanten) unterstand, wurde in dem ab 1577 ausbrechenden und bis 1611 dauernden Parteien- und Religions-Krieg am schwedischen Hof verwickelt und hatte in den bald blutig ausgetragenen Macht-Kampf zwischen König Sigismund III. Wasa (1566-1632; siehe dazu WIKIPEDIA) und Herzog Karl (1550-1611; Onkel des Königs, ab 1595 Reichsverweser und nach der Absetzung seines Neffen als Karl IX. König von Schweden; siehe dazu WIKIPEDIA) zahlreiche Verluste, wurde aber ab 1605 mit "... 120 Drabanter von der Tafel des Königs bewirtet". Erst Gustav II. Adolf (1594-1632; siehe dazu WIKIPEDIA) gelang es, das politisch und religiös, wirtschaftlich und finanziell zerrüttete Reich schrittweise zu einigen, zu stabilisieren und bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648; siehe dazu WIKIPEDIA) zu einer beachtenswerten Macht unter den Ostsee-Anrainern zu entwickeln.
Anfang des 17. Jahrhunderts zählte die nach und nach verstärkte Königs-Garde rund 200 Mann. Als Bedingungen für eine Aufnahme wurden neben der protestantischen Konfession und hervorragenden Reit-, Fecht- und Schieß-Künsten auch Lesen und Schreiben verlangt; Voraussetzungen, die somit auch Bürgerlichen den Eintritt in das Korps ermöglichten, das nach der Thron-Besteigung im Jahr 1611 zur Kompanie "Kunglig Majestäts Drabanter" (Seiner Königlichen Majestät Trabanten) erhoben wurde. Durch die Anwerbung deutscher
Söldner protestantischer Konfession wurde die Eskadron 1613 zum "Konungens liv-och hovregemente" (Königliches Leib- und Hof-Regiment) verstärkt, das als Kern-Truppe des schwedischen Heeres 1630 in Pommern an Land ging. In dieser – nach der stroh-gelben Farbe der ledernen
Koller volkstümlich auch als "Gula regementet" (Gelbes Regiment) bezeichneten – Einheit, bildeten schwedische und deutsche Trabanten die beiden ersten (Leib-) Kompanien, deren Leib-Trabanten ihren jungen und geradezu draufgängerischen König am 16. November 1632 in die Schlacht von Lützen folgten (siehe dazu WIKIPEDIA). Die letzten sechzig Trabanten, die die Schlacht überlebt hatten, eskortierten den Leichnam des Königs zurück nach Schweden.
Unter Königin Kristina (1626-1689; siehe dazu WIKIPEDIA) wurden erwiesene Tapferkeit und Loyalität über nationale oder soziale Herkunft gestellt. Bevorzugt wurden jüngere
Offiziere, die über mehrere Jahre in der Armee gedient und sich dort ausgezeichnet hatten. Neben gebürtigen Schweden standen Ende des 17. Jahrhunderts Finnen, Balten und Deutsche bei den Drabanten; auch Schotten und Iren dienten in der hochwertigen Kampf-Einheit, die 1644 wieder Regiments-Stärke erreicht hatte und 1645 mit einem Stab von 148 Offizieren dem Kommando des wohl äußerst charismatischen Obristen Magnus Gabriel De la Gardie (1622-1686; siehe dazu WIKIPEDIA) unterstellt wurde. Die verdienstvollsten Gardisten der 1649 als "Kungliga Majestäts garde och livregemente" (Seiner Königlichen Majestät Garde und Leibregiment) betitelten Einheit versammelte die Königin in einer "Compagnie de Guardia", die bis zu ihrer Abdankung als persönliche Leib- und Palast-Wache diente.
Im Ergebnis der von König Karl X. Gustav (1622-1660; siehe dazu WIKIPEDIA) nach dem Ende des Zweiten Nordischen Krieges (1655-1661; siehe dazu WIKIPEDIA) durchgeführten Reformen wurde das Garde- und Leib-Regiment wieder verkleinert und zu einem Korps umstrukturiert, das sowohl aus
Infanterie als auch aus
Kavallerie bestand, wobei zehn Kompanien der Infanterie mit insgesamt rund 750 Mann in Riga -, vier Kompanien mit etwa 250 Mann bei Stettin und die Leib-Kompanien mit insgesamt 188 Mann in der Residenz-Stadt Stockholm garnisoniert wurden und hier als Leib-Wache zu Fuß den Schutz der Schloss-Burg "Tre Kronor" übernahmen (die Gesamt-Stärke des Regiments wird mit 1.173 Mann angegeben). Die wohl 1655 in Pommern zu drei Kompanien mit je 150 bis 180 Mann formierte "Kunglig Majestät Drabante Garde" erhielt den Titel "Kunglig Majestäts Guarde de Corps till häst"; zwei der drei Kompanien wurden um 1665 aufgelöst. Die "Kungliga Majestäts livkompani till häst" (Seiner Königlichen Majestät Leib-Kompanie zu Pferd) wurde mit der Residenz-Garde unter der Bezeichnung "Kungliga Majestäts livgarde till häst och fot" (Seiner Königlichen Majestät Leib-Garde zu Pferd und zu Fuß) zusammengelegt, die schließlich 163 Mann zählte, von denen 43 Trabanten waren.
Ab dem Jahr 1675 – und damit unter König Karl XI. (1655-1697; siehe dazu WIKIPEDIA) – bewährte sich die bald wieder verstärkte Garde-Elite im Schonischen Krieg (1674–1679; siehe dazu WIKIPEDIA), wobei die Trabanten der Fuß-Garde wahrscheinlich gleich
Dragonern als schnell bewegliche Infanterie zu Pferd zum Einsatz kamen und ihren König in der Schlacht ebenfalls abzuschirmen und zu schützen hatten. Diesem Beispiel folgend sammelte Karl XII. (1682-1718; siehe dazu WIKIPEDIA) aus allen Kavallerie-Regimentern ausgezeichnete Reiter heraus, die eine eigene
Elite-Formation mit 4 Offizieren, 8 Unteroffizieren und 198 Gemeinen in sechs Korporalschaften bildeten (vier in Arboga, zwei in Köping). Offiziere und Mannschaften wurden nach kurzer Anwartschaft im jeweiligen
Rang drei
Dienst-Grade über die entsprechenden Ränge der Armee erhoben (womit ein Trabant im Rang eines
"Constapels" (Wachtmeister bzw. Unteroffiziers) einem
Major -; ein
Garde-Leutnant wiederum einem
Oberst der Armee gleichgesetzt war und in diesen Rängen auch Kommando-Stellen bspw. im ebenfalls der Garde zugehörigen Leib-Regiment zu Pferd oder im Leib-Dragoner-Regiment besetzen konnten und dem entsprechend auch dreifach höher besoldet wurden). Chef dieser zwischen 1695 und 1699 nach Vorbild der europäischen "Gardes du Corps" errichteten und ab 1700 in der nahe Stockholm gebauten Kaserne "Östra och Västra boställshuset" einquartierten Eskadron "Kunglig Majestäts drabanter" war der König selbst; Kommandeur im Rang eines
Kapitän-Leutnants war der
General-Major -, 1704 zum
General-Leutnant beförderte Diplomat, Staatsmann und spätere schwedische Kanzlei-Präsident (der erste Premier-Minister) Arvid Bernhard Horn (1664-1742; siehe dazu WIKIPEDIA). Mit dem Dienst-Antritt der Truppe am 1. Januar 1700 erhielten die 42 Hof-Trabanten der alten Schloss-Wache ihren Abschied; nach einem neu geregelten Wach-Plan stellte nun täglich eine der sechs Korporalschaften die Leib-Wache des Königs. Am 18. September 1700 wurde die Eskadron in zwölf Korporalschaften zu je zwölf Gardisten und einem Korporal umgegliedert; jede Kompanie damit sechs Korporalschaften.
Im kurz darauf beginnenden Großen Nordischen Krieg (1700-1721; siehe dazu WIKIPEDIA) zeigte sich insbesondere für die an mehreren Schauplätzen bedrohten Schweden die Notwendigkeit, Truppen möglichst zügig verlegen bzw. zusammenziehen zu können, womit die Kavallerie zur bevorzugten Truppen-Gattung entwickelt wurde. Die in den ersten Scharmützeln gesammelten Eindrücke, in denen auch die schwedische Kavallerie der allgemein üblichen Taktik der sog.
"Caracolla" folgte, formten den jungen König zu einem Verfechter der konzentriert ausgeführten Attacke mit der blanken Waffe. Als erste Einheit der schwedischen Reiterei kamen die Trabanten als schwere Schlachten-Kavallerie zum Einsatz, denen zur besseren Beweglichkeit erst die Abgabe der
Karabiner und im Jahr 1702 dann auch ihrer
Kürasse verordnet wurde. Trotz dieser und weiterer Reformen erlitten die Schweden in der Schlacht bei Poltawa am 8. Juli 1709 (siehe dazu WIKIPEDIA) eine katastrophale Niederlage, in deren Ergebnis auch große Teile der inzwischen 24 Kompanien umfassenden Garde samt ihrem Obristen Carl Magnus Posse (1660-1715) in russische Kriegs-Gefangenschaft gerieten und die verbliebenen Reste der schwedischen Armee sich immer weiter nach Süden zurückziehen mussten. Der König selbst sah sich gezwungen, mit nur wenigen Trabanten bis in das Osmanische Reich zu fliehen, wo er als Feind des russischen Zaren bis zum Februar 1713 im Lager von Bender (heute Republik Moldawien) Asyl fand und den Schutz des Sultans genoss.
"Wenn wenigstens neun Leute aus meiner Truppe bei mir sind, wird mich keine Gewalt daran hindern, dorthin zu gelangen, wohin ich will!", lobte der König seine "Kunglig Majestäts Drabanter och Livskvadron" nach seiner Rückkehr aus dem Großen Nordischen Krieg im Jahr 1715 stolz; die Truppe selbst - inzwischen auf 360 Gemeine und damit wahrscheinlich auf vier Kompanien verstärkt - kehrte erst nach dem Tod des Königs im Jahr 1718 aus dem Norwegen-Feldzug nach Schweden zurück.
1722 gliederte sich das "Kunglig Majestäts Lif Drabant Corps" wieder in eine Eskadron zu zwei Kompanien, jede zu drei Korporalschaften von nunmehr jeweils 25 bis 30 Trabanten (was mehr auf drei Züge schließen lässt). 1756 vereitelte die Garde einen Staatsstreich von Angehörigen der Hof-Partei gegen eine Reihe von namhaften und einflussreichen Mitgliedern des vom schwedischen Hoch-Adel gestellten Reichs-Rates (siehe dazu WIKIPEDIA), die vorgeblich die Abgeordneten der Landes- und Städte-Fraktion gegen den nur wenig populären König Adolf Friedrich (1710- 1771; siehe dazu WIKIPEDIA) aufzuwiegeln suchten. Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte die von Königin Luise Ulrike (1720-1782; siehe dazu WIKIPEDIA) zu Gunsten ihres Mannes angeführte Verschwörung im Erfolgs-Fall zum Ausbruch eines verheerenden Bürger-Krieges geführt, womit die Garde mit ihrem Eingreifen zumindest ihre Loyalität dem Reich gegenüber bewiesen hat. 1772 wendete die Garde einen weiteren Staatsstreich ab, der nunmehr von Mitgliedern des schwedischen Hoch-Adels im Reichs-Rat gegen König Gustav III. (1746-1792; siehe dazu WIKIPEDIA) vorbereitet worden war. Die adligen Reichs-Räte, die mehr und mehr um den Verlust gewohnter Einfluss-Nahmen und so gewonnener Privilegien fürchteten, wurden sämtlich arretiert, der Reichs-Rat bekam nur noch beratende Funktion, und Gustav bestimmte mittels der bald darauf verfügten Anordnungen für sich und nachfolgende Monarchen u.a. das alleinige Recht zur Besetzung der Staats-Ämter und zur Erhebung in den Adels-Stand (wobei inzwischen eine Reihe von Dokumenten aus der Hand des Königs ausgemacht wurden, die nahe legen, dass König Gustav persönlich die Verschwörung gegen seine Person initiiert hat, um sich einer Vielzahl seiner Widersacher zu entledigen und durch die Beschränkung der Adels-Vorrechte die Monarchie wieder zu stärken – die Arretierung sämtlicher Mitglieder des Reichs-Rates bzw. des Adels wird heute offiziell als Königs-Putsch bezeichnet; die Garde erinnert seitdem jährlich an den "Stolzesten Tag" ihres Bestehens). Und um die am 31. Mai 1780 in ein Bataillon zu vier Kompanien (Svea, Göta, Vendes und Finska) vergrößerte Leib- Garde noch enger an die Person des Königs zu binden, erließ Gustav 1781 die Order, dass der jeweils amtierende Regent von nun an auch das Ober-Kommando über die Truppe inne hatte; eine Verfügung, der er umgehend persönlich nachkam…
Da eine 1745 errichtete und 1758 in Stockholm garnisonierte -, bis 1771 vom Vater des Königs geführte und 1772 als "Änkedrottningens livregemente" (Leib-Regiment der Königin-Witwe) ehrenhalber an Königin Luise Ulrike verliehene Einheit infolge des Todes der Königin im Jahr 1782 – andere Quellen nennen 1791 – in "Kunglig Majestäts Göta livgarde" (Seiner Königlichen Majestät Göta-Leibgarde) umbenannt wurde, erhielt die zwischenzeitlich wieder auf die Stärke eines Regiments gebrachte Leib-Garde darauf den Titel "Första livgardet" (Erste Leibgarde); 1792 dann den Namen
"Svea Livgarde". Im gleichen Jahr – und damit nach der Ermordung Gustavs III. am 29. März 1792 – ging das am 7. Oktober 1790 für Herzog Karl (1748-1818; jüngerer Bruder von König Gustav III.; siehe dazu WIKIPEDIA) errichtete "Drabant Corps" mit einer Stärke von etwa einhundert Offizieren gleich zu Beginn der Regierung von König Gustav IV. (1778-1837; bis zur Volljährigkeit im Jahr 1796 unter der Vormundschaft des Herzogs bzw. seines Onkels; siehe dazu WIKIPEDIA) im "Kunglig Majestäts Lif Drabant Corps" auf, wobei die kommandierenden Offiziere von Karls Leib-Garde sämtlich in den Stab der Trabanten-Garde versetzt wurden. Am 2. Mai 1821 gingen die Trabanten schließlich selbst im Regiment "Svea livgarde" auf, dessen Chef-Stelle von nun an ebenfalls der jeweilige Regent einnahm. Der Dienst als persönliche Leib-Wache des Königs wurde von den Subaltern-Offiziern des Regiments übernommen.
Im Rahmen der Vorbereitungen zur Krönung des ehemaligen französischen Marschalls François Joseph Oscar Bernadotte zum König Oscar I. von Schweden (1799-1859; siehe dazu WIKIPEDIA) wurde aus 25 handverlesenen und bestens ausgebildeten Offizieren der Leib-Garde im Jahr 1844 wieder eine "Drabantvakt" (Trabanten-Wache zu 24 Gardisten und einem Kommandeur) formiert, die – durchaus vergleichbar mit heutigen Personen-Schützern – den König im 24-Stunden-Dienst als persönliche Leib-Wachen absicherten. Eine 1858 aus pensionierten Veteranen und Versehrten im Unteroffiziers-Rang formierten Einheit "Stånddrabanter" (zeremonielle Hof- oder Ehren-Garde, siehe dazu WIKIPEDIA), ausgestattet mit Waffen und Uniformen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, trat ausschließlich im Rahmen feierlicher Anlässe oder höfischer Prozessionen innerhalb des Residenz-Schlosses auf. Noch heute stellt die schwedische Leib-Garde bei zeremoniellen Anlässen eine besondere Wach-Truppe, die traditionell in den Uniformen des frühen 18. Jahrhunderts paradiert. Die aktuell bei Staats-Empfängen getragenen
Monturen (offiziell als "Uniform M/1860 Trabanten-Anzug" bezeichnet) entsprechen dem Modell, nach dem die im Jahr 1860 von den Trabanten der Ehren-Garde getragenen Uniformen gefertigt wurden, die König Karl XV. zum Staatsbesuch nach Paris begleitet haben.
... siehe dazu ausführlich WIKIPEDIA (schwedisch)
... ergänzend »Livgardet« (Online-Präsenz der Leibgarde; schwed.)
... sowie »Försvarsmakten« (Reglements und Protokolle; schwed.)
... als auch »шведских офицеров ... «
(Sergey I. Shamenkov: Uniformen schwedischer Offiziere ...; russisch.)
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 Rekonstruktion der »Livgardet«-Kompanie-Fahne.
 Schwedische Trabanten aus verschiedenen Zeiten. v.l.n.r.: ♦ Schwedischer Trabant 1560. ♦ Hof-Trabant 1630. ♦ Trabant zu Pferd 1700 ♦ Leib-Trabant 1783 ♦ Leib-Trabant 1844. ♦ Hof-Trabanten-Korporal 1844 Text-Illustration aus dem ► »Nordisk familjebok« (Konversationslexikon och Realencyklopedi) Quelle: ► Band VI von 1907aus der 2. Auflage 1904–1926.


 Korporal (Oberstleutnant) und Gefreiter (Kapitän) des Drabanten-Corps ("Drabantkåren") um 1700. Korporal (Oberstleutnant) und Gefreiter (Kapitän) des Drabanten-Corps ("Drabantkåren") um 1700. Rekonstruktion und Darstellung von Sergey Igorevich Shamenkov aus ► Uniformen schwedischer Offiziere aus der Zeit des Großen Nordischen Krieges, 1700-1721 (С.И. Шаменков - Мундир шведских офицеров периода Великой Северной войны) (siehe dazu auch ► »Империал« [Total-War-Forum, russ.])
 Rekonstruktion eines Trabanten der Leib-Wache König Karls XII. um 1709. (Quelle: ► Museum und Gedenkstätte »Festung Bender« [Moldawien])
 "Kunglig Majestäts Lif Drabant Corps. Les Drabants ou Gardes du Corps du Roy." Seiner Königlichen Majestät Leib-Drabanten-Corps. Die Drabanten oder Leibwachen des Königs. Offizier und Trabant um 1779. (Quelle: ► WIKIPEDIA)
 Porträts des späteren Generals ► Gustaf Mauritz Armfelt (1757–1814) als Leib-Gardist unter König Gustav III. in verschiedenen Gala-Uniformen der Hof-Trabanten um 1780 (Montage). v.l.n.r.: ♦ Drabant. ♦ Fähnrich. ♦ Offizier Gemälde von Pehr Hilleström d.ä. (1732-1816) (Quellen: ► linke Abbildung ► rechte Abbildung; Online-Sammlung "DigitaltMuseum" - Staatliche Porträt-Sammlung; Schloss Gripsholm)
 Instruktionen für die schwed. Streitkräfte. Uniform-Bestimmungen 2015. Trachten für Trabanten-Garden M/1860 v.l.n.r.: ♦ Drabanten-Chef Carl XI. ♦ Drabant Carl XII. ♦ Drabanten-Chef Carl XII. (Quelle: ► "INSTRUKTION FÖR FÖRSVARSMAKTEN. UNIFORMSBESTÄMMELSER 2015")
 17. April 2012: Anlässlich des Staatsbesuchs des finnischen Präsidenten Sauli Niinistö stellen Drabanten in Uniformen des 18. Jahrhunderts die Ehren-Garde. (Quelle: ► "Sveriges Kungahus" - Online-Präsenz des Schwedischen Königshauses)
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